berndmatzner
18.08.2004, 13:10
Zum Glück lebe ich in Berlin. Berlin bietet ja so einiges. Zum Beispiel Frauen. Vor allem meine natürlich. Aber auch die Huren hier unten auf der Oranienburger. Oder Ursula aus dem Café Oberwasser in der Zionskirchstraße. Und dann gibt's noch diese großartigen Theaterschauspielerinnen, denen man ja nichts anderes kann als huldigen. Allein die Namen: Margarita Broich, Corinna Harfouch, Dagmar Manzel, Nina Hoss! Kathrin Angerer hat ja eher so nen mittleren Namen, aber dafür streckt sie immer Brüstchen und Bauch so keck raus. Auf Sophie Rois steh ich ja nicht so, aber das macht Kathrin dann ja meist wett. Egal. Denn die Größte, und ja, das meine ich ganz ernst, die Anbetungswürdigste ist Angela Winkler. Was hab ich gelitten um sie als Katharina Blum, wie sehr hab ich mir gewünscht, Vadim Glowna zu sein oder der Schädel in Hamlet. Zum Glück, das erwähnte ich bereits, lebe ich in Berlin. Denn Angela Winkler wohnt auch hier und geht einkaufen. Und dann treffen wir uns. Zum Beispiel beim Plattenkauf (Chansons - natürlich). Oder im Edeka (reduzierte Lebensmittel). Oder im Drogeriemarkt (diskret weggeschaut). Da steht sie dann vor mir in der Schlange mit dem dunklen Wabermanterl und mit ihren wirren Haaren und mit dieser absurden Handtaschen-Einkaufsbeutel-Kombination und ist so erschreckend real. So düster. So matt. So traurig wie das eine mal, als ich aus dem Deutschen Theater stolpere und da steht sie und weint die bitteren Tränen der Angela Winkler. Und ich will sie in den Arm nehmen und trösten, aber da ist so eine Barriere, da kann man gar nicht rein. Und ich lasse sie stehen, wie ich sie an der Hörstation stehen lasse kämpfend gegen Leute, die ihr den CD-Spieler streitig machen, und ich lasse sie stehen, wenn sie umständlich den Roten einpackt oder war's Bier. Und jedesmal ist es, als ob sie gar keine Schauspielerin gewesen wäre, nicht Edith, nicht Antigone, nicht Oskars Mutter, sondern einfach nur diese Frau. Darf man es sagen, Angela? Darf man es schreiben, hier?