eben
01.04.2004, 23:32
Ein Salonabend. Ein Kunstsalon, in Berlin Charlottenburg. Ich bin zu früh dran und schaue mir die teuren Karossen auf der Strasse an, lauter Wagen, die in der Mitte flacher sind als an den Enden. Ich bin vorm Engang mit einer Freundin verabredet und sehe leicht beunruhigt, dass ich doch besser nicht meine Pferdehackenschuhe hätte anziehen sollen. Hier schweben lauter Damen auf sehr filigranem (hinten) und spitzem Schuhwerk in den Eingang, Perlen blitzen usw. Das Schuhwerk ist wichtig bei solchen Anlässen, einmal weil der Blick da endet und zweitens weil man daran die Habituees erkennt. Oben, im vierten Stock, werden wir von einem Diener empfangen, der uns die Garderobe abnimmt und zum Gästebuch nötigt. Als wir einen eleganten Haken schlagen wollen, nimmt er uns am Arm und sagt, das sei Pflicht. Ich habe mich nicht getraut, im Gästebuch zu blättern, aber es war dick und schon sehr voll. Die Lage der Wohnung im Vierten hatte mich beruhigt, aber nichts da, die Räume sind auch dort so hoch wie hier in Prenzlauer Berg höchstens die Treppenhäuser.
Wir bekommen Weißwein und stehen vor Beginn der Veranstaltung noch eine Weile im Berliner Zimmer um die Tafel. Die Gastgeberin begrüßt uns persönlich und erkundigt sich ganz unauffällig, wer wir denn seien. Als das geklärt ist (Wir dürfen bleiben) gesellen sich plötzlich ein ganzes Rudel Gazellen um uns. Eine davon, eher Antilope, ist von ziemlich bestürzender Schönheit, zeitlos und unblond wie nur etwas. Ich bin sprachlos, muss aber auch nichts sagen. Sie hat ein dunkelgrünes Wollkleid an, schlicht natürlich, trägt dazu kleine rote Schuhe, die so ein paar Minuten hinter dem Zeittakt liegen, wie von einer Großtante aus den Zwanzigern geerbt. Plötzlich gucken alle in eine Richtung, und aus der blitzt es dann eine Weile lang. Wir hätten doch nichts dagegen, fragt die Gastgeberin, wir würden vielleicht in die BZ kommen. Als der Fototermin vorbei ist, sind die Damen alle wieder weg leider. Sofort bildet sich der nächste kleine Pulk. Ich fürchte weitere Fotos und versuche meine Schuhe zu verstecken, aber es ist bloss Herr Karasek. Die Berliner Pulkbildung ist sehr lustig, niemand will es gewesen sein und alle machen eine Art Ola mit total gelangweilten Gesichtern. Aber die Seismik hat die Menge vom Tisch entfernt und wir konnten in Ruhe das Abendessen nachholen.
Später gab es noch einen langen und sehr bildreichen Vortrag über das tragische Schicksal der jüngsten Zarentochter, von galoppierender Schwindsucht dahingerafft im ersten Jahr ihrer glücklichen Verbindung mit einem hessischen Landgrafen, bei dem Herr Karasek natürlich in der ersten Reihe sitzen durfte. Herr Karasek interessiert mich nun überhaupt nicht, er ist unvermeidbar in Berlin. Viel aufregender war dieses grüne Ereignis. Als ich später aus meinem vollgestopften Abendtäschchen den Tabak befreien wollte, ist mir so ein A&P-Tütchen mit einem Papiertaschentuch runtergefallen, und die Frau in grün hob es mit den Worten „Oho, eine Dame läßt ihr Taschentuch fallen“ auf und gab es mir mit einem Lächeln zurück. Ich habe dannn noch ein paar weitere Dinge fallen lassen an dem Abend, und sie wurden immer sofort aufgehoben, leider von den vielen älteren Herren im Umfeld. Als einer dann noch sagte „Ich bleib wohl lieber in ihrer Nähe“ hab ich das Vorhaben aufgegeben. Ich habe also heut mit großer Begeisterung jemanden paparazzt, dessen Namen ich nicht weiß. Ich hoffe, dass sie morgen in der BZ steht, dann bin ich schlauer.
Wir bekommen Weißwein und stehen vor Beginn der Veranstaltung noch eine Weile im Berliner Zimmer um die Tafel. Die Gastgeberin begrüßt uns persönlich und erkundigt sich ganz unauffällig, wer wir denn seien. Als das geklärt ist (Wir dürfen bleiben) gesellen sich plötzlich ein ganzes Rudel Gazellen um uns. Eine davon, eher Antilope, ist von ziemlich bestürzender Schönheit, zeitlos und unblond wie nur etwas. Ich bin sprachlos, muss aber auch nichts sagen. Sie hat ein dunkelgrünes Wollkleid an, schlicht natürlich, trägt dazu kleine rote Schuhe, die so ein paar Minuten hinter dem Zeittakt liegen, wie von einer Großtante aus den Zwanzigern geerbt. Plötzlich gucken alle in eine Richtung, und aus der blitzt es dann eine Weile lang. Wir hätten doch nichts dagegen, fragt die Gastgeberin, wir würden vielleicht in die BZ kommen. Als der Fototermin vorbei ist, sind die Damen alle wieder weg leider. Sofort bildet sich der nächste kleine Pulk. Ich fürchte weitere Fotos und versuche meine Schuhe zu verstecken, aber es ist bloss Herr Karasek. Die Berliner Pulkbildung ist sehr lustig, niemand will es gewesen sein und alle machen eine Art Ola mit total gelangweilten Gesichtern. Aber die Seismik hat die Menge vom Tisch entfernt und wir konnten in Ruhe das Abendessen nachholen.
Später gab es noch einen langen und sehr bildreichen Vortrag über das tragische Schicksal der jüngsten Zarentochter, von galoppierender Schwindsucht dahingerafft im ersten Jahr ihrer glücklichen Verbindung mit einem hessischen Landgrafen, bei dem Herr Karasek natürlich in der ersten Reihe sitzen durfte. Herr Karasek interessiert mich nun überhaupt nicht, er ist unvermeidbar in Berlin. Viel aufregender war dieses grüne Ereignis. Als ich später aus meinem vollgestopften Abendtäschchen den Tabak befreien wollte, ist mir so ein A&P-Tütchen mit einem Papiertaschentuch runtergefallen, und die Frau in grün hob es mit den Worten „Oho, eine Dame läßt ihr Taschentuch fallen“ auf und gab es mir mit einem Lächeln zurück. Ich habe dannn noch ein paar weitere Dinge fallen lassen an dem Abend, und sie wurden immer sofort aufgehoben, leider von den vielen älteren Herren im Umfeld. Als einer dann noch sagte „Ich bleib wohl lieber in ihrer Nähe“ hab ich das Vorhaben aufgegeben. Ich habe also heut mit großer Begeisterung jemanden paparazzt, dessen Namen ich nicht weiß. Ich hoffe, dass sie morgen in der BZ steht, dann bin ich schlauer.