Kuper, Hamlet (Peter)

[Braan]

Eines Samstagmittags kam ich auf dem Weg vom Flussufer wie zufällig an einem Lokal vorbei und beschloss, einen Kaffee zu haben. An der Theke stand, wenige Baarhocker entfernt, Hamlet. Genau, Hamlet. Braungebrannt, weisses Hemd und dunkler Anzug, die obersten fünf Knöpfe offen, Goldkette mit weissen Sackhaaren durchwirkt, Hemdkragen auf dem Sakko aufliegend; Pilotenbrille. Hamlet trank schnell viel Bier und redete noch schneller auf den Barmann ein. Ich machte ein Foto genoss das Ambiente. Da drehte er sich zu mir um, fixierte und lächelte. Ich lächelte zurück, sinnierend, ob er mich wiedererkannt haben könnte; vor Jahren hatten wir uns ein paar Mal unterhalten, einmal an einem Sonntag im Park, ich auf dem Fahrrad, er im Morgenmantel, ein anderes Mal in einer Bar, die einer früheren Edelprostituierten gehört, in der wir uns an einem Nachmittag unter der Woche grandios betranken. So verharrten wir ein paar Minuten, dann kam er bei. Er begann seinen Vortrag mit der Fetstsellung, wir seien die Guten, die anderen seien die Bösen und deutete dabei auf einen blassen Kerl, der sich gerade neben uns an die Bar gesetzt hatte. Wir beide liessen uns ja nicht verbiegen, und im Übrigen schreibe er gerade an einem neuen Buch. Ich wollte wissen, warum er einen Anzug trüge. Weil er besoffen sei, brüllte er und lachte schallend. Ich fragte, ob jetzt schon oder immer noch, und er bedeutete letzteres. Er hätte wieder angefangen mit dem Alkohol und dem ganzen Koks. Und abends liefe Heat mit de Niro in der Glotze, der mit dem Satz: Binde Dich an nichts, was Du nicht innerhalb von fünf Sekunden zurücklassen kannst. Dann fing er an zu weinen, doch es gelang mir irgendeine verklemmte Bemerkung, die ihn wieder zum Lachen brachte. Er lachte und weinte und lachte und wollte mich zu Biers einladen, doch ich zog es vor, zu gehen. Als ich das Lokal verliess, sprach er wieder auf den Barkeeper ein, als sei nichts gewesen. Ich überschlug im Kopf, dass er gut 65 sein müsste; irgendwie schon komisch, dass die Guten auch mal überlebten.

[Totes Pony]

Danke, Braan, für diese schöne Geschichte.

[rron]

Der (http://www.hoeflichepaparazzi.de/forum/showpost.php?p=152827&postcount=13) Hamlet Kuper?

[VeryHappy]

Jaha!

[Braan]

halt sommerloch. dafür stilistisch noch etwas vergrobt.

[rron]

Kein Problem. Mädchen und ich heute Moloko. Kein Kuper weit und breit, dafür Wespen sonderzahl. Is halt Frankfurt.

[Jeremy]

Apropos Sommerloch, manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn nachts irgendein Spasti randaliert und alles mit sinnlosen Postings oder siebtverwerteten Textaufgüssen vollkleistert. Wobei mit Spasti jetzt nicht ich gemeint bin, auch niemand aus diesem speziellen Strang, es ist eher so eine allgemeine Befürchtung.

Molokos erste Platte hat einen der besten Titel, die Platten so haben können, "Do you like my tight sweater", angeblich haben sich die beiden mit dieser Anmache kennengelernt. "Magst Du meinen engen Pulli", in Deutschland wäre Moloko niemals zusammengekommen, das muss man sich immer vergegenwärtigen, deutsch scheint die Sprache der Entzauberung der simplen Schönheit. Immerhin zu Gunsten einer gewissen ästhetischen Kompliziertheit.

[Jeremy]

Bitte um Verzeihung, schreibe seit fast genau 17 Stunden Marketingtexte und habe den derzeit wahrscheinlich deutschlandweit einzigen Yamswurzel-Backflash. Da können einem schon mal so deutsche Sprachgedanken kommen, die Schopenhauers wirrer Bruder nie haben wollte. Vielleicht sollte ich ein wenig Jens Friebe hören und den Geist des fluffig-nationalen Neo-Berlin beschwören. Am Haus gegenüber sind noch die Fahnenstangen-Einsteckvorrichtungen von '36 montiert, ab der ersten Etage. Mit ein wenig gutem Willen und einem Trampolin (olympische Disziplin, irre, noch irrer: Taxi-Rennen war auch mal olympisch, echt) könnte ich da meine einzige Fahne aus Stoff, die ich in der Wohnung habe, anhängen. Es handelt sich um eine Fahne von Hertha BSC, aber mit dem richtigen Wind verströmt sie ausreichend völkisches Pathos.

[Anny_O]

,

[Tita Norner]

die bar heisst moloko+ um genau zu sein und hat schon deswegen wenig mit musik, sondern vielmehr mit kubrick zu tun.

[Alberto Balsam]

Hieß die bei Kubrik nicht Korona? Korona Milch Bar, in der es ein Getränk namens Moloko (Milch) gab?

[Tita Norner]

und wie hiess das getränk genau? richtig: moloko+
weil es nicht nur milch allein im glas hat

[rron]

Wo wir schon so schön beim Klugscheißen sind, muss natürlich noch angefügt werden, dass das Getränk im Originalscript "moloko-plus" und nicht "moloko+" heißt. Ändert aber überhaupt nichts daran, dass bei Kubrick ja gar keine Wespen vorkommen.

[slowtiger]

Korova Milchbar.

[Klaus Caesar]

Rubik, nicht Kubrick. Zauberwürfel, nicht Moloko-plus.

[Tobi Wahn]

hier stand eine wiirre iddee zu kubrtiuck/(kandiski/rurik-würfelmann und irgendeinem russischen schachgott, die ich jetz eigenltihc gern e gelöscht hätte baaah

[Tobi Wahn]

Versucht einen nonchalanten Ausfallschritt und fegt dabei alle Gläser vom wackeligen Stehtisch

Eishockey!

[Braan]

na blendend; da sind wir ja durch und ich kann in eine neue umlaufbahn zur wehme einschwenken.