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Flow
03.12.2006, 14:40
An einem Samstag, kurz vor Geschäftsschluss, betrat ein nicht sehr großer, fein gekleideter Herr den Laden. Ohne zu zögern, so heißt es, sei er zielstrebig in die obere Etage gegangen, direkt in die Modellbahnabteilung. Er schien sich auszukennen, obwohl er noch nie hier gesehen worden war. Der Chef persönlich begrüßte den unbekannten Kunden. Der Mann sprach gutes Deutsch mit erkennbar amerikanischem Akzent. Er interessiere sich für Modellbahnen und ob er wohl noch etwas kaufen könne, fragte er. Selbstverständlich, sagte der Chef, denn kein Kunde wurde von ihm abgewiesen, auch nicht kurz vor Ladenschluss. Und schon gar nicht ein Eisenbahnkunde, denn der Chef selbst war ein Eisenbahnnarr. Und freute sich über jeden Kunden, der sein Interesse teilte. Mit so manchem führte er ausführlichte Fachgespräche über die große Welt der kleinen Modellbahnen.
Der Fremde aus den Vereinigten Staaten ließ sich die schönsten Lokomotiven und Waggons vorführen und stellte kluge Fragen. Die Auswahl in dem Geschäft war nicht klein, denn so gut wie alles, was es von Märklin und anderen Herstellern gab, gab es auch in diesem Laden.
So standen die beiden noch lange, nachdem das Geschäft geschlossen worden war und alle Angestellten das Haus verlassen hatten, und unterhielten sich.
Er sei auf dem Rückweg nach Amerika und wolle seinen beiden Söhnen etwas mitbringen. Und da sei eine Eisenbahn aus Germany doch grade das richtige. Schließlich kauft er nicht nur Waggons, sondern auch Lokomotiven und Schienen, Weichen, Zubehör. Er zahlte bar, seinen Besuch in dem Geschäft hatte er tatsächlich gut geplant, von Freunden hätte er erfahren von dem Geschäft. Und dann hätte er noch eine Bitte - ob man ihm denn all diese Sachen ins Hotel liefern könnte? Aber selbstverständlich, sagte der Händler, selbstverständlich, das können wir veranlassen. Er zückte ein Buch, notierte den Namen des Hotels.
"Und verraten Sie mir bitte noch Ihren Namen?" Der Amerikaner lächelte freundlich. "Douglas" sagt er. "Mr. Douglas ...?" Fragend blickte der Spielwarenhändler auf. "Ja? Und wie noch?" Endlich wurde der Amerikaner konkret. "Kirk, ... Kirk Douglas." "Oh", sagte der Spielwarenhändler. Einfach nur "Oh" und dann sei er ein klein wenig errötet. "Bitte verzeihen Sie, Sir, ich bin kein Cineast und kein Filmkenner." "Aber das macht doch nichts", hätte da Kirk Douglas erwidert "Dafür sind Sie ein ausgezeichneter Eisenbahnkenner."
Schmunzelnd erzählte meine Großmutter diese Geschichte aus den 50er Jahren, eine Anekdote aus dem Spielwarengeschäft ihres Vaters. Ich konnte sie gar nicht oft genug hören, denn die Vorstellung, dass Michael Douglas mit einer Eisenbahn aus dem Geschäft gespielt hatte, gefiel mir seit jeher.
Heute lese ich, dass Kirk Douglas gestern seinen 90er gefeiert hat.
Happy Birthday, Mr. Douglas!