Wuttke, Martin (kauft bei Hertie ein)

[Aleks]

Winter 2001: Artaud erinnert sich an Hitler und das Romanische Cafe. Vierhundert Menschen starren auf einen grell beleuchteten Kasten auf der Bühne, in dem ein Chamäleon zwischen Artaud und Hitler hinundherflackert. Martin Wuttke, so heisst das Chamäleon, das eine Stunde lang den großen Saal des BE beherrscht, erwächst im brechtschen Wechsel zwischen gegensätzlichen Figuren zum Giganten im hellgrünen Hemd.

Anschließend treibt uns ekelhafter Schneeregen in die Kantine des BE, wo es Bockwürste, Bratkartoffeln und Glühwein gibt. Das Lokal ist angenehm leer. Am Nachbartisch, gleich neben dem Eingang, reden ein paar Schauspieler; unter anderem sitzt auch Irm Herrmann dort.

Ein kleiner Mann in einem schäbig aussehenden langen Mantel, unrasiert, mit löchriger Wollmütze steht plötzlich im Raum. In der Hand hält er eine große Hertie-Tüte, so groß, wie sie für eingekaufte Mäntel und Bettdecken verwendet werden. Der kleine Mann wirkt etwas verloren und blickt unsicher umher. Was will denn der Penner hier, fragen wir uns und denken, daß der sicher gleich rausgeschmissen wird. Der Mann redet kurz mit der Bedienung, wird vom Schauspielertisch bemerkt und freudig begrüßt. Er stellt die Hertie-Tüte auf den Boden, setzt sich und bekommt eine Flasche Rotwein. Als er seine Mütze abnimmt, ist es bloß Martin Wuttke.

[honz]

Das ist natürlich alles sehr aufregend, Wuttke in der Kantine des BE, das ist, also Chapeau! Man soll Schleef dort auch schon mal gesehen haben, als er noch lebte.

[MissJuni]

Einar geht noch, einar ..., ähm tschuldigung.

[bastifantasti]

Ich hätte Wolfram Wuttke auch viel interessanter gefunden, aber wahrscheinlich geht der nicht in die BE Kantine.

[U_Sterblich]

Ich war auch schon mal in dieser BE Kantine. Kleine Welt!

[bastifantasti]

Sind die beiden Wuttkes eigentlich miteinander verwandt? Der eine war ja immerhin mal Nationalspieler, da kann es ja sein, dass aus dem anderen auch was geworden ist. Natürlich wäre es dann ja auch möglich, dass die mal zusammen in die BE Kantine gehen.

[Aleks]

Die einzige Webseite, die beide Namen im selben Zusammenhang erwähnt, ist diese (http://scifi.pages.at/dreiwolken/) hier.

[Christopher Wurmdobler]

ich finde auch einen schauspieler in einer theaterkantine jetzt nicht gerade sexy. wenn sie wuttke bei hertie in der damenwäscheabteilung getroffen hätten, hätte es schon etwas mehr sex.

[Herr Weber]

Ich hab mal den Fußballer Hansi Müller während eines Spiels des VfB Stuttgart gesehen. Er trug ein enges, weißes Trikot mit einem roten Brustring. Auf dem Trikot stand vorne "Frottesana", hinten war die Nummer 10 aufgebügelt. Hansi Müller, der kurz zuvor beinahe "BRAVO"-Junge des Jahres geworden wäre, rannte immerzu über das grüne Feld. Es war dunkel, ein Freitagabend. Der Gegner des VfB Stuttgart hieß Jahn Regensburg. Stuttgart gewann 8:0 und ein gewisser Ottmar Hitzfeld schoss sechs Tore. Ich hatte mir an jenem Tag eine Papierjacke gekauft. Nach Ende des Spiels war die Jacke kaputt. Aber ich hatte Hansi Müller paparazzt, obwohl man das damals noch anders nannte.

DAS NENNE ICH EINE GESCHICHTE!

[Die Wucht]

Oder dies:

Mein Bruder bekam vor ca. 20 Jahren ein Autogramm von Hansi Müller, das meine Tante, die damals als Sprechstundenhilfe in Stuttgart arbeitete, Hansi abschwatzte, als er in dieser Arztpraxis zur Behandlung war. Hansi Müller trug eine fleischfarbene Nylonstrumpfhose auf diesem Bild. Warum auch immer. Mir dünkt, dass ich das schon mal irgendwo in diesen Weiten notiert habe.

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Ein neuer Avatar! Hurrar! Danke, treuer Künstler!

[Aleks]

Meinethalben, ihr Angeber, sehr komisch das alles. Kommt ihr mal vom Dorf, sitzt auf morschen Holzbänken am Ententeich und gießt täglich die Gänseblümchen, dann seid ihr doch auch stolz auf jeden Popel, auch wenn er gerade an der Nasenscheidewand hängt, oder?

[Lilaxista]

Ich sah Sir Roger Norrington eine Stunde vor Konzertbeginn im Dom zu Speyer wie er, eine NORDSEE-Plastiktüte in der Hand, ins gleißende Sonnenlicht hinaustrat, ein Wetter, das keinem toten Fisch länger als wenige Minuten Schonfrist vor dem Einsetzen unwiderruflicher Fäulnis verhieß.
Ich gehe davon aus, dass Norrington zu Hause Plastiktüten sammelt, aufbügelt und wieder benutzt.

[Die Wucht]

Liebe Aleks,

selbst Kind vom Lande, obiges sogar auf dem Lande erlebt, kann ich Sie nur eingeschränkt verstehen. Vielleicht würde sich daran etwas ändern, wenn Sie meinen neuen Avatar lobten? Man weiss es nicht.

Hochachtungsvoll

(siehe links)

[Frau Rossi]

Hansi Müller!! Der einzige Fußballer, in den ich mal verliebt war.

[Frau Rossi]

Boah! Dieses Geständnis ist ja fast so peinlich wie Uffels Geschichte nebenan.

[Torns Schwester]

liebe wucht,
toller avatar, ich lobe! ich bekomme ja auch bald einen, meinen ersten, ich bin schon sehr aufgeregt,

deine schwester

ps.: mir schenkte mal berti voigts einen ball mit unterschriften von borussia. einfach so!

[Aleks]

Sehr verehrte Wucht, speziell wegen Ihrer Verständnisstörungen rührte ich soeben im Schlick, bis die Avatare auf dem Grund des Ententeichs sichtbar wurden. Sie erleben mich nun nach dem Konsum der ersten ca. sieben Avatare meines Lebens, das ist, zur Verdeutlichung, ein ähnlich verstörender Geisteszustand wie der nach den ersten sieben Schnäpsen. Folglich wackelt nun der Raum rings um Ihr blaues Pferdchen. Ich bitte daher um Verzeihung, daß ich das von Ihnen vorgeschlagene Experiment im Moment nicht durchführen kann.

[Die Wucht]

Liebe Schwester,

Danke fürs Lob! Sag mal, die Borussen (=Fussballjargon!), waren das nicht die 11er (dito!), die Anfang der 80er aussahen wie eine Knastmannschaft?

[Torns Schwester]

pps.: und wie mir z. b. armin rhode in der kantine begenete, bin ich auch einfach sitzen geblieben. das waren schon coole zeiten, damals.

[Torns Schwester]

liebe wucht,

ich kannte jetzt nicht die ganze mannschaft persönlich, aber "schlimme jungs" waren das schon. ich weiss das, weil sie nebenan, wo heynckes wohnte, immer so ausschweifende partys feierten. soll man garnicht meinen, bei sportlern!

[Herr Weber]

Das war Mitte der 70er, als die Borussen aussahen wie eine Knastmannschaft. Allerdings sah damals jede Mannschaft aus wie eine Truppe von Zuchthäuslern. Außer natürlich jenem Spieler, dem die kleine Frau Rossi ihr Mädchenherz schenkte. Wie romantisch!

[Torns Schwester]

stimmt, herr weber. berti trug diese haare, diesen knast-look, aber noch bis in die frühen 80er.

[Frau Rossi]

Der konnte ja auch nicht Fußballspielen, dieser Hansi, der konnte nur Aussehen!

[Frau Rossi]

Hieß es nicht auch 'die Borussenfront'?

[Torns Schwester]

och, wie gemein, wenn er das jetzt gehört hätte, würde er wieder stottern.

[Torns Schwester]

ich dachte, du meinst berti! terrier-berti! dann ist ja alles gut

[Herr Weber]

Klar konnte der Fußball spielen! Oder glauben Sie, Frau Rossi, vielleicht, ich hätte ihn seines charmanten Äußeren, seiner schwarzen Haare, seines niedlichen Stuttgarter Dialektes und seiner göttlichen Figur wegen angehimmelt?

[Frau Rossi]

Auch DU, mein Sohn Brutus?

[Herr Weber]

Aber sagen Sie's bitte nicht weiter!

[Aleks]

Das ist alles sehr deprimierend.

[Herr Weber]

Ja, Aleks, jede Geschichte bekommt die Abschweifung und das Ende, das sie verdient. Manchmal ist das wahrlich deprimierend. Auch wenn es weh tut. Da muss man ganz stark sein. Das ist auch gar nicht böse gemeint. Sowas ergibt sich einfach. Früher gab es mal einen Trompetenscharlatanstrang, der in einen Glamrockstrang überging. Heute gibt es halt Kantinenstränge, die bei Hansi Müller enden.

[Aleks]

Zum Verständnis: Nicht die Abschweifung erzeugt meine Deprimiertheit, sondern das Verliebtsein in Hansi Müller, welches wohl weite Teile des Volkes befallen hat. Von dergleichen Volkskrankheiten wußte ich bislang nichts, ich Glücklicher. Abschweifungen im allgemeinen hingegen heitern mich eher auf.

[Frau Rossi]

Hansi Müller ist ü b e r h a u p t nicht mehr der Typ Mann, auf den ich jetzt, 24 Jahre später noch abfahren würde. Das heißt also, daß ich mich in irgendeine Richtung weiterentwickelt haben muß. So deprimierend kann das also gar nicht sein, oder?

[Herr Weber]

Das ist nicht fair! Nur weil er heutzutage etwas deformiert aussieht!

[rron]

Vielleicht hast Du dich ja nicht weiter- sondern zurückentwickelt. So ähnlich wie Hansis Scheitel.

[Frau Rossi]

Meingott! Ich war 14. Vielleicht sogar erst 11.
Herr Weber, das ist ja ekelhaft! Machen Sie das bitte weg!!

[Herr Weber]

Ich hab's weggemacht!

[Frau Rossi]

IHH mein Gott!! Dieses Jackett, diese Krawatte, dieser Blick. Ich kotz gleich.

[Edding Kaiser]

Ist das dieser "Dich fick ich auch noch-Blick" von dem immer alle reden?

[Herr Weber]

Okay, Frau Rossi, damit Sie sich wieder erholen: Ein Foto von mir (rechts) und zwei weiteren bildhübschen Personen.

[Aleks]

Fußballspielen muß arm und verrückt machen, denn Hansi Müller sammelt heute altes Geld (http://www.hansi-mueller.de/).

[Der Admiral]

Ich möchte Herrn Weber heiraten. Aber er ist ja leider vergeben. Eine Affaire vielleicht?

[Herr Weber]

Lieber Admiral, Sie wissen genau, dass mich nur eine am Kinn kraulen darf!

[Edding Kaiser]

Die Typberatung hat Lacoste gut getan.
Guter Typ.

[Christopher Wurmdobler]

ich und hansi müller wurden mal in der selben woche vom selben münchner starchirurgen an den gleichen bändern operiert. hansi müller lag in einem vornehmen privatspital (und hatte sich den kreuzbandriss beim fussball zugezogen), mich hatte man bei den diakonissen untergebracht (und meine verletzung war auf eine wilde square-dance-nacht in einem 14qm-appartement am hasenbergl zurückzuführen)
aber wir teilten uns einen chirurgen (als ich aus der narkose erwachte hatte gerade ein herr rust den roten platz mit seiner chessna belandet)

[Ruebenkraut]

Hilfe!
Bin ich blöd oder warum komme ich nicht drauf was Herr Rust, ein Chirurg, Wurmdobler, Müller und wie die alle heißen miteinander zu tun haben?

[vir]

"roten Platz belandet", Jesus, wohl immer noch leicht anästhesiert?

[slowtiger]

Man kann ja nur hoffen, daß es dabei keinen Bandsalat gab.

[Aleks]

Ich muß übrigens dringend bitten, in diesem Strang davon abzusehen, weitere Bilder von Sky Dumont zu zeigen, da von diesem Menschen immerhin eine dünne, brüchige Linie zu Martin Wuttke führt: Beide traten schonmal in Neuhardenberg auf. Stattdessen hoffe ich auf Gedankensprünge zu Udo Jürgens, Hans-Jürgen Bäumler oder auch Egon Bahr.