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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wenn Bob Dylan zweimal klingelt



yellowshark
21.01.2003, 12:40
Vor ein paar Tagen unterhielt ich mich mit einem Mann meines Alters über Bob Dylan. Er habe ihn fast einmal getroffen, sagte er, und als ich ihn darum bat, erzählte er mir davon. Anfang der 80er Jahre sei er in Los Angeles gewesen und habe in der Zeitung gelesen, dass Bob Dylan beabsichtige, dorthin zu ziehen. Angeblich kam er in unregelmäßigen Abständen vorbei, um sein noch im Bau befindliches Haus zu inspizieren und die Handwerker mit immer neuen Sonderwünschen und klein karierten Nörgeleien zu belästigen, schwer vorstellbar, bei dem Idol seiner Jugend: Alles, was ein Mann braucht, ist ein verlassener Hinterhof und eine Gitarre.
Er sei, fuhr er fort, damals eine Zeit lang neugierig durch die Viertel der Reichen gefahren, um die Häuser der Stars anzuschauen und vielleicht sogar einmal einem zu begegnen, habe aber niemals einen getroffen. Auch Bob Dylan, der ihm am wichtigsten war und dessen Neubau er häufiger besucht hatte, habe sich nicht sehen lassen, so dass er schließlich aufgegeben habe, nicht zuletzt aus Scham über seine provinzielle Prominentenbesessenheit. Viele Jahre später sei Bob Dylan nach Deutschland gekommen und in seiner Heimatstadt aufgetreten. Eigentlich sei das eine gute Gelegenheit gewesen, ihn endlich einmal zu sehen, aber er habe sich zu spät um die Eintrittskarten gekümmert und keine mehr erhalten. Er habe damals in der Nähe der Musikhalle gewohnt, im zweiten Stock eines Mietshauses, in dem unten eine Gaststätte war, die sich von den üblichen bürgerlichen Kneipen des Viertels durch ihre Einrichtung, die hauptsächlich aus Sperrmüll bestand, unterschieden habe und durch ihren Wirt, der dem unkundigen Besucher oft unfreundlich erschienen sei, ein Eindruck, der dadurch entstand, dass er in den Abendstunden besonders wortkarg gewirkt habe, konzentriert auf ein Babyfon lauschend, welches ihn manchmal noch oben zu seiner kleinen Tochter rief, die er nebenbei betreute, weil seine Frau das Abendgymnasium besuchte, um das Abitur nachzumachen. Öfter am Abend sei er blitzschnell verschwunden und habe das Bierzapfen und die Bedienung während seiner Abwesenheit irgendwelchen Gästen überlassen, die Lust dazu hatten. Er habe zu dem Wirt ein recht gutes Verhältnis gehabt und sich gelegentlich mit ihm unterhalten, so auch an dem Tag des Bob Dylan – Konzerts und dabei erwähnt, dass er sich etwas darüber ärgere, keine Konzertkarten mehr bekommen zu haben, sozusagen als hämisches i- Tüpfelchen auf seine vergeblichen Sichtungsversuche, Jahre zuvor, von denen er dem Wirt anschließend genauer berichtet habe. Bald darauf habe aber das Babyfon die Unterhaltung unterbrochen und er sei gegangen, um früh zu schlafen.
Um ungefähr halb zwölf Uhr nachts sei er von zweimaligem Klingeln geweckt worden und habe die Klingel abgestellt, im Glauben, daß betrunkene letzte Gäste aus der Kneipe wieder einmal Schabernack mit ihm trieben.
Am nächsten Tag habe ihn der Wirt angesprochen und ihm erzählt, dass Bob Dylan nach dem Konzert hereingekommen sei und stundenlang trinkend an der Theke gesessen habe. Trotz seiner mageren Englischkenntnisse habe er ihm erklärt, dass zwei Stockwerke höher jemand wohne, der einmal tagelang um sein Haus gefahren sei, in der Hoffnung, ihn zu sehen. Bob habe ihn daraufhin gebeten, dem jemand mitzuteilen, dass er sich freuen würde, ein paar Bier mit ihm zu trinken, jedoch hätte ihn in diesem Moment das Babyfon gerufen, so dass er Dylan gebeten habe, sich selbst zu melden, nachdem er ihm schnell die richtige Klingel gezeigt habe.
Er habe, so der Mann, dem Wirt natürlich kein einziges Wort geglaubt, aber später von anderen Gästen, die Zeugen des Abends waren, und aus der lokalen Presse erfahren, das sich alles genauso zugetragen hatte. Bob Dylan war auf dem Rückweg zu seinem Hotel ein paar Meter unter ihm ganz einfach versackt.

Larry Erbs
21.01.2003, 12:50
Gibts jetzt wieder so eine irre Gerichtsverhandlung? Alles noch mal? Gibts irgendwo Quellen dass das eine Urban Legend ist? Und wer ist dieser "yellowschark"?? Hat den schon mal jemand gesehn?
Also das ist doch alles erstunken und erlogen.

lacoste
21.01.2003, 12:51
AAAAARRRRGHHH...... Ich sterbe!! Ich glaube jedes Wort!!!

lacoste
21.01.2003, 12:54
War es das "Students-Live-Club" in Münster?

Leistenaal
21.01.2003, 12:57
Ich glaube das auch. Dylan hat ja Herz und Seele.

yellowshark
21.01.2003, 12:58
Nein, laco, "Der Teufel".

Knappe Wamba
21.01.2003, 12:59
Ich will, das es wahr ist.

google
21.01.2003, 16:50
Natürlich ist es wahr, als Frau spürt man das sofort. Außerdem steht über der Geschichte nicht "Diese Geschichte ist der Hammer" und drunter nicht "Und hat sich genauso zugetragen!", und sie ist mit einem so reinen und glatten Konjunktiv asphaltiert, daß an ihrer Echtheit tatsächlich nicht gezweifelt werden kann.

bangen
21.01.2003, 17:14
Ich kenne Zimmi ganz gut. Das ist natürlich schön erfunden.

Der Teufel
21.01.2003, 17:27
Ich kenne Zimmi ganz gut. Das ist natürlich schön erfunden.

yellowshark
21.01.2003, 17:28
Danke, bangen. Fein gemacht. Aber ist das nicht etwas zu früh, geht doch eigentlich erst ab Posting #25 los, laut Erbsskala.

Conchitta Dill
21.01.2003, 18:03
Ich erblasse vor Neid und gratulierte yellowshark zu dieser sowohl inhaltlich als auch stilistisch herausragenden Geschichte.

Torns Schwester
21.01.2003, 18:44
yellowshark, my sunshine. Der Geschichte wegen und weil es verdammt klug ist, sowas für Forumskrisen aufzuheben.

Ignaz Wrobel
26.01.2003, 14:04
Groß.

Wenn es um etwas geht in diesem ganzen merkwürdigen Forum, dann doch um die Prominenten in unseren Köpfen. Dagegen sind die meisten Realbegegnungen doch allenfalls amüsant. Und bei dieser Geschichte ist es überhaupt nicht wichtig, ob sie stattgefunden hat, darum führt der Conchitta Dill-Vergleich auf eine falsche Fährte.

Cylea
13.04.2004, 21:37
In dem just erschienenen Erinnerungsbuch des Musikmanagers Walter Yetnikoff ("Howling at the Moon", Abacus) schildert der Branchenhaudegen, wie er 1986 einmal zu einem Dinner mit Bob Dylan eingeladen war und dieser nicht alleine, sondern mit seiner Mutter, mehreren Onkeln und Kusinen anrauschte.
Während des Essens musste Yetnikoff mit großem Befremden feststellen, dass sich der "mysteriöse Dichter in Klein-Bobby Zimmerman verwandelte.“ Seine Mama schnitt ihm das Essen klein, drängte darauf, er möge tüchtiger zulangen und sich vor allem prononcierter artikulieren. "Bobby", mahnte sie streng, "be nice."

Was meint ihr: Hält der Mythos dieser Story stand?

Klaus Caesar
14.04.2004, 13:22
Aber allemal.

eben
14.04.2004, 20:36
Habe Dylan mal in Verona in so einer Osteria gesehen. Er hatte vorher ein Konzert in der Arena, mit einem Bassisten, der Blowing in the W zweimal hintereinander verpatzt hat, nicht weil er zu dicht war, sondern weil ers offensichtlich zum ersten Mal spielte. Dylan stand dabei mit hängenden Armen vorne an der Bühne, mit offenem Mund, völlig ungläubig guckend. In dem Lokal saß er unerkannt, mit paar Leuten, unbehelligt von den andern Gästen. War wohl nicht sein Tag.

elinor
14.04.2004, 20:39
War wohl nicht sein Tag?

eben
14.04.2004, 20:44
Nein. Was meinst Du?

elinor
14.04.2004, 21:11
Ich wiederholte nur ungläubig den letzten Satz des Postings. Es ist eine absurde Vorstellung, unerkannt in einer Osteria zu sitzen könnte Dylan den Tag versauen.
Wann war das Konzert in Verona? Tony Garnier jedenfalls, mit dem er jetzt schon fast zehn Jahre tourt, ist einer seiner zuverlässigsten Musiker (Bassisten). Wenn einer was verpatzt, dann der Meister selbst. Aber der darf das. Sage ich in Liebe.

elinor
14.04.2004, 21:15
Außerdem - das gehört ja alles nicht hierher.
Sorry, yellowshark.

eben
14.04.2004, 21:28
Es war nicht seine Band und es war vor sehr langer Zeit. Dylan war allein angereist, hat viel allein gespielt, hatte aber für einige Heuler und die Zugaben eine ausgeborgte unfähige Truppe dabei. Die hat ihm vielleicht die Agentur angehängt, aber ich weiß nichts genaues darüber. Vor ihm hatte Pino Daniele gespielt, mit einem penibel orchestrierten Programm, und Dylan wirkte in dem Zusammenhang wie plötzlich vom Himmel gefallen. Das mit der Kneipe ist ihm, so wie er da saß bestimmt nicht mal aufgefallen.

oliverk
14.04.2004, 21:46
Ach so, vor sehr langer Zeit war das. Die Band war ausgeborgt und Julius Caesar saß wahrscheinlich auch im Publikum.

eben
15.04.2004, 08:56
Jetzt mußte ich erstmal nachschaun gehen. Das Konzert hat am 28. Mai 1984 stattgefunden und war der Startschuss für eine Europatournee. Habe sogar einen Bericht gefunden, der meine Erinnerungen bestätigt, und zwar hier: http://users.libero.it/anfalesi/vita/80/

Ist auf italienisch, aber damit müssen sie jetzt leben.