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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Swinton, Tilda (Mittels schicksalhafter Verkettung von Umständen vis à vis)



U_Sterblich
08.01.2003, 19:22
Heute saß ich in einem neuen Büro und fremdelte etwas mit dem Netzwerkkabel. Das Kabel wurde mit dem transportablen Rechner nicht warm, sie kamen überhaupt nicht klar miteinander und so ging ich wieder, irgendwie unverrichteter Dinge.
Ach, dachte ich mir in meiner stets dem Positiven zugeneigten Art, macht ja nüscht, immerhin hatte ich was zu essen und etwas über Humorlosigkeit bei Nina Ruge und Maibritt Illner erzählt gekriegt und dabei schon mal die Leute kennen gelernt in dem Büro. War doch dufte, und jetzt gehste halt wieder nach Hause, so geht es halt manchmal im Leben, da schickt das Schicksal dich jetzt wohl hin.
So denke ich und warte auf die Straßenbahn, der bitteren Kälte trotzend, das lächelnde Gesicht der strahlenden Wintersonne zugewandt. Ich war mir zuvor nicht sicher, ob ich an der Friedrichstraße die 50 oder an der Oranienburger die 13 nehmen soll. Aber nun stehe ich an der 50 und genieße das gute Gefühl, die richtige Wahl getroffen zu haben.
In der Straßenbahn kann ich mich erst nicht so recht entscheiden, wo hinzusetzten. Lieber in einen Vierergruppensitz oder besser in einen dieser Einzelsitze. Hat beides Vor- und Nachteile. Am besten aber nicht direkt neben eine Tür, da kriegt man sonst an jeder Station voll die bitterliche Kälte ab. Ich wäge alles sorgsam ab, bevor ich mich in eine leere Viererkonstellation setze, gegen die Fahrtrichtung.
Von dort blicke ich, ohne dass mir dieser Umstand zuvor als Entscheidungskriterium bekannt gewesen wäre (Paparazziinstinkt? Glück? Karma?) direkt in das mir vage bekannte, offene, ungeschminkte und leicht androgyne Gesicht einer Frau. Sie sitzt in der benachbarten Viererkonstellation, in Fahrtrichtung. Zuerst fällt mir nur die touristische Art auf, mit der sie wohlwollend-interessiert sowohl die wenigen Fahrgäste als auch die verschneite Berlin-Mitte Szenerie, die am Fenster an ihr vorbeiruckelt, beäugt.
Letzte Woche hatte ich "The Beach" im Fernsehen gesehen, sonst hätte ich sie vielleicht nicht erkannt. Das ist doch die aus The Beach, bemerke ich mit einiger Verzögerung und bin dann in hohem Maße erstaunt, dass mein Hirn zwei Minuten später auch den passenden Namen meldet: Tilda Swinton.
Ein Berlin-Mitte Girl steigt ein und setzt sich neben Tilda. Diese muss dafür erst ein paar Papiere vom Sitz nehmen, wobei sie entschuldigend lächelt und gestikuliert, wie man es macht, wenn man fremd ist und die benötigte Sprache nicht kann. Die Straßenbahn fährt ihres Weges, Tilda blickt und lächelt glücklich in sich hinein.
Dann, nach so einigen ereignislosen Stationen auf dem sich schlängelnden Pfad der Nr.50 steigen wir beide aus, Tilda und ich. Ich gehe wo ich wohne und Tilda, who knows.

Ignaz Wrobel
08.01.2003, 20:24
Ich dachte erst an einen Stummfilmstar bei diesem Namen, dann wurde mir klar, daß es die Hauptdarstellerin von "Orlando" ist... Allerdings ein unvergessliches Gesicht. Heute war überhaupt ein Licht, bei dem die meisten Menschen interessant aussahen...