Herzegovina, Eva ( beruehrt)

[Ligrano]

Der in zarten Tarnzeltfarben gestylye Kampfanzug, ohne jegliche Figurbetonung, barg eine Frauenperson, mit blonden, halblangen Haaren, einer Koerperhoehe von achzigprozentdermaennerueberragend, und einem Mini-Handy das in ihrer Handflaeche voellig verschwand. Die Sprache hoerte sich slawischen Ursprungs an, trotzdem glaubte ich fuer den Moment eines Augenaufschlages, das Wort Mama herausgehoert zu haben. Auch ihre Mimik und die manchmal kindlichen Tonlagen liessen auf ein Gespraech mit ihrer Mutter schliessen.
Das Gepaeck ramponiert, alles auf bewusst laessig und Understatement getrimmt. Kein Armani, Gucci , Gaultier Schriftzug ueber die Brust oder den Po gedruckt. Ach ja, und das Gesicht, keinerlei Puder, Lippengloster oder Mascara. Ausser, es waere professionell auf leichte rote Flecken, uebernaechtigt, Augenringe und fettige Haare getrimmt worden, um sich gegenueber der gaffenden Maennerwelt, neidisch blickenden Damenwelt, zu tarnen. Es gelang ihr.
Was meinen Blick laenger als gewohnt auf ihr verweilen liess war ihre linke Hand, beringt mit einem 1 Karaeter Diamanten. Den Blick fuer solche wichtigen Details eignet man sich an wenn man oefters in Hongkong verweilt. Die Damenwelt in Hongkong laesst sich gern solcherart Geschenke machen. Nur Diamonds koennen nach halbjaehrigem tragen wieder zum verbuendeten Dealer zurueckgebracht und in Cash umgewandelt werden – 10% Abschlag sind zu verschmerzen.
Nun, diese um einige tausend Waehrungseinheiten aufgewertete Dame, mit dem Ticket von Bologna nach FRA in der Hand, checkt ein und setzt sich nordoestlich, eine Reihe vor mir in den Aisle Seat. Von nun an kann ich den Brillianten ununterbrochen begutachten. Die Hand ist waehrend des Fluges damit beschaeftigt ein Hochglanzmagazin zu durchblaettern. Sie liest nicht, sondern laesst die Seiten nach und nach durch die langen Finger gleiten, verweilt, blaettert weiter. Aus dem Profil betrachtet schaetze ich sie auf achtundzwanzig bis dreissig Jahre. Sie spuert meine Blicke und dreht sich einigemale um, um professionellst durch mich hindurchzuschauen. Sie hat ausgepraegte Wangenknochen und eine nicht zu grosse Nase. Das ganze Gesicht wirkt kantig, mit gerundeten Ecken die die Haerte mildern. Die Haare, grauenvoll! Seit Tagen nicht gewaschen, mit Eigenfett glatt gerecht. Diese Entstellung ist inszeniert! SO will niemand aussehen!
Ihre Hand blaettert weiter. Die Seite die jetzt aufgeschlagen auf ihrem Oberschenkel liegt zeigt eine Ganzseitige Anzeige eines Kosmetik Produzenten, ein Gesicht, reinst und mit einem Hauch rose. Die Marke fuer welche hier geworben wird kann ich nicht erkennen, oder besser ausgedrueckt, sie interessiert mich ueberhaupt nicht. Eva Herzegovina dreht sich gelassen zu mir um und schaut mir direkt in die Augen. Nun sehe ich die zwei Gesichter direkt nebeneinander. Die Hochglanz Eva und die Alltags Eva in ihrem Tarn-An/Aufzug. Eine Sekunde lang sieht sie mich an, nur in ihren Augen kann ich ein leichtes schmunzeln erkennen, die Gesichtszuege sind regungslos. Meine Reaktion ist ein kleines verkorkstes Laecheln, mit heiss anlaufenden Ohren. Zulange hatte ich mir Gedanken ueber ihren Ring gemacht, jetzt schaemte ich mich ein klein wenig dafuer.
Beim verlassen der Maschine, im Gedraengel, wer als erstes an der Gepaeckausgabe warten darf, konnte ich sie noch kurz beruehren und ein ByeBye von mir geben. Auf ihre Frage wohin ich denn weiterreisen wuerde habe ich nur idiotischst geantwortet, ich wollte schon immer mal nach PRAG. Was mich daran so verunsicherte war, dass sie mir dabei in die Augen sehen konnte, ich meine, auf gleicher Augenhoehe. Das passiert mir relativ selten. Sie roch gut, ueberhaupt nicht ranzig, und hatte einen festen Koerperbau.

[seventy]

Ligrano!
ähem,
heisst die Dame nicht Eva Herzigova ...?

[Ligrano]

JA !

[Ligrano]

Es gibt eine triviale Erklaerung dafuer.
Aber statements sind zu langweilig - und - kommen immer zu spaet.
Titelaenderungen beherrsche ich nicht, also bleibt es wie es ist.

[Herr Weber]

Eva hat sich jetzt die Haare schneiden lassen. Deshalb will ihr ein "kanadisches Dessous-Unternehmen 30.000 Dollar für Modeaufnahmen nicht zahlen", berichten BILD und SPIEGEL in ihren aktuellen Ausgaben. Denn: "Die tschechische Schönheit hatte sich vor den Aufnahmen die Haare schneiden lassen und kam mit Strubbelkopf statt Mähne zum Fototermin". Für die Geschmackspäpste der BILD ist sie deshalb ein "Verlierer". Naja, wenigstens rochen sie nicht ranzig, die Haare.

[Hilde]

Vielleicht ist das so ähnlich wie bei verfilzten Hunden, die im Tierheim erst mal geschoren werden, damit dann die Haare wieder schön nachwachsen können.

[U_Sterblich]

Diese Eva war mal Talkgast, bei Willemsen glaube ich, und er zitierte Karl Lagerfeld, Lagerfeld habe gesagt, er möge die osteuropäischen Models, die hätten noch Bildung und Stil, die hingen in Paris nicht nur auf Parties rum, sondern kennen sich auch im Louvre aus, ist das so Frau Herzigova? Sie: guckt irritiert. Willemsen noch einmal: gehen sie auch gern in den Louvre? Sie: guckt irritiert, wohin? fragt sie, aber die Simultanübersetzerin hat es gnädig verschwiegen.

[Hilfscheckerbunny]

Solche Menschen (die nicht so gebildet sind) haben oft andere Qualitäten! Man muss sie nur erkennen, die Qualitäten.

[Ligrano]

Sie checkt ein, allein.
Sie fliegt, allein.
Das kann nicht jeder!

[rosa von braunschweig]

Das war übrigens garantiert kein Haarfett, was Eva da auf dem Kopf hatte. Sondern eine Haarkur. Kiehl's vermute ich. Sich pflegen und dabei total ich-bin-furchtbar-ungepfegt–also–uneitel aussehen. Alte Modelstrategie.

[julia mantel]

ich habe in mailand mal ein paar id-models getroffen bei einem casting, die eine war glaube ich bekannt unter dem namen
sybil buck oder so ähnlich.
diese top-models bestechen hauptsächlich durch ihr styling, da sie sich teurere und hippere klamotten leisten können als die normalos.
komisches leben: jet-setten wie ein top-manager und ab und zu die fresse vor die kamera halten, dazwischen hauptsächlich WARTEN.

[Tobi Wahn]

Sybil Buck is a supermodel with a tongue ring (http://users.ticnet.com/tongue/2sybilbuck.htm)

[DrMusic]

komisches Leben - ich würde eher sagen langweilig anstrengendes Leben - ich kenne auch ein Model (naja, kein Promi, aber es reicht um ganz gut zu verdienen) und diese Bekannte sagt immer: da muss ich jetzt durch. Immer brav "Fresse hinhalten" (schön ausgedrückt, julia) und in ein paar Jahren ist (sowieso) Schluss. Ihr geht das ganze Schicki-Getue (hier noch ein Empfang, da noch ein Sektchen...) ganz gewaltig auf den Keks, doch um im Gespräch zu bleiben , bzw. lukrative Aufträge zu erhalten, macht sie das Alles mit. Aber jetzt werde ich off-topic... zurück zu Eva.

[julia mantel]

"da muss man halt durch": ich möchte nicht wissen, wem man alles die hand schütteln muss (oder härteres), um karriere zu machen.
ich finde das leben schon anstrengend genug, wie muss es dann erst mit einem schlepptau von pr-agenten, stylisten, managern, fondberatern, evtl fans, etc. sein?

hinter der bühne soll es ja bekanntlich immer sehr einsam zu-gehen.

[DrMusic]

das ständige "ich bin immer gut gelaunt und fröhlich" ist sowieso meist nur Fassade. Stell Dir mal vor, die Models würden mit pampiger Mine zum Empfang kommen - die würde ja niemand mehr buchen. Und besagtes "Schlepptau" klebt einem ständig an der Backe - da verstehe ich es gut, wenn es ab und zu heisst: "Ich möchte heute an meinem kostbaren freien Tag einfach mal alleine sein." Das ist dann aber eine andere Einsamkeit, als die hinter der Bühne. Wohl dem, der noch richtige Freunde hat.

[Couchkartoffel]

macht es sich gemütlich und knabbert ein paar Gemeinplätzchen

[Murmel]

Ich glaube, dass man die wahren Freunde daran erkennt, dass sie einen auch in schweren Zeiten unterstützen. Ist aber nur so eine Theorie, die mir gerade durch den Kopf gespukt ist. Vielleicht irre ich mich auch. Aber wenn mich jemand fragt, wer meine besten Freunde sind, dann sag ich immer: die, wo mir helfen würden, wenn ich irgendwo in der Pampa mit dem Auto liegenbleibe.

[Murmel]

Oder besser gesagt: die, wo ich dann anrufen würde.

[stu]

ich geniesse jedenfalls schon sehr, dass ich als promifrau in spe im moment noch völlig ohne begleitschutz durch die stadt laufen kann.
bald ist das vorbei. vorbei dann auch die mittagessen wie eben, bei denen man sich vor kollegen anderen werbeklausen ekeln muss, die sich dumdreist an den tisch ransetzten. warum sind werber immer so und hässlich? warum gucken ihre fahlen fischaugen stets durch gelabelte buntbrillen? warum sprechen sie über haustraffende ayvedagüsse? ich bin doch auch nicht so. und falls ich jemals so werde, häutet mich und verarbeitet mich zu hackfleischröllchen, oder frühlingsrollen oder was diese arschlöcher noch so zum mittagessen bestellen.

[Sphinx]

Wer keine richtigen Freunde mehr hat, hat irgend etwas falsch gemacht.

Weisheit

[julia mantel]

die soziale kontrolle fängt doch schon im kleinen an...
RICHTIGE freunde sind diskret, vertrauenswürdig und kritisieren einen.
bei einem partyleben erzählt sich doch eh jeder jedem.
auf den käffern oder in der kneipe, gibt es kaum geheimnisse:
wer sich von wem trennt, wer wen mit wem betrübt/betrügt, wer probleme im bett hat usw.

da bin ich froh ohne paparazzi am strand liegen zu können.

[Elender kleiner Faschist]

Wer mich zum Feind hat, braucht keine Freunde mehr.

[DonDahlmann]

Das schlimme ist ja, dass es wahre Freundschaft gar nicht mehr gibt. Ergo auch keine Feindschaft. Es gibt nur noch egal sein. Das Vergessen. Das Schwarze. Und die Menschen, die Robotern gleich jeden Tag ihre Arbeit verrichten, nicht nachdenkend, immer nur darauf hoffend, dass die nächste Entlassungswelle sie nicht treffen möge, während in Äthiopien sich eine Hunger-Industrie entwickelt und....

Wird abgeführt und in Julias Mantel gewickelt

[Julias Mantel]

Ey, darf man hier noch mal mitentscheiden?

[Julias Mantel]

Ich würde mich auch mal gerne um Schmidtchen wickeln. Oder diesen Tobler. Shandy gar.

[Jeremy]

Ich aber jetzt zum Beispiel will mit Freunden nichts zu tun haben, da bin ich ganz konsequent.

Ganz ohne Freunde geht es nämlich auch. Dieses ganze Rumgefreunde ist doch Sozialgepose für Leute, die sich nicht anständig mit sich selbst beschäftigen können. Probiert es doch mal aus! Lebt doch einfach mal eine Woche freundlos vor Euch hin. Am Anfang ist es ungewohnt, aber schon nach kurzer Zeit merkt man: Freunde sind doch total überbewertet.
Damit Ihr Anfänger leichter von dem schädlichen Freundeding runterkommt, hab ich Euch mal eine kleine Aufzählung gemacht, was allein so los sein kann.

- laut pupsen, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen
- sich mal so richtig auf sich selbst verlassen
- sich selbst vom Handy auf dem Festnetz anrufen zur teuersten Sendezeit
- sich auf den Arm nehmen
- sich freuen, wenn im Kino nur noch ein Platz frei ist

[DrMusic]

Murmel, wenn Sie in der echten Pampa mit dem Wagen liegenbleiben, dann gibts dort kein Mobilfunknetz. Dann erfahren ihre richtigen Freunde nie, dass sie Ihre richtigen Freunde sind, weil anrufen iss nich' ! Da nutzen einem die Freunde, wo zuhause sind auch nicht.... und nun?

Hießen Sie jetzt Jeremy, gäbe es kein Problem.... der würde diese Situation ausgiebig genießen.

Aber was hat das mit Models zu tun, die können ja garnicht alleine Autofahren...

[Jeremy]

Herr Music, ganz freundlich und in leisem Ton wollte ich Ihnen nur mal rasch sagen, dass ich Sie doof finde.

Das ist halt meine Meinung!

[DREA]

Hey Jeremy, Du bist nicht allein!
. Zumindest im besonders gelagerten Ausnahmefall No. 28

[Elender kleiner Faschist]

Aber noch viel doofer als Dr. Music ist Jeremy, das sag ich Euch. Warum wird der eigentlich nicht gesperrt? Oder wenigstens weggeschlossen nach unten zu den anderen Labersäcken? Kann mir das mal jemand erklären? Halt doch einfach mal eine Woche lang die Klappe, Jeremy. Und pups laut vor Dich hin. Aber nicht in die Tasten. Sondern nur so. Einfach so. Ohne uns damit zu nerven.

[Jeremy]

Wenn's wenigstens Ihr Hauptpseudonym wär.

[bettyford]

Hey, elender kleiner Faschist, jetzt hast du doch glatt vergessen, dich unter deinem Haupt-Pseudonym einzuloggen, um mal laut und mutig nach Sperrung zu schreien!

[bettyford]

Cool, zwei Doofe, ein Ged-, nee Moment: ein Doofer und eine ziemlich okaye Braut, ein Gedanke.

[DrMusic]

Sagt bescheid, wenn Ihr fertig seid...

[Ligrano]

Es ist 21 Uhr. Vor dem Kaufhaus N-Mart ist eine Freilichtbuehne aufgebaut. Die Lautsprecheranlage huellt die Nachbarschaft in heimatliche Klaenge die mit einem haemmernden Bass hinterlegt wurden.
Die Models fuehren Nachthemden vor. Keine Spitzenverzierten mit Schnellspannhaekchen versehenen Tangas oder chinesische Wonderbras. Richtige knielange Nachthemden, bunt bedruckt. Es ist niedlich anzusehn wie die Stars von morgen ungezwungen, ohne jegliches Rythmusgefuehl, ueber die Buehne stolzieren. In ihren Haenden halten sie kleine Buendel Werbeflyers und versuchen diese, gegen den Wind ankaempfend, ins Publikum zu werfen. Es wird gekichert wenn die Papierchen auf der Buehne landen. Die Zuschauerzahl waechst an. Erste Fernglaeser werden ausgepackt.
Nach der Modenschau werden sie mit Obst gefuettert. Ahc ja, und ein Fotograf wirft sich ihnen vor die Fuesse um einige pfiffige AUfnahmen zu machen. Wenn sie noch etwas wachsen wuerden, so 10 bis 20 cm, dann koennten sie es in Mailand, Paris oder Vladivostok noch zu Ruhm und Ansehen bringen. Schul - Uniabschluesse koennen sie alle vorweisen, die Papiere jedenfalls. Niemand moechte schliesslich als ungebildet oder gar Landei dastehen.

Die Zukunft der Modelszene wird sich danach aendern. Zwischen den Catwalks werden Talkecken eingerichtet. In denen sich die Kunden mit ihren Waeschetraegerinnen ueber die Umlaufbahn des Kometen Heiox IV und seinen verheerenden Auswirkungen auf die neuesten Anti-Agingcremes, zerreden koennen.

DANN werden sich alle die alten Zeiten zurueckwuenschen, in denen die Models nur Schokolade gefressen, kuehl gegrinst, gekokst und laecherliche Filmrollen uebernommen haben.





Da ich schon fuenf weisse Haare an meinen Schlaefen zaehlen kann, also vermutlich etwas toleranter bin als vor 100 Jahren - nur deshalb, habe ich noch keine Ignoreliste angelegt. Das muss ich jetzt noch einmal ueberdenken.