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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Haring, Keith zu Besuch bei Poindexter, Buster



Werrnerr
28.02.2003, 00:14
Meine Freundin Debbie wollte unbedingt zu einem Konzert von Buster Poindexter and the Banshees of Blues.
Ein paar Tage vorher waren wir gemeinsam in einem Club, in dem "The Lounge Lizzards" auftraten. Als ich Deutschland verließ, waren die die Stars in der dortigen Musikpresse. Und kurz vorher hatte ich "Stranger tham Paradise" gesehen, ganz neu, ganz aktuell. Ich war begeistert. Wenn John Lurie als Musikant so gut war wie in dem Film, wie überhaupt der ganze Film...
Der Abend war unbeschreiblich öde: wir waren am Ort um 22:00 Uhr. Ich trank bis 24:00 Uhr teuerstes Import-Bier. Als um 0:30 die Longe Lizzards begannen, war ich schon so kurz vor knapp.
Fünf Leute dudelten lustlos auf der Bühne herum: einer war John Lurie, ein anderer war Arto Lindsay. So what! Die Show war nach einer Stunde zu Ende. Keine Begeisterung, keine Zugabe. Debbie und ich verließen gegen 1:45 Uhr den Laden. War meine Schuld. Ich wollte dahin. Weil die "Lounge Lizards" in der deutschen Musikpresse die Stars waren.
Jetzt war also Debbie mit ihrem Musikwunsch dran. Und so fand sie eine Ankündigung von "Buster Poindexter and the Banshees of Blues". Jaa, da müssten wir hingehen. Unbedingt. Der sei sooo guuut.
Von dem hatte ich ja noch nie gehört. Naja, das sei der aktuelle Künstlername von David Johansen, den kenne ich doch, meinte Debbie. Kennen? Nun, ich wusste, dass er mal der Frontmann der "New York Dolls" war. Aber von denen kannte ich nichts und ansonsten wusste ich über ihn auch nicht mehr.
Aber Debbie hatte einen Musikgeschmack, dem ich mich 100%ig anvertraute. Ihre Plattensammlung war erlesen. Ich liebte sie. Ich liebte ihre Plattensammlung. Ich ging mit ihr zu Buster Piondexter.
Beim Eintritt in diesen Club ließ ich die erste Leibesvisitation meine lebens über mich ergehen. Dann waren wir drin. Es dauerte ein paar Heineken, und dann begann das Konzert.
Es wurde weitgehend mit akustischen Instrumenten bestritten und Herr Poindexter spielte sehr blueslastig. Blues ist nicht unbedingt die Musik, die ich bevorzuge. Und so empfand ich das Konzert nach einer halben Stunde als äußerst lähmend. Anstatt auf die Bühne zu sehen, schaute ich mich im Saal um. Ich war umgeben von Menschen, deren Blick mir sagte: "Heute werde ich erlöst." Der Erlösung fern, bemerkte ich in zwei Meter entfernung einen jungen mann, der mir bekannt vorkam: lang, dünn, kurze, lockige haare, die deutlich Geheimratsecken bildeten, rotes T-Shirt, runde Nickelbrille. Ich tippte Debbie an: "Kuck mal, ist das Keith Haring?" Debbie kuckte. "Ja, das ist Keith Haring. Der ist oft hier."
Sie wendete sich wieder Buster Poindexter zu. Herr Haring nahm uns nicht wahr. Ich ließ mich an einer Säule, neben der ich mich befand, hinuntergleiten und wartete sitzend das Ende des Konzerts ab.
Es gab eine Zugabe.

Tobi Wahn
28.02.2003, 13:43
Ich kannte eine junge Frau aus Österreich, die einmal gedankenverloren bei meiner Ex-Freundin auf dem Bett saß, und sich plötzlich in ihrer wunderbar naiven Art umdrehte, an die Wand auf ein Bild deutete und mit großen Augen: "Ui, das ist doch vom Kait Hahring!" sagte.