Nicki Tuete
20.08.2004, 12:40
Manche Menschen hinterlassen in ihrem Leben bleibende Spuren. Und seien es nur schmerzhafte blaue Flecken auf dem Schienbein anderer. Doch mehr dazu später.
Bad Ischl, im Herzen des Salzkammergutes, hat wirklich viel zu bieten. Hier gibt es eine berühmte Villa in welcher der Kaiser Franz Josef mit seiner Sissi sommerresidierte und eine "Kaisertherme", also ein Thermalhallenbad, das eigentlich gar keines ist und auch wahrscheinlich nicht "Therme" heißen
dürfte, da nirgends unterirdische Quellen sprudeln. Dafür riecht es dort, aufgrund der künstlichen Solearomenzufuhr, dezent nach faulen Eiern. Aber es soll sehr gesund sein. Vormittags planschen dort zumeist Schulkinder und nachmittags hautsächlich Beinprothesenträger fortgeschrittenen Alters mit knisternden Plastikbadehäubchen. Ein idealer und schöner Ort zum Entspannen.
Dann gibt es in den zahlreichen Cafes noch Kaisertorten, Kaiserkaffee und Kaiserpralinen sowie Sissitorten, Sissikaffee und Sissipralinen.
Ebenso hat man hier schön bepflanzte Parkanlagen, in denen Hunde selbstverständlich an der Leine zu führen sind und in der ganzen Stadt gibt es keinen Parkplatz für unter 2,-- Euren die Stunde.
Der Freitag ist ein besonderer Tag. Da werden die Einheimischen, die in den hiesigen Konsumtempeln arbeiten, eindringlich ersucht, doch in Trachtenkleidung zu erscheinen. Richtig "liab", damit sich die fremden Leute, die man freundlich "Gäste" nennt, an dem - nicht immer schönen - Anblick erfreuen dürfen.
Vor der Euro-Einführung wurde oft, zumeist von den deutschen Gästen, in den Geschäften gefragt, ob man denn hier auch "mit richtigem Geld" bezahlen kann! Gerne, antworteten die Einheimischen und berechneten listig schwindelerregende Umrechnungskurse. Dabei lächelten sie immer ganz besonders herzig.
Wie man sieht, ist Bad Ischl ein spannendes Urlaubsparadies für Jung und Alt!
Den ultimativen kulturellen Sommerhöhepunkt -selbstverständlich neben den abendlichen Straßenumzügen der Bürger- UND Salinenmusikkapellen (99% Blechbläser) - will ich natürlich nicht verschweigen:
Die Operettenfestspiele! (innovativer Namensrelaunch 2004 unter neuer Intendanz = "Lehar Festival")
Eine Kaderschmiede, die ihresgleichen sucht! Unter anderem sammelte der weltbekannte österreichische Schauspieler, Moderator, Kabarettist und Sänger Alfons Haider hier seine ersten Bühnenerfahrungen und seine zahlreiche hiesige Fangemeinde (ca. sechs über 75jährige Damen) treffen sich noch heute einmal monatlich zum kollektiven Bilderanschmachten bei Kaiserkaffee und Sissitorte.Auch der Wiener Burgschauspieler Robert Meyer inszenierte hier gerne und spielte zusätzlich auch ab und zu mal mit. Zuletzt 2003. Ich nehme an, man zahlte gut!
Ebenso sang sich in Bad Ischl die berühmte Kammersängerin Renate Holm in plüschigen Operetten in die Herzen des dankbaren Landpublikums! Renate Holm ist noch eine richtige Diva der alten Schule und schaut für Ihr Alter erstaunlich gut aus. Sie weht durch die Stadt, einen Hund an der Leine und einen dienernden Assistenten hinter sich herziehend. "Gnädige Frau hier, Gnädige Frau da" schallt es in den höchsten Tönen aus den Geschäften. Man vermag die Schmauchspuren an Ihren Kreditkarten nur erahnen!!
Hinter dem Operettenfestspielhaus, das eigentlich "Kurhaus" heißt, befindet sich ein großer öffentlicher Parkplatz. Ausgerüstet mit modernstem Schrankensystem. Denkt man. Doch die Ausfahrschranke funktioniert erfahrungsgemäß nur, wenn sie Lust oder der Kaiser im Himmel gute Laune hat.
An einem heißen Sommertag stand ich mit meinem Auto davor und wollte eigentlich nur rausfahren. Wollte! Nach 100maligem Einschieben des Parktickets verschwand das Kärtchen mit einem ruckigen "SSSSSSSST" in der Tiefe des Automatenuniversums. Als Dank erlosch das Display und die Schranke blieb zu!
Da bemerkte ich den jungen Adlatus von Frau Holm mit Inbrunst an der abgesperrten Türe eines Autos zerren, das seitlich von mir, ca. 8 Meter entfernt, in einer schattigen Parklücke stand. Interessant, dachte ich. Mit wütendem Absatzstakkato sah ich Frau Holm auf den, nun etwas ängstlich dreinblickenden, Assistenten zueilen. Wilde Gestikulationen hoben an und
kreischig verzerrtes Soprangetöse mit "Hund UND Schlüssel einsperren! Sie Idiot, Sie!" wehte unangenehm zu mir herüber! Dann war es verdächtig ruhig. Plötzlich jedoch hob Frau Holm ein Hüfchen, holte aus, zielte und trat dem Jüngling - ganz "Gschams der Diener" - ans Schienbein! Dann guckte sie um sich, richtete sich die Frisur und klapperte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck davon.
Überraschend machte es "Ploink", die Schranke öffnete sich wie von Geisterhand und entließ mich nachdenklich zurück in mein eigenes kleines Leben.
Bad Ischl, im Herzen des Salzkammergutes, hat wirklich viel zu bieten. Hier gibt es eine berühmte Villa in welcher der Kaiser Franz Josef mit seiner Sissi sommerresidierte und eine "Kaisertherme", also ein Thermalhallenbad, das eigentlich gar keines ist und auch wahrscheinlich nicht "Therme" heißen
dürfte, da nirgends unterirdische Quellen sprudeln. Dafür riecht es dort, aufgrund der künstlichen Solearomenzufuhr, dezent nach faulen Eiern. Aber es soll sehr gesund sein. Vormittags planschen dort zumeist Schulkinder und nachmittags hautsächlich Beinprothesenträger fortgeschrittenen Alters mit knisternden Plastikbadehäubchen. Ein idealer und schöner Ort zum Entspannen.
Dann gibt es in den zahlreichen Cafes noch Kaisertorten, Kaiserkaffee und Kaiserpralinen sowie Sissitorten, Sissikaffee und Sissipralinen.
Ebenso hat man hier schön bepflanzte Parkanlagen, in denen Hunde selbstverständlich an der Leine zu führen sind und in der ganzen Stadt gibt es keinen Parkplatz für unter 2,-- Euren die Stunde.
Der Freitag ist ein besonderer Tag. Da werden die Einheimischen, die in den hiesigen Konsumtempeln arbeiten, eindringlich ersucht, doch in Trachtenkleidung zu erscheinen. Richtig "liab", damit sich die fremden Leute, die man freundlich "Gäste" nennt, an dem - nicht immer schönen - Anblick erfreuen dürfen.
Vor der Euro-Einführung wurde oft, zumeist von den deutschen Gästen, in den Geschäften gefragt, ob man denn hier auch "mit richtigem Geld" bezahlen kann! Gerne, antworteten die Einheimischen und berechneten listig schwindelerregende Umrechnungskurse. Dabei lächelten sie immer ganz besonders herzig.
Wie man sieht, ist Bad Ischl ein spannendes Urlaubsparadies für Jung und Alt!
Den ultimativen kulturellen Sommerhöhepunkt -selbstverständlich neben den abendlichen Straßenumzügen der Bürger- UND Salinenmusikkapellen (99% Blechbläser) - will ich natürlich nicht verschweigen:
Die Operettenfestspiele! (innovativer Namensrelaunch 2004 unter neuer Intendanz = "Lehar Festival")
Eine Kaderschmiede, die ihresgleichen sucht! Unter anderem sammelte der weltbekannte österreichische Schauspieler, Moderator, Kabarettist und Sänger Alfons Haider hier seine ersten Bühnenerfahrungen und seine zahlreiche hiesige Fangemeinde (ca. sechs über 75jährige Damen) treffen sich noch heute einmal monatlich zum kollektiven Bilderanschmachten bei Kaiserkaffee und Sissitorte.Auch der Wiener Burgschauspieler Robert Meyer inszenierte hier gerne und spielte zusätzlich auch ab und zu mal mit. Zuletzt 2003. Ich nehme an, man zahlte gut!
Ebenso sang sich in Bad Ischl die berühmte Kammersängerin Renate Holm in plüschigen Operetten in die Herzen des dankbaren Landpublikums! Renate Holm ist noch eine richtige Diva der alten Schule und schaut für Ihr Alter erstaunlich gut aus. Sie weht durch die Stadt, einen Hund an der Leine und einen dienernden Assistenten hinter sich herziehend. "Gnädige Frau hier, Gnädige Frau da" schallt es in den höchsten Tönen aus den Geschäften. Man vermag die Schmauchspuren an Ihren Kreditkarten nur erahnen!!
Hinter dem Operettenfestspielhaus, das eigentlich "Kurhaus" heißt, befindet sich ein großer öffentlicher Parkplatz. Ausgerüstet mit modernstem Schrankensystem. Denkt man. Doch die Ausfahrschranke funktioniert erfahrungsgemäß nur, wenn sie Lust oder der Kaiser im Himmel gute Laune hat.
An einem heißen Sommertag stand ich mit meinem Auto davor und wollte eigentlich nur rausfahren. Wollte! Nach 100maligem Einschieben des Parktickets verschwand das Kärtchen mit einem ruckigen "SSSSSSSST" in der Tiefe des Automatenuniversums. Als Dank erlosch das Display und die Schranke blieb zu!
Da bemerkte ich den jungen Adlatus von Frau Holm mit Inbrunst an der abgesperrten Türe eines Autos zerren, das seitlich von mir, ca. 8 Meter entfernt, in einer schattigen Parklücke stand. Interessant, dachte ich. Mit wütendem Absatzstakkato sah ich Frau Holm auf den, nun etwas ängstlich dreinblickenden, Assistenten zueilen. Wilde Gestikulationen hoben an und
kreischig verzerrtes Soprangetöse mit "Hund UND Schlüssel einsperren! Sie Idiot, Sie!" wehte unangenehm zu mir herüber! Dann war es verdächtig ruhig. Plötzlich jedoch hob Frau Holm ein Hüfchen, holte aus, zielte und trat dem Jüngling - ganz "Gschams der Diener" - ans Schienbein! Dann guckte sie um sich, richtete sich die Frisur und klapperte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck davon.
Überraschend machte es "Ploink", die Schranke öffnete sich wie von Geisterhand und entließ mich nachdenklich zurück in mein eigenes kleines Leben.