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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Diese Windsors - ein koenigliches Mittagessen



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07.03.2004, 23:11
Vor Jahren wurde mir mal die Ehre zuteil, mit dem Duke of Kent, dem Vetter der Koenigin, zum Mittag essen zu duerfen. Meine Firma stellte auf der Hannover Messe aus, und mein Chef hatte eine Einladung zum Lunch mit dem Herzog bekommen, der in seiner Funktion als Praesident des britischen Overseas Trade Board in Hannover weilte. Da nun der Chef verhindert war, gab er die Einladung an mich weiter, und so kam ich ganz unverhofft in den Genuss eines koeniglichen Mittagessens.

Die Tafel war in Form eines Quadrates gedeckt, und der Herzog war am Kopf der Tafel neben dem (damals noch in Bonn residierenden) britischen Botschafter plaziert. Dies hatte zur Folge, dass die mir gegenuebersitzenden Lunchteilnehmer ihn nicht richtig sehen konnten, was stoerendes Gerecke der Koepfe und dauerndes Getuschel nach sich zog "Hat der Herzog denn angefangen" wurde aengstlich gefragt, wenn ein neuer Gang aufgetragen wurde. Sobald der Duke die Gabel fallen liess, fielen auch alle anderen Gabeln, ob der Teller denn nun leer war oder nicht.

Das Publikum war erlesen und distinguiert (bis auf mich) - Banker, Politiker etc. Mir gegenueber sass der britische Konsul in Hamburg, und ich kaute auf meinem Essen herum, weil ich nicht so recht wusste, was fuer Smalltalk ich denn mit dem Konsul anfangen sollte. Mein Sitznachbar jedoch schien auch nicht so recht in die uebrige Gaesteschar zu passen - Schnaeutzer und Minipli - und so fragte ich ihn denn etwas lahm, "und was machen Sie so auf der Messe ?" "I am the Duke's policeman" klaerte mich der Schnaeutzer auf.

Der Mann war gespraechig, und so fragte ich ihn denn wann der Herzog nach London zurueckfluege. Am selben Nachmittag, teilte er mir mit. "Oh, dann sind wir wohl auf dieselbe Maschine gebucht", antwortete ich, erfreut , irgendetwas halbwegs sinnvolles zu sagen. "Oh, I don't think so" sagte der Policeman mit leicht herablassenden Laecheln "His Royal Highness is guest on board of the Queen's Flight" (Regierungsmaschine). Beschaemt ob der Tatsache, dass ich auch nur hatte denken koennen, dass der Herzog sich mit dem Plebs in die engen Sitze bei British Airways druecken wuerde, schwieg ich und lauschte der Rede des Dukes, die dieser in ganz passablen Deutsch hielt.

Nach dem Lunch musste ich kurz verschwinden - doch die Tuer zum Waschraum war blockiert durch meinen neuen Freund, den Policeman. Da er mich nun aber kannte, wurde ich wohl als geringes Sicherheitsrisiko eingeschaetzt, und durfte passieren. Und da stand er nun, Seine Koenigliche Hoheit wusch sich gerade die Haende, und murmelte etwas auf Deutsch, was ich aber nicht verstand, waehrend ich mit rotem Kopf meinem Geschaeft nachging.

Und so endete meine erste und einzige engere Begegnung mit britischer Royalty. (Seitdem bin ich nur mal Prince William begegnet, als ich bei einem Spaziergang im Windsor Great Park ihm ausweichen musste, als er in einem metallicgruenen Vauxhall (!!) den Long Walk entlanggefahren kam. Aber das zaehlt wohl nicht so richtig als engere Begegnung.)

Herr Genista
07.03.2004, 23:42
Hmm.

Quadratisch gedeckte Geschichte, aber wo ist der Kopf?

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07.03.2004, 23:47
bitte etwas praeziser, Herr Genista

sokolov
08.03.2004, 06:49
Wie will man erklären, dass jemand, der dem Autor an einer Quadratseite gegenübersitzt, nicht sieht, ob der Herzog schon isst? Es sei denn, er sässe an der selben Seite wie der Herzog, also auch am Kopf, aber da es sich um einen Plural handelt kann es nicht der Botschafter sein und damit ist die Kopfseite für meinen Geschmack überfüllt. Ausserdem hätte es dann geheissen, mir gegenüber sassen der Konsul und der Herzog, heisst es aber nicht, sodass ich vermute, die Tafel war in Wirklichkeit überhaupt kein Quadrat sondern eine Tafel. Möglicherweise vier Tafeln im Quadrat angeordnet (gedeckt), was die Frage nicht klärt wie die Kopfseite zur Kopfseite wird ausser dadurch, dass der Herzog dort plaziert wurde, was ja dann aber nicht erwähnenswert gewesen wäre. Im Prinzip.

Ich habe die Königin mal gesehen, als Kind wartete ich Stunden in der Menge an den Absperrungen am Kurfürstendamm. Es war sehr heiss und roch nach Altfrauenschweiss, als die Königin endlich kam setzte Gedränge ein und der Dame neben mir wurde der schon sehr mitgenommene Flieder im Arm ganz zerdrückt, sie warf ihn dann nicht über die Gitter wie die Anderen, sondern weinte, vielleicht war ihr auch nur übel von der Hitze. Wie die Queen war weiss ich nicht mehr.

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08.03.2004, 09:24
Das mit dem Quadrat scheint hier einige Verstaendnisschwierigkeiten aufzuwerfen. Also - die Tafel war sowohl von aussen, als auch von der Innenseite des Quadrates besetzt - so dass nicht alle innen sitzenden den Herzog, der auf der Aussenseite sass, sehen konnten. Vielleicht sollte ich das ganze mal graphisch darstellen, dazu fehlt mir aber jetzt die Zeit...

vir
08.03.2004, 12:21
Und die, die innen sassen, mussten unter dem Tisch durchkriechen, um auf Ihre Plätze zu kommen?

Lisa Neun
08.03.2004, 17:38
Nein, in solchen Fällen kriecht man nicht unten durch sondern steigt oben drüber - tztztz

Tony Türkis
08.08.2011, 12:02
Alt: [Gemeint ist Michael, Prince of Kent, über den ich gerade eine neue Geschichte im Hauptforum veröffentlicht habe.]

Korrektur: Das ist dessen Bruder.