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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fischer, Andrea (trinkt Kaffee)



joq
02.01.2003, 12:30
31.12.2002 - 13 Uhr

Abgehetzt entere ich den Coffee-Shop "Balzac" Leipziger Straße. Die charmante Begleiterin raunt, "da hinten sitzt Andrea Fischer".
Wer ist Andrea Fischer? Ist das nicht eine Schlagersängerin? Mir wurscht. Muss ich nicht hinsehen. Ich hole Kaffee. Vertiefe mich ins Gespräch mit der Begleiterin.

Da klingelt ein Siemens-Handy. Meines? Nö, kann nicht sein, meines ist aus. Ich schaue in Richtung des Klingelns. Und erblicke Andrea Fischer.

http://www.andrea-fischer.de/pic/fischer-telefon.jpg

Sie sitzt da und fischt ihr Handy aus einer auffallend unglamourösen Handtasche, einer Handtasche in der sich sicherlich Tempotaschentücher, aus der Rolle gefallene Pfefferminzbonbons, eine Haarbürste und ein vollgekritzelter Kalender befinden. Ja, sie ist es. Sie drückt das Handy aus und steckt es zurück in ihre Jacke. Dann beugt sie sich wieder über ihren Kaffee.

Ich kann mir nicht helfen, sie sieht so klein, so lieb, so unglaublich normal aus. Sie ist ein Puschel, ich weiß das. Ein richtiger feiner Puschel. Zu Hause läuft sie in alten Leggings rum und sieht dabei vielleicht gar nicht mal schlecht aus. Sie schläft gerne lange, bestimmt ist es bei ihr ein bisschen unordentlich, wahrscheinlich hat sie einen alten braunen geflochtenen Wäschekorb, wo sie ihre getragenen Klamotten reinfeuert. Gelegentlich trinkt sie mittelguten Rotwein (Gallo) (den sie "einen trockenen Roten" nennt) und denkt es wäre guter. Außerdem kann sie sicherlich laut und dreckig lachen. Und lecker essen tut sie auch gerne, das sieht man ja. Das Mopsbäuchlein steht ihr hervorragend. Einen Moment lang denke ich, ja, mit Andrea Fischer, mit der kann man es bestimmt aushalten.

Wenig später steht sie auf und geht raus. Die große Politikerin Andrea Fischer, sie geht einfach an uns vorbei. Zusätzlich zu der Handtasche schleppt sie eine einfache, weiße, vollgestopfte Platiktüte mit sich rum. Was da wohl drin ist? Im Weggehen dreht sie sich nochmal kurz um und schenkt der Besatzung des Balzac-Café ein verschmitztes Lächeln, bevor sie schwungvoll gegen die Scheibe läuft. BONG!

Frau Fischer, von dieser Seite ein erfrischendes neues Jahr!

Aporie
02.01.2003, 13:29
Ich fand Frau Fischer, als sie noch Ministerin war, auch immer lustig. Jetzt kann man sie ja bei n-tv im "Grünen Salon" besichtigen. In ihren Erich-Böhme-Imitationsversuchen gefällt sie mir hier eher weniger.

Aber nachdem jockel in seiner einfühlenden Art ihre Handtasche und ihren Haushalt inspizierte, ist sie mir wieder symphatisch.

ragnar
02.01.2003, 15:24
Diese Jockelgeschichte ist ein Lehrstück dafür, wie man fast ohne Zutaten ein tolles Gericht (Geschicht) backen kann.
Und über das Ende des Erlebnisses hab ich sehr gelacht.

Herr Uffelmann
02.01.2003, 20:48
Lieber Jockel,

ich bin es jetzt endgültig leid, Dir altem Schreibgott andauernd das Ego aufzupusten. Aber ich muß! Ich habe gerade so gelacht, es ist mal wieder pures Gold und das Bild, sitzt fabelhaft, die Pointe ist einfach.....ach!
DA! Schon wieder. Ich muß damit aufhören. Lieber Jockel, bitte nimm dieses Posting, als Gutschein für zehnmal loben, damit ich mal ein bißchen zur Ruhe komme.

Danke und ein gutes neues Jahr, wünscht,

Herr Uffelmann

Der größte Prophet jemals
02.01.2003, 20:54
Zehnmal Nichtloben, das schafft der Uffelmann niemals!

MissJuni
08.01.2003, 19:08
Das hat Spaß gemacht. Vielen Dank für die Geschichte.

dehnemark
31.07.2004, 13:07
"Das sieht aber gefährlich aus!" giggelt Andrea Fischer heute vormittag. Sie steht in der Fotoabteilung von Karstadt am Hermannplatz und beäugt den Fachverkäufer hinter Theke, der wild mit einem Cutter auf irgendetwas aus Plastik einschnitzt.
Der Schnitzer ist engagiert. Er redet ununterbrochen und schwitzt. Zwar hat er die Lage im Griff, aber so kommt man hier nicht weiter: "Da müssen wir zusammen in die Serviceabteilung, da habe ich viel mehr Werkzeug."
Für Andrea Fischer scheint das eine Party zu sein, sie grinst breit in die Runde und folgt dem Verkäufer, der im Weggehen seinen Cutter souverän mit kurzem Schnarren einfährt.

An der Rolltreppe wird für eine Veranstaltung im gleichen Hause geworben: Andrea Fischer befragt bald Frank Schirrmacher zu dessen Buch 'Das Methusalem-Komplott': "Spannend, die brisanten Thesen des FAZ-Herausgebers kennenzulernen." (am 27. August im Dachgarten im 4. Stock, 8,- Euro einschließlich Getränk und Snack.)