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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Johannes Paul II., Papst



Durham United
21.05.2003, 21:28
Ursprünglich war sie ja vorgesehen, dann doch nicht und schliesslich wurde sie uns doch zugesagt, als wir bereits in Rom waren: Eine Audienz beim Papst, ein Grüppchen aus jeder Delegation durfte zu ihm vorstossen. Ich bin zwar ein Mensch, der zwischen Agnostik und Atheismus herumschwankt, aber das wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen.

Die Nachricht von unserem Kontaktmann war: um 9:00 am Bronzetor, dunkler Anzug / weisses Hemd, die Damen bodenlanges Kleid (!), also fast wie bei einem Ball, nur vermutlich würde es bei der Audienz wohl keinen Alkohol geben.

Nun ja, es kam wie es kamen musste, der Abend zuvor wurde natürlich doch länger als geplant, ein Audienzteilnehmer kam überhaupt erst um 6:00 sturzbesoffen ins Hotel und versuchte sich nach einer Stunde Schlaf durch eine halbstündige Dusche aufzupeppeln was ihm allerdings nur mäßig gelang, er sah danach noch immer kreidebleich und elendiglich aus.

Schlussendlich gelang es doch, die Gruppe auf den Petersplatz zu lotsen, wir hatten allerdings ein mulmiges Gefühl, da wir die Kleidervorschriften nicht wirklich einhielten, die Burschen hatten zwar alle Sakkos, allerdings zweimal blaues Hemd, nur zweimal weiß, und die beiden Mädels waren überhaupt im Hosenanzug bzw. - oh Schreck! - im kurzen Rock mit freier Sicht auf die Unterschenkel gekommen. Ein Blick auf die anderen Gruppen bestätigte mir jedoch, dass die anderen auch nicht besser beieinander waren, vielleicht würden sie uns ja doch alle reinlassen.

Punkt neun Uhr wurden wir abgeholt und durch obskure Hinterpfade zur Audienzhalle geführt, wo wir dann natürlich eine dreiviertel Stunde warten durften. Inzwischen wurden die Regeln ausgegeben: Jedes Land wird kurz vorgestellt, jeder Delegationsleiter stellt dann die einzelnen Teilnehmer vor, für Österreich musste ich das also machen. Und - peng - schon war ich ultranervös, aus Angst irgendeinen Blödsinn zu sagen (den Papst blöd anreden, da kommt man sicher direkt in die Hölle - wenn man dran glaubt - aber man weiß ja nie...).

Die Audienz selbst war dann kurz und schmerzlos, der Papst sass da auf einem Stuhl, umringt von Palladinen und Prälaten, jeder durfte ihm kurz die Hand geben (Hinknieen optional, je nach Glaubens- bzw Bigottheitsgrad) und ich vergass auch keine Namen und sagte auch sonst keinen Schwachsinn. Kaum waren alle abgefertigt, gab's noch einen Schlusssegen (ich machte sogar - inkonsequent wie ich bin - ein Kreuzzeichen, um nicht aufzufallen) und raus wurden wir geworfen von irgendwelchen Dienern. Das ganze war in vielleicht 15 Minuten vorbei.

Auffällig war wie unglaublich alt und müd dieser Mann wirkte, ich hatte direkt Mitleid mit ihm, tagein, tagaus ein beinharter Job, ohne Aussicht auf Pensionierung, damals dachte ich, der macht's nimmer lang, aber jetzt, zwei Jahre später wirkt er immer noch gesund und munter, und verkündet Enzykliken und kürt Heilige am laufenden Band. Ein paar Jahre wird er's schon noch machen, der alte Mann, man wird ja sehen.

Angelika Maisch
22.05.2003, 00:08
und Gedichte schreibt er auch noch. Oder jetzt erst recht.
Was mich mal interessieren würde. Wie ist das jetzt mit der unglaublichen Austrahlung, die er angeblich hat und von der immer alle Audiierten? Audienzierten? so schwärmen?
Man liest das andauernd.
Tief beeindruckt seien sie immer von dannen gezogen, die Holywoodstars.

Durham United
22.05.2003, 15:27
Nun ja, es ist schwer die Ausstrahlung zu beurteilen. Natürlich ist wohl jeder Mensch - auch ich - beeindruckt, wenn er so einen Superprominenten trifft, den man fast täglich in den Medien sieht und der noch dazu Chef einer Religionsgemeinschaft ist.

Bei meiner Audienz hat er allerdings nicht sonderlich viel gesagt, nur am Schluss ein paar unverständliche Worte gemurmelt (wobei nicht einmal die Sprache klar war), und sonst ist er nur dagegessen, und hat die Hand von der Lehne erhoben, damit man sie ergreifen und nach Belieben küssen kann (von Hand geben keine Rede). Eine besondere Ausstrahlung - über seinen Superpromi-Status hinaus - war eigentlich nicht zu merken, um ehrlich zu sein. Vielleicht war's ja früher anders, als er besser sprechen und sich bewegen konnte...

Was ich noch bei meiner Erzählung vergessen habe, eine kleine Anekdote am Rande: Unser betrunkener Kollege hat zwar nicht den Papst angepöbelt (ob dieser die Alk-Fahne gerochen hat, sei dahingestellt), war aber dann beim Rausgehen so von einer Mischung aus Adrenalin/Alkohol beflügelt, dass er die Schweizergardisten beim Eingang angeflegelt hat ("Salutieren Sie gefälligst, wenn wir kommen!"), die zwar konsterniert geschaut haben, aber sonst ruhig geblieben sind und natürlich NICHT salutiert haben. Zum Glück war da die Audienz schon vorbei, sonst hätten sie uns vielleicht gar nicht reingelassen.

bettyford
25.05.2003, 00:55
Das ist eigentlich eine xtrem dufte Paparazzierung, die mehr Reaktionen verdient hätte, aber mir fällt gerade keine ein, ausser die Southpark-Folge "Do the handicapped go to hell", in der Papst wirklich gut getroffen ist.