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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Swarovsky, Nadine & türkische Ameisen



travolta
12.07.2004, 15:39
Türkei, Westküste, Ephesos, ein Sommer zu Beginn der neunziger Jahre.
Ich war damals anfang 20 und vom archäologischen Institut beschäftigt, um (für ein Taschengeld von ein paar hundert Schilling, Kost, Logis und Reise) bei 40 Grad im Schatten von sieben uhr morgens bis sieben uhr abends antike Steine zu zeichnen. Kost und Logis hatten wir im Grabungshaus, in dem alle Wissenschaftler, Professoren und Studenten dieser Ausgrabung untergebracht waren. Es gab streng hierarchische Tischordnungen, und nur die Wichtigsten bekamen einen Schlüssel zum Tor. Alle Anderen mussten sich an die Öffnungszeiten halten, was bedeutete. spätestens um Mitternacht von der Saufstrasse des Ortes in die Nachtruhe des Grabungshauses zurückkehren.

Und als ob diese Arbeitsbedingungen nicht schon hart genug gewesen wären, bekam ich dann auch noch für ein paar Wochen die unglaublichste Zimmergenossin: Nady Swarovsky from Dallas, Texas. Kaugummikauendes, gnatschgerndes Klischee einer reichen Amerikanertochter. Quasi auf Erlebnisurlaub im Ausgrabungsteam. Inzwischen wird sowas ja schon als Fernsehshow ausgestrahlt, aber für mich war das Erlebnis "Millionärstöchterchen muss mit kargen Lebensbedingungen zurechtkommen" einmalig. Wirtschaftlich gesehn wärs wohl ratsam gewesen, ich hätte mich mit Nady angefreundet, praktisch wars mir nicht wirklich möglich. Natürlich gabs Roommate-Smalltalk, aber die Tatsache, dass sie eine Ameisenstrasse in das Zimmer gelockt hatte, in dem ich dann noch zwei Monate bleiben musste, hat meine Sympathie nicht unbedingt gefördert. Sie hatte doch tatsächlich eine Salami und Kekse unter ihrem Bett versteckt, aus Angst sie hätte sie teilen müssen, wenn sie sie in den allgemeinen Kühlschrank getan hätte. Wozu man dann doch wieder erwähnen muss, dass damals Produkte aus Schweinefleisch zu den wertvollsten Gütern im österreichischen Grabungshaus zählten, weil sie in der Türkei wirklich nicht zu bekommen waren (inzwischen hat sich bestimmt schon geändert) und viele der Ausgräber für mindestens vier Monate dort geblieben sind. Wahrscheinlich wäre ihr im Kühlschrank tatsächlich nichts geblieben, von ihrer Wurst. Aber auch die Ameisen sind immer wieder in mein Zimmer gekommen um nachzusehen ob sie nicht doch wieder was finden.

honz
12.07.2004, 15:49
gut, aber was ist es an Miss Swarovsky, das sie berühmt macht. Strasssteine?

Goodwill
12.07.2004, 15:51
Nette Geschichte, die nur ein wenig daran krankt, dass konkrete Erlebnisse zum Thema "Millionärstöchterchen muss mit kargen Lebensbedingungen zurechtkommen" komplett unerzählt bleiben. Da mir der Name Nady Swarovsky absolut nichts sagt, kann ich aber damit leben.

kathi m.
12.07.2004, 15:56
Die Frau hast Nadja Swarovski, ansonsten gute Geschichte, würde ich mehr davon lesen wollen.

hier ein bild (http://www.style.com/style/view/81/14/100121481.jpg)

travolta
12.07.2004, 16:09
Dass sie anscheinend inzwischen schon berühmt ist ist mir auch erst aufgefallen, als ich sie immer wieder in irgendwelchen Magazinen entdeckt hab, als anscheinen superreiche Übernehmerin des texanischen Zweiges des Swarovsky-Clans, der nicht unbedingt nur wegen der Strassteine reich ist, aber durchaus mit diesen verwandt.

Sie hat hat sich damals Nady genannt. Das muss man sich mit viel Kaugummi im Mund vorsagen, im texanischen Slang NÄÄÄDIEE etwa. Und es is ja schon länger her, ...

Jeremy
12.07.2004, 16:29
Ah! Wunderbar! Kathi, bitte nicht ändern, dieses "hast" in Deinem Posting. Das ist dann nämlich die bisher verschollene dritte Bedeutung von "hase" hier im Forum, und zwar als 1. Person Singular von "hasen" (ich hase Jeremy). Der Tag wird gut.

kathi m.
12.07.2004, 16:55
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