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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Leconte, Henri, nippt am Cocktail



lost in translation
28.04.2006, 10:40
Paris, im Frühling. Das frische Grün der Bäume auf den Champs d'Elysees, die elegant angezogenen Menschen in den Bistros und Strassencafes - ich fühlte mich entspannt und genoss die Taxifahrt zum Hotel. Den ganzen Tag hatte ich in einer stickigen Messehalle zubringen müssen, um mit gewinnbringendem Lächeln die Produkte meines Arbeitgebers loszuschlagen - doch nun winkte die Belohnung - eine Kooperationsfirma hatte zu Drinks in das Hotel Plaza Athenee geladen.

Obwohl in meinem besten Anzug fühlte ich mich sofort underdressed, als das Taxi in der Avenue Montaigne vor dem Hotel einbog. Der Portier oeffnete die Wagentür und meine Kollegen und ich marschierten durch die Hotelhalle zur Bar, jeder noch mit der umsonst-Schultertasche mit der Messedokumentation in der Hand, womit wir natuerlich sofort unangenehm auffielen, wie sich an den missbilligenden Blicken der anderen Gäste unschwer ablesen liess.

Diese anderen Gäste schienen einem Filmset entsprungen - die Damen, meist fortgeschrittenen Alters, waren well-preserved - gut frisiert, dezenter Gold-und Perlenschmuck, und natuerlich mit dem obligatorischen Hermes Tüchlein dekoriert. Die Herren, mit Bauch, aber in gut geschnittenen Anzuegen, trugen alle Seideneinstecktücher in den Jackets, die elegant drapiert waren (ein leichter Mooshammer Touch). Zuerst vermeinte ich, Catherine Deneuve entdeckt zu haben, bis mir auffiel, dass fasst alle anwesenden Damen wie Catherine Deneuve aussahen. Das krönende Assecoir waren jedoch die Schosshunde, die entweder auf Madames Schoss oder auf dem flauschigen Teppich neben ihr Platz gefunden hatten.

Die auf die Geschäftsbeziehungen konzentrierten Gespräche an der Bar holten mich denn schnell wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurück, bis mein (französischer) Chef mir zuflüsterte "jetzt nicht umdrehen, aber hinter Dir sitzt Henri Leconte". Doch zu spät, ich hatte den Kopf schon gedreht und stierte auf den einstmals berühmten Tennisspieler. Henri schäkerte mit einer gutaussehenden Dame und nippte an einem Cocktail - Champagner mit gepressten Himbeeren (ich trank zufällig dasselbe, konnte es somit auch aus der Ferne identifizieren). Henri hatte die Haare zurückgegelt und erinnerte an den jüngeren Pierre Brice. Bevor er zurückstieren konnte, drehte ich mich wieder um und widmete mich den Geschäftspartnern - weniger glamorös, aber letztendlich unvermeidbar.

JustDoIt
29.04.2006, 18:18
Man muß Ihrem Chef dankbar sein, daß er sie immer wieder zu Messen schickt und Sie so die schönen Begenungen machen lässt.