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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gerer, Reinhard, Koch mit bodenständigem Geschmack



hoerme
03.05.2004, 15:19
Folgende Geschichte klingt derart erstunken und erlogen, daß ich froh bin, im Zweifelsfalle Zeugen aufrufen zu können.
Mindestens einmal im Jahr ist es des Wieners, der Wienerin Pflicht sich eine Schweinsstelze im dafür berühmt berüchtigten Schweizerhaus im Wiener Prater reinzuziehen (wie man sagt und schreibt aber eher nicht sprichwörtlich befolgen sollte). Für Ortsunkundige seien ein paar grob geschätzte Zahlen angeführt. Auf einer Größe von mindestens 1000 Quadratmetern drängen sich gleichzeitig mindestens soviele Gäste, von denen wohl jeder dritte ein halbes Kilo Stelze vertilgt. Der Bierkonsum muß ein ungeschätzter bleiben, die hochtechnisierte Gläserwaschstraße versprichte eine Menge in Gotteszahlnähe.
Letztes Jahr fand ich mich exakt einmal im Cholesterinpalast ein und traf dabei eine ganze Schar an Promis und hauptberuflichen Promijägern. Eine Tischgesellschaft bestand aus ORF-Seitenblickern, die ihre Redaktionssitzung in Sachen Society-Berichterstattung ins Freie verlegt haben dürften. Um die geht es hier aber nicht, wie der Titel schon dezent verrät.
Dem Drang der Natur folgend, eilte ich bisweilen in die Toilettenanlage des riesenhaften Schweizerhauses. Die Toilette für die Männer ist unendlich klein und besteht aus zwei Scheißhütten und drei oder vier Urinalen (wie ich es jetzt einfach nennen mag). Sei es wie es sei, ich erleichterte mich, als mich ein ungenierter Furzer aus meiner Ablaßkonzentration riß (Probleme mit Nebenpinklern sind mir wohlbekannt). Ich blickte zum Furzer und erkannte in ihm einen der allgegenwärtigsten Zig-Hauben-Köche Österreichs, Reinhard Gerer.
So ist es richtig, in den eigenen Lokalen auf Ete-Petete machen und die Gäste mit Gabeln und Messern für jedes Rindfleischteil verwirren, privat aber einen auf Prolo machen und sich und sein Innerstes so richtig unters Volk zu mischen.
Ich hatte Gerer nichts zu sagen und verließ die Toilette, um meiner Abendbegleitung in aller Kürze von der Koch-Sichtung zu berichten.
Ein Jahr ohne Schweizerhaus sollte folgen, ehe ich mich am Vorabend der EU-Erweiterung unter anderen mit meiner damaligen Abendbegleitung wieder im Schweizerhaus einfand. Es sollte ein eher freßwütiger Abend sein, ehe ich zum ersten Mal seit einem Jahr wieder die Toilette des Schweizerhauses aufsuchen mußte.
Neben mir stand ein Mann und urinierte und furzte zugleich. Es war Reinhard Gerer, der allgegenwärtigste Zig-Hauben-Koch Österreichs.