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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Warhol, Andy (Meine Mutter blickte auf Andy herab)



Malevitsch
01.11.2004, 00:18
Meine Mutter gehörte vor unvordenklichen Zeiten der Belegschaft eines bekannten Frankfurter Verlagshauses an, einem dieser Häuser, die sich Instituion nennen, und wo es deswegen durchaus vorkam, daß mal der eine oder andere bekannte Autor oder Künstler sich ankündigte. Die Belegschaft indessen lies sich durch all diese Persönlichkeiten nicht aus der Ruhe bringen.
Ausser einem Mal.

Da hatte sich nämlich Andy Warhol, der Monroereproduzierer, im Verlag angekündigt. Es war gerade ein Goethejahr und er war gerufen worden, um Goethe und den Leiter des Verlagsimperiums zu siebdrucken.
Sein Auftauchen spielte sich folgendermassen ab: meine Mutter saß mit mehreren Kolleginnen in ihrer Abteilung zusammen, als ein anderer Mitarbeiter ins Zimmer stürmte und rief: "Der WARHOL kommt!"

Sofort flogen auf der gesamten Etage fast gleichzeitig die Türen auf, alles raste zu den Fenstern, die auf den Innenhof des Verlagsgebäudes gingen, durch den man zum Eingang gelangte und da lief er, der Andy Warhol, mit dem Verlagsleiter. Er sah aus wie auf den Fotos, genauso Andyhaft, viel kleiner (was wohl an der Höhe lag, immerhin 5. Stock) und alle schauten erst hinunter, dann einander an und fragten sich, wieso sie ausgerechnet wegen diesem gewöhnlichen kleinen Mann mit der komischen weissen Perücke, auf den sie jetzt herunterguckten, so gerannt waren.