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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gustav Peichl



Elli Kny
05.07.2006, 08:25
Seit einigen Tagen vergnüge ich mich als Hausfrau, Vorstand eines Einpersonenhaushaltes, meines eigenen. Das ist nicht immer nur einfach. Gestern versuchte ich mich als Schlampe und drehte um 14Uhr den Fernseher auf. Das gelang ziemlich gut-draußen herrliches Badewetter, ich räkelte mich vor einem Krimi mit Starbesetzung.
Alles ist aufgeräumt bei mir. Ich ertrage keinerlei Dinge an Plätzen, die dafür nicht vorgesehen sind. So kann mich mein bezaubernder Duschgeher in Unruhe versetzen, wenn er Badetücher zum Trocknen aufhängt. Nicht im Bad tut er das, er hängt sie dort hin, wo er Luftzug vermutet. Dabei gibt es keinerlei Luftzug an solchen Tagen. Also habe ich zu tun, ich hänge die Badetücher woanders hin. Ich habe also solange zu tun, solange Dinge nicht exakt positioniert sind. Bald werde ich einen Coach benötigen, der mildernd auf mich einwirkt und mir gestattet Dinge zu suchen und fallen zu lassen.

Während dieser Tätigkeiten male ich mir mein Leben als Pensionistin aus, aufs unerträglichste lästig werde ich sein. Für diesen Zeitabschnitt spare ich jetzt schon Geld an, das wird teuer. Ich verbreite in meinem spärlichen Freundeskreis, man möge mich in ein Heim bringen, wo gemeinsam Lieder gesungen werden, das habe ich auch im Fernsehen gesehen. Dort sangen alte Menschen "Hoch auf dem gelben Wagen" und gaben sich dabei die Hände. Ich möchte auch mit Drogen versorgt werden, Joints zum Frühstück, damit der Tag lustig wird und unbeschwert. Dafür werde ich all mein verbliebenes Erbe verwenden.
Nun zum Eigentlichen. Stunden verwendete ich für zwei Tätigkeiten: das Beschaffen eines gültigen Reisepasses und eines Scheckkartenführerscheins mit Namensänderung. Ich bereitete mich für die erste Tätigkeit nur unzulänglich vor. Ich hatte kein Nahrungspaket bei mir. Mein Tag wurde durch dreimaliges Aufsuchen des Fotografen gegliedert. Mein Kopf sei zu klein abgebildet, mein Augenabstand betrage nicht 8 Millimeter. Ich hatte schon großen Durst, aber 7 Stunden später war der Antrag fertig.
Am nächsten Morgen stellte ich mir, vorausblickend und geschwächt vom Vortag, ein Jausenpaket kombiniert mit Lektüre zusammen. So fuhr ich aufs Verkehrsamt. Dort das zu erwartende Bild von entnervten Menschenschlangen, die sich im heißen Raum langsam vorwärts schoben. Siehe da, meine gelegentliche Geselligkeit spielte mir einen Streich und ich unterhielt mich mit zwei Damen derart angeregt, dass wir die zweistündige Aufgabe mit ausgezeichneter Bravour meisterten.
Es blieb kaum Zeit den artigen Prof. Peichl zu bemerken. Auf seinem Antrag erblickte ich den Titel "Professor". Unverkennbar mit seinen Brillengläsern, die die Augen groß erscheinen ließen, stand er unter uns Gewöhnlichen.
Schon tönte es aus der Schlange: "San Se da Peichl? Da Ironismus?" "Oiso, wenn ma den Peichl net erkennt, des warad a Schand." "Derfat i a Autogramm hobn?"
Der Professor nahm ein großes Kuvert und schrieb darauf: "Herzlichst! Ironimus." Danach malte er ein Blümchen dazu und fragte noch: "Lesen Sie die Presse?" "Na, nua ob und zua."
Mir fiel auf, dass seine Hand zitterte. Aber ist nicht gerade das sein Markenzeichen?
Mich wird man an schönen Liedern erkennen, stelle ich mir gerade vor, ich werde mich an den Händen anderer anhalten und unbeschwert sein. Doch heute, also jetzt gleich, gehe ich zum Augenarzt und möglicherweise wird meine Brille umgestellt und dann blicke ich ebenfalls mit großen Augen durch die Stadt.

maki
05.07.2006, 09:51
Das leuchtet so irisierend prachtvoll und edel, dass im Gegenlicht selbst ein aufgeblasener eitler Sack wie Herr Peichl auf versöhnliches Normalmaß schrumpft. Wunderschön.

danijam
19.02.2009, 21:55
Wirklich. Was ist ein Duschgeher wer Peichl?

Saposcat
20.02.2009, 09:09
...

Saposcat
20.02.2009, 10:02
...

danijam
20.02.2009, 19:03
dankeschön, aaah googelbare Antworten sind die schönsten, manchmal frage ich im Expertenforum von chip.de, wie man den Bildschirmschoner ausmacht (dringend, progi funzt net!)

Herr Weber
25.08.2009, 09:50
Hoch lebe Elly Kny!

elinor
25.08.2009, 11:06
Hoch lebe Herr Weber, da er Elly Kny hochleben ließ!