seoul
05.08.2004, 16:28
An einem der ebenso raren wie wundervollen warmen Frühsommertagen des Jahres saß ich mit meiner Begleiterin unweit der beliebten Kneipe "Ankerklause" am Paul-Linke-Ufer in Berlin. Die Sonne erlaubte es, die schweren Jacken des kalten Frühlings abzulegen, Vögel balgten zwischen den grünenden Bäumen wie um Verliebte in Disneyfilmen und über den Landwehrkanal vor uns zogen die Touristenboote wie auf Schnüren aufgereiht auf- und wieder ab. Wir aßen unser erstes Eis aus Waffelhörnchen des Jahres.
Meine Begleiterin, eine groß gewachsene, charmante junge Frau blonden Haares, war, wie stets, spontan und beruflich in der Stadt; ich hatte, wie stets, sofort meine Pläne für den Tag über den Haufen geworfen um sie zu sprechen. Da ich zu dieser Zeit gerade im Begriff war, den von zu gutaussehenden und wohlhabenden, jungen Familien und zugezogenen Münchnern bevölkerten Prenzlauer Berg in Richtung Kreuzberg zu verlassen und mir im benachbarten, wunderschönen Graefekiez eine Wohnung anzusehen gedachte, trafen wir uns hier.
Obwohl wir uns ob erheblicher, räumlicher Distanz selten zu sehen bekommen und die (durch entsprechende Angebote deutscher Telefonanbieter geförderte) Unart des wochenendlichen Telefonates zum Zwecke banalen Palavers beide nicht schätzen und somit auch (ich übertreibe kaum, wenn ich sage:) nie sprechen, kam uns Gespräch ohne jegliches Stocken zu Gange.
Meine Begleiterin wußte von erfolglosen ehemaligen Arbeitskollegen zu berichten, die sich ob der mäßigen Lage unserer beider Branche zu allerlei Erniedrigungen veranlassen ließen, erzählte höchst amüsant von Zusammentreffen mit obskurer und erfreulich exzentrischer Prominenz (nur am Rande: das Gespräch handelte nicht unwesentlich, aber nicht nur, von dem begeisternd hochmütigen Philipp Tingler) und so kam es, dass ich von einem Erlebnis weniger Wochen zuvor berichtete.
Damals war es noch, tatsächlich, hundekalt und ich ging strammen Schrittes durch die Bereiche des Prenzlauer Berges, die von ihrer Optik und ihrer sozialen Struktur dem Münchner Stadtteil Schwabing am ähnlichsten sind und in denen sich folglich der Literat Maxim Biller (wie immer wieder in der Zitty, aber auch in Cicero zu lesen war) äußerst wohl fühlt. Ich folgte der Kastanienallee, bog rechter Hand in die Oderberger Straße und überquerte die Schönhauser Allee südlich des U-Bahnhof Eberswalder Straße, um an der Kulturbrauerei vorbei zu einem Café zu gelangen. Jedermann hatte an diesem klirrend kalten Tag die Mantelkrägen hochgestellt und wer konnte, so wie ich, zog seinen Kopf nach Möglichkeit in die Tiefen einer Kapuze zurück. Nur wenige so vermummte eilten über die nachmittaglichen Straßen, und wer diese eingewickelten, ob des Hundekots auf die Straße starrenden Passanten aus dem Warmen beobachten konnte, hätte sicher einen amüsierenden Anblick genossen. So eilte also auch ich - bis plötzlich.
Bis plötzlich nämlich vor meiner Kapuze das Gesicht des überraschend talentfreien "Multitalents" (Zitty et. al.) Jana Pallaske auftauchte. Sie lief, wie alle an diesem Tag, ebenso versteift wie zackig über den mehrere Meter breiten Berliner Gehweg - jedoch mit direktem Kurs auf mich. Beinahe hätte ich sie - zwischen den Blicken gen Hundekot - nicht erkannt, hätte nicht wenige Wochen zuvor ein Bekannter aus Schulzeiten seinen Mund schnabelhaft zusammenspitzend eben sie, Jana Pallaske, mit dem Hinweis parodiert, mit einem solchen Spitzmund durch die Lande zu spazieren wäre so sehr Strafe, nein, da wäre doch wohl selbst der fraglich Ruhm in Jugendgazetten und Berlin-Mitte zu wenig des Ausgleiches.
Ich änderte meine Laufbahn, die Kollision vermeidend. Doch Jana Pallaske, ebenfalls den Kurs ändernd, hielt weiter auf mich zu, sodass sie mich nicht einfach nur touchierte, sondern - in meiner Zurückhaltung - in Catcher-Manier per Bodycheck fast umrannte. Ich war verdutzt und schaute dem Jungstar in die Kuhaugen. Ich, obwohl mir keiner Schuld bewusst, entschuldigte mich. Statt ihrerseits den Zusammenstoß zu bedauern, funkelte mich die Ansagerin und Aktrice jedoch lediglich feindlich an und stakste weiter ihres Weges durch die Kälte. Irritiert blieb ich zurück und setzte dann meinen Weg fort.
Meine Begleiterin am Kreuzberger Paul-Linke-Ufer war begeistert. Ein dermaßen unangemessen prätentiöses Verhalten eines derartig untalentierten wie überzogen hochgejubelten Sternchens passte recht gut in unser gemeinsames, von Schlechtigkeit und Dummheit anderer geprägtes Weltbild.
Um uns herum zwitscherten weiter die Vögel, vor uns passierten die Ausflugsschiffe der Reederei "Spree-Perle", von denen aus wir - ich vermute vor allem meine blonde, groß gewachsene Begleiterin - in hübscher Regelmäßigkeit von japanischen Touristen ins Visier diverser Hobbyfilme und Urlaubsphotos kamen. Wir überlegten noch kurz, ob es im Sinne der ausländischen Gäste und des Berliner Tourismus sei, wenn wir, zwei (das muss an diesem Punkt vorangestellt werden) in keiner Weise übermäßig patriotischen und schon gar nicht nazistischen Deutschen den Berlinbesuchern Hitlergruß darböten. Schließlich gäbe es wenig Erfreulicheres, als von der Realität erfüllte Hoffnungen, Erwartungen, Klischees. Wie entschieden uns dagegen. Vielmehr: Es war uns beinahe physisch nicht möglich den rechten Arm zu heben und so tauchten wir nicht nur alsbald aus den Untiefen unseres gemeinsamen (gerne: abwegigen) Humors auf und verließen unseren Platz am Ufer um uns zum Kottbusser Tor und zur U-Bahn zu begeben.
Auf dem Weg dorthin, ungefähr auf halben Wege, schreckte ich - ganz in das Gespräch mit meiner Begleiterin (nunmehr ernsthafterweise) vertieft - auf, als ich auf dem nicht übermäßig frequentierten, sicherlich aber für alle Passanten ausreichend breiten Bürgersteig angerempelt wurde. Ich blickte verwundert auf, ehe ich in das lauthalse Lachen meiner Begleiterin einstimmte, und sah, wessen Weg ich gekreuzt hatte. Es war Jana Pallaske.
Meine Begleiterin, eine groß gewachsene, charmante junge Frau blonden Haares, war, wie stets, spontan und beruflich in der Stadt; ich hatte, wie stets, sofort meine Pläne für den Tag über den Haufen geworfen um sie zu sprechen. Da ich zu dieser Zeit gerade im Begriff war, den von zu gutaussehenden und wohlhabenden, jungen Familien und zugezogenen Münchnern bevölkerten Prenzlauer Berg in Richtung Kreuzberg zu verlassen und mir im benachbarten, wunderschönen Graefekiez eine Wohnung anzusehen gedachte, trafen wir uns hier.
Obwohl wir uns ob erheblicher, räumlicher Distanz selten zu sehen bekommen und die (durch entsprechende Angebote deutscher Telefonanbieter geförderte) Unart des wochenendlichen Telefonates zum Zwecke banalen Palavers beide nicht schätzen und somit auch (ich übertreibe kaum, wenn ich sage:) nie sprechen, kam uns Gespräch ohne jegliches Stocken zu Gange.
Meine Begleiterin wußte von erfolglosen ehemaligen Arbeitskollegen zu berichten, die sich ob der mäßigen Lage unserer beider Branche zu allerlei Erniedrigungen veranlassen ließen, erzählte höchst amüsant von Zusammentreffen mit obskurer und erfreulich exzentrischer Prominenz (nur am Rande: das Gespräch handelte nicht unwesentlich, aber nicht nur, von dem begeisternd hochmütigen Philipp Tingler) und so kam es, dass ich von einem Erlebnis weniger Wochen zuvor berichtete.
Damals war es noch, tatsächlich, hundekalt und ich ging strammen Schrittes durch die Bereiche des Prenzlauer Berges, die von ihrer Optik und ihrer sozialen Struktur dem Münchner Stadtteil Schwabing am ähnlichsten sind und in denen sich folglich der Literat Maxim Biller (wie immer wieder in der Zitty, aber auch in Cicero zu lesen war) äußerst wohl fühlt. Ich folgte der Kastanienallee, bog rechter Hand in die Oderberger Straße und überquerte die Schönhauser Allee südlich des U-Bahnhof Eberswalder Straße, um an der Kulturbrauerei vorbei zu einem Café zu gelangen. Jedermann hatte an diesem klirrend kalten Tag die Mantelkrägen hochgestellt und wer konnte, so wie ich, zog seinen Kopf nach Möglichkeit in die Tiefen einer Kapuze zurück. Nur wenige so vermummte eilten über die nachmittaglichen Straßen, und wer diese eingewickelten, ob des Hundekots auf die Straße starrenden Passanten aus dem Warmen beobachten konnte, hätte sicher einen amüsierenden Anblick genossen. So eilte also auch ich - bis plötzlich.
Bis plötzlich nämlich vor meiner Kapuze das Gesicht des überraschend talentfreien "Multitalents" (Zitty et. al.) Jana Pallaske auftauchte. Sie lief, wie alle an diesem Tag, ebenso versteift wie zackig über den mehrere Meter breiten Berliner Gehweg - jedoch mit direktem Kurs auf mich. Beinahe hätte ich sie - zwischen den Blicken gen Hundekot - nicht erkannt, hätte nicht wenige Wochen zuvor ein Bekannter aus Schulzeiten seinen Mund schnabelhaft zusammenspitzend eben sie, Jana Pallaske, mit dem Hinweis parodiert, mit einem solchen Spitzmund durch die Lande zu spazieren wäre so sehr Strafe, nein, da wäre doch wohl selbst der fraglich Ruhm in Jugendgazetten und Berlin-Mitte zu wenig des Ausgleiches.
Ich änderte meine Laufbahn, die Kollision vermeidend. Doch Jana Pallaske, ebenfalls den Kurs ändernd, hielt weiter auf mich zu, sodass sie mich nicht einfach nur touchierte, sondern - in meiner Zurückhaltung - in Catcher-Manier per Bodycheck fast umrannte. Ich war verdutzt und schaute dem Jungstar in die Kuhaugen. Ich, obwohl mir keiner Schuld bewusst, entschuldigte mich. Statt ihrerseits den Zusammenstoß zu bedauern, funkelte mich die Ansagerin und Aktrice jedoch lediglich feindlich an und stakste weiter ihres Weges durch die Kälte. Irritiert blieb ich zurück und setzte dann meinen Weg fort.
Meine Begleiterin am Kreuzberger Paul-Linke-Ufer war begeistert. Ein dermaßen unangemessen prätentiöses Verhalten eines derartig untalentierten wie überzogen hochgejubelten Sternchens passte recht gut in unser gemeinsames, von Schlechtigkeit und Dummheit anderer geprägtes Weltbild.
Um uns herum zwitscherten weiter die Vögel, vor uns passierten die Ausflugsschiffe der Reederei "Spree-Perle", von denen aus wir - ich vermute vor allem meine blonde, groß gewachsene Begleiterin - in hübscher Regelmäßigkeit von japanischen Touristen ins Visier diverser Hobbyfilme und Urlaubsphotos kamen. Wir überlegten noch kurz, ob es im Sinne der ausländischen Gäste und des Berliner Tourismus sei, wenn wir, zwei (das muss an diesem Punkt vorangestellt werden) in keiner Weise übermäßig patriotischen und schon gar nicht nazistischen Deutschen den Berlinbesuchern Hitlergruß darböten. Schließlich gäbe es wenig Erfreulicheres, als von der Realität erfüllte Hoffnungen, Erwartungen, Klischees. Wie entschieden uns dagegen. Vielmehr: Es war uns beinahe physisch nicht möglich den rechten Arm zu heben und so tauchten wir nicht nur alsbald aus den Untiefen unseres gemeinsamen (gerne: abwegigen) Humors auf und verließen unseren Platz am Ufer um uns zum Kottbusser Tor und zur U-Bahn zu begeben.
Auf dem Weg dorthin, ungefähr auf halben Wege, schreckte ich - ganz in das Gespräch mit meiner Begleiterin (nunmehr ernsthafterweise) vertieft - auf, als ich auf dem nicht übermäßig frequentierten, sicherlich aber für alle Passanten ausreichend breiten Bürgersteig angerempelt wurde. Ich blickte verwundert auf, ehe ich in das lauthalse Lachen meiner Begleiterin einstimmte, und sah, wessen Weg ich gekreuzt hatte. Es war Jana Pallaske.