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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Muster, Thomas - gelangweilt bei den Kinderbüchern



Uzzi Engel-Ich
24.07.2004, 16:03
„Also, jetzt zeig mal, wie er dastand!“ Meine Freundin, die selber glücklicherweise groß, schlank und blond ist, nimmt eine gequälte Standbein-Spielbeinhaltung ein, schiebt die eine Hüfte ein bisschen vor, lässt die Arme baumeln, sieht unsäglich gelangweilt drein, Augen nach oben links, Mund bei hängenden Winkeln leicht geöffnet, man kennt das. Dann dreht sie sich um, nimmt die Position noch mal ein und sagt, nun ganz munter: „Siehst du meinen Rücken?“ Was soll man darauf antworten? Sie redet auch so weiter: „Also bei mir siehst du ja nur das T-Shirt, nicht?“ „Ja.“ „Aber bei ihm! Da haben sich die Muskeln abgezeichnet. Also wirklich!“

Es handelt sich um Thomas Muster, immerblond, man kennt ihn als Tennis-As. Auch heute noch, soviel ich weiß, obwohl allerhand Rückzug und gescheiterte Liebe in Australien dazwischen liegt. Wieso steht er in Klagenfurt am Wörthersee mit gelangweilter Attitüde in der Kinderbuchabteilung des besten Buchladens der Stadt? Wieso war ich so scharf auf einen englischen Krimi, dass ich ihn gar nicht gesehen habe und nun beiläufig erfahre, dass mir eine Paparazzierung entgangen ist? Egal. Also: Ich gebe hier die Aussagen meiner Freundin weiter, die mittlerweile mit den Augen rollt, weil sie mich seit 30 Jahren kennt und ich noch nie das geringste Interesse für Tennis gezeigt habe. Ich empfehle ihr, sich eine Persönlichkeit bei den hoeflichenpaparazzi zu errichten, damit sie fortan weiß, wie es zu so etwas kommen kann.

Die Auskünfte, die ich erhalte lauten: Ja, er war in Begleitung. Die auch blonde Frau – „Kennst du das Gesicht von Nonnen?“ – stand demzufolge bei den Kinderbüchern, während er, Muster, in der erwähnten Position ohne Anteilnahme, aber braungebrannt im grauen T-Shirt und Jeans, verharrte. Ich kreische: „Kinderbücher? Sie kriegen ein Kind! Das sind heiße News!“ Meine Freundin wiegelt ab und weist darauf hin, dass die Frau, die sie nun „bäuerlich“ nennt, doch seine Schwester gewesen sein könnte. Dem gehe ich nicht nach. Mein Instinkt sagt mir, dass nicht mal Thomas Muster am Tag nach der Fête blanche am Wörthersee – das ist die Sommer-Society-Night inkl. Udo Jürgens, Niki Lauda, Uschi Glas, Flick, Flack etc. - mit seiner Schwester in Klagenfurt Babybücher shoppen würde.

Aber wahrscheinlich ist alles ganz banal. Sie ist seine neue Freundin und hat schon ein Kind im Bilderbuchalter, das sie mit schlechtem Gewissen bei der Oma abgegeben hat, damit sie mit ihrer neuen Flamme zum Wörthersee fahren kann. Sie bringt dem Kind daher ein Buch mit. Und er denkt sowieso an ganz was anderes und hat eben einen schönen Rücken.