Heino, tankend

[feuerfux]

Es muß im Sommer '96 gewesen sei, als ich sonntags vom erfolgreichen Kühlschrankleeren bei meinen Eltern heimkehrte zum freudvollen Kühlschrankwiederauffüllen in meiner Studentenbutze. Daselbst trug es sich zu, daß ich meine ebenso heißgeliebte wie durstige Mazda-Sport-Ruine aufs neue volltanken mußte. Also hielt ich an der damals noch Aral-Tankstelle in Nordhausen (Südharz). Quasi sofort fiel mir ein silberblondes Mercedes-Coupe auf, welches von einem ebenso silberblonden Menschen mit Riesensonnenbrille im Glaswürfelformat betankt wurde. Und dies nicht nur, weil Auto und Fahrer im krassen Gegensatz zu mir (dunkelbraun) und meinem Gefährt (dunkelrostbraun, unaufgeräumt) standen.
Vor lauter Paparazzihöflichkeit mußte ich einiges an Überzeugungskraft aufwenden, um mir selbst einzugestehen, daß dort tatsächlich Heino - ganz wie andere profane Sterbliche auch - sein Auto betankte. Dabei hätte der riesige silberne "HEINO"-Schriftzug (größer sieht man das eigentlich nur an Gucci-Brillen rausgelifteter "Society-Ladies" in St. Moritz & Co.) am Brillenbügel mir Hinweis genug sein müssen.
Und ganz wie andere Sterbliche ging Heino anschließend zur Kasse und zahlte seine Rechnung, scheu begafft vom Tankstellenschnauzbart und mir, wobei ich mich ausgesucht desinteressiert gebährdete, schließlich bewegte ich mich in völlig anderen musikalischen Gewässern und hatte daher von Rechts wegen den "Schlagerbarden" mindestens mit Mißachtung zu strafen.
Heino stieg danach unbehelligt in sein Auto und fuhr weg, was mich zunächst erstaunte, hernach wurde mir aber recht schnell klar, daß auch Heino nach dem Volltanken nicht noch 2 Stunden danch an der Zapfsäule auf Autogrammjäger wartet.
Ich habe dann im Studentenwohnheim von der Begegnung erzählt, geglaubt hat mir aber keiner. So konnte ich leider nicht wie geplant als "der Mann, der hinter Heino an der Aralkasse stand" in die Geschichte eingehen.
Auch aus "dem Mann, der neben Gundis Zambo im Buchladen stand" und "dem Mann, der Wolfgang Niedecken ein Bier trinken sah" wurde nichts, aber das sind andere Geschichten...

[Angelika Maisch]

durchaus flott zu lesen, das.

[Effe Oberg]

Gundis Zambo? Wer ist das?

[Kunta Kinte]

Sie moderierte mal irgendeine Pannenshow auf Pro7 und ist eine der wenigen Frauen, die mit 35 aussah wie 35 und nicht wie 50, weiß der Geier, warum es so wenige davon gibt.

[van Nieuwenhuizen]

Sie moderierte mit Mike Carl Anfang der 90er "Bitte lächeln!" auf Tele5 und litt oder leidet an Magersucht.

[Helsinki]

Wieso sehen denn 35 jährige Frauen meistens aus wie 50?
Ich glaube, Sie irren sich, Herr Negersklave.

[Murmel]

Natürlich wurde das alles nichts. Ist ja auch falsch ausgedrückt. Als "Der Mann hinter Heino" hättest Du dich bestimmt durchgesetzt. Oder als "Der Unbekannte an Gundis Zambos Seite".

Ich selbst war vor circa einem Jahr der "Depp hinter Michaela May", was ich gar nicht erwähnen würde, hätte ich sie nicht gerade gegoggelt und ihre toll gemachte Homepage (http://www.michaela-may.de/) entdeckt, die in Thailand designed, konzeptioniert und programmiert wurde. Früher fuhr man noch wegen Emailschildern nach Siam, heute sind es die Web2.0-Seiten, die man dort wohl recht günstig erstehen kann.

Was ich damals hinter Michaela May gemacht habe, die übrigens neulich geheiratet hat und das Leben in einer Villa gegen das in einer Zwei-Zimmer-Wohnung getauscht hat und Nina Ruge verriet, dass es erstaunlich sei, wie wenig man eigentlich zum Leben braucht, ist unheimlich banal. Reis gekauft habe ich. Reis, Fischstäbchen, Spinat und Sauce Remoulade. Für das Mittagessen.

Miss May stand vor mir an der Kasse, kaufte Dinge, die dem Standard einer Zwei-Zimmer-Wohnung entsprechen. Sprudel, Radieschen, Spaghettinudeln - Essen, das einem vor Augen führt, wie wenig man eigentlich zum Leben braucht. Kein fancy Sparkling Water, keine funky Fruchtzubereitung oder crazy Cerealienmischung. Einfach gutes Zeug.

So. Hier hör ich mal auf.

[Kalte Dusche]

Das Wort "Spaghettinudeln". Kein schlechter Mensch sagt sowas!

[Effe Oberg]

Etwa so wie "Jeanshosen"?

[Herr Weber]

Murmel, wenn Du schon die Lilly kennst, dann weisst Du bestimmt auch, was aus der kleinen Edeltraud geworden ist, die die Lilly damals in dieser kleinen, verdreckten Einzimmer-Wohnung großziehen musste. Wo die Oma babysitten musste! Daran erinnert Du Dich doch noch, oder? Sag jetzt bitte nicht: "Ich hab gar nicht gewusst, dass die eine kleine Edeltraud hatte!"

[Herr Weber]

Und dass Du Dir ein Autogramm geholt hast von der Michaela, hast Du auch verschwiegen!

[Murmel]

Mann, Herr Weber! Das war nicht echt! Das war Fernsehen. Genau wie die Oper, vor der uns die Touristin fotogefilmt hat.

[st.louis]

À propos tanken: Gestern abend an einer Tankstelle im Grunewald stand ein Jugendlicher in der Schlange, der nicht nur fast so aussah wie Lukas Podolski, nein er trug auch noch so ein Deutschland Shirt von Mercedes Benz, kurze Sporthose und, -schuhe. Peinlich, dachte ich mir, jetzt verkleiden sich die Teenager auch noch wie Fußballer. Er kaufte ein Eis und diverse Süssigkeiten, verschwand im Hinterhof und kam wieder herausgefahren, aber nicht auf einem Fahrrad, wie ich eigentlich vermutete, sondern in einem silbernen Daimler der Oberklasse, den ich in einem Fernsehbericht tags zuvor mit genau demselben Kennzeichen gesehen hatte, als unsere Nationalspieler aus ihrem Hotel zu verordneten Freizeit rausfuhren.

[Herr Weber]

Vielleicht war's Jens Nowottny!

[st.louis]

Hab eben nachgeschaut, wie Jens Nowottny aussieht, der war's nicht. Ausserdem fällt mir grade ein, dass der angebliche Podolski eine ganz lange Schramme an der linken Wade hatte, das war bestimmt einer dieser Italiener gewesen.