sapinho
10.06.2003, 20:07
Eigentlich war nur der Porree schuld. Leute, die Porree kaufen, erregen prinzipiell meine Aufmerksamkeit, weil ich mich immer frage, wieso vernünftige Menschen Porree kaufen und was sie damit tun. Kulinarisch gesehen, meine ich. Außer in Suppen. Die ich irgendwie nicht mag, es sei denn sie gehen schon Richtung Eintopf, an der Grenze zur Sämigkeit, mit dicken Kartoffelstücken oder so. Egal.
Zunächst betrachte ich die zukünftige Porreeverzehrerin nichtsahnend von hinten. Sie trägt eine khakifarbene Hose mit Gummizug an den Hosenbeinen. Und an den Waden sind auch noch kleine Bändchen, mit denen man den Stoff raffen kann. Durch diese - meines Erachtens eher seltsam anmutende Hosenbeinformvariante - wäre es ohne weiteres möglich, unauffällig zehn Apfelsinen aus dem Supermarkt zu befördern. Pro Bein. Zu der Hose trägt sie braune Stiefel, die an den Fersen sowas von rund sind, dass die Absätze eigentlich mitten unter den Fußsohlen sitzen müssten. Aber die zukünftige Porreeverzehrerin läuft damit sehr souverän vor mir Richtung Fleischtheke. Aber zurück zur Hose. Hinten ohne Taschen - ich finde ab einer gewissen Einwaagesumme Taschen ja erheblich vorteilhafter - schmiegt sie sich nur begrenzt schmeichelhaft um die Hüften. Nichts gegen Hüften; es sind wichtige Körperteile, auf die man ohne Not nicht so ohne weiteres verzichten sollte, wenn es sich vermeiden lässt. Aber dennoch - oder gerade deswegen - haben auch Hüften ein Anrecht darauf, korrekt gekleidet das Haus zu verlassen. Zumindest bei der Jackenlänge, denn die ist arg kurz geraten und mokkafarben. Wieso die Bluse, deren Rüschen sich neckisch unter dem Jackenrand hervorwagen, in Türkis gehalten ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Die zukünftige Porreeverzehrerin und ich sind mittlerweile an der Fleischtheke angelangt. Die nette Frau mit der weißen Schürze guckt die zukünftige Porreeverzehrerin lange an. Es ist der Blick einer Frau, die an ihrer Fleischtheke schon alles gesehen hat. Wir stellen offenbar ziemlich zeitgleich fest, dass wir gerade Aleksandra Bechtel vor bzw. neben uns haben. Die nette Frau mit der weißen Schürze guckt mich an, und ich habe plötzlich das klassische Fleisch- und Wurstthekengefühl, wenn allein einkaufende oder allein erziehende oder alleine weissichwas Väter mitsamt Nachwuchs neben mir stehen und kann nur mit Mühe und Not den Impuls unterdrücken, gequält lächelnd ein "Wir gehören nicht zusammen" von mir zu geben.
Aleksandra Bechtel entscheidet sich nach längerer Pause für 1 Kilo Putenbrustfilet. "Und dann brauche ich noch Käse". Ihre Haare sind übrigens phänomenal. Seidig glänzend, kein Spliss, einfach perfekt. So werden Verbrechen aus niederen Beweggründen geboren. Als Aleksandra Bechtel Putenbrust und Käse in Empfang genommen hat, schiebt sie ihren Einkaufswagen Richtung Kasse und ist außer Sichtweite. Kein "Danke", kein Lächeln. Nichts. Ich finde das beruhigend und fühle mich bestätigt. Es hätte mich erschüttert, wenn Aleksandra Bechtel freundlich gewesen wäre. Dann hätte ich mein Weltbild partiell revidieren müssen.
An der Kasse sehe ich sie wieder. Ihre Schlange ist schneller als meine. Bis dass Aleksandra Bechtel bezahlt. Und eine lautstarke Diskussion mit dem Kassierer beginnt, dass er sich vertan habe. Mit dem Porreepreis war etwas nicht in Ordnung. Der rothaarige Kassierer hat plötzlich ganz rote Ohren. Und Aleksandra Bechtel bekommt das zuviel gezahlte Geld zurück. Sie geht wie nun schon fast gewohnt - ohne ein Lächeln. Und ich stehe da mit meinem Weltbild und kontrolliere meinen Kassenbon.
Zunächst betrachte ich die zukünftige Porreeverzehrerin nichtsahnend von hinten. Sie trägt eine khakifarbene Hose mit Gummizug an den Hosenbeinen. Und an den Waden sind auch noch kleine Bändchen, mit denen man den Stoff raffen kann. Durch diese - meines Erachtens eher seltsam anmutende Hosenbeinformvariante - wäre es ohne weiteres möglich, unauffällig zehn Apfelsinen aus dem Supermarkt zu befördern. Pro Bein. Zu der Hose trägt sie braune Stiefel, die an den Fersen sowas von rund sind, dass die Absätze eigentlich mitten unter den Fußsohlen sitzen müssten. Aber die zukünftige Porreeverzehrerin läuft damit sehr souverän vor mir Richtung Fleischtheke. Aber zurück zur Hose. Hinten ohne Taschen - ich finde ab einer gewissen Einwaagesumme Taschen ja erheblich vorteilhafter - schmiegt sie sich nur begrenzt schmeichelhaft um die Hüften. Nichts gegen Hüften; es sind wichtige Körperteile, auf die man ohne Not nicht so ohne weiteres verzichten sollte, wenn es sich vermeiden lässt. Aber dennoch - oder gerade deswegen - haben auch Hüften ein Anrecht darauf, korrekt gekleidet das Haus zu verlassen. Zumindest bei der Jackenlänge, denn die ist arg kurz geraten und mokkafarben. Wieso die Bluse, deren Rüschen sich neckisch unter dem Jackenrand hervorwagen, in Türkis gehalten ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Die zukünftige Porreeverzehrerin und ich sind mittlerweile an der Fleischtheke angelangt. Die nette Frau mit der weißen Schürze guckt die zukünftige Porreeverzehrerin lange an. Es ist der Blick einer Frau, die an ihrer Fleischtheke schon alles gesehen hat. Wir stellen offenbar ziemlich zeitgleich fest, dass wir gerade Aleksandra Bechtel vor bzw. neben uns haben. Die nette Frau mit der weißen Schürze guckt mich an, und ich habe plötzlich das klassische Fleisch- und Wurstthekengefühl, wenn allein einkaufende oder allein erziehende oder alleine weissichwas Väter mitsamt Nachwuchs neben mir stehen und kann nur mit Mühe und Not den Impuls unterdrücken, gequält lächelnd ein "Wir gehören nicht zusammen" von mir zu geben.
Aleksandra Bechtel entscheidet sich nach längerer Pause für 1 Kilo Putenbrustfilet. "Und dann brauche ich noch Käse". Ihre Haare sind übrigens phänomenal. Seidig glänzend, kein Spliss, einfach perfekt. So werden Verbrechen aus niederen Beweggründen geboren. Als Aleksandra Bechtel Putenbrust und Käse in Empfang genommen hat, schiebt sie ihren Einkaufswagen Richtung Kasse und ist außer Sichtweite. Kein "Danke", kein Lächeln. Nichts. Ich finde das beruhigend und fühle mich bestätigt. Es hätte mich erschüttert, wenn Aleksandra Bechtel freundlich gewesen wäre. Dann hätte ich mein Weltbild partiell revidieren müssen.
An der Kasse sehe ich sie wieder. Ihre Schlange ist schneller als meine. Bis dass Aleksandra Bechtel bezahlt. Und eine lautstarke Diskussion mit dem Kassierer beginnt, dass er sich vertan habe. Mit dem Porreepreis war etwas nicht in Ordnung. Der rothaarige Kassierer hat plötzlich ganz rote Ohren. Und Aleksandra Bechtel bekommt das zuviel gezahlte Geld zurück. Sie geht wie nun schon fast gewohnt - ohne ein Lächeln. Und ich stehe da mit meinem Weltbild und kontrolliere meinen Kassenbon.