MC Hausmacherleberwurscht
02.01.2007, 17:19
Wenn ich morgens die Kleine in die Kita bringe, wenn ich dabei den leichten Schweiß auf meiner Stirn spüre, da ich abermals zu spät dran bin, wie immer. Wenn ich danach ins Auto hetze und zum Job fahre, dabei mit vielen anderen Knechten auf der Autobahn um Sekunden rangle. Wenn ich nach der Arbeit mit Sodbrennen nach Hause rase, dabei überlaut Songs aus einer längst abgelaufenen Phase meines Lebens vom iPod auf mein Autoradio übertrage, dann denke ich oft an Bernd Begemann und wundere mich, dass ich eben diesen einen Song von ihm nicht auf meiner mobilen Festplatte habe: Schluss mit dem Quatsch, jetzt wird Geld verdient.
Dieser Titel und später die Zeile „Du musst noch einmal ins Büro vom Direktor rein. Und diesmal bleibst du drin, verstehst du, diesmal kommst nicht mehr raus!“, ja, die bringen es für mich ganz charmant auf den Punkt mit dem Ernst des Lebens.
Wenn nicht der langweilige Job, dann setzt dich auf jeden Fall die Geburt eines Kindes im Büro des Direktors fest. Vor allem, weil du mit fortschreitender Entwicklung des Zwergs fast ebenso streng wie ein Schuldirektor werden musst. Und es nicht willst.
Nun sitze ich an einem Sonntag in der Baby Lounge in Hamburg-Eimsbüttel, mein Baby Luzie auf dem Schoss, meine zauberhafte Juliette an meiner Seite. Und schaue am Brunch-Buffet einem untersetzten Vater dabei zu, wie er sehr gierig und sehr schnell unzählige längst kalt gewordene, makrobiotische Vegetarier-Snacks in sich reinfuttert. Jeweils eines in den Mund schiebend, während der Rest des vorangehenden Teilchens noch nicht geschluckt war. Nebenher backt sich der Mann mit dem braunen Pullover und der sich darunter wölbenden Plauze auf einem bereit stehenden Waffeleisen eine Waffel. Vergisst sie bei all der Fresserei und fördert schließlich, viel zu spät, ein kohlrabenschwarzes Brettchen zwischen den Eisenhälfen hervor. „Die ist aber knusprig“, feixt ein anderer Vater im Vorbeigehen. „Ich bin nicht schuld“, versucht Bernd Begemann die peinliche Situation von sich zu weisen.
Ich weigere mich lange zu glauben, dass das Bernd Begemann ist. Erst als ich ihn mit seiner sonoren Schmusestimme sein Töchterchen rufen höre, ist alles klar: „Belinda!“ Bernd Begemann trägt auch Pullover mit großem B vorne drauf.
Bernd und Belinda Begemann. Das ist rührend. Später, in der Spielecke, spielte Luzie ein wenig mit Belinda, während ich Milchkaffee trank und Bernd Begemann die Umsonst-Welt-am-Sonntag las. Zwischendurch bückte sich Begemann nach irgendwas und Juliette und ich sahen, wie sich Dreiviertel seiner Po-Ritze aus seiner Jeans reckten. Ich kenne das alles gut, ich bin auch dick. „Sie sind nicht dick, sie sind fett, Herr Hausmacherleberwurscht“, das sagte einst mein Arzt.
Nun, Begemann hat also auch ein Kind, er ist dick, sehr dick, geworden. Mit dem Quatsch wird definitiv Schluss sein, auch bei ihm. Doch, wer will schon ewig Quatsch. Und im Büro vom Direktor gibt es auch ein Fenster, das kann man weit aufmachen zwischendurch und gut lüften. Und so ein lederner Chefsessel ist doch auch ganz bequem.
Begemann hat vor Jahren und vor Belinda eine Solo-Platte gemacht, die letzte, die ich kaufte nach den relativ grossartigen Vorgängern. Und diese letzte Platte war schlimm verbittert, Begemann ätzte über die Menschheit hinweg und man spürte, der Typ hat sich verrannt, ohne Ziel, die alte Masche ist durch, die neue noch nicht gestrickt.
Jetzt, mit entblößter Po-Ritze, Vegetarier-Snacks in beiden Backen, der Umsonst-Welt-am-Sonntag-Minute im Spielzimmer und vor allem diesem kleinen Belinda-Wesen, da sieht Begemann glücklich aus, ja stolz. Genau wie ich mit Luzie.
Eigentlich möchte ich ihn jetzt ansprechen. Sagen, dass auf manchen Quatsch im Leben doch geschissen ist, auch wenn es manchmal hart ist. Doch Luzie setzt ihren verklärten Blick auf, lehnt sich an eine Kinder-Küche und scheisst in die Hose. Ich muss sie wickeln.
Dieser Titel und später die Zeile „Du musst noch einmal ins Büro vom Direktor rein. Und diesmal bleibst du drin, verstehst du, diesmal kommst nicht mehr raus!“, ja, die bringen es für mich ganz charmant auf den Punkt mit dem Ernst des Lebens.
Wenn nicht der langweilige Job, dann setzt dich auf jeden Fall die Geburt eines Kindes im Büro des Direktors fest. Vor allem, weil du mit fortschreitender Entwicklung des Zwergs fast ebenso streng wie ein Schuldirektor werden musst. Und es nicht willst.
Nun sitze ich an einem Sonntag in der Baby Lounge in Hamburg-Eimsbüttel, mein Baby Luzie auf dem Schoss, meine zauberhafte Juliette an meiner Seite. Und schaue am Brunch-Buffet einem untersetzten Vater dabei zu, wie er sehr gierig und sehr schnell unzählige längst kalt gewordene, makrobiotische Vegetarier-Snacks in sich reinfuttert. Jeweils eines in den Mund schiebend, während der Rest des vorangehenden Teilchens noch nicht geschluckt war. Nebenher backt sich der Mann mit dem braunen Pullover und der sich darunter wölbenden Plauze auf einem bereit stehenden Waffeleisen eine Waffel. Vergisst sie bei all der Fresserei und fördert schließlich, viel zu spät, ein kohlrabenschwarzes Brettchen zwischen den Eisenhälfen hervor. „Die ist aber knusprig“, feixt ein anderer Vater im Vorbeigehen. „Ich bin nicht schuld“, versucht Bernd Begemann die peinliche Situation von sich zu weisen.
Ich weigere mich lange zu glauben, dass das Bernd Begemann ist. Erst als ich ihn mit seiner sonoren Schmusestimme sein Töchterchen rufen höre, ist alles klar: „Belinda!“ Bernd Begemann trägt auch Pullover mit großem B vorne drauf.
Bernd und Belinda Begemann. Das ist rührend. Später, in der Spielecke, spielte Luzie ein wenig mit Belinda, während ich Milchkaffee trank und Bernd Begemann die Umsonst-Welt-am-Sonntag las. Zwischendurch bückte sich Begemann nach irgendwas und Juliette und ich sahen, wie sich Dreiviertel seiner Po-Ritze aus seiner Jeans reckten. Ich kenne das alles gut, ich bin auch dick. „Sie sind nicht dick, sie sind fett, Herr Hausmacherleberwurscht“, das sagte einst mein Arzt.
Nun, Begemann hat also auch ein Kind, er ist dick, sehr dick, geworden. Mit dem Quatsch wird definitiv Schluss sein, auch bei ihm. Doch, wer will schon ewig Quatsch. Und im Büro vom Direktor gibt es auch ein Fenster, das kann man weit aufmachen zwischendurch und gut lüften. Und so ein lederner Chefsessel ist doch auch ganz bequem.
Begemann hat vor Jahren und vor Belinda eine Solo-Platte gemacht, die letzte, die ich kaufte nach den relativ grossartigen Vorgängern. Und diese letzte Platte war schlimm verbittert, Begemann ätzte über die Menschheit hinweg und man spürte, der Typ hat sich verrannt, ohne Ziel, die alte Masche ist durch, die neue noch nicht gestrickt.
Jetzt, mit entblößter Po-Ritze, Vegetarier-Snacks in beiden Backen, der Umsonst-Welt-am-Sonntag-Minute im Spielzimmer und vor allem diesem kleinen Belinda-Wesen, da sieht Begemann glücklich aus, ja stolz. Genau wie ich mit Luzie.
Eigentlich möchte ich ihn jetzt ansprechen. Sagen, dass auf manchen Quatsch im Leben doch geschissen ist, auch wenn es manchmal hart ist. Doch Luzie setzt ihren verklärten Blick auf, lehnt sich an eine Kinder-Küche und scheisst in die Hose. Ich muss sie wickeln.