Norma L.
11.03.2007, 13:35
Zur Ertüchtigung meines Stoffwechsels habe ich mir angewöhnt, bei Wetterlage einige verschlungene Runden im Wiener Volksgarten zu gehen. Mit hoher Geschwindigkeit, möchte ich bemerken. Nach zirka zehn Minuten bin ich bereits in Trance, also schon kurz, nachdem ich den Park betreten habe, denn ich verlasse bereits mein Haus in flottem Schritt.
Wenn sich die halbe Stunde dem Ende zuneigt, was mir die goldenen Zeiger der Turmuhr am Rathaus deutlich vor Augen führen, verlasse ich den Park. Immer dann durch den Ausgang hinter dem Burgtheater, wenn ich noch eine Besorgung zu machen habe, die mein Supermarkt nicht befriedigen kann. Man möchte kaum glauben, dass es so etwas gibt. Aber das gibt es.
Neulich also passiere ich, wie so oft, die Rückseite der schmucken kleinen Design-Tankstelle hinter dem Burgtheater, wo auch ich – zugegeben zu Apothekerpreisen – zuweilen tanke. Neben dem Edelstahlkiosk, am Rande des Gehsteigs, stecken zwei Männer zirka auf Kniehöhe die Köpfe zusammen. Den einen erkenne ich unschwer als den glatzköpfigen Tankwart, der breitbeinig und in der Leibesmitte abgewinkelt, köpfüber mit der Reifenpumpe hantiert. Der andere beugt sich im hellen Mantel, als wolle er seinem Fahrrad die Referenz erweisen, auffallend elegant auf einem Knie. Sein weißmeliertes langes Haupthaar fällt ein wenig strähnig über sein Gesicht. Aber gerade daran erkenne ich ihn. Hier kniet Julius Cäsar.
Peter Simonischek rüstet sein Fahrrad auf. Erfüllt von Grandezza, mit der er wohl soeben aus der Probe zum shakespearschen Drama hervorgegangen ist, das wir bald am Burgtheater sehen dürfen, wenn wir wollen (ich will nicht, glaube ich). Das Fahrrad scheint mir aus einer Zeit nach den Römern zu stammen, als der Mime seine volle und beachtliche Körpergröße noch nicht erreicht hatte. Es, das Rad, ein sogenanntes Herrenrad, ist blau und weiß, und ich kann mir kaum vorstellen, dass er nicht mit den Knien am Lenker anstößt, wenn er sich damit in Bewegung setzt. Es ist eines dieser Räder, deren Markenzeichen als kleines buntes Blechwappen um die Lenksäule gebogen und angeschraubt sind. Ich denke an meine eigene Adoleszenz. Meines war dunkelrot und weiß, ein Damenrad natürlich.
Ich halte nicht inne in meinem raschen Schritt, denn ich mag Peter Simonischek nicht. Der arme Mann kann nichts dafür und ich verstehe es auch nicht. Aber es ist so.
Er ist groß und fesch. Ja, er sieht doch wirklich gut aus. Und er ist überwiegend freundlich in seinen Presseauftritten. Er weist eine schöne Frau seines Alters auf, die, selber vielversprechende Schauspielerin, natürlich für Mann und Kind zurückgesteckt hat und nun manchmal den Tatort aufputzt oder Gedichte liest. Er ist aus der Steiermark, was man glücklicherweise nicht hört. Er ist seit einiger Zeit Jedermann am Salzburger Domplatz und ich mag ihn nicht. Jetzt redet er auch noch verständig aus dem mittäglichen Sonntagsradio mit seiner angenehmen Stimme. Ich glaube, er sagt gar keinen Blödsinn, aber ich höre nicht hin, sobald ich weiß, dass er es ist. Das ist doch wirklich unglaublich. Ich kenne das nicht von mir.
Was ist das? Ich fand doch sogar Curd Jürgens, auch ein kleiderschrankartiges Mannsbild, recht ansprechend. Selbst Arnie, dem man die Steiermark maßgeblich anhört, hat meine kleine Sympathie. Vielleicht ist es doch die Frisur? Ein wenig Werbefuzzi. Oder die feine und aufgeklärte Bonhommie, mit der er seine Frau patronized?
Ach, ist ja egal. Er hat jedenfalls ein Fahrrad und er wird den Cäsar ansprechend geben, wie ja auch den Jedermann. Ich bin wahrscheinlich neidisch auf seine Frisur.
Wenn sich die halbe Stunde dem Ende zuneigt, was mir die goldenen Zeiger der Turmuhr am Rathaus deutlich vor Augen führen, verlasse ich den Park. Immer dann durch den Ausgang hinter dem Burgtheater, wenn ich noch eine Besorgung zu machen habe, die mein Supermarkt nicht befriedigen kann. Man möchte kaum glauben, dass es so etwas gibt. Aber das gibt es.
Neulich also passiere ich, wie so oft, die Rückseite der schmucken kleinen Design-Tankstelle hinter dem Burgtheater, wo auch ich – zugegeben zu Apothekerpreisen – zuweilen tanke. Neben dem Edelstahlkiosk, am Rande des Gehsteigs, stecken zwei Männer zirka auf Kniehöhe die Köpfe zusammen. Den einen erkenne ich unschwer als den glatzköpfigen Tankwart, der breitbeinig und in der Leibesmitte abgewinkelt, köpfüber mit der Reifenpumpe hantiert. Der andere beugt sich im hellen Mantel, als wolle er seinem Fahrrad die Referenz erweisen, auffallend elegant auf einem Knie. Sein weißmeliertes langes Haupthaar fällt ein wenig strähnig über sein Gesicht. Aber gerade daran erkenne ich ihn. Hier kniet Julius Cäsar.
Peter Simonischek rüstet sein Fahrrad auf. Erfüllt von Grandezza, mit der er wohl soeben aus der Probe zum shakespearschen Drama hervorgegangen ist, das wir bald am Burgtheater sehen dürfen, wenn wir wollen (ich will nicht, glaube ich). Das Fahrrad scheint mir aus einer Zeit nach den Römern zu stammen, als der Mime seine volle und beachtliche Körpergröße noch nicht erreicht hatte. Es, das Rad, ein sogenanntes Herrenrad, ist blau und weiß, und ich kann mir kaum vorstellen, dass er nicht mit den Knien am Lenker anstößt, wenn er sich damit in Bewegung setzt. Es ist eines dieser Räder, deren Markenzeichen als kleines buntes Blechwappen um die Lenksäule gebogen und angeschraubt sind. Ich denke an meine eigene Adoleszenz. Meines war dunkelrot und weiß, ein Damenrad natürlich.
Ich halte nicht inne in meinem raschen Schritt, denn ich mag Peter Simonischek nicht. Der arme Mann kann nichts dafür und ich verstehe es auch nicht. Aber es ist so.
Er ist groß und fesch. Ja, er sieht doch wirklich gut aus. Und er ist überwiegend freundlich in seinen Presseauftritten. Er weist eine schöne Frau seines Alters auf, die, selber vielversprechende Schauspielerin, natürlich für Mann und Kind zurückgesteckt hat und nun manchmal den Tatort aufputzt oder Gedichte liest. Er ist aus der Steiermark, was man glücklicherweise nicht hört. Er ist seit einiger Zeit Jedermann am Salzburger Domplatz und ich mag ihn nicht. Jetzt redet er auch noch verständig aus dem mittäglichen Sonntagsradio mit seiner angenehmen Stimme. Ich glaube, er sagt gar keinen Blödsinn, aber ich höre nicht hin, sobald ich weiß, dass er es ist. Das ist doch wirklich unglaublich. Ich kenne das nicht von mir.
Was ist das? Ich fand doch sogar Curd Jürgens, auch ein kleiderschrankartiges Mannsbild, recht ansprechend. Selbst Arnie, dem man die Steiermark maßgeblich anhört, hat meine kleine Sympathie. Vielleicht ist es doch die Frisur? Ein wenig Werbefuzzi. Oder die feine und aufgeklärte Bonhommie, mit der er seine Frau patronized?
Ach, ist ja egal. Er hat jedenfalls ein Fahrrad und er wird den Cäsar ansprechend geben, wie ja auch den Jedermann. Ich bin wahrscheinlich neidisch auf seine Frisur.