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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Droste, Wiglaf (Ein Ständchen von Wiglaf Droste)



George Duck
26.03.2003, 13:42
Es war Silvester und ich hatte mal wieder nichts vor. Volker rief an und schlug vor, ich könne doch bei ihm vorbei kommen, wir würden zunächst ein wenig kniffeln. Später würde Daniel in der "Roten Harfe" auflegen, das wäre doch was. Ich also zu ihm, wir kniffelten (ich verlor), dann kamen noch einige Leute vorbei, dann stiegen wir auf das Dach von Volkers Wohnhaus und hatten einen schönen Blick über den Görlitzer Park. Dann war Jahreswechsel und wir hatten einen schönen Blick auf das Feuerwerk. Weiter ging es in die "Rote Harfe".

Daniel legte auf. Und die Leute hatten Spass dabei und tanzten. Schöne Leute! Aparte junge Frauen türkischer Abstammung. Freundliche junge Männer türkischer Abstammung, die mir an der Theke einen Joint anboten. Freundliche, fröhliche Menschen jeglicher Abstammung. Viel Bier. Da lernte ich Susanne kennen. Oder Volker lernte sie kennen, das weiss ich nicht mehr genau. Einer von uns beiden jedenfalls lernte sie kennen und stellte sie dem anderen vor. Sie trug ein Kleid, das man phantasievoll nennen wollte, es bestand aus viel Tüll. Sie lernte Modedesign in Stuttgart und war auf Besuch hier. Mal tanzte sie mit Volker, mal mit mir, es war recht lustig. Irgendwann war Volker weg und wir knutschten. Später einigten wir uns darauf, dass sie bei mir übernachten würde.

Ich wohnte damals zur Untermiete. Die Wohnungsinhaberin war eigentlich für ein Jahr nach Hamburg gegangen, um dort zu arbeiten. Ab und an kam sie aber, um in Berlin Freunde zu treffen. Gerade war sie da, um den Jahreswechsel zu feiern. Sie hatte gekocht und eine Festtafel im Wohnzimmer aufgebaut. Das Wohnzimmer grenzte an mein Schlafzimmer und war mit diesem durch eine Tür verbunden.

Es war ungefähr halb sechs Uhr früh, als Susanne und ich ankamen. Draussen hatten die Vögel bereits aufgehört zu zwitschern und es war schon wieder hell. Leise sperrte ich die Wohnungstür auf, aber diese Rücksicht war unnötig - das Fest war noch im Gange. Durch die offene Wohnzimmertür sagten wir Hallo. Von ursprünglich wohl zwölf sassen noch vier Personen am Tisch: die Wohnungsinhaberin, ihr Freund, Wiglaf Droste und dessen Freundin. Sie waren sitzend K.O. Gerade, als wir hereinkamen, kippte der Freund der Wohnungsinhaberin mit seinem Stuhl nach hinten um. Mühsam rappelte er sich wieder hoch. Droste sprach; ich weiss nicht mehr, worüber.

Ich weiss auch nicht, warum, aber wir setzten uns noch ein wenig dazu und tranken Wasser. Der Kreuzberger Satiriker mit den Glubschaugen war damals schon seiner Piratenhemdmanie verfallen und sah also nicht nur wegen seines Gesichtes, sondern auch wegen seiner Aufmachung recht auffällig aus. Susanne erkannte ihn nicht, kannte ihn wahrscheinlich überhaupt nicht. "Bist Du ein Opernsänger?", fragte sie unschuldig. Ein Gespräch war nicht mehr möglich.

Wir verabschiedeten uns artig und zogen uns in mein Zimmer zurück. Während wir es uns auf dem Bett bequem machten, war aus dem Nebenzimmer zu hören, wie sich die Gäste zum Aufbruch bereit machten. Wir knutschten ein wenig, dann stand plötzlich Wiglaf Droste vor meinem Bett. "Hab' meinen Mantel hier", sagte er, und tatsächlich - da hing sein Gehrock über meinem Schreibtischstuhl. Er griff allerdings nicht danach, sondern blickte uns an bzw. Susanne. Einige Sekunden muss er so gestanden haben, wir blickten ihn verwundert an, da begann Wiglaf Droste zu singen. Es war wohl ein Cowboy-Lied in englischer Sprache. Nachdem er die erste Strophe beendet hatte, begann er die zweite. Mitten in der zweiten Strophe bekam Wiglaf Droste einen Hustenanfall. Er verlor das Gleichgewicht, beugte sich vornüber, hustend, zog sich an meinem Schreibtischstuhl wieder hoch. Sang weiter. Nach der zweiten Strophe applaudierten wir höflich, er sang noch eine dritte. Danach verbeugte sich Wiglaf Droste, nahm seinen Mantel, und ging links durch die Tür ins Wohnzimmer ab.

Es könnte sein, dass Susanne immer noch denkt, sie habe in Berlin einen Opernsänger getroffen. Ich weiss es nicht, denn wir haben uns seither nicht mehr gesehen.

Murmel
26.03.2003, 13:47
Sehr schön. Genau darauf habe ich gewartet. Ich geh dann mal bläuen, das Ding.

Walter Schmidtchen
26.03.2003, 13:48
Interessant an Wiglaf Droste finde ich, dass seine Augen seitlich am Kopf angebracht sind, wie bei einer Echse

Der Admiral
26.03.2003, 14:07
Stimmt, ich muß immer an Marty Feldmann denken, wenn ich Droste sehe. Bei der Geburt getrennt?

JustDoIt
26.03.2003, 14:07
Das Schlafzimmer, Sabine im Bett und das Ständchen; super.

Die Herzensbildung
26.03.2003, 14:10
In diesem Droste steckt doch eigentlich ein guter Kern. Auch wenn er nie zum Vorschein kommt.

Herr Weber
26.03.2003, 14:24
Ursprünglich gepostet von George Duck
Er verlor das Gleichgewicht, beugte sich vornüber, hustend...


Als ich das las, dachte ich: Ohje, gleich muss er sich übergeben, der Herr Droste.

elinor
26.03.2003, 14:30
http://www.gremlins.com/styrene_studio/igor.jpg

Ja, verblüffend!

Edgar_Biller
26.03.2003, 15:11
Mir hat die Geschichte auch ausnehmend gut gefallen.
In diesem Forum wird generell zu wenig gelobt.
George Duck, könnte es das folgende Cowboylied gewesen sein (nur damit der innere Film noch etwas detaillierter wird):

Got a gun in my holster
Got a horse between my knees
And I'm goin' to Arizona
Pardon me, boys, if you please

I have been a desperado
Raped and pillaged 'cross the plain
Now, I'm goin' to Arizona
Just a Rider In The Rain

He's a Rider In The Rain
He's a Rider In The Rain
And I'm goin' to Arizona
He's a Rider In The Rain
?

George Duck
26.03.2003, 15:16
Das war es wohl. Und vielen Dank für all das Lob.

Endlager
26.03.2003, 15:46
Ich habe den Unterschied zwischen Sabine und Susanne nicht verstanden. Sind sie identisch?

George Duck
26.03.2003, 16:00
Danke, Endlager. Das war ein Versehen. Schon geändert.

Luca Brasi
27.03.2003, 01:19
Insgesamt, meine ich, eine gute Abhandlung über den Sinn und Unsinn des Küssens.

wummi
27.03.2003, 13:39
@elinor. ja, aber droste ist rundlicher. kann man doch so sagen, oder?

herrliche geschichte. aber war nach diesem doch leicht surreal anmutenden ständchen noch an schlafen (wie auch immer) zu denken?

MC Hausmacherleberwurscht
27.03.2003, 16:18
Ja !

Schön! Und doch mal echt eine Alternative für Silvester. Nicht das Knutschen, das Kniffeln meine ich.

Kniffeln ist ein sehr sympathisches Wort, fast wie frickeln.

Walter Schmidtchen
27.03.2003, 17:03
Frickeln ist überhaupt kein sympathisches Wort. Flippern ist eins.
Ich flippere mich oft um den Verstand, Gott sei meiner armen Seele gnädig.
Kniffeln kenn ich nicht. Ist das, wenn einer 3 Streichhölzer hat und hinterm Rücken etweder keinen, einen, zwei oder drei in eine Hand tut, und der andere muss raten?

Elpenor
27.03.2003, 17:10
Kniffeln ist mit 5 Würfeln, man wirft dann auf große, kleine Straße etc. auch Yathee genannt. Das Streichholzspiel nennt sich knobeln, oder?

George Duck
27.03.2003, 17:13
Ich dachte, knobeln sei "Stein, Schere, Papier".

Klede
27.03.2003, 17:19
Elpenor meint Yahtzee, glaube ich. Eine schoene Variante des Streichholzspiels habe ich in einem Ozufilm gesehen (Ozu ist ein japanischer Regisseur, super, weiss nicht, ob ich das schon erwaehnt habe): alle drei Streichhoelze wurden abgebrochen, gleich kurz. Einer der Mitspieler war so nervoes, dass er, sobald er das Hoelzchen sah, dachte, dass er verloren hatte.

Die Geschichte finde ich uebrigens wieder super. Bei dem fruehmorgendlichen Droste Anblick haette ich wahrscheinlich grosse Angst bekommen. Hat eigentlich einer die Sendung mit Droste und Moellemann gesehen? Gab es da nicht sowas vor kurzem?

Ignaz Wrobel
27.03.2003, 17:30
Ja, Gesehen. Moelle Sieger nach Punkten. Ruhig, sachlich, souverän. Droste: Versuchte, durch bemühte Unverständlichkeit zu provozieren. Das wirkte überraschenderweise bemüht unverständlich. Durfte aber dann singen, was allen gefiel, auch Moellemann. Ein verrückter Künstler, der Droste.

DonDahlmann
27.03.2003, 17:33
Ja, bei der NDR Talkshow. Droste hat Möllemann kurz beschimpft. Dann hat er kurz die taz und Bascha Mika beschimpft. Dann einen Grossteil der taz Redaktion. Dann den Schlager Grand Prix. Dann die Popliteratur. Dann hat er ein Gedicht vorgelesen, dann gesungen.
Das ist komisch, mit dem Beschimpfen. Man schämt sich immer ein wenig fremd, wenn Droste den Möllemann, oder die Mika unflätigst beschimpft, auch wenn man weiß, dass er Recht hat. Aber mir wäre es dann immer lieber, wenn Droste Österreicher wäre. Von denen erwartet man einfach Nestbeschmutzung. Ein Österreicher, der aus Wien weggegangen ist, um von hier aus über die Österreicher zu schreiben, ist ja für die Österreicher per se schon ein Nestbeschmutzer. Da macht es dann nichts aus, wenn er gleich auch noch sein Exil-Land beschimpft. Ich glaube, dass erwartet man auch, damit man nickend vor dem Fernseher innerlich "hohoho" sagen kann und den Mut und die Unabhängigkeit bewundert, die diese Literaten doch immer haben.
Aber bei Deutschen wirkt das immer so gequält, so spätpubertär.

Walter Schmidtchen
27.03.2003, 18:30
Jemand, ich sag jetzt nicht wer, hat mal gesagt: "Droste wäre so gerne Klaus Kinski, hat aber nicht mal die Klasse von Bud Spencer"

joq
27.03.2003, 22:14
Das war bestimmt Matthias Ernst.

honz
12.09.2003, 13:28
Ich setze ein Bier darauf, daß Droste morgen einen Nachruf für Johnny Cash in der taz schreibt, und noch eins, daß das Lied, das Droste in der Eingangsgeschichte sang, auch von Cash war, der geschätzte Herr Duck müsste dazu nur seinen Irrtum oben zugeben und mir zustimmen, so billig kommt der nie wieder zu einem Bier.

George Duck
12.09.2003, 13:36
Werter Honz, Sie haben leider gerade zwei Biere verloren.

honz
12.09.2003, 13:59
YESSSSSSSSSSSSSSS!

SSSSSSSSSSSSSSTRIKE!!

Ich wusste, es funktioniert! So ähnlich wie das Reizwort "Mannheim".

Herr Duck, Schnitzeltest?

Der Admiral
12.09.2003, 14:06
Wie mit dem Suschny-Reflex, wenn man "Jüdische Lobby" droppt?

Auge
13.09.2003, 18:52
Wo ist zuhause, Mama?
Johnny Cash, ein großer Tröster in dieser an Tröstern raren Welt, ist tot

Johnny Cash hatte sich schon verabschiedet. Auf seiner letzten CD "The Man comes around" sang er "Hurt"; das Video dazu zeigte einen steinalten, todkranken Mann, das Gesicht eine zerklüftete Gebirgslandschaft, von der aus auf ältere Bilder von Cash geschnitten wurde, die ihn als jüngeren Mann zeigten. Der kurze Film zum Song war eine Reise durch das Leben des Sängers John Carter Cash: Das war ich, sagte Cash. Kuckt mich noch einmal an, hört mir noch einmal zu. Ich gehe.

Es war todtraurig, und es kam noch härter. June Carter Cash starb, die Frau, ohne die Cash nichts war als ein fahrender Sänger, und ohne die er schon lange nicht mehr am Leben gewesen wäre. "Wo ist zuhause Mama?", heißt ein Lied, das Cash auf deutsch sang. Das Lied stellt die zentrale Frage im Leben eines Mannes und verweigert eine eindeutige Antwort: "Vielleicht auf der großen Straße, vielleicht hinter blauen Bergen, vielleicht bei den hellen Sternen." Johnny Cash war ein Suchender, und er fand June Carter Cash - Liebe hieß die Antwort, Gott hieß die Antwort. Johnny Cash, das macht ihn singulär, wusste, dass die Antwort für alle, die sie nicht finden können, manchmal Mord heißt. Davon handeln seine Lieder: von Liebe, Gott und Mord. "I shot a man in Reno just to watch him die", sang er, und in in einer frühen Folge von "Columbo" spielte er sehr überzeugend einen Mörder.

Seine Frau starb vor ihm, und so war man, wie es so heißt, darauf gefasst, dass er ihr bald folgen werde. Er war krank, er war allein, es war abzusehen, und trotzdem tut es weh. "The whole life is vive la merde", schrieb Joachim Ringelnatz. Johnny Cash ist tot, ein großer Tröster in dieser an Tröstern so raren Welt. In der Schmierwelt des Nashville-Mainstream-Country war Cash ein berserkernder Außenseiter - er zeigte dem Establishment den Finger, und, auch das macht ihn einzigartig: Er meinte es genau so. Simuliertes Rebellentum kann man an an jeder Ecke haben, die Gestik des Dagegenseins ist im Pop eine unerlässliche verkaufsfördernde Maßnahme. Nicht so bei Cash - der Mann war echt, ein hochexplosives Gemisch aus Widersprüchen.

Johnny Cash war eine Primzahl, teilbar nur durch sich selbst und durch eins. Was man von ihm hören muss, gibt es bei American Recordings und bei Bear Family, was man über ihn wissen muss, hat Franz Dobler in seinem Buch "The Beast in Me - Johnny Cash und die seltsame und schöne Welt der Countrymusik" aufgeschrieben. Über das Sterben hat Johnny Cash gesungen: "I'm just a poor wayfaring stranger / travelling through this world below / there is no sickness, no toil, no danger / in that bright land to which I go." Johnny Cash ist nach Hause gegangen.

Wiglaf Droste (auf Die Ärzte Homepage)



"Das Gesicht eine zerklüftete Gebirgslandschaft", "der Mann war echt, ein hochexplosives Gemisch aus Widersprüchen"
Unfassbar, mit solch einem Gebrabbel kriegt man Literaturpreise

Juergen Broemmer
13.09.2003, 19:45
Wiglaf Droste, ganz klar: Unschoenes Thema. Mannheim gutes Thema. Vor dreissig Jahren, als Johnny Cash gerade an “Give My Love to Rose” arbeitet, steht in Mannheim ein Mann in seiner Wohnung und uebt einen Bankueberfall. Er hat sich eine Maske uebergezogen und liest von einem Zettel laut die Kommandos ab, mit denen er spaeter die Kassierer einschuechtern will. Jetzt hat er leider vergessen - im Hochsommer 1972 - das Fenster zuzumachen und gegenueber putzt die Nachbarin gerade ihre Fenster. Auch er wollte “der Welt den Finger zeigen”, doch noch bevor er zur Tat schreiten kann wird er verhaftet und geht als “Der Maskenmann” in die Mannheimer Kriminalgeschichte ein.

Angelika Maisch
14.09.2003, 00:57
dies ist eine Geschichte wie aus einem mehrstündigen Dieter Steinmann Telefongespräch ausgekoppelt, Jürgen.

Caliste
14.09.2003, 13:32
,

rupertjahn
04.11.2003, 15:59
Viel Glück und viel Segen,
Auf all Deinen Wegen...

AntonH
04.11.2010, 21:03
---

Elpenor
05.11.2010, 00:27
Gegen Schluß von Lobos Strohfeuer taucht ein Streichholztrick auf, seinerzeit schon gedacht, irgendwoher kenne ich das. Es war Kledes Posting #19. Kommisar Doktor emeritiert Zufall?

honz
14.09.2015, 16:23
Insgesamt haben die Mitarbeiter hier ganz gute Ideen, finde ich : http://www.spiegel.de/video/oktoberfestung-csu-will-wiesn-von-fluechtlingen-abschotten-video-1607741.html Und ich muss feststellen, dass ich Herrn Duck seit 12 Jahren zwei Bier schulde.

Frage am Rande: Weiss irgendwer was über den Verbleib des legendären Dieter Steinmanns. Ich habe ihn nie getroffen, kenne aber mindestens zwei Leute die mir seine Geschichten über die dümmsten Bankräuber ff. erzählt haben.

honz
14.09.2015, 16:29
doppelt

Klaus Caesar
16.05.2019, 19:10
Ach je.

Freewheelin_Biller
16.05.2019, 19:11
O wei.
Ob sein Hirn wohl an der Biegung des Flusses begraben wird?

Freewheelin_Biller
16.05.2019, 19:11
doppelt

Saposcat
16.05.2019, 22:49
Wiglaf Droste hatte keine "Glubschaugen", sie standen nur sehr weit auseinander. Wie bei Lorde: https://www.youtube.com/watch?v=BiC7fg1O_jc

Edding Kaiser
16.05.2019, 23:59
„Die kalte schwarze Wolke hat sich auf den Mann herabgesenkt, dessen Augen so weit außen am Kopf angebracht waren, dass er gleichzeitig an einem vorbei und durch einen durch schauen konnte. Für einen Satiriker die perfekten anatomischen Voraussetzungen.“

(H. Zippert)

Ebbesand Flutwasser
17.05.2019, 11:15
Vor zwei, drei Wochen stieß ich irgendwo auf einen relativ neuen Audio-Mitschnitt einer Lesung von Wiglaf Droste und war erschrocken, was von seiner Stimme übrig geblieben war, sie war kaum mehr wiederzuerkennen. Eine Suche nach neueren Bildern von ihm ergab, dass der ganze Mann nur noch ein Teil seines früheren Selbst war.

Ein Blick in die Leseprobe eines seiner letzten Bücher aber war dann fast noch erschreckender: Alles wie immer! Seit ich vor Jahren aufgehört habe, seine Bücher zu lesen, weil der eine Trick dann doch langweilig wurde, hatte er sich anscheinend nicht weiterentwickelt, nicht mal ein bisschen variiert hat er sein Repertoire. Wegen eines Arschlochkommentars eines Arschlochkundens auf der Amazon-Seite hätte ich beinahe trotzdem auf den Kaufen-Knopf gedrückt.

So oder so: eine traurige Nachricht.