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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Völler, Rudi spricht Italienisch



elle
14.08.2004, 17:57
Im Heiligen Jahr 2000 lebte meine Freundin Emma vom spärlichen Geld eines Erasmusstipendiums in Rom. Der Vatikan hatte dieses Fest wohl anberaumt, um die ohnehin ganzjährig von Touristen und Gläubigen überfüllte Stadt noch weiter zu völlen. Susanne und ich passten indessen in Neapel auf unsere Handtaschen auf. Emma wohnte mit einem kleinen, haarigen Geologen namens Giovanni zusammen. Giovanni war sehr nett und konnte ausgesprochen gut kochen. Emma und er veranstalteten ständig Partys, die schnell römischen Weltruhm erlangten. Giovanni organisierte die Massen an Gästen und Emma lehrte die Römer was eine gute Kostümparty ist.

Giovanni, der an der römischen Uni Dozent war, leitete im Heiligen Jahr eine vulkanologische Exkursion nach Stromboli und lud uns drei sowie Sara, die gerade von ihrem Auslandsaufenthalt in Frankreich aus zu Besuch war, dazu ein. Auf dem steinigen Weg zum Vulkan fiel uns ein junger Mann auf, der ein italienischer Peter Lustig in jungen Jahren hätte sein können. Wie selbstverständlich nahm er einer erschöpften Kommilitonin für einen Großteil des Weges ihr Gepäck ab und trug es den Vulkan hoch. Wir vier gerieten völlig in Entzückung ob einer solch netten Geste.

Auf dem Vulkan war es verdammt kalt. Auch wenn ca. 1000m entfernt aus einem Loch Lava geschossen kam. Die italienischen Geologen waren klüger gewesen als wir deutschen Geisteswissenschaftlerinnen und holten lange Hosen aus ihren Rucksäcken. Wir vier Exkursion-Unerfahrenen saßen indessen dicht beieinander, in der Hoffnung, uns so gegenseitig wärmen zu können. Ich brachte meine Freunde mit der wiederholten Darbietung der Textzeile "Ich bin so heiß wie ein Vulkan" so sehr in Rage, dass sie teilweise die Kälte vergessen konnten.

Erst nachdem es Dunkel und noch kälter geworden war, schlossen wir uns einer Gruppe deutscher Geologen an, deren Choriphaen-Professor eine Abkürzung kannte. Diese Abkürzung war nichts anders als ein Sandhang, den die deutsche Gruppe mit schlafwandlerischer Sicherheit und mit unmenschlicher Geschwindigkeit hinunter rannte. Die italienischen Geologen und wir vier Exkursions-Unerfahrenen kamen nicht sonderlich schnell hinterher. Außerdem sahen wir nichts, weil es Dunkel war. Der jugendliche Peter Lustig hatte eine Taschenlampe, die man über den Kopf ziehen konnte und gemeinsam mit einem verrückten Sizilianer erhellte er uns den Weg. Unten angekommen, gingen die deutschen Studenten gleich ins Bett, die Italiener tranken erst einmal in der einzigen Bar am Platz einen Cafe oder ein Bier. Und da auf dem Platz, staubig und erschöpft vom Vulkanabstieg, verliebten sich Emma und der italienische Peter Lustig namens Cosimo.

Seit letztem Jahr wohnt und arbeitet Emma in Rom. Schade ist, dass man sich nicht mehr so oft sehen kann, toll ist es, sie zu besuchen. Vor einigen Tagen aber kam Emma nach Köln. Ihr Freund flog einen Tag später nach. Kurz vor seinem Abflug erkannte er in der Menge der Reisenden einen Helden seiner Kindheit. Es handelte sich dabei um einen Fußballspieler der in der Fußballsaison 1982/83 maßgeblich dazu beigetragen hatte, dass der AS Roma zum Italienischen Meister wurde. Cosimo war damals 7 Jahre alt und verehrten diesen Fußballspieler, dessen Namen ich vergessen habe, sehr. Mit Sonnenbrille, langen Socken und gutem Anzug saß der frühere Meisterspieler gelangweilt und arrogant im Warteraum.

In Köln angekommen, holte Cosimo sein Gepäck. Auf dem Weg zum Ausgang prallte er beinahe mit einem "Abholer" zusammen. Als er merkte mit wem er beinahe kollidiert wäre, breitete Cosimo seine Arme aus und begrüßte den "Abholer" mit einem herzlichen "RRRRRUUUUDIII"!!!

Rudi Völler wirkte zunächst etwas verwirrt. Wahrscheinlich überlegte er fieberhaft, woher er diesen italienischen Peter Lustig kennen könnte: War er ein Ersatzspieler, eine Saufbekanntschaft, ein C-Promi oder ein italienischer Presse-Heini?

Cosimo reagierte prompt. Er reichte Rudi Völler die Hand und stellte sich mit: "Ciao sono Cosimo" vor. Rudi Völler schüttelte Cosimos Hand und stellte sich mit: "Ciao sono Rudi" ebenfalls vor. Rudi entspannte sich und sogleich setzte Cosimo das Gespräch auf Italienisch fort. Neugierig fragte er ihn, ob er den ehemaligen AS Roma Spieler abholen würde. "Si, si, si" sagte Rudi. Und so entwickelte sich ein Gespräch über die alten Zeiten, als Rudi Völler noch Stürmer beim AS Roma war und Cosimo noch ein kleiner Junge.

Dann musste Rudi los und den arroganten italienischen Fußballspieler abholen.

vir
16.08.2004, 10:17
Vielleicht war der Spieler ja Herbert Prohaska?! Ach, nein, kann ja nicht sein, er trug ja einen 'guten Anzug'.

Pretextat Tach
18.08.2004, 01:04
Herbert "Dativ" Prohaska wurde heute zum Spieler des Jahrhunderts gewählt. Alleine die Zusammenfassung seiner Glanztaten fiel etwas spärlich aus. Als herausragende Leistung wurde das Tor zum 1:0 gegen die Türkei, welches die Qualifikation zur WM 78 (oder so) bedeutete. Wahnsinn.

Hätte man mit der Wahl bis morgen gewartet, sähe das Ergebnis anders aus. Herr Krankl bereitet ja soeben ein zweites Cordoba vor.