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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Benedikt XVI, Papst



Ruebenkraut
17.09.2006, 00:06
Vorrede: Ich wollte es eigentlich sein lassen, weil es ja alle schon im TV gesehen haben und gehört und mittlerweile auch gelesen (http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/speeches/2006/september/documents/hf_ben-xvi_spe_20060912_university-regensburg_ge.html), aber na gut, es ist ja jetzt das große Ding und KC hat so gebettelt.


Der Papst kam diese Treppe runter, alle – mich eingeschlossen - standen auf, es war buchstäblich eine erhebende Stimmung, tatsächlich. Der Chor sang, der Rektor schritt stolz neben dem Papst und der Papst war eben der Papst.
Etwas kleiner als von mir gedacht, jedenfalls neben den anderen. Sie hatten ihm einen etwas größeren Stuhl in die Mitte gestellt, barock verschnörkelt und mit rotem Samt gepolstert – also solche Stühle gibt’s normalerweise nicht in einer Universität, höchstens im Fundus vom Theater. Es gab vier oder fünf davon, ich konnte diese Stühle etwas länger betrachten als später die darauf Sitzenden , da wir aus Sicherheitsgründen schon eine Stunde vor Ankunft des Papstes im Audimax Platz nehmen mussten.
Von den roten Stühlen war der für den Papst vorgesehene also etwas größer, aber es konnte den Größenunterschied zum Rektor und insbesondere zum Regensburger Bischof nicht ganz ausgleichen, unterstrich ihn eher noch.
Der Chor sang (übrigens gut) alles Lateinische, was er so drauf hatte – zwischendurch wollte der Rektor nach Lied zwei und nach Lied drei aufstehen und loslegen, hat aber rechtzeitig bemerkt, dass noch ein viertes gesungen wird und dann wurde (der Rektor war diesmal sitzen geblieben) sogar noch ein ein fünftes gesungen. Ich dachte schon, das war es jetzt und wir werden jetzt aufgefordert, alle wieder nach Hause zu gehen.

Dann aber, nach den kurzen Sätzen des Rektors, begann der Papst doch mit Vorbereitungen für seine Vorlesung. Erst wollte er dazu aufstehen – ist ja auch normal bei einer Vorlesung. Zum Sprechen ist es viel besser, wenn man steht. Die Profs können dann auf und ab gehen, schlafende oder Zeitung lesende Studis aufschrecken, an der Tafel einfache Zusammenhänge mit Zeichnungen und Pfeilen komplizierter machen, oder den Overheadprojektor unscharf stellen. Aber es war offenbar nicht vorgesehen, dass der Papst beim Vorlesen steht und herumgeht. Das Mikro war auf Sitzstellung eingestellt (vermutlich hatten Techniker stundenlang damit zugebracht, das Mikro so auszurichten) und das ließ sich auf die Schnelle auch nicht ändern. Obwohl, versucht haben sie es schon und dabei das Mikro fast umgestoßen. Der Papst ist aber nicht etwa wie ein Chef, der darauf besteht, dass die Untergebenen es jetzt sofort so einrichten, wie er das will, sondern eher so einer, der sich dann bescheiden darein fügt, eben jetzt die Vorlesung im Sitzen zu halten.

Ein Assistent aus der ersten Reihe gab ihm sein Manuskript, etwa 20 Blätter, frisch aus dem Computerdrucker. Also nicht etwa 20 goldschnittkantige Büttenpapiere, in Leder gebunden, auch kein Teleprompter , nein, einfache weiße DinA4 Blätter. Man kann das jetzt auch im Fernsehen sehen, wenn man darauf achtet und nicht auf die Worte des byzantinischen Kaisers.

Thema war das Verhältnis von Glaube und Vernunft und der Aufhänger war, was die Theologie eigentlich soll an der Uni und ob das überhaupt Wissenschaft ist.
Was mir durch den Kopf schoss: Da kommt der Papst, also immerhin einer der offiziellen großen drei vier fünf Leute auf dem Planeten, der ist auch (immer noch) Prof an dieser Uni und alle sind natürlich begeistert, dass er überhaupt Zeit hat dafür herzukommen und zu sprechen, und der spricht dann erst einmal darüber, ob das Fach, das er vertritt, überhaupt an die Uni gehört. Ist natürlich eher so eine rhetorische Frage gewesen – aus seiner Sicht.
Seine Argumentation (kann ja jeder mal nachlesen) läuft wohl darauf hinaus: wenn die Katholiken so einen Glauben verträten wie es die Protestanten tun, dann könntet ihr den lieben Gott doch auch in euren Uni-Kanon aufnehmen, also den kritischen Rationalismus „erweitern“ um ethische Grundprinzipien, die uns ein vernünftiger Gott mitteilt und die die Theologen dann übersetzen. Im Endeffekt könnten das sogar die Grünen unterschreiben, um diese naturwissenschaftlichen Frankensteins zu bremsen und um in den vom Papst am Ende seiner Rede propagierten Dialog mit den anderen religiösen Kulturen der Welt (gemeint ist wohl der Islam) einzutreten.

Trotzdem hat es mich nicht überzeugt: Die Vorlesung arbeitet ein bisschen mit der Schlussfolgerung, mit dem Gewaltverzicht bei der Missionierung sei zugleich schon Vernunft verbunden. In der Vorlesung weist der Papst selbst darauf hin, dass das griechische Wort „logos“ mit „Wort“ aber auch mit „Vernunft“ übersetzt werden kann: Diese Gleichbedeutung nutzt er geschickt im weiteren Verlauf seiner Vorlesung: Die Vernunft der Verbreitung der Religion durch das Wort – dem kann wohl niemand widersprechen - wird dabei unbemerkt zur Vernunft des religiösen Inhalts selbst. Lest halt nach und macht Euch Euren eigenen Reim darauf auf dem Hintergrund der katholischen Glaubensinhalte.

Also, die Vorlesung war gelehrt, der Papst war erstaunlich sympathisch, er sprach so, dass man ihm folgen konnte, niemand musste eindösen. Er sprach ca. 40 Minuten und er brachte sein Botschaft rüber. Es hat ihm auch sichtlich Spaß gemacht, mal wieder eine Vorlesung an der Uni zu halten. Leider gab es keine Gelegenheit zu Fragen und Diskussion. Der Papst schritt nach dem Austausch von Gastgeschenken (Bibelfaksimiles) durch den kurzen Gang neben der Bühne zum nächsten Termin im Dom.

Und hier könnte mein Bericht enden, wäre da nicht die „schmutzige Stelle“.

Sie kam ziemlich am Anfang und es hat natürlich jeder im Saal gehört, und ich war gespannt, worauf der Papst damit hinauswill – das Zitat schien etwas weit hergeholt, eingebettet in eine (halbe) Distanzierung. Nachdem nachher dazu kein Wort mehr kam, habe ich mich gefragt, was es denn da sollte, dieses Anti-Mohammed-Zitat. Leider hat der Papst es offenbar nur als Illustration genutzt, um zu dem Schluss zu gelangen, ein (als vernünftig gedachter) Gott wolle den Glauben an ihn nicht gewaltsam verbreitet wissen.
Da sich das Christentum historisch von dieser Unvernunft kaum ausnehmen kann, wäre es fair gewesen, wenn der Papst seine Position mit Beispielen der gewaltsamen Verbreitung des Christentums illustriert hätte. So direkt wollte er es aber wohl nicht sagen, sondern durch die Blume dieses Uraltzitats, das sich gegen die Gewalttätigkeit der Verbreitung des Islam richtet, aber natürlich ist die christlich-katholische Gewaltmissionierung automatisch mitgemeint.
Merkwürdigerweise keinen Gedanken habe ich daran verschwendet, dass hier Muslime „beleidigt“ sein könnten, weil der Papst irgendeinen weitgehend unbekannten Toten zitiert, der Mohammed kritisiert. Vor dem Hintergrund der früheren gewaltsamen Verbreitung des christlichen Glaubens aber mit dem Finger auf andere zu zeigen, das erschien mir etwas unfein.

Die Schlussfolgerung des Papstes war dann aber gegenteilig. Denn am Ende stellte der Papst sich auf eine Seite mit den "tief religiösen Kulturen" gegen einen reinen Rationalismus der "westlichen Welt", und das war ja schon seine bekannte Haltung im Karikaturenstreit.

(Egon Flaig schreibt heute in der FAZ, wir wären nur wegen der Gewaltbereitschaft der Kreuzzügler nicht selbst Muslime. Aber mit dieser Art Geschichtsverständnis kann man natürlich auch behaupten, der Papst sei nur Christ, weil Karl der Große seine Vorfahren vor die Alternative Taufbecken oder Kopf ab gestellt hat.)

Pond
17.09.2006, 09:17
Gut, daß du es nicht hast sein lassen, Rübe.

Klaus Caesar
17.09.2006, 21:26
Ich danke mir sehr herzlich dafür, daß ich Rübe diese Geschichte entsteißt habe. Hat man eben doch nicht alles im TV gesehen.

Bin ich eigentlich der einzige in diesem weiten Rund, der die halsbrecherischen Versuche des Papstes, das Gegensatzpaar Glaube und Vernunft zu einer untrennbaren Sinneinheit zu verpfriemeln, mit Begeisterung verfolgt? Das konnte ja nicht gut gehen, Mohammed-Bashing hin oder her.

raumoberbayern
17.09.2006, 21:32
am vergangenen Samstag Mittag im nahezu menschenleeren, nur von einigen Grüppchen Polizisten bevölkerten Marienplatzuntergeschoss, haben drei Moslems die vier großen Münchner Zeitungen verkauft, die sämtlich mit Papstportraits aufgemacht waren, dazu ein Papstspecial der SZ. So geht Dialog der Religionen, Glaube, Vernunft und Ökonomie.

Aleks
18.09.2006, 00:29
Zum ersten Mal wird mir klar, dass Klaus Caesar gar nicht so klug ist, wie er aussieht. Zustände.

Klaus Caesar
18.09.2006, 11:51
Was ist los? Hab ich Deine religiösen Gefühle verletzt? Mußt Du jetzt eine Nonne erschießen?

duden
18.09.2006, 13:33
Gab´s nicht mal ein Agreement, dass jede In-echt-sind-sie-immer-kleiner-als-im-Fernsehen-Formulierung im Grunde äbäh und RTL ist? Schöne Geschichte, sonst.

FritzWoelkchen
18.09.2006, 13:41
Aleks und Klaus Caesar brauchen nicht streiten.

Stimmen
18.09.2006, 14:16
Halts Maul.

FritzWoelkchen
18.09.2006, 14:27
Ich hab's aber ernst gemeint.

Tristram Shandy
18.09.2006, 15:52
noch schlimmer.

FritzWoelkchen
18.09.2006, 16:03
Es ist ein Missverständnis. Muss ich aber nicht versuchen zu erklären.

Aleks
18.09.2006, 16:11
Ich streite nicht mit jedem dahergelaufenem Trottel, wohl aber mit KC, obgleich er offenbar immer noch für das MfS arbeitet.

FritzWoelkchen
18.09.2006, 16:19
Streiten wollte ich ja auch gar nicht. Ich kann's nicht ertragen, das aneinandervorbeireden.

Nicki Tuete
18.09.2006, 16:38
Woelkchen, SIE sind unerträglich.

FritzWoelkchen
18.09.2006, 16:48
DAS von einem Serienmörder.

Klaus Caesar
18.09.2006, 16:49
Ich würd mich ja gern mit Dir streiten, Aleks, aber FritzWoelkchen sagt nun mal, wir brauchen nicht. Dabei habe ich schon einen hammermäßigen Beleidigungskatalog zusammengestellt (Kostprobe: "Aleks arbeitet selber beim MfS!"). Schade drum.

FritzWoelkchen
18.09.2006, 16:51
Yeah, way to go!

Aleks
18.09.2006, 16:57
Hör mal, KC, nur weil ihr Atheistenschweine seid und weder Oberhaupt noch Symbole noch Ehre habt, die man mit Bomben oder Karikaturen oder notfalls auch Fundamentaltheologie angreifen könnte, heißt das noch lange nicht, daß ihr gewonnen habt. Einfach das Tor wegtragen gilt nämlich nicht.

Klaus Caesar
18.09.2006, 17:13
Ich bedaure zutiefst, daß einige Stellen meiner Postings beleidigend für die Gefühle kanadischer Astronomen geklungen haben könnten. Ich hoffe, daß diese Erklärung dazu beiträgt, die Herzen zu besänftigen, und die Bedeutung meiner Postings klarstellt, die eine Einladung zum offenen und ernsthaften Dialog im großen und gegenseitigen Respekt war und ist.

fabchief
19.09.2006, 09:42
An dieser Stelle zwar nicht 100%ig passend, trotzdem sollte man immer mal wieder auf dieses (http://www.soziales.fh-dortmund.de/Berger/aktuelles/ws%200506/Druckversion%20-%20Debatte%20Der%20radikale%20Verlierer%20-%20Kultur%20-%20SPIEGEL%20ONLINE%20-%20Nachrichten.pdf#search=%22enzensberger%20radikale%20verlierer%22) Essay hinweisen.
Ebenfalls sehr lesenswert: Das hier (http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=sp&ressort=S100&id=579077)

Klingeltonk
19.09.2006, 11:43
Ich meine, das muß man sich einmal vorstellen: der Papst zitiert historisch, der Islam neige zur Gewalttätigkeit, und dann erschießen sie deshalb eine Nonne, aus fortgeschrittener Hochbeleidigtheit. Was wäre wohl, wenn Benedikt dem Islam anderes vorgeworfen hätte, z.B. „Der Moslem hat keine Ahnung vom Schweinsbraten“ oder „Der Mohammedaner hört nur sehr schlechte Popmusik.“ - unausdenklich.
Ich habe vor Wut geschäumt, als selbst vertrauensvolle Blätter wie die SZ dem Papst fürs Gefühleverletzen einen reindrückten. Der Islam führt seit den Nullern sowieso uneinholbar bei „Religionen-die-mir-auf-die-Eier-gehen“.

Aleks
19.09.2006, 17:00
Genau was Tonk sagt. Erkannt haben die Islamisten immerhin korrekt, dass der Papst nicht seine Worte, sondern nur die Reaktionen darauf bedauert. Ich halte es außerdem für bewundernswert, wie der Papst seine eigene Regierung ausgetrickst hat. Normalerweise verläßt ja nichts seinen Mund ohne vorherige achtfache oderso Überprüfung der Vatikan-Diplomaten. In dem engen Zeitfenster jedoch, in dem die alten Vatikan-Zensoren schon weg sind, die neuen jedoch noch nicht da, schmuggelt Benedikt via Regensburg eine politisch unkorrekte Botschaft an den Islam aus dem Haus.

Dolli Williams
19.09.2006, 21:09
Ärgerlich nur, daß man jetzt auch noch den Papst als 'Verteidiger säkularer Werte' gut finden muß. Soweit isses schon!

joq
19.09.2006, 22:36
Das Ganze taugt zumindest als neuerliches Exempel dafür, dass Religionen jedeweder Art ab einer bestimmten Anzahl von Anhängern (10 und mehr) Unheil bringen.

Doctor Subtilis
19.09.2006, 23:22
Es bleibt wenig, als leise weinend dem morgendlichen Gebetsruf (http://sanaani.podspot.de/files/Muezzin%20am%20Morgen.mp3) der Muezzine von San'a zu lauschen.

Aleks
20.09.2006, 00:02
Weil Atheisten ab einer bestimmten Anzahl, wie gewisse Geschichten zeigen, auch unheilvoll sind, moechte ich joqs Schlussfolgerung erweitern: Jedwede Geisteshaltung ist, sollte sie von mehr als zehn Menschen geteilt werden, potentiell gefaehrlich und daher verachtenswert.

Saposcat
20.09.2006, 02:51
...

Ruebenkraut
25.09.2006, 20:31
Wer hilft? (http://www.flickr.com/photos/ruebenkraut/252166602/)

raumoberbayern
26.09.2006, 18:21
das dürfte in etwa so viel bedeuten wie das:

http://static.flickr.com/85/253388165_c855446357.jpg

Ardath Bey
27.09.2006, 19:01
Sehr schönes Bild, gefällt mir gut!

Kunta Kinte
27.09.2006, 20:06
Wo gibt´s dieses Bier?

Ruebenkraut
28.09.2006, 08:01
Meinst Du Papst-Bier? (http://www.weideneder.com/start.html) oder Jesus-Bier? (http://www.flickr.com/photos/katatonik/16293620/) Gibt es vielleicht hier. (http://www.bierhimmel.com/)

raumoberbayern
28.09.2006, 23:56
das Papst Bier gibt es im gut sortierten Getränkefachgeschäft. Auf dem Bild oben handelt es sich um einen Aufkleber, der sicher im aufgeschlossenen Bibelkreis erhältlich ist.

Norma L.
07.09.2007, 12:25
Soeben schwamm der Papst an meinem Fenster vorbei. Das Ihm zugehörige Papamobil ist leider nicht dafür eingerichtet, dass Gott im Himmel, oder ich oder auch die Wirtschaftsprüfer von gegenüber den Heiligen Vater sehen können, so von oben. Nichtsdestotrotz will ich berichten. Schließlich wird fortan der Weg zu meinem Schwimmbad, den ich heute nicht beschreiten kann wg. Papst, fortan ein geheiligter Boden sein. Davon verspreche ich mir viel für meine Gesundheit.

Soeben höre ich aus dem Fernseher das leichte Tremolo in der Stimme des Wiener Kardinals, das ist der mit dem Intelligent Design, wie er sich bedankt. Auch er ist ganz ergriffen. Dazu gläubige Groupies, junge katholische Mädchen, die kreischen, wie auch die bei Tokio Hotel oder allwo. Ein herzliches Grüßgott in Österreich und in der Wienerstadt! Spricht der Kardinal. Kreischen. Benediktraps aus jungfräulichen Kehlen.

Diesen Jungfrauen bin ich insofern sehr verbunden, weil ich durch dieses Getön von meiner herrlichen Minestrone aufgescheucht und zum Fenster geholt wurde. Und da kamen schon viele Motorräder, Polizeiautos (die eleganteren, dunkelblau), Hubschrauber oben. Die Regenschirme der Wirtschaftsprüfer von gegenüber entfalteten sich angemessen dunkelblau mit Firmenlogo auf den Balkonen. Es war sehr feierlich, wenngleich unwirtlich. Der Himmel weint ziemlich stark.

Das Papamobil ist fast weiß, mit Perlglanz. Es wirkte aus meiner Perspektive leider doch ein wenig wie ein edler Krankenwagen. Von hinten oben konnte ich dann die päpstlichen Schultern erblicken, die sich bewegten, hin zum Kirchenvolk beidseits der Absperrungen, die mir meinen Einkauf, das Schwimmen etc. noch für Stunden verwehren. Das Kirchenvolk war, wohl wetterbedingt, eher spärlich aufgereiht. In einer Reihe. Mit ein paar freien Metern hie und da. Zurück zu Ihm: Das Gewand muss weiß sein. Darüber Purpur. Eine Mantilla, vermutlich. Jetzt im TV der Papst, heiser im Anklang. Der arme irdische Mann. Jetzt muss er bei dem Sauwetter auch noch nach Mariazell. Ich hoffe doch, er hat viel Paar Schuhe dabei.

Apropos Mantilla, Schuhe. Die Freude Des Gottesmanns an edlem Zeug macht mich ganz jung. Immer taucht vor meinem inneren Auge die Erinnerung an die wunderbare Szene in einem Fellini(?)film aus den Siebzigern auf: eine Kardinalsmodenschau. Ja, es dauert halt doch keine Ewigkeit, bis die Wirklichkeit die Fantasie einholt.

Er ist wirklich heiser. Er tut mir leid. Wenn man bedenkt, Er ist so alt wie mein Vater. Und der ist gut beisammen, aber dennoch mittlerweilen recht froh, dass er nicht mehr bei jedem Wetter aus dem Hause muss. Kreisch. Ausgelöst durch: Ich kann Sie nur bewundern und Vergeltsgott sagen! Sagt der Papst zu den Wienerinnen und Wienern da im Regen. Gleichzeitig mit meinem eigenen Erbarmen mit Seinen Strapazen. Wenn das kein Wunder an Synchronizität ist. Ogott, die Stimme. Nein funktioniert nicht (O-Ton Papst). Der arme alte Mann. Eigentlich ist ja feuchte Luft gut für die Stimme. Aber es ist ja auch noch kalt. Und die Mikros sind offenbar jetzt auch noch abgesoffen.

Jetzt wieder Mikros an - Er immer noch heiser. Jungfrauen kreisch.

Norma L.
07.09.2007, 13:03
So, diesmal Papst von rechts. Daher kann ich nun noch darüber sprechen, dass ich die Heiligen Hände sehen konnten, die Segen spendeten. Den Weißen Schoß der Heiligkeit, sowie das halbrund der purpurnen Mantilla bis zu den Schultern. Allein, Sein Haupt blieb mir und den Wirtschaftsprüfern doch verborgen.