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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kim Basinger



Herr Jakob
10.06.2004, 12:54
1992 war in New York tote Hose. Die Börse war unten. Die Leute haben über Miami geredet. Über London. Über L.A. als das eigentliche Moloch der USA. Die Immobilienpreise waren unten. Es war deutlich billiger ein Appartment in der Upper West Side zu kaufen als eine Zwei-Zimmer Wohnung in Schwabing.

Und es war Juli. Heißer schwüler Juli. Es war so unerträglich heiß, dass man in seinem Motelzimmer in New Brunswick saß und über den Edward Hopper grünen Rasen auf das leuchtende Blau eines Pools schaute, einen Finger hinausstreckte und verzichtete die 2 Meter zum Pool zu gehen.

Billy ist ein wichtiger Verbindungsmann zu Kim Basinger. In einer Bar Ecke Green Str. bin ich ihm begegnet. Drei Leute saßen herum. Es war beinahe totenstill. Eine weibliche Polizistin lief draußen am Fenster vorbei.
„I don´t like that“ sagte der dritte. Ein Typ, der aussah, als sei er gerade aus der Army entlassen worden. Noch ein Tag New York bevor es nach Hause geht, nach Ohio, nach Colorado oder wer weiß wo. Der Barmann fragte: „Don´t like what?“
„Women.“
Der Barmann, Bill und ich mussten lachen.
„Women, I mean, women doing Police business.“
Was folgte war eine fast akedemische Diskussion über das für und wieder von Frauen bei der Polizei. Auch der Barman, ein junger Typ, der vielleicht Film studierte, beteiligte sich ernst an der Diskussion. Als die Polizistin weg war hörten wir auf mit der Diskussion. Bill fragte mich, ob ich den und den Film gesehen hätte. ich sagte, ja, den und den Film hätte ich gesehen. Er sagte, der und der Film sei richtig Scheiße. Nichts wert, einfach Scheiße. Ich sagte auch über ein Paar Filme, dass sie Scheiße und nichts wert wären. Bill war arbeitsloser Werbefachmann.

Für den Abend verabredeten wir uns in einer Bar in Tribeca. Ich wusste, was Tribeca bedeutete und er wusste, dass ich es wissen würde. Diese verdammten Deutschen sind gut vorbereitet, rief er ziemlich laut, beinahe aggressiv aus.

Er kam ziemlich casual, in kurzen Hosen und dieser amerkanischen Hornbrille auf. Er sah aus wie Truman Capote bei seinem Auftritt vor Gericht, wo er in kurzen Hosen erschien. Wir gingen in eine Art riesigen Grillrestaurants in einer Fabrikhalle. Diese Mischung aus weißgedeckten Tischen, hors d´oevre, schiefen Kopfsteinpflaster und Eisenpfeilern.

Ziemlich nah standen wir an den dicht besetzten Tischen. Bill machte eine Geste mit der Hand und sagte: „All, complete Euro-trash.“ Er sprach ziemlich laut, aggressiv, seine Hand ging fast über den Tisch der Leute, aber der Eurotrash aß unverdrossen weiter Scampicocktails, gegrilltes Huhn mit Avocadodip und verschiedene Sushiarten. Vielleicht lag es an seinem übertriebenen New Yorker Akzent. Ich sah ängstlich zu einem der Kellner herüber, aber auch der schenkte uns keine Beachtung. Das ging mehrere Bars so weiter.

Unterwegs, als wir einen ziemlich dunklen Durchgang zwischen zwei Fabrikhallen gingen, begegneten wir Kim Basinger. Sie war ein bischen angeschickert und fragte nach einer Bar, die sie suchte. Bill hielt sich zurück und da wir gerade aus der Bar gekommen waren, sagte ich es ihr. Sie fragte, woher ich kommen würde, sie lachte ein bißchen dabei. „Germany“ sagte ich. Und sie: „Your english is excellent“ Ich bedankte mich und sie sagte „You are welcome“, sie lachte wieder ein bißchen und zwinkerte verlegen wie man es aus amerikanischen Filmen kennt, bei einer Abschiedszene oder wenn die Frau verliebt ist. Sie wartete einen Moment. Bill schwieg. Sie sah uns beide einen Moment an und nickte dabei abschätzend. Dann sagte sie „Well, OK“ und ging.
Es war spät geworden. Bill brachte mich zur U-Bahn Station. Er sagte fast kein Wort mehr. Ich wartete, dass er sich für den nächsten Tag mit mir verabreden würde, aber er tat es nicht. Vielleicht war er schwul, aber ich bin mir nicht sicher.

stu
10.06.2004, 13:10
Draußen ist schöner Milchsuppenhimmel, und die Geschichte hier ist prima. Das wird ein guter Nachmittag.

Lenin
10.06.2004, 13:16
Es würde mich nicht wundern, wenn in New York T-Shirts mit dem Aufruck "Euro-Trash" verkauft werden. Die liegen gleich neben den "Old Europe"-T-Shirts. Man hört dieses Wort ständig und es schmerzt zuerst, weil es diesen unglaublichen Enthusiasmus, der den europäischen NY-Besucher befällt, zusammensinken lässt. Irgendwann akzeptiert man das Wort und nimmt es sogar für sich in Anspruch.

Auch diese Geschichte hat mir gefallen, besonders wegen der Sommer-Hitze, die mir in Berlin kein bisschen fehlt. Aber dass Kim Basinger nach dem Weg fragte, haben Sie doch erfunden, oder?

Herr Jakob
10.06.2004, 13:29
Nein, ist wirklich passiert! Man könnte sogar Bill fragen, den gibts nämlich auch.

Lenin
10.06.2004, 13:51
Ich rufe lieber Kim an...

Herr Jakob
10.06.2004, 15:54
212-779-4444

ingwer
10.06.2004, 15:56
tel#efonnummern in usa beginnen aber immer mit 555, du schwindl#er!!!!

Herr Jakob
10.06.2004, 16:09
dann kuck doch selber nach unter manhattan phonebook und "kim" 212 is nämlich manhattan! keine ahnung hast du!

ingwer
10.06.2004, 16:19
ich aber sage dir: eine schrilliarde aufmerksame kinofreunde würden auf die gräber ihrer mütter schwören, dass ich recht habe! aber lassen wir das mit kims nummer lieber lenin klären.

Herr Jakob
10.06.2004, 16:29
wird aber nicht richtiger, selbst wenn 5 ach was 6 schrilliarden dazukommen. ruf doch selber an und sprich mit kim!

ingwer
10.06.2004, 16:44
nun gut. ich rief an.

ich: are you kim basinger?.
kim (mit erstaunlich tiefer stimme): yes. dit was herr jacob said is absolut true.
ich: your english is excellent.
kim: kokettes kichern

gut, ich habe ihnen unrecht getan, herr jacob, und entschuldige mich!

Herr Jakob
10.06.2004, 16:57
Na gut, Entschuldigung angenommen. Hat mich ja auch gewundert, dass sie sich noch an mich erinnert! Nach über zehn Jahren!

Herr Jakob
10.06.2004, 17:10
Und immer noch dieselbe Nummer!

Lenin
10.06.2004, 17:12
Es war nur die gleiche Nummer.

U_Sterblich
10.06.2004, 17:17
Zum Thema "Herr Jakob" muss ich dringlich erzählen, dass ich ganz früher, als ich noch mit meinen Eltern im Erdgeschoss eines nicht unbedingt wunderschönen mehrgeschossigen Mietshauses wohnte, mal Jakobs als Nachbarn hatte.
Es gab eine Tochter in meinem Alter und deshalb haben wir miteinander gespielt. Die Jakob family war tendenziell gaga. Ich fand immer, dass es bei denen komisch roch und war nicht so gern da zu Besuch. Frau Jakob rauchte Kette und Herr Jakob war sehr blass.
Eines Tages klingelte Frau Jakob bei uns und fragte nach einer Leiter. Als sie die Leiter zurück brachte erzählte sie ungefragt, dass sie nämlich ihr Brautkleid habe von ganz oben aus dem Schrank holen müssen. Sie wolle es anziehen, weil sie schließlich geladen seien zum Empfang bei Prinz Charles. Meine Mutter fragte mal nach, was sie denn zu Prinz Charles bringe. Da guckte Frau Jakob sehr überreascht meine Mutter an und rief ins triste Treppenhaus: "Ja wissen Sie das denn nicht! Mein Mann ist doch der Presseattaché vom Senegal!"
Das Treppenhaus jonglierte noch eine Weile mit dem Echo, mein Mann ist doch der Presseattaché vom Senegal! Manchmal weiß man gar nicht, wer neben einem so wohnt.

Aporie
10.06.2004, 17:34
In Wahrheit ist Herr Jakob aber nicht Presseattaché vom Senegal, sondern Kulturberichterstatter der NZZ in Barcelona. Sein Vorname ist Markus, und sein Vater war der Designer Teo Jakob.

Jeremy
10.06.2004, 18:01
Ich möchte hiermit U_Sterblichs und Apories Aussagen heftig anzweifeln oder die Existenz von zwei Herr Jakobs postulieren. Herr Jakob, den ich meine, verkauft im REWE bei mir um die Ecke an der Käsetheke Wurst. Das ist kein Scherz; es steht Käsetheke drüber, aber im Vergleich zur Wurst ist dem Käse nur ein mageres Eckchen eines kleinen Verkaufstischchens eingeräumt worden.
Herr Jakob trägt sein Namensschildchen mit stolz- und/oder biergeschwellter Brust - und zwar zu recht, denn einen Vornamen als Nachnamen zu haben, kuhler ist man in meinen Augen nur, wenn man einen Nachnamen als Vornamen hat.

Das nur nebenbei - es ist an der Zeit, dass Herr Jakob sich mal outet und zugibt, dass er im Namen des Käse Wurst verkauft. Oder halt doch attachiert (unwahrscheinlich: sprach neulich kurz mit ihm und er hatte den typischen Berliner Akzent von Leuten, die noch nie im Senegal waren).

Stimmen
10.06.2004, 18:21
Komischer Geruch in fremden Wohnungen - da fällt mir Bauer P. ein. Bauer P. war der Besitzer der Kornfelder, die wir als Kinder verwüsteten. Er hat nie geschimpft, überhaupt nie gesprochen, fuhr immer nur stoisch auf seinem Uralt-Trecker an uns vorbei. Seine Tochter ging in meine Klasse. Sie sah nicht gut aus und war nicht charmant. Auf dem Schulweg zeigte sie mir einmal, was sie mit den Armen konnte: Hände vor dem Bauch falten, dann durchgestreckte Arme über den Kopf auf den Rücken.

Einmal besuchte ich sie auf dem Bauernhof. Warum, weiß ich nicht mehr, ist kein Bild hängengeblieben. Allein der Gestank. Im ganzen Haus stank es wie in einem Misthaufen, gemischt mit stickigem Essensgeruch. Ich flüchtete und kam nicht wieder. Irgendwann wurden Renate und ihr kleiner Bruder von einem Auto überrollt. Der Bruder war sofort tot, Renate blieb lernbehindert, 60 oder 70 %. Das erzählte uns unsere Grundschullehrerin wenige Tage, bevor Renate aus dem Krankenhaus zurückkehrte, damit wir sie nicht auslachten (gute Idee).

Gegen Ende der Grundschule erkundigte sich die Lehrerin, wer denn jetzt auf welchen Schultyp wolle. Perfide Frage, die meisten schienen im dunkeln zu tappen. Gymnasium? fragte die Lehrerin, und die Hälfte meldete sich. Ein Viertel wäre ungefähr richtig gewesen. Realschule? Der Rest meldete sich. Hauptschule? Renate P. Warum willst du als einzige auf die Hauptschule, Renate? Ich bin nicht so klug wie die anderen.

Wahrscheinlichster Google-Treffer:

220 Kilo leichter fühlt sich gut an

"Das tolle an der Sache ist, ich bin wirklich satt", erzählt Renate P. begeistert. Wie die Wersenerin haben sich insgesamt 28 Teilnehmer entschlossen, ihr Körpergewicht zu reduzieren. Der Kurs "Gemeinsam leichter zum Wunschgewicht", dem sie sich anschlossen, kombiniert Ernährungsberatung, ärztliche Betreuung mit Bewegung. (...) "Früher habe ich gedacht, eine Banane, das kann ich mir gar nicht leisten“, so Renate P.

Klede
10.06.2004, 18:45
Abitur in elf Jahren waere ohne weiteres machbar, wenn die Empfehlung fuer das Gymnasium keine Empfehlung sondern eine Erlaubnis waere. Zwei Jahre mindestens wurden damit vertroedelt, den Legasthenikern beim Lesen zuzuhoeren. Bis heute begreife ich nicht, wie zum Beispiel Vera noch in die achte Klasse versetzt wurde.

"Vera, wo liegt Portugal?"
Vera: "Bin ich Jesus?"

Vor einigen Jahren erfuhr ich zu meiner Ueberraschung, dass Vera mittlerweile ausgerechnet in einem Reisebuero arbeitet.

Herr Jakob
10.06.2004, 19:58
Soviel ist richtig: Ich komme aus der Schweiz. Lebe aber umständehalber in einer ( meine Zürich) vergleichbaren westdeutschen Stadt. Orthografisch bin ich, glaube ich, schwach.

Mrs. Passmore
10.06.2004, 20:14
Da gab's doch mal in den 70er Jahren diese unglaublichen Jakob-Sisters. Drei blonde etwas kurz geratene Damen, die heftig sächselten und sich drei Pudel hielten (oder täusche ich mich da?). Sie sangen und tanzten, quer durch deutsche Fernsehshows, Carrell, Kuli und Frankenfeld, glaube ich.

Herr Jakob, sind Sie gar mit diesen drei Grazien verwandt?

Herr Jakob
10.06.2004, 20:22
nein, aber siebziger ...ist gar nicht schlecht

Clarus
11.06.2004, 07:37
Die Jakob Sister waren erstens zu viert und zweitens schon in den 60ern unterwegs. Ich weiß das so genau, weil mein Vater als junger Streifenpolizist in Bad Pyrmont, dem deutschen Monte Carlo jener Zeit, mit ihnen beruflich mal was zu tun hatte.

Aporie
11.06.2004, 12:01
Bevor jetzt auch noch die Creutzfeld Jakob Brothers auftauchen: Der genealogische Pfad führt klar in die Schweiz.

Gehört Teo Jakob zu Ihrer Verwandtschaft, Herr Jakob?

slowtiger
11.06.2004, 12:03
Alles egal. Der einzige Jakob, der hier zählt, ist Der kleine Herr Jakob, von Hanns Jürgen Press. Auf eine Gesamtausgabe dieses Zeichners warte ich schon lange vergebens.

Herr Jakob
11.06.2004, 12:04
Nein.

Herr Jakob
11.06.2004, 12:05
...da ist ein Bruch in der Logik...

Lenin
11.06.2004, 12:20
Immer diese Mutmaßungen über Jakob in diesem Forum, ts.

Fredies Huette am Teich
14.06.2004, 20:14
In einem Restaurant in der Mulberry Street saßen vor längerer Zeit Kim Basinger und Alec Baldwin in meiner Hörweite. Er bat sie mehrmals mit gedämpfter Stimme, nicht andauernd das Wort „Mafia“ zu sagen, bis sie ihn laut beruhigte: „Don’t worry, Darling, I love the Mafia!“

Herr Jakob
14.06.2004, 20:30
Aber das ist doch sicher erfunden, wenn auch nett erfunden...