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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kohl, Helmut



sigurdmayo
26.04.2004, 14:22
Helmut Kohl war schon länger nicht mehr Kanzler, als ich nach einem Vortrag, den er gehalten hatte, bei einem anschließenden Essen durch Zufall in seiner Nähe saß. Hatte er während seiner voran gegangenen Rede nur die gewohnten Hinweise auf die historischen Dimensionen seines Wirkens gegeben, versetzte er sich mit nun eher privat geäußerten Einschätzungen seiner Person geradezu in Ekstase, Denkmäler wurden erwähnt, und es wurde kurz still und richtig peinlich.
Um das unangenehme Schweigen zu überbrücken, sagte ich, ein Denkmal sei durchaus etwas sehr Schönes, allein, alle seien schließlich doch vergänglich, selbst meins, wenn es auch die Zeit, die der Menschheit bliebe, wahrscheinlich um ein Vielfaches überdauern würde.
Kohl heuchelte nur mäßiges Interesse, wollte aber trotzdem auch den Rest hören.
Eine Verwandte von mir sei an der Herstellung der ersten Fahne beteiligt gewesen, die auf dem Mond gehißt wurde, fuhr ich fort, und habe mir damals zum Geburtstag die heimliche und unauffällige Applikation einiger meiner Haare darauf geschenkt. Nun habe der Mond eine Locke, hieße es seither gelegentlich scherzhaft im Familienkreis, von unserem Sigurdmayo.
Der Vorteil extraterrestrischer Konservierung von auch nur Kleinstmengen an Eigen - DNA sei mir damals natürlich noch nicht bekannt gewesen, heute dagegen, im Zeitalter der Polymerasekettenreaktion und des Klonens, sei ich froh darüber. Allerdings, dessen sei ich mir wohl bewußt, auch für mich gelte irgendwann das Ende aller Zeit.
Kohl begann, einen unzufriedenen Eindruck zu machen, daher führte ich das alles nicht weiter aus.

Alberto Balsam
26.04.2004, 14:56
In Wien gibt es ein New-Kids-On-The-Block-Denkmal, das muss ich demnächst mal aufsuchen, um zu schauen, was aus dem eigentlich geworden ist, könnte man auch mal sammeln: Die kläglichsten Denkmäler hier unten auf der Erde.
Ich weiß nur noch von einem Willy-Brandt-Denkmal in Porto, das ist komplett vollgeschissen von Möwen

MC Hausmacherleberwurscht
26.04.2004, 15:04
In Steinwurfweite der Klagemauer in Jerusalem gibt es in der vollgepissten Nische eines kleinen Pavillons eine Axel-Springer-Gedenktafel. Dort hauen sich die Jerusalemer Junkies die Spritzen in die Arme und lassen danach von sich was geht. Die Nische wird ausgeflammt und gedampfstrahlt, wenn Friede Springer vorbeikommt und Brimborium mit Teddy Kollek macht. Stunden danach siehe oben.

MC Hausmacherleberwurscht
26.04.2004, 15:08
sigurdmayo: Wäre es ein herber Schlag für Ihre Familie, wenn sich herausstellen sollte, dass die Mond-Fahne doch nur in einer alten Kiste, hinter einem Haufen grauen Sand, in einer versteckten Lagerhalle in den Weiten Arizonas vor sich hin gammelt?

Würde in die Reihe der kläglichsten Denkmäler passen...

42
26.04.2004, 15:15
Das gehört eigentlich hier hin:
Peinliche Dinge, an die man mal felsenfest geglaubt hat (http://www.hoeflichepaparazzi.de/forum/showthread.php?s=&threadid=174&highlight=eltern).

Alberto Balsam
26.04.2004, 15:26
Das schönste Denkmal steht allerdings in Tokyos emsigem Stadtteil Shibuya, direkt neben der Ubahnstation, das ist ein etwa 1,5 m hoher Sockel, auf dem ein kleiner Bronzehund mit abgeknicktem Ohr thront, der Hund heisst Hachiko (osä), und hat viele Jahre sein Herrchen immer zu einer bestimmten Uhrzeit von der Ubahn abgeholt, als sein Herrchen eines Tages starb, ist er trotzdem immer noch lange zur Ubahn getrabt und hat gewartet.
Das Denkmal ist DER Treffpunkt, den JEDER kennt, an der gigantischen, völlig unübersichtlichen Kreuzung in Shibuya (bekannt aus Lost in Translation, die Stelle, wo die Hauptdarstellerin die gigantischen Saurier an einem Warenhaus vorüberziehen sieht).
Das Godzilla-Denkmal in Ginza ist allerdings verschwunden.
Schön, dass ein kleiner Hund mit abgeknicktem Ohr dauerhafter ist als eine Riesenechse, die nur kaputtmachen will, was ihr nicht gehört.
Schönes Denkmal auch in Zürich, wenn man von Bellevue kommt und zum Bad Enge geht, in dem Park da, nur ein Sockel mit einer geprägten Tafel, auf der sinngemäß steht, dass man nach wiederholtem Male Beschmierens beschlossen habe, das Objekt in ein Museum zu stellen

sigurdmayo
26.04.2004, 15:28
So wie meine Vermutung, dass Sie sich Ihren IQ als Nick ausgesucht haben, "42"?

MCH, machte Herr Armstrong einen so vergesslichen Eindruck?
Oder gehören Sie zu der verschrobenen Clique von "Ich glaub die Mondlandung nicht - Jüngern"?

Der Admiral
26.04.2004, 15:39
Mein Lieblings-"Denkmal" ist eine 20cm breite Granittafel im Tiergarten, 2 Meter von der John-Foster-Dulles-Allee entfernt. Die Inschrift lautet:

Im Königlichen /
Dienst /
wurde hier am 14. 8. 89. /
der Gefreite Will /
I. Esc. II C. U. Regts. /
vom Blitz erschlagen.

MC Hausmacherleberwurscht
26.04.2004, 15:58
Ach ketchupmayo, nu sein se ma nich gleich beleidgt, weil Ihnen jemand ans Denkmal pischert. 42 ist kein IQ sondern die errechnete Antwort auf den Sinn des Lebens. Und meine Frage war kein Glaubensbekenntnis, sondern ein Link zur aktuellen Bilderzweiflerei von der Mondlandung. Herrjeh.

sigurdmayo
26.04.2004, 16:23
Mein Denkmal steht ja nun wohl in einer pischerfreien Zone, Möwen fürchte ich auch nicht, MCH, nur Leute, die nicht wissen, dass 22 der errechnete Sinn des Lebens ist.

camp cogito
26.04.2004, 18:26
halten sie die fahne hoch und vergessen sie nicht die reihe zu schliesen.

Edding Kaiser
26.04.2004, 18:52
Was der Kommentar da über mir soll, verstehe ich nun nicht. Aber die Geschichte fand ich töfte.

Sollten mayo und das camp sich aus alten SA-Zeiten kennen, will ich nichts gesagt haben.

camp cogito
26.04.2004, 18:59
andere art der perönlichkeitsstörung.

Herr Genista
26.04.2004, 19:02
Medi nicht genommen?

camp cogito
26.04.2004, 19:23
zini gelesen?

Alberto Balsam
26.04.2004, 19:53
Majo gut. Cogito irr?
Mir fällt noch ein jämmerliches aber schönes "Denkmal" ein, eine Inschrift an der Kapelle auf dem wiener Kahlenberg: "Weiland Ihre Majestät die Kaiserin u. Königin Elisabeth hat im Mai des Jahres 1896 von diesem Platze aus weite Umschau gehalten"

Hingegen schön, aber nicht jämmerlich, ein Denkmal in Bamberg, Sockel und Platte drauf, auf der Platte ein Mann mit Hut, Gehrock, Hund und Mond, Inschrift auf dem Sockel: "Auf diesem Wege begegnete E.T.A. Hoffmann dem redenden Hund Berganza"

Frau Rossi
26.04.2004, 20:17
E.T.A. Hoffmann hatte in Bamberg noch so manche seltsame Erscheinung. In der Eisgrube, wo sein damaliger Freund und Förderer wohnte, sprach mal ein Türknauf zu ihm, ein knubbelnasiges, grinsendes Vollmondgesicht, der gemeinhin als das "Apfelweibla" bekannt ist. Liegt vielleicht am hiesigen Bier, oder am Frankenwein, dass einem sowas passiert.

Frau H aus B
26.04.2004, 20:17
Ich kenne auch ein Hundendenkmal, es steht in Edinburgh vor dem Pub, vor dem der Scotchterrier "Bobby" jeden Tag auf sein Herrchen waretete, auch nach dessen Tod. Ein weiteres werde ich diesen Sommer sehen, es erinnert am Hafen von Juneau, Alaska, an "Patsy Ann", eine herrenlose Hündin, die jahrelang jedes einlaufende Schiff abpasste. Auf wen sie wartete, hat man nie erfahren. Hunde scheinen dazu zu neigen, nach dem Tod oder Weggang ihres Alphatiers ratlos an einem Ort zu verharren (manchmal auch am Grab). Ich bin sicher, dass man einen recht ansehnlichen Hundedenkmalkatalog zusammenbekäme, wenn man sowas denn wollte.

Frau H aus B
26.04.2004, 20:23
Ausserdem glaube ich Herrn Mayo jedes Wort.

vir
26.04.2004, 20:41
Greyfriar's Bobby. So heisst auch der Pub. Da habe ich mir mal ein Bier bestellt und mein Tresennachbar hat wohl gehört, dass ich kein Schotte bin (und auch kein Engländer!) also fragte er mich: "Wherr arr ya frommm?" "Switzerland" "Ah, what's the thinnnest büük in the warrrld?" "Don't know" "The Swiss büük 'a jokes! Hahahahahahah!"

Fünf Minuten später hatte ich vier Saufkumpane vom Allerfeinsten.

slowtiger
27.04.2004, 00:32
In Osnabrück steht links vorm Dom das Löwenpudeldenkmal. Die Geschichte dazu ist allerdings dermaßen uninteressant, daß sie in unseren Heimatkundebüchern stand.

42
27.04.2004, 09:36
@ MC Hausmacherleberwurscht: Danke für die Richtigstellung.

@ sigurdmayo: Nun seien Sie mal nicht so dünnfellig, Ihre Geschichte ist doch ganz unterhaltsam.
Die "22" kommentiere ich jetzt mal nicht weiter. Wo soll die denn herkommen?

Fredies Huette am Teich
27.04.2004, 20:16
Ein Mann im Mond, sigurdmayo.

Frau cogito, hoffentlich müssen Sie nun nicht jedesmal an sigurdmayos Locke denken, wenn Sie den schönen Mond betrachten, das wäre Ihnen sicherlich nicht recht, oder? Hihi.

chrislenz
30.04.2004, 00:54
Schöne Geschichte.

Zum Kohl: Ich erlebte ihn das erste und einzige Mal live auf dem Wittenbergplatz in Westberlin, 1998, und die Wahl war für ihn so gut wie verloren. Irgendwann in seiner Rede sprach er den Satz "...und wenn ich hier heute abend die vielen Tausend Menschen sehe..." Das Häuflein von vielleicht 400 Senioren um mich herum schaute irrtiert auf die Uhr (es war halb vier nachmittags), dann in die irritierten Gesichter der anderen Senioren, dann wieder zu Kohl. Es war so traurig. Echt höchste Zeit für ein Denkmal.

bastifantasti
30.04.2004, 08:44
Mein Lieblíngsdenkmal ist die Buddhastatue im Garten des Buddhistischen Zentrum in Berlin.
Unter dem aus Gold gewirktem Moppel steht:

Denk an dein Karma.

Buddha ist fest mit Boden verankert.

Sal Makis
03.05.2004, 11:56
Mein Lieblingsdenkmal steht in Minusio bei Locarno. Es ist ein kleiner, mit einem Sack beladener Esel mit herabhängenden Ohren, Augenliedern und überhaupt trauriger Dulderhaltung. Er steht als Bronzestatue auf einem kläglichen, taufbeckenartigen Brunnen. Und der Hintergrund von Palmen, Lago Maggiore und Bergen läßt es noch ein wenig weiter in sich zusammenschrumpfen. Ich weiß leider nichts über die Geschichte dieses Denkmals, nur noch, daß es die Inschrift '936 WS' trägt.

Lange, bevor ich dort war, stieß ich schon einmal auf dieses, ich nannte es damals 'Loser-Denkmal', das als Postkarte in einer Zeitschrift abgedruckt war. Ich war auf der Stelle begeistert, auch wegen der Rätselhaftigkeit, die für mich von der Tatsache ausging, daß 1. so ein Denkmal überhaupt existiert, 2. es als Postkartenmotiv verwendet wird (es ist ja nicht so, daß ein Ort in schönster Lage direkt am See arm an touristiktauglichen Motiven wäre) und 3. wieso die Zeitschrift ausgerechnet dieses Motiv als Werbung für diesen Ort verstand.

Jahre später besuchte ich das Filmfestival in Locarno. Von dort aus sind es, was ich vorher nicht wußte, ein paar Gehminuten am See entlang bis Minusio; ein Promenadenspaziergang führt einen also automatisch von Locarno nach Minusio und weil es ein sehr kleiner Ort ist, stößt man darin auch fast unweigerlich auf dieses Denkmal. Trotzdem hielt ich es irgendwie für ein Zeichen, als mich mein absichtsloser Spaziergang durch das Umland von Locarno plötzlich vor das mir gut bekannte 'Loser-Denkmal' trug.

vir
03.05.2004, 14:09
Auf einer Verkehrsinsel zwischen Zürichs Hauptbahnhof und der Bahnhofstrasse befindet sich ein ziemlich protziges und wohl nur knapp über hundert Jahre altes Denkmal mit Brunnen und lebensgrosser Bronzestatue des Unternehmers und Eisenbahnpioniers Alfred Escher.

Ein solcherart Geehrter braucht natürlich ein Würde- und Erkennungszeichen, ein Attribut. Aber was sollte man dem Gründer der Gotthardbahn und der Schweizerischen Kreditanstalt beigeben? Einen Löwen oder Adler, ein Pferd, ein Schwert, ein Schild? Nein, bescheiden und nur auf den zweiten Blick erkennbar stellte man ihm seine Aktentasche zu Füssen.