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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Deutscher, Drafi (Bohrendes Verlangen)



max grundig
01.03.2003, 00:15
Bohrendes Verlangen


Es begab sich vor etwa zwei Jahren, dass ich, wie es so meine Art war, ein wenig überlaunig ob des schlechten Geschäftes im speziellen und der schlechten Welt im besonderen am Steuer eines Taxis durch Frankfurt schaukelte. Viel schien das Schicksal bzw. der Funk heute nicht mehr für mich in petto zu haben. Am Halteplatz “Theater” nahm ich Rast ob schon die Vorstellung längst vorbei und die Aussicht auf “Einsteiger” daher begrenzt war.
Kurz darauf wurde solch antizyklisches Handeln doch tatsächlich und gegen jede Erfahrung belohnt. Fahrgäste in Gestalt zweier zwar angetrunkener aber durchaus noch voll beifahrtüchtiger Herren in den besten, im zweiten Fall schon eher allerbesten Mannesalter enterten geschwind das Taxi. “Danke Schicksal”, stoßgebetete ich, als Mann A. ein nicht kirschkernspuckentfernungsmäßiges Ziel als das unserige nannte.

Jener Mann auf dem Beifahrersitz, angetan mit recht stramm sitzender Jeans weißem Westernhemd mit Jeanskragen und fetter Krageneinstecknadel, oder wie so was heißt, ließ sich vom grauen Männchen mit Baseballkappe im Fond ungestraft “Wölfchen” nennen. Umgekehrt hieß es “Drafi”. Das wird doch nicht “Marmor, Stein und Eisen bricht”- Drafi Deutscher sein?

Alle Indizien sprachen dafür: man kam von einer Schlagerbenefizveranstaltung und unterhielt sich über Musik, das nämlich “die Stimme von ...(leider Namen nicht verstanden, wegen blödem Rettungswagen) möglicherweise ganz nett sei, aber doch keinesfalls auch nur im geringsten für die langsamen Stücke auch nur ansatzweise geeignet sei,” typisches Musikerinsidergequatsche. Ein Blick an der roten Ampel in den Rückspiegel brachte letzte Gewissheit: Sieht auch aus wie Drafi Deutscher, nur älter und kleiner, aber das ist immer so bei Prominenten, wie ich aus einer Livebegegnung mit Udo Lindenberg in der Saarbrücker Fußgängerzone wusste.

Weiter ging die Fahrt zunächst durch das Frankfurter Rotlichtviertel, was die Herren zu allerlei Altherrenweisheiten zur Frau an sich und im Allgemeinen und zur Prostituierten als deren Sonderfall im Besonderen animierte. So weit so gewöhnlich. In dieses Thema sollte sich meine Herren dann noch weiter fest- wenn nicht gar verbeißen.

”Wurde Zeit das wir da weg kamen!” herrschte Drafi Wölfchen an.”So eine penetrante Person, weißt was ich meine?” Wölfchen, am Thema eher mäßig interessiert, machte nur “hm”. “Die wollte mich ja gar nicht mehr aus den Fingern lassen. Unmöglich. Die war ja so breit wie hoch. Weißt was ich meine, Wölfchen? So was aufdringliches. Weißt du was, Wölfchen?” und jetzt schrie das kleine graue Männchen fast, “die ist schon über 50!” Die Empörung ob dieses offenbar gescheiterten Annäherungs-versuches einer nicht generationen-jüngeren Frau an unsere Schlagerikone wollte minutenlang nicht verebben. Immer wieder murmelte er, meist mehr zu sich selbst, “so was aufdringliches.”

Das zu unseren Linken auftauchende Uniklinikum gemahnte dann allerdings Wölfchen, offenbar Drafis Manager, ihn an eine bevorstehende Behandlung zu erinnern und endlich ein geeignetes Krankenhaus zu benennen. Drafi, zur Uniklinik gewand: “Hier schickst Du nur Deine Feinde hin”. Außerdem sei er in jeder Hinsicht “ok.” Wenn überhaupt, könne er sich im medizinischen Bereich allenfalls eine “Penisverlängerung” vorstellen. Auf Wölfchens erstaunte Nachfrage, ob er da Defizite bei sich sähe, beschied ihm Drafi: “Natürlich nicht, aber sicher ist sicher, das musst du dir vorstellen wie einen Bohrer, der nutzt auch ab wenn er viel bohrt, weißt was ich meine, Wölfchen?!” Während er noch mehrfach “wie bei einem Bohrer eben” in die Frankfurter Nacht hauchte, fand unserer Fahrt ihr wohl verdientes Ende vor Drafis Hotel.

Was denkt man bei so einer Fahrt? Vielleicht "mit MADONNA wäre das nicht passiert". Aber die fährt wahrscheinlich gar nicht Taxi.

MC Hausmacherleberwurscht
02.03.2003, 16:36
Also für das "kirschkernspuckentfernungsmäßiges" gehört dir ein Loch in die Kniescheibe gebohrt, vielleicht sogar mit dem Gerät des Herrn Deutscher. Überambitionierte Sätze, verkrampft gedrechselt. Sie zu lesen ist in etwa so entspannend, wie Barfuß über ein gemähtes Stoppelfeld zu laufen.

Hinten raus wirds ruhiger und eigentlich ist die Beobachtung doch ganz niedlich.

Welcome

Klede
02.03.2003, 17:32
Problematisch ist der Einstieg "Es begab sich". Gab es schon mal eine Supergeschichte bei der sich etwas am Anfang begab?

Lustig sind aber die aufgeschnappten Saetze, fuer die habe ich die Geschichte gerne gelesen, ansonsten zu viel Schmuckwerk.

Benzini
02.03.2003, 19:41
Kann man diese Anekdote nicht mal mit einfachen Worten neu erzählen? So einen grausamen Stil habe ich ja seit Edgar Allen Poe nicht mehr erlebt.

Dietrich Schwanitz
02.03.2003, 21:04
Zu dem Mönch Hoku-Sai auf dem hohen Berg kam eines Tages der Meister und sprach: "Hoku-Sai, hat der rotierende Teller Buddha-Natur?" Hierauf antwortete Hoku-Sai etwas Unverständliches. Es zeigte sich, daß es schlau gewesen war, jedoch nicht genau die Antwort auf die Frage des Meisters, eher sowas in der Art "Römmpömmpömmpömm". Egal, was ich damit ausdrücken will, was ich eigentlich sagen wollte, ist: Man kann, wenn man klicke [here] parömm-parömm. Letztlich.