JPHintze
13.03.2004, 23:41
In sprachloser Bewunderung hier vertretener Autoren und im Angesicht zahlreicher interessanter Stränge möchte ich mein Debut jetzt und an dieser Stelle; - naja..., mehr oder weniger "zum Besten" geben.
Da hat sich in der Tat in den letzten Jahren das eine und andere angesammelt, dass der hier Kundige als "paparazzen" umschreibt, ich selbst hingegen eher als "Karambolagen" zu bezeichnen pflege.
"Karambolage", also der unfreiwillige und nicht geplante Zusammenstoss mit mehr oder minder bekannten Zeitgenossen, ist dabei jedoch ein Begriff, der vom grossen Hellmuth Karasek geprägt wurde; einem Zeigenossen übrigens, der mir persönlich bisher nie untergekommen ist, wohl aber meiner Freundin im IC-E zwischen Leipzig und Hamburg, eine, allerdings, völlig andere Geschichte ...
Ansetzen möchte ich vielmehr zu einer Zeit, die mittlerweile einige Jahre zurück liegt, genauer: zu Beginn der Neunziger Jahre.
Richard von Weizsäcker bekleidete das Amt des sechsten Bundespräsidenten und besuchte Lübeck im Rahmen der Neueröffnung des berühmten "Buddenbrook-Haus", (beziehungsweise der Eröffnung des dortigen "Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum") wovon ich zu diesem Zeitpunkt allerdings nichts wusste.
Einer Zeit, die von mir überwiegend mit praktischer Philosophie ausgefüllt wurde; hatte also die Pubertät (war damals etwa 19) zu diesem Zeitpunkt schon bis zur Entdeckung des Gehirns, des Denkens und Versuchen der Selbstfindung, absolviert.
Nachdem ich also nach mir selbst suchte, (ich befand mich in diesem Augenblick am Fuss der Lübecker St.Petri-Kirche und bewegte mich in Richtung Schmiedestrasse, Ecke Holstenstrasse) vernahm ich die empörten Klarstellungen eines Mannes in den besten Jahren.
Der alte Mann schimpfte gar laut und schien wohl irgendwie und von irgendwem belästigt.
Es war wohl ein Sonntag, (in den Strassen der Lübecker Altstadt war jedenfalls ziemlich wenig los und es war auch noch nicht sehr spät) denn schnell war die Ursache des historischen Zwischenfalls auszumachen.
Etwa genau gegenüber dem Parkhaus Schmiedestrasse bewegte sich, das konnte ich jetzt genau erkennen, ein älteres Ehepaar, gefolgt von jungen, sportlichen Herren, so etwa drei oder vier.
Je näher das Grüppchen kam, umso besser verstand man den Dialog und erkannte, dass es sich bei den jungen Herren weder um Kriminelle, noch um Bettler und schon gar nicht um bedürftige Punks handelte (wie es eventuell unbekannte Dritte annehmen konnten).
Dieser Herr, der mich damals in dieser Situation sehr stark an den Berliner Volksschauspieler Günther Pfitzmann erinnerte (mag vielleicht auch nur durch den erlebten berliner Slang beeinflusst worden zu sein), machte die jüngeren Herren sehr direkt darauf aufmerksam, dass auch er und seine Frau Anspruch auf Privatspähre hätten und mindest in angemessenen Rahmenbedingungen etwas mehr Raum einzuräumen wäre - ausserdem sei man doch in Lübeck, da passiere sowieso nie etwas!
Auf etwa sechs bis sieben Meter, ich befand mich jetzt unter den Verkaufsarkaden eines Juweliers, direkt an der Ecke Holstenstrasse (hier musste der Mann jetzt auch vorbei), war mir verhältnismässig schnell klar:
Das da ist Richard von Weizsäcker samt Gattin!
Er grüsste kurz ("Tach"), mir völlig unverständlich, (vermutlich stand ich irgendwie dumm herum, mit offenem Mund oder ähnlichem) und bewegte sich mit Frau und anbeamteten Tross in Richtung Kohlmarkt, warscheinlich direkt zum Eingangs erwähnten Buddenbrookhaus.
Mich persönlich beschäftigte diese Karambolage, vielmehr die Frage nach den Hintergründen der zitierten "Rahmenbedingungen", noch während der nächsten Jahre; zumindest gedanklich.
Wollte Richie, wie er in den Kreisen seines alternativen Freundes Wolfgang Neuss genannt wurde, mit seiner Gattin nur mehr Raum oder gar mehr Intimität?
Was macht man mit Bodyguards bei Familienbesuchen?
Was ist, wenn Richie mal einen kiffen wollte? Würden die Herren auch einen mitkiffen?
Und vor allem: Warum und was zum Teufel passiert hier in Lübeck nicht?
Eines schien jedoch glasklar: Das Leben, ob als Repräsentant oder Staatsdiener, ist kein Spaziergang!
Womit ich wieder was gelernt hätte.
Dachte ich jedenfalls damals.
Völliger Unsinn, weiss ich heute.
Zugegeben: diese Karambolage stellt seitens des Unterhaltungswertes nicht unbedingt grosse Flexibilität unter Beweis; ist aus meinem Repertoire jedenfalls die älteste und stellt somit auf jeden Fall einen Anfang dar, oder?
Da hat sich in der Tat in den letzten Jahren das eine und andere angesammelt, dass der hier Kundige als "paparazzen" umschreibt, ich selbst hingegen eher als "Karambolagen" zu bezeichnen pflege.
"Karambolage", also der unfreiwillige und nicht geplante Zusammenstoss mit mehr oder minder bekannten Zeitgenossen, ist dabei jedoch ein Begriff, der vom grossen Hellmuth Karasek geprägt wurde; einem Zeigenossen übrigens, der mir persönlich bisher nie untergekommen ist, wohl aber meiner Freundin im IC-E zwischen Leipzig und Hamburg, eine, allerdings, völlig andere Geschichte ...
Ansetzen möchte ich vielmehr zu einer Zeit, die mittlerweile einige Jahre zurück liegt, genauer: zu Beginn der Neunziger Jahre.
Richard von Weizsäcker bekleidete das Amt des sechsten Bundespräsidenten und besuchte Lübeck im Rahmen der Neueröffnung des berühmten "Buddenbrook-Haus", (beziehungsweise der Eröffnung des dortigen "Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum") wovon ich zu diesem Zeitpunkt allerdings nichts wusste.
Einer Zeit, die von mir überwiegend mit praktischer Philosophie ausgefüllt wurde; hatte also die Pubertät (war damals etwa 19) zu diesem Zeitpunkt schon bis zur Entdeckung des Gehirns, des Denkens und Versuchen der Selbstfindung, absolviert.
Nachdem ich also nach mir selbst suchte, (ich befand mich in diesem Augenblick am Fuss der Lübecker St.Petri-Kirche und bewegte mich in Richtung Schmiedestrasse, Ecke Holstenstrasse) vernahm ich die empörten Klarstellungen eines Mannes in den besten Jahren.
Der alte Mann schimpfte gar laut und schien wohl irgendwie und von irgendwem belästigt.
Es war wohl ein Sonntag, (in den Strassen der Lübecker Altstadt war jedenfalls ziemlich wenig los und es war auch noch nicht sehr spät) denn schnell war die Ursache des historischen Zwischenfalls auszumachen.
Etwa genau gegenüber dem Parkhaus Schmiedestrasse bewegte sich, das konnte ich jetzt genau erkennen, ein älteres Ehepaar, gefolgt von jungen, sportlichen Herren, so etwa drei oder vier.
Je näher das Grüppchen kam, umso besser verstand man den Dialog und erkannte, dass es sich bei den jungen Herren weder um Kriminelle, noch um Bettler und schon gar nicht um bedürftige Punks handelte (wie es eventuell unbekannte Dritte annehmen konnten).
Dieser Herr, der mich damals in dieser Situation sehr stark an den Berliner Volksschauspieler Günther Pfitzmann erinnerte (mag vielleicht auch nur durch den erlebten berliner Slang beeinflusst worden zu sein), machte die jüngeren Herren sehr direkt darauf aufmerksam, dass auch er und seine Frau Anspruch auf Privatspähre hätten und mindest in angemessenen Rahmenbedingungen etwas mehr Raum einzuräumen wäre - ausserdem sei man doch in Lübeck, da passiere sowieso nie etwas!
Auf etwa sechs bis sieben Meter, ich befand mich jetzt unter den Verkaufsarkaden eines Juweliers, direkt an der Ecke Holstenstrasse (hier musste der Mann jetzt auch vorbei), war mir verhältnismässig schnell klar:
Das da ist Richard von Weizsäcker samt Gattin!
Er grüsste kurz ("Tach"), mir völlig unverständlich, (vermutlich stand ich irgendwie dumm herum, mit offenem Mund oder ähnlichem) und bewegte sich mit Frau und anbeamteten Tross in Richtung Kohlmarkt, warscheinlich direkt zum Eingangs erwähnten Buddenbrookhaus.
Mich persönlich beschäftigte diese Karambolage, vielmehr die Frage nach den Hintergründen der zitierten "Rahmenbedingungen", noch während der nächsten Jahre; zumindest gedanklich.
Wollte Richie, wie er in den Kreisen seines alternativen Freundes Wolfgang Neuss genannt wurde, mit seiner Gattin nur mehr Raum oder gar mehr Intimität?
Was macht man mit Bodyguards bei Familienbesuchen?
Was ist, wenn Richie mal einen kiffen wollte? Würden die Herren auch einen mitkiffen?
Und vor allem: Warum und was zum Teufel passiert hier in Lübeck nicht?
Eines schien jedoch glasklar: Das Leben, ob als Repräsentant oder Staatsdiener, ist kein Spaziergang!
Womit ich wieder was gelernt hätte.
Dachte ich jedenfalls damals.
Völliger Unsinn, weiss ich heute.
Zugegeben: diese Karambolage stellt seitens des Unterhaltungswertes nicht unbedingt grosse Flexibilität unter Beweis; ist aus meinem Repertoire jedenfalls die älteste und stellt somit auf jeden Fall einen Anfang dar, oder?