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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warum Helena Bonham-Carter dunkle Ringe unter den Augen hat



VulGerhard
18.11.2004, 20:57
„Hast Du gesehen, wer hinter uns sitzt?“, fragte die Großartige Gattin mit etwas zu auffällig gespielter Nonchalance. Ich hatte nicht, bisher jedenfalls nicht, obwohl ich in der richtigen Richtung saß, sie hingegen mit dem Rücken zu dem Tisch, an dem das Paar saß, das ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Wir saßen draußen, an einem von drei Tischen vor dem Cafe „Carluccio“ im Londoner Statdteil Islington. (Für November war es sehr mild.)

Ich hatte nichts bemerkt, weil ich mich auf mein grade gekauftes Buch „Building a Website for Dummies“ („Wie man eine Webseite für Idioten baut“) konzentrierte, während sie an der Kuchentheke ein Stück Apfelkuchen für mich und Zitronentarte für sich selbst bestellt hatte.

„Das ist doch die….“
„HALT!“ sage ich, „ich will selber gucken und raten.“


Meine Frau verfügt über ein „Gala“- und „Exclusiv“ gestähltes, enzyklopädisches Wissen zum Thema Berühmtheiten. Gelegentlich, wenn ich sie beeindrucken oder einfach nur eine Rolle in ihrem Leben spielen will, beginne ich Sätze wie „Wusstest Du schon, daß George Clooney wieder …“, die die Großartige Gattin rücksichtslos mit „…Lisa Snowdon zusammen ist, jaja, hat die’s gut, die scheint aber auch gar nicht so blöd zu sein und außerdem sieht sie nett aus,“ beendet.


Ich will also mit meinem Prominenten – Halbwissen glänzen, strecke mich ein wenig, unauffällig, schaue der GG über die Schulter und sehe tatsächlich ein vage bekanntes Gesicht. Hübsch, ohne Zweifel, zwar mit dunklen Ringen unter den Augen und einem etwa zweijährigen Kind auf dem Schoß. Daher wahrscheinlich die Ringe. Schauspielerin, denke ich.

Nach wenigen Sekunden war dieses recht hübsche Gesicht leider wieder verdeckt von fettig glänzenden, schwarzen Locken, die unter einem Barrett hervorquollen; Locken und Kopfbedeckung gehörten zu dem unrasierten Mann, der der schönen Schauspielerin gegenüber saß, übrigens ihr ebenfalls filmschaffender Ehemann, wie sich fünf Minuten später herausstellen sollte. Warum müssen solche Leute eigentlich immer ein Barrett UND, noch dazu an einem miesen, trüben Samstagnachmittag in Nord-London, eine prätentiöse, hellblaue Sonnenbrille tragen?


„Das ist die mit diesem Doppelnahmen“ zische ich zur GG herüber, „warte, sag nichts, ich komm gleich drauf, wir haben doch neulich diesen Film gesehen, auf DVD, da hat die doch mitgespielt….“ Ich halte inne, und warte auf eine Reaktion. Nach einer etwas zu langen, klar als Geringschätzung zu wertenden Pause schaut sie von ihrer Zeitschrift auf. „Ich darf ja nichts sagen.“ Die GG kann übrigens ganz hervorragend EINE Augenbraue hochziehen. Sie vertieft sich wieder in ihr Hochglanzmagazin.

Das Gesicht der doppelbenamten Schauspielerin spiegelt sich jetzt im Fenster des Cafes. So kann ich sie völlig unauffällig beobachten. Beiläufig steckt sie eine Gabel voll Salat in den Mund. Sie kaut mit offenem Mund, was ich peinlich finde. Aber sie ist offensichtlich ganz bei sich und ihrem Kind, das immer wieder an ihr hochkrabbeln will.

„Helena Bonham Carter,“ sagt die GG plötzlich, „und der Typ ihr gegenüber ist ihr Mann…“
„Tim Burton!“ rufe ich, etwas zu laut, überrascht, daß mein Gehirn doch noch für die eine oder andere Überraschung zu gut ist. „Tim Burton,“ wiederhole ich, "genau, Tim Burton, der Regisseur, der hat tolle Filme gemacht, ‚Batman Returns’ und, hier, ‚Big Fish’, genau, das ist doch der Film, den wir neulich gesehen haben. Na klar!“ Ich bin fast etwas außer Atem und lehne mich zufrieden zurück. Ich trinke einen Schluck Kaffee, mit einem unpassenden Gefühl von „Das hab ich mir jetzt aber verdient.“


„Die wohnen bestimmt hier um die Ecke,“ analysiere ich, „aber daß die sich so einfach hier an die Straße setzen, das denkt man dann ja doch nicht.“


„Der Film war toll, sagt die GG, ohne von ihrem Magazin aufzublicken, während ich rekapituliere und noch einmal still genieße, wie die verschieden Groschen gefallen sind, wie sich eins zum anderen fügte. Doppelname, Bonham-Carter-Batman-Bigfish-Burton. Zack. Dem alkohol-induzierten Alzheimer mal wieder ein Schnippchen geschlagen.


„Auf Helena Bonham-Carter wäre ich nicht gekommen,“ gestehe ich der GG, „ich wußte nur, daß sie einen Doppelnamen hat. Hätte fast Catherine Zeta-Jones gesagt.“ Oder Sigrid Skarpelis-Sperk. Frau Bonham Carter wählt bestimmt Labour.


Eigentlich müsste sie ja Helena Bonham-Carter-Burton heißen, denke ich noch, als das Kind seine Trinkflasche mit Verve auf den Bürgersteig feuert. Ein Passant hebt sie auf und gibt sie der Mutter wieder, die den freundlichen Mann anlächelt, der offenbar überhaupt keine Ahnung hat, wer ihn da anlächelt, oder so sau-cool ist, es sich nicht anmerken zu lassen.

Auftritt der osteuropäischen Kellnerin, die neben der Rechnung jetzt noch genant einen Autogrammwunsch präsentiert, dem die schöne Frau Bonham-Carter-Burton auf das allerfreundlichste nachkommt. „What’s your name?“ fragt sie sogar noch. Nett. Und sozialdemokratisch. Er zahlt.


Abgang der Filmfamilie, kinderwagenschiebend einen Meter an unserem Tisch vorbei. In meinen betont unbeteiligten Gesichtsausdruck muß sich dann doch ein Anflug von Freundlichkeit geschlichen haben, denn Frau Batman-Carter lächelt mich tatsächlich an. Ich will zurücklächeln, schaue aber statt dessen hastig weg und widerstehe dem Drang, ihr hinterher zu starren, Fettlocke Burton schiebt übrigens den Kinderwagen.

„Sie hat mich angelächelt!“ sage ich, beseelt, „haste gesehen?“
„Wie denn?" sagt die GG, „ich saß ja die ganze Zeit mit dem Rücken zu ihr!“
„Stimmt,“ sage ich und zahle die Rechnung.
„Have a nice day!“ sagt die osteuropäische Kellnerin.

Die Wucht
19.11.2004, 01:12
Diese Schrift.

Frau Rossi
19.11.2004, 08:24
Ach, vertane Zeit. In Helsinkis Nachbarstrang reiht sich ein geschmeidiger Satz an den anderen, hier herrscht hingegen konstruierte Ödenei. Dabei hat es bestimmt viel Mühe gemacht, den Text zu schreiben. So lang und dann immer Anführungsstriche unten, blablabla, Anführungsstriche oben, das tippt sich doch so sperrig wie der Text sich liest.

bastifantasti
19.11.2004, 09:18
Ihr beiden seid doofis und so schlecht ist das gar nicht. Obwohl die Schrift natürlich echt verboten ist. Andererseits vielleicht habt ihr doch recht.

DerCaptain
19.11.2004, 12:37
Und „Building a Website for Dummies“ würde ich auch anders übersetzen.

K.O.Tropfen
19.11.2004, 14:24
Ich fürchte, das "Building a Webside for Dummies" war Absicht. Webseiten für Idioten gibt's schließlich schon genug.

vir
19.11.2004, 15:33
Tip-toppe Geschichte, macht Euch mal locker, Mensch. Vielleicht ein bisschen zu viel Gewitzel aber doch alles genau und entspannt beschrieben. Und dass da ein ungewohnter Schriftsatz verwendet wird kann doch so schlimm nicht sein.

DREA
19.11.2004, 16:10
Bueschen viel zaehes Bemuehen um "die beste Ehefrau von allen"-Launigkeit in E.K./joq-Manier, aber definitiv nicht so zaeh und doof, wie die Dame da oben sagt.

elinor
19.11.2004, 19:45
Spießiger Dreck.

elinor
19.11.2004, 19:55
O.k. - vielleicht ein bisschen heftiges Vokabular von meiner Seite, aber ich habe sofort sehr schlechte Laune beim Lesen bekommen.