PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rosh, Lea (im Sonnentheater)



Benzini
08.03.2003, 17:38
Neunzehnhundertvierundachtzig gastierte das fabelhafte "Theatre du Soleil" mit drei Königsdramen und einem Lustspiel von Shakespeare in Berlin. Im Foyer der Deutschlandhalle hatte man die Garderoben improvisiert. Nur getrennt von durchsichtigen Seidenvorhängen sah man den Schauspielern bei der Vorbereitung auf ihren Auftritt zu. Sie schminkten sich alle selbst. Der sonst so oft blasierte Mob der Theatervorzimmer dieser Welt war ganz still, fast andächtig und der Geruch der Schminke durchwehte dieses Bild wie Weihrauch.

Die Bühne war ein Quadrat. Die Kulisse ein Seidentuch, dass eine Sonne zeigte. Requisiten keine. Der Zuschauer sass wo er wollte auf einfachen Holzquadern, die zu einer monströsen Treppe aufgeschichtet waren und eine Reihe hinter mir nahm Lea Rosh platz. Ich mochte sie damals. Genauergesagt den Gegensatz zwischen ihrer spröden Kühle und wie sie manchmal urplötzlich ihrem Gesprächspartner die Hand auf den Arm legte. Damit beherrschte sie ihr Gegenüber perfekt, und ich fand es charmant. Als sich jemand neben sie setzen wollte, sagte sie mit der Stimme eines Revolutionstribunals: "Junger Mann! Dieser Platz ist bereits besetzt." Der Guilloutinierte entschwand kraftlos wie ein Schemen. Mehr kann ich nicht sagen, denn ich habe sie dann im Zauber der Aufführung komplett vergessen.

Sakki
08.03.2003, 19:04
Ach ja, Lea Rosh! Ich lernete sie damals über die von ihr geschirmherrschaftete TV-Dokumentation "Der Tod ist eín Meister aus Deutschland" kennen.
Wenn es jemanden gibt, der ein "Image" aufrechtzuerhalten (und sei es zur Abschreckung) sich müht und all jenes, was Paul Spielgel, Vorgänger & Co. nicht zu leisten vermochten wieder wett zu machen sich schickt - dann sie! Sie wankt nicht und "had never been a girl of compromise" ... was heutzutage schon wieder Chic hat. Den Vorwurf "spröde", gar "intellektuell öde" zu sein, nimmt man da gerne hin. Und wehe dem, der ihr ... begegnet?! Ach Lea ... you can leave you KIPPÁ on ... !

Ignaz Wrobel
11.03.2003, 12:27
Diese höfliche und dennoch dem Wissenden ein maliziöses Geschmunzel abringende Kleinbeobachtung verdient nicht einen Kommentar, sondern zwei. Auch drei wären nicht wirklich übertrieben.