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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Phettberg, Hermes als Partygag



chrislenz
14.03.2004, 04:35
Ich habe einmal in einer Werbeagentur gearbeitet. Der Chef dieser Agentur bemerkte eines Tages eine Anzeige in der „Zeit“: Hermes Phettberg, in finanziellen Nöten, bat unter Angabe seiner Kontoverbindung um Almosen geneigter Mäzene. Mein Chef überwies ihm ohne zu zögern 200 Mark. Er bekam prompt ein zwanzigseitiges Dankes-Fax von Phettberg mit dem Schluss, dass, egal was, Phettberg alles für meinen Chef tun würde, wenn er ihm einmal helfen könne.

Mein Chef schwieg und machte einfach weiter Kohle mit seiner Agentur.

Etwa ein Jahr später hatte mein Chef Geburtstag und für die Feier eine Suite in einem Nobelhotel gemietet. Es sollte eine dekadente, bizarre, exzessive Party werden, die niemand je vergessen würde. Und hier kam Phettberg ins Spiel. Mein Chef bat ihn, sich nackt auf dem Klo anketten und von den Gästen auspeitschen zu lassen. Ein guter Plan. Phettberg, ein Mann von Ehre und Prinzipien, erklärte sich bereit dazu.

Was passierte war, dass alles perfekt nach Plan lief: Der nackte Phettberg angekettet unterm Marmor-Waschbecken, die Peitsche und so weiter. Aber der Wirt hatte die Rechnung ohne seine Gäste gemacht. Anders als er waren sie fast allesamt Kinder aus dem Herzen des Mittelstandes. Und wenn man die auffordert, auf dem Klo einen wehrlosen, nackten Fleischklops zu peitschen, dann hakt bei ihnen die CD. Unter dekadent stellen sie sich eher vor, dass jemand mit Champagner rumspritzt. Betreten standen sie in dem geräumigen Bad. Ein paar peitschten wohl, angestachelt vom Chef, mit der neunschwänzigen Katze ein bisschen lustlos auf Phettberg rum. Aber sie schämten sich dann sofort dafür, und noch mehr für ihren Chef. Alles in allem war das Ganze eher ein Reinfall. Vielleicht wäre ich doch lieber dabei gewesen.

DREA
14.03.2004, 05:25
Es wird wohl meine weicheirige Mitteklasse-Sozialisation sein, die mir gerade nicht erlaubt, diese Schilderung -- inhaltlich -- auch nur im Ansatz heiter finden zu koennen. Bei der Visualisierung von lustlos auf Hermes P. einpeitschenden Agenturspacken koennt ich grad weinen. Oder den Magen umstuelpen.

DREA
14.03.2004, 05:45
Bei weiterem Ueberlegen hab ich mich gerade dann aber doch halb schlapp gelacht. Dekadenz-Inkompatibilitaet. Was fuer ein fabelhaftes Drehbuchthema! Und was fuer eine prima funktionierende Szene! Sehr fein, Herr Lenz.

slowtiger
14.03.2004, 12:04
DREA, ich darf Ihnen versichern, daß es lustlos mit Peitschen herumfuchtelndes Pack auch anderswo gibt. Insofern wäre diese Szene mit Hermes die Krönung einer jeden Dokumentation aus diesem Milieu. Gestern erst sah ich eine Horde Männchen in fein gemeinter Kleidung um eine erotisch gemeinte Boutique herumstehen, die die anwesenden Damen mit Blicken nach dem Preisschildchen absuchten. Obwohl eine auf den Kassentresen gestellte Frau gar artig Harfe spielte, fühlte ich mich nicht wirklich wohl und ging lieber Bücher kaufen.

joq
14.03.2004, 14:36
Was hat denn die Anzeige in der ZEIT gekostet?

joq
14.03.2004, 14:37
Oder war das ein Barter-Deal?

chrislenz
14.03.2004, 22:04
Mir ist auch nach intensivem Nachdenken keine Art und Weise eingefallen, die Allgemeinheit stilvoller anzupumpen als mit einer Mini-Anzeige in der "Zeit".

Viel interessanter allerdings: Was hätte man selbst getan? Ist es langweilig, bei sowas auszusteigen? Ist es verwerflich, mitzumachen? Macht man sich zum Komparsen der verirrten Selbstinszenierung eines gelangweilten Werbers? Oder nimmt man nur ein Angebot an, mal für ein paar Stunden abzuweichen?

Was meinen Sie?

P.S.: Neulich war ich tatsächlich selbst auf einer Party des besagten Chefs. Wieder eine Hotelsuite. Diesmal Elektropunk-Performance, Federn, Kunstblut und eine weibliche Fetisch-Mumie, die mit einem Vorschlaghammer ein exquisites Nachttischchen (aus einem Stück geschnitzt) zerhackte.
Manche Dinge klingen leider nichts als dümmlich, wenn man sie beschreibt, machen aber einen Heidenspaß, wenn man sie erlebt. Immerhin besser als andersrum.

42
26.03.2004, 15:30
Definitiv eine meiner Lieblingsgeschichten und schön erzählt.

42
26.03.2004, 15:30
Definitiv eine meiner Lieblingsgeschichten und schön erzählt.

42
26.03.2004, 15:30
Definitiv eine meiner Lieblingsgeschichten und schön erzählt.

42
26.03.2004, 15:30
Definitiv eine meiner Lieblingsgeschichten und schön erzählt.

42
26.03.2004, 15:30
Definitiv eine meiner Lieblingsgeschichten und schön erzählt.

42
26.03.2004, 15:30
Definitiv eine meiner Lieblingsgeschichten und schön erzählt.

42
26.03.2004, 15:37
Hm, es war nicht meine Absicht, dieses Multipost zu senden. Muss ein Elektrik-Trick gewesen sein.

Tschuldigung.

U_Sterblich
26.03.2004, 15:37
na gut.

chrislenz
27.03.2004, 14:03
Ich fand's jetzt nicht so schlimm.

Ruebenkraut
27.03.2004, 20:44
Bleibt die Frage, wie 42 das hinbekommen hat. Normalerweise lässt die Software doch nur ein post pro Minute zu.

bangen
27.03.2004, 20:58
Diese Zeitsperre ist doch abgestellt worden als der Sechstausender unterwegs war.

Ruebenkraut
27.03.2004, 21:28
nö, erst vorige Woche war sie noch aktiv.

Ruebenkraut
27.03.2004, 21:29
gerade ausprobiert:


"Nachricht
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Der Administrator hat eine Zeitbeschränkung für Postings eingeführt. Sie können nur alle 60 Sekunden einen neuen Beitrag schreiben. "

42
31.03.2004, 08:55
Lassen Sie mich kurz erklären wie das ablief.

Ich hatte meinen Text in das Antwortfenster geschrieben, jedoch noch nicht abgesendet. Gleichzeitig habe ich mich auf anderen Seiten rumgetrieben. Dort nervten mich Popups, die ich selbstverständlich weggeklickt habe. Prompt ist mir der Browser abgestürzt. Als ich dann wieder ins Paparazzi-Forum kam, war die Antwort bereits sechsfach drin. Mehr war nicht.