Der, der seine eigene Fan-Tasche trug. (Arbeit, Jochen)

[stu]

Ich sitze mit dem Exfreund in einem Café in der Kastanienallee. Draußen ist es gedämpft grau und so unfassbar kalt, wie es jedes Jahr nur an den ersten Wintertagen ist. Ich bestelle irgendwas zu Essen, von dem ich wenig später Bauchschmerzen bekomme, der Exfreund trinkt Kaffee und erzählt vertraute Merkwürdigkeiten. Die Gemütlichkeit wird nur einmal kurz gestört, als die Tür aufgeht und ein Mann der mir vage bekannt vorkommt auf die Bar zugeht. Erkennend nickt er dem Exfreund zu, welcher zu meinem Erstaunen freundlich zurück grüsst. Da ich den ziemlich abgerockten Trenchcoatmann dem Exfreund auf Anhieb nicht zuordnen kann, frage ich nach. „ Barbekanntschaft von früher“, ist die Antwort, und das macht Sinn. Der Mann sieht nach dem alten Ex und Pop aus und wirkt deshalb hier neben den Blumenvasen des Cafés etwas deplaziert. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er eine Laptoptasche dabei hat, wie viele hier. Denn die Tasche sieht so aus, als würde sie nicht wirklich ihm gehören. Sie ist neu und schwarz und hat außerdem ein weißes Symbol - das der Einstürzenden Neubauten. Für eine Fantasche ist er eigentlich viel zu alt. Ich frage den Exfreund ob das vielleicht einer von den Neubauten ist. „Kann sein“ sagt der, und eigentlich ist es ja auch egal. Wir essen weiter, und als die Bauchschmerzen einsetzen, bestellen wir Pfefferminztee mit echter Pfefferminze und viel zu langen Stengeln. Später google ich den Mann mit der Fan-Tasche. Er heißt Jochen Arbeit und ist tatsächlich „einer von den Neubauten“.

[FritzWoelkchen]

Es ist gar keine schlechte Sache, sich mit Merchandise der eigenen Kapelle zu behängen. Mike Muir von den Sucidal Tendencies sagte mal in einem Rock-Hard-Interview aus, dass er sich ausschließlich mit Basketballtrikots, Mützen und Kopftüchern seiner Band bekleiden würde.
General Bricks (ich vermute mal, dass der sich so schreibt) aus der Serie Twin Peaks sagt, seine ständige Uniformierung zu rechtfertigen: "Archievement is it's own reward." Das hat jetzt zwar nicht gleich was mit Merchandise zu tun, doch Behängungen sind beiden gemein.

Ich find's gut, dass Herr Arbeit um seine Verdienste weiss und diese nicht irgendwo verstecken muss. Jedoch fraglich ist, ob ich mich mit meinem Ex-Rockhard-Leser-Wissen brüsten darf. Warum nicht.

[Alberto Balsam]

Eben, warum nicht?
Auch ich bin regelmäßiger Rock Hard Leser gewesen, einmal, da saß ich im ungelüfteten Tourbus einer Hamburger Punkgruppe (Name irgendwas mit Edelmetallen und Südfrüchten), war ich der einzige, der, Anfangs noch von allen belächelt, Rock Hard las, am Ende, wanderete es durch alle Punkerfinger und war vollkommen zerfleddert

[Pond]

Fantasche ist ein schönes Wort, schöner gar als Fantum.

[raumoberbayern]

zu Einkaufen verwende ich auch häufiger unsere mittlerweile, weil seit fünf Jahren neues Logo, veraltete Messe-Merchandising-Jutetasche. Ausserhalb der eher übersichtlichen Branche allerdings kennt kaum jemand mich, vom Produkt mal ganz zu schweigen. Nur neulich abends in der U-Bahn, da habe ich eine leibhaftigen Leserin bei der Lektüre unseres Magazins gesehen.

Völlig gerührt habe ich ihr die Tasche zum Heft schenken wollen. Das hat sie sehr irritiert. Lag wahrscheinlich am alten Logo.