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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Herren, Willi - der "fiese Oli" aus der "Lindenstraße"



Vuzz
10.07.2003, 09:49
Der fiese Oli hört Musik

Der Wahnsinns-Juni 2003 – im Mittel sieben Grad Celsius über dem Durchschnitt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 100 und noch was Jahren – der Wahnsinns-Juni 2003 neigte sich dem Ende zu. Es war, wie gewöhnlich, stinkeheiß, die Luft über dem Asphalt hisste schwurbelige Hitzefahnen, und mittendrin in dem Geschwurbel standen mein Opel Astra und ich auf einer Rechtsabbiegerspur in Köln-Mülheim vor einer Ampel und warteten aufs Grünsignal. Dazu quoll aus den Boxen eine besonders innovative Klangcollage von „Squarepusher“ (Freunden leicht avantgardistischer Elektronika ist der Name sicher vertraut), zog sich sodann wieder zurück, um unvermittelt wiederzukehren.

Es war – erwähnte ich das schon? – heiß, sehr heiß. Ich schwitzte (ich schwoss?) wie ein Bypass-Patient kurz vor dem Zusammenbruch und wusste mich damit voll im Trend. Alle Autofahrer im spätnachmittäglichen Blechwurm stadtauswärts hatten das Selbe getan wie ich und zum Zwecke lauer Kühlung sämtliche verkehrs-zulässigen Öffnungen ihrer Fahrzeuge geöffnet. So war es nur bedingt überraschend, dass mir, als ich plötzlich niesen musste (der leidige Heuschnupfen), eine Stimme von links – von der Geradeaus-Spur also - „Gesundheit“ wünschte. Wie es meine wohlerzogene Art ist, bedankte ich mich artig und erkannte bei dem kurzen Seitenblick auf den schwarzen Mercedes M-Klasse auch, wer sich um mich gesorgt hatte: Es war der fiese Oli aus der „Lindenstraße“.

Ich hatte meinen Kopf soeben wieder in seine Ausgangsposition zurück- und meinen Blick der noch immer roten Ampel zugewandt, als der Musikanlage ein metallenes Kreischen entwich, das ob der allseits geöffneten Fenster weithin zu hören gewesen sein muss. „Was is’n das?“ schrie Oli ehrlich erschrocken, der – wie meine Internet-Recherchen im Vorfeld dieses Textbeitrags ergeben haben – im wirklichen Leben „Willi Herren“ heißt, die mittlere Reife und einen Sohn namens Stefano hat. Dabei reckte er sich so weit aus der Beifahrertür, dass er mir fast ins Ohr hätte beißen können. Ich drehte das momentane Soundgewitter ein wenig leiser und gab Auskunft. „Querpuscher?“ echote Willi. „Nein, S-querpusher“, wiederholte ich und hielt ihm das schlicht und passend in abstraktem Schwarz-Weiß gehaltene CD-Cover vor die Nase. Er nahm es, beäugte es kritisch und zog die Stirn kraus: „Ist das so Musik, wie das Cover aussieht?“ fragte er. Ich zuckte die Schultern. „Ist das“, setzte er hinzu, „elektronische Musik?“

In diesem Augenblick zogen die Autos vor uns an. Die Ampeln waren endlich auf Grün gesprungen. „Ja, ziemlich“, sagte ich – mehr fiel mir spontan nicht ein – und pflückte ihm das Cover aus den Fingern. Dann fuhr ich nach rechts und er, beziehungsweise sein Fahrer, geradeaus weiter.
Nachts, das nur am Rande, gab es – wenn ich mich recht entsinne - heftige Gewitter. Der Wahnsinns-Juni 2003 war vorbei.

Max DeRire
10.07.2003, 10:51
Das ist alles so unwitzig und nicht mal spannend.

Tristram Shandy
10.07.2003, 11:04
Ganz arme Nummer, so wie Willi Herren selbst.
Wenn er für den Dreh von der Kostümabteilung einen Anzug bekommt, vergisst er gerne mal, den zurückzugeben.
Aber am geilsten ist sein "Medienstammtisch": da trifft sich die unvermeidliche Kölner Mischpoke aus Soapstars und Adabeis, um sich umsonst einen zu zwitschern. Und der "Express" schreibt dann drüber.
Das ist Köln, so wie es Murmel liebt...

Klingeltonk
10.07.2003, 11:32
Mein Opel Astra und ich.

Valmont
10.07.2003, 11:37
Man beachte die Reihenfolge.