Tobi Wahn
11.04.2006, 13:33
Die pummelige 13-jährige mit den roten Haaren und ihre beiden, nach süßem Kleinmädchen-Duftwasser riechenden Freundinnen, lassen sich deutlich schwieriger abwimmeln als ich zuerst gedacht hatte: „Wenn sie hier nicht mehr wohnt, wieso steht dann ihr Name auf der Klingel, hm?“ Dabei stemmt sie siegessicher ihre Arme in die Hüften und mustert mich von oben bis unten. „Sie hat hier mal gewohnt, aber ist jetzt weg gezogen und ich muss jetzt arbeiten“ rette ich mich, zugegebenermaßen nicht besonders elegant, und mache die Haustür einfach zu.
Das Fan-Trio macht es sich unverdrossen auf dem Parkplatz vor dem Haus bequem. Zwei Stunden später ist der Briefkasten mit vielen kleinen Zettelchen gefüllt, auf denen im Grunde immer das gleiche steht: „Eva, Du bist soooo toll, wir haben Dich ganz ganz doll lieb aber wer ist dieser dicke komische Typ, der uns nicht rein gelassen hat?!“
Zum Glück gehen die meisten Bewohner der Stadt mit der Tatsache, dass eine Band von hier monatelang in der massiven Klingelton-Rotation mit dabei war, recht locker um. Trotzdem hab ich mir oft verkniffen zu erzählen, dass Eva von Juli seit fast zwei Jahren meine Mitbewohnerin ist. Diejenigen, denen ich es erzählt habe, reagieren, mit Ausnahme meiner 12jährigen Nichte, immer gleich. Da kommt dann so ein gelassenes „Och jo“, niemand gibt sich die Blöße zu kreischen und zu hüpfen. Juli findet man ja auch prinzipiell ab einem gewissen Alter nicht toll. Im besten Fall kommen dann die stereotypen Vergleiche mit Silbermond und wer die besseren Songs schreibt und welche Sängerin besser aussieht, aber nie lange, und das Thema ist gewechselt. Bis mein Gegenüber meint, genug Zeit verstrichen gelassen zu haben. „Ist ja nicht für mich, Tobi, aber meinst Du nicht, Du könntest mir ein paar Autogrammkarten besorgen?“
Für solche Fälle liegt auf Evas Schreibtisch ein ziemlich hoher Stapel von diesen Dingern, ich muss nicht fragen, sie muss sich nicht kümmern. Das renitente Verweigern eines Herzenswunsches eines Bekannten ist, das hab ich lernen müssen, so viel anstrengender als das Nachgeben. Zumal wenn es wirklich kein großer Akt ist. Und das ist zum Glück auch der einzige Punkt, wo Evas Job zwangsläufig Thema in diesem Haushalt wird.
Jetzt steht sie gerade in der Küche und sucht ihre indische Gewürzsammlung zusammen, übermorgen ist Umzugstermin und ich bin wirklich ein bisschen traurig. Denn Eva war eine wirklich famose Mitbewohnerin: witzig, unzickig und genauso faul wie ich selbst. Dazu kocht sie auch noch himmlisch. Ihren Spleen, Essen nicht wegwerfen zu können und somit den Kühlschrank bis oben hin mit angebrochenen Tütchen, Töpfchen und Tupperdöschen, in denen sich oft nur mikroskopisch kleine Reste befinden, voll gestellt zu bekommen, kann man bei diesen Qualitäten durchaus vernachlässigen.
Evas Kaffee ist höllestark und oft hart an der Grenze zur Ungenießbarkeit. Sie trinkt ihn deswegen immer mit viel aufgeschäumter Milch, weswegen hier eine erstaunliche Sammlung klitzekleiner Töpfe entstanden ist. Davon immer mindestens zwei benutzt. Und selbstverständlich angebrannt. Denn Eva ist nicht sonderlich geduldig, wenn es um Wärmezufuhr geht. Es ist Mitte April, die Sonne scheint und alle Heizungen in ihrem Zimmer bollern auf fünf. Aus dem gleichen Grund.
Und wenn dann das neue Album draußen ist werd ich wieder vorm Fernseher sitzen und fröhlich mit dem Finger zeigen und „Kuck mal die Eva!“ rufen wenn sie gerade läuft. Schade, dass sie mich dann nicht mehr für auslachen kann.
Das Fan-Trio macht es sich unverdrossen auf dem Parkplatz vor dem Haus bequem. Zwei Stunden später ist der Briefkasten mit vielen kleinen Zettelchen gefüllt, auf denen im Grunde immer das gleiche steht: „Eva, Du bist soooo toll, wir haben Dich ganz ganz doll lieb aber wer ist dieser dicke komische Typ, der uns nicht rein gelassen hat?!“
Zum Glück gehen die meisten Bewohner der Stadt mit der Tatsache, dass eine Band von hier monatelang in der massiven Klingelton-Rotation mit dabei war, recht locker um. Trotzdem hab ich mir oft verkniffen zu erzählen, dass Eva von Juli seit fast zwei Jahren meine Mitbewohnerin ist. Diejenigen, denen ich es erzählt habe, reagieren, mit Ausnahme meiner 12jährigen Nichte, immer gleich. Da kommt dann so ein gelassenes „Och jo“, niemand gibt sich die Blöße zu kreischen und zu hüpfen. Juli findet man ja auch prinzipiell ab einem gewissen Alter nicht toll. Im besten Fall kommen dann die stereotypen Vergleiche mit Silbermond und wer die besseren Songs schreibt und welche Sängerin besser aussieht, aber nie lange, und das Thema ist gewechselt. Bis mein Gegenüber meint, genug Zeit verstrichen gelassen zu haben. „Ist ja nicht für mich, Tobi, aber meinst Du nicht, Du könntest mir ein paar Autogrammkarten besorgen?“
Für solche Fälle liegt auf Evas Schreibtisch ein ziemlich hoher Stapel von diesen Dingern, ich muss nicht fragen, sie muss sich nicht kümmern. Das renitente Verweigern eines Herzenswunsches eines Bekannten ist, das hab ich lernen müssen, so viel anstrengender als das Nachgeben. Zumal wenn es wirklich kein großer Akt ist. Und das ist zum Glück auch der einzige Punkt, wo Evas Job zwangsläufig Thema in diesem Haushalt wird.
Jetzt steht sie gerade in der Küche und sucht ihre indische Gewürzsammlung zusammen, übermorgen ist Umzugstermin und ich bin wirklich ein bisschen traurig. Denn Eva war eine wirklich famose Mitbewohnerin: witzig, unzickig und genauso faul wie ich selbst. Dazu kocht sie auch noch himmlisch. Ihren Spleen, Essen nicht wegwerfen zu können und somit den Kühlschrank bis oben hin mit angebrochenen Tütchen, Töpfchen und Tupperdöschen, in denen sich oft nur mikroskopisch kleine Reste befinden, voll gestellt zu bekommen, kann man bei diesen Qualitäten durchaus vernachlässigen.
Evas Kaffee ist höllestark und oft hart an der Grenze zur Ungenießbarkeit. Sie trinkt ihn deswegen immer mit viel aufgeschäumter Milch, weswegen hier eine erstaunliche Sammlung klitzekleiner Töpfe entstanden ist. Davon immer mindestens zwei benutzt. Und selbstverständlich angebrannt. Denn Eva ist nicht sonderlich geduldig, wenn es um Wärmezufuhr geht. Es ist Mitte April, die Sonne scheint und alle Heizungen in ihrem Zimmer bollern auf fünf. Aus dem gleichen Grund.
Und wenn dann das neue Album draußen ist werd ich wieder vorm Fernseher sitzen und fröhlich mit dem Finger zeigen und „Kuck mal die Eva!“ rufen wenn sie gerade läuft. Schade, dass sie mich dann nicht mehr für auslachen kann.