caisimin
03.12.2002, 21:23
Vor vielen, vielen Jahren, ich glaube es war im Herbst 1988, hatte die Schulbigband in der ich Klavier spielte ein echtes Profi-Engagement. Der Abend war - zumindest bei uns - als großes Event angekündigt, so daß wir zwanzig Musikanten mit einem gemieteten Bus voller Erwartung vom schwäbischen Ludwigsburg ins nahe gelegene Heilbronn fuhren. In der dortigen Musikhalle mit dem schönen Namen "Harmonie" sollte eine große Gala stattfinden. Es würde eine Fernsehaufzeichnung geben und die Krönung der Gala in der Harmonie Heilbronn sollte ein Auftritt von Mike "der Supernase" Krüger sein.
Nachmittags trafen wir in Heilbronn ein, bauten unsere Notenständer und Instrumente auf und begannen unseren Soundcheck. Noch bevor wir fertig waren betrat ER die Bühne. Ich war ganz nervös, saß auf einer kleinen Bank vor dem riesigen Flügel und Mike Krüger kam, mit einer Gitarre bewaffnet direkt auf mich zu. Mein Herz schlug schneller und ich entsandt Stoßgebete gen Himmel, auf daß er mich nicht ansprechen möge (ich war rot und erhitzt vor Aufregung). Die Gebete wurden erhört, direkt neben mir drehte er ab und wandte sich dem (in meiner Erinnerung riesigen) leeren Zuschauerraum zu. Da stand er also neben mir: Mike Krüger, der erste Prominente, den ich bewußt von der Nähe aus betrachten durfte.
Ich war schockiert.
Er sah schlecht aus. Hatte wohl nicht gut geschlafen. Die Nase war schon groß, jaja, aber was mich noch viel mehr beeindruckte: Er wirkte so alt und faltig und - welch Überraschung - überhaupt nicht witzig. Ich starrte ihn von meinem Klavierbänkchen aus an als sein Soundcheck begann. Tatsächlich drehte er sich plötzlich zu mir um und forderte mich auf, ihm ein "e" zu geben, um seine Gitarre zu stimmen. Ich fühlte mich plötzlich sehr wichtig und gab ihm sein "e". Nachdem er die Gitarre gestimmt hatte, klampfte er lustlos ein paar Akkorde und sang dazu seinen Hit. Den Nippel.
Ich war enttäuscht. Hatte mir bis zu jenem Zeitpunkt immer vorgestellt, Prominente würden so eine Art Heiligenschein mit sich tragen, der ihnen eine besondere Ausstrahlung verleiht. Doch hier war davon keine Rede, der Typ neben mir war einfach nur alt und müde. Nach ca. fünf Minuten war alles vorüber, er verließ die Bühne und wir durften unseren Soundcheck fortsetzen.
Die Veranstaltung sollte um 20.00 Uhr beginnen, ab 19.00 Uhr war Einlaß. Die Türen wurden geöffnet und es kam - fast niemand. Um 19.50 Uhr waren etwa sechs Zuschauer da, um 20.00 Uhr insgesamt acht. Der prominente Mike Krüger ließ ausrichten, daß er unter diesen Umständen nicht auftreten würde, doch unsere Bigband mußte trotzdem spielen, um den Zuschauern das Gefühl zu vermitteln, nicht umsonst gekommen zu sein.
Nach drei Songs kam ein zweiter Programmpunkt, der mich diesen Tag nicht vergessen läßt: Zwei kleine russische Mädchen (so ca. acht/neun Jahre alt) tanzten miteinander in kurzen Röckchen Lambada. Sie rieben ihre Kinderkörper aneinander und trugen das festgefrorene Grinsen alternder Variété-Akrobatinnen im Gesicht. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde mir die geschmacklose Absurdität der ganzen Situation (und Veranstaltung) bewußt. Unsere Bigband spielte noch einen Song, die acht Zuschauer applaudierten brav und schließlich durften alle den Raum der Peinlichkeiten verlassen.
Mike Krüger habe ich seither nur noch beim Zappen im Fernsehen gesehen und jedes Mal gedacht: Komisch, damals in der Harmonie Heilbronn sah er irgendwie viel älter aus. Warum kein Publikum zur großen Gala gekommen war und ob vielleicht doch eine Fernsehaufzeichnung gemacht wurde habe ich nie in Erfahrung bringen können.
Nachmittags trafen wir in Heilbronn ein, bauten unsere Notenständer und Instrumente auf und begannen unseren Soundcheck. Noch bevor wir fertig waren betrat ER die Bühne. Ich war ganz nervös, saß auf einer kleinen Bank vor dem riesigen Flügel und Mike Krüger kam, mit einer Gitarre bewaffnet direkt auf mich zu. Mein Herz schlug schneller und ich entsandt Stoßgebete gen Himmel, auf daß er mich nicht ansprechen möge (ich war rot und erhitzt vor Aufregung). Die Gebete wurden erhört, direkt neben mir drehte er ab und wandte sich dem (in meiner Erinnerung riesigen) leeren Zuschauerraum zu. Da stand er also neben mir: Mike Krüger, der erste Prominente, den ich bewußt von der Nähe aus betrachten durfte.
Ich war schockiert.
Er sah schlecht aus. Hatte wohl nicht gut geschlafen. Die Nase war schon groß, jaja, aber was mich noch viel mehr beeindruckte: Er wirkte so alt und faltig und - welch Überraschung - überhaupt nicht witzig. Ich starrte ihn von meinem Klavierbänkchen aus an als sein Soundcheck begann. Tatsächlich drehte er sich plötzlich zu mir um und forderte mich auf, ihm ein "e" zu geben, um seine Gitarre zu stimmen. Ich fühlte mich plötzlich sehr wichtig und gab ihm sein "e". Nachdem er die Gitarre gestimmt hatte, klampfte er lustlos ein paar Akkorde und sang dazu seinen Hit. Den Nippel.
Ich war enttäuscht. Hatte mir bis zu jenem Zeitpunkt immer vorgestellt, Prominente würden so eine Art Heiligenschein mit sich tragen, der ihnen eine besondere Ausstrahlung verleiht. Doch hier war davon keine Rede, der Typ neben mir war einfach nur alt und müde. Nach ca. fünf Minuten war alles vorüber, er verließ die Bühne und wir durften unseren Soundcheck fortsetzen.
Die Veranstaltung sollte um 20.00 Uhr beginnen, ab 19.00 Uhr war Einlaß. Die Türen wurden geöffnet und es kam - fast niemand. Um 19.50 Uhr waren etwa sechs Zuschauer da, um 20.00 Uhr insgesamt acht. Der prominente Mike Krüger ließ ausrichten, daß er unter diesen Umständen nicht auftreten würde, doch unsere Bigband mußte trotzdem spielen, um den Zuschauern das Gefühl zu vermitteln, nicht umsonst gekommen zu sein.
Nach drei Songs kam ein zweiter Programmpunkt, der mich diesen Tag nicht vergessen läßt: Zwei kleine russische Mädchen (so ca. acht/neun Jahre alt) tanzten miteinander in kurzen Röckchen Lambada. Sie rieben ihre Kinderkörper aneinander und trugen das festgefrorene Grinsen alternder Variété-Akrobatinnen im Gesicht. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde mir die geschmacklose Absurdität der ganzen Situation (und Veranstaltung) bewußt. Unsere Bigband spielte noch einen Song, die acht Zuschauer applaudierten brav und schließlich durften alle den Raum der Peinlichkeiten verlassen.
Mike Krüger habe ich seither nur noch beim Zappen im Fernsehen gesehen und jedes Mal gedacht: Komisch, damals in der Harmonie Heilbronn sah er irgendwie viel älter aus. Warum kein Publikum zur großen Gala gekommen war und ob vielleicht doch eine Fernsehaufzeichnung gemacht wurde habe ich nie in Erfahrung bringen können.