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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : giovanni di lorenzo fliegt nach köln.



stu
05.02.2004, 13:11
Andere brauchen sich nur irgendwo hinzusetzen, und schon fliegen Popstars, Selbstmörder und Leberwurstbrote vom Himmel. Bei mir hingegen: Nichts. Mir fällt nichts vor die Füsse, nicht mal was am Fenster vorbei. Prominente treffe ich am Flughafen. Das ist langweilig. Aber ich kann es ja auch nicht ändern. Neulich schon wieder. Ich sass am Gate, und trank mit zitternden Händen Tee aus einem Pappbecher. Meine Hände zittern oft. Irgendwas mit dem Blutdruck, und wenn ich zuwenig schlafe. An diesem Morgen hatte ich zu lange geschlafen, ich musste ein Taxi nehmen um noch pünktlich zu sein. Und alles nur, weil wir auf dem Heimweg meine Freundin Birgit getroffen haben. Birgit zieht nach Frankfurt. Deswegen musste getrunken werden. Wodka. Weil die Russen was vom traurig sein verstehen. Und schließlich war es ein Abend vor einer Familienfeier. An solchen Abenden trinke ich traditionellerweise, vielleicht weil dann alles noch anstrengender ist. Und meine Mutter sagen kann, dass ich schlecht aussehe. Doch bevor mir meine Mutter an diesem Wochenende sagen konnte, dass ich blass und hohlwangig aussehe, musste ich irgendwie nach Leverkusen. Zu meinen Zwillingstanten, die an diesem Samstag ihren 70. Geburtstag feierten. Meine Eltern und Schwestern waren schon Freitag Mittag hingefahren, ich hatte einen Samstag-Mittag-Flug nach Köln gebucht. Alle waren total aus dem Häuschen, weil ich erst am Abend vorher wirklich fest zusagen konnte. Wegen der verdammten Probezeit. Mein Vater teilte mir am Telefon mit, dass er mich am Samstag Mittag in Köln entgegennehmen würde. Mit einem Empfangskomitee aus Schwester, Tante und altersschwachem Rauhhaardackel. Ich hoffte das der Hund mittlerweile zu alt zum Bellen war, denn mein Kopf tat mir ziemlich weh. Aber noch war ich in Berlin. Und am Gate war es schön leise. Die anderen Fluggäste waren scheinbar auch müde. Mir gegenüber sass ein leicht zerknitterter Giovanni di Lorenzo, den meine Freundin und ich ganz früher immer Lorenzo Lamas genannt hatten, und den wir schon damals sehr attraktiv fanden. Er las die Bildzeitung, gähnte manchmal heimlich, und als ich zum zweiten Mal zu ihm rüber guckte lächelte er mich an.

joq
05.02.2004, 13:15
er kann toll von unten kucken. von unten kucken ohne devot zu sein, irre. ich übe das seit jahren und weiß, dass ich es nie erreichen werde.

Goodwill
05.02.2004, 14:00
Als der Paparazzierte einst, frisch von München kommend, in ein Berliner Chefredakteurszimmer zog, fiel vielen Chronisten dieses Ereignisses auf, wie reich beschenkt der Verabschiedete seinen neuen Job antrat. Da war die Rede von silbernen Kannen für grünen Tee und von der mechanischen Orginalschreibmaschine Wolfgang Koeppens. Alles Geschenke von Frauen. Es muss viel von unten gelächelt worden sein, damals in München.

joq
05.02.2004, 14:37
ich glaube, es wird immer noch viel in München von unten gelächelt.