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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kraus, Sonya (Champagner bis zum Hals raus)



Murmel
09.10.2002, 13:33
Das Glücksrad wird eingestellt. Am 31.10. ist es aus und vorbei, vermutlich meinetwegen. Das tut mir leid.

Angefangen hatte meine Glücksradkarriere im Mai 1998. Die Sendung war bei SAT1 abgesetzt worden und sollte fortan bei Kabel1 die alten Menschen ein wenig vom Sterben ablenken. Um jedoch auch ein jüngeres Publikum anzusprechen, hatte sich der Produzent einen jungen Autor besorgt, der mit pfiffigen Texten die Produktpräsentationen gestalten, mit raffinierten Anmoderationen das Moderatorenteam Meissner/Kraus glänzen und die gesamte Show durch witzige Sprüche zu den Kandidaten aufwerten sollte. Das war ich.

Meine Aufgaben erledigte ich gewissenhaft und konnte somit in Kürze für unerwartet hohe Einschaltquoten sorgen. Begeleitet von großen Werbekampagnen wurden meine Texte sehr schnell von immer mehr Senioren und Leichen in spe rezipiert. Ich hatte sie in meiner Hand. Mit schockierenden Gags schickte ich Sendung für Sendung einzelne in die ewigen Rategründe, lockte aber auch junges Blut vor die Bildschirme und ließ die angestaubte Sendung ungeahnte Erfolge feiern.

Nach rund 200 aufgezeichneten Sendungen sah ich meine Arbeit als erledigt an. Ich brachte einem anderen Jungautor die Kniffs und Tricks der Glückradwelt bei, verriet ihm die geheimen Rezepte des Erfolgs und nahm meinen Hut. Die gesamte Crew stand mit Tränen in den Augen da, als ich das letzte Mal meine Textentwürfe an die Moderatoren verteilte. Dann verschwand ich. Das war der Anfang des Untergangs einer großen Unterhaltungsshow.

In der Adventszeit bekam ich dann Post von dem kleinen Sender, der dank mir und meinem selbstlosen Einsatz für seine Quoten nun schon fast zu den Großen gezählt werden konnte. Man lud mich zur Weihnachtsfeier ein, einem fröhlichen Get-together an einer Go-Cart-Bahn in München. Und obwohl ich an jenem Tag auf Wohnungssuche in Berlin gehen wollte, sagte ich zu. Man sollte nie eine Chance ausschlagen, Dank entgegenzunehmen.

Leider sagte ich kurz darauf auch noch einen Kurzauftritt bei einem kleinen Comedy-Duo am selben Abend zu. Ich wollte zwei jungen Komödianten bei ihrem Aufstieg in die schöne und heile Medienwelt unterstützen, dafür sorgen, dass sie von der Bühne in die Lichtspielhäuser unserer Nation gelangen würden. Sie nannten sich "Erkan und Stefan" und persiflierten junge Deutsch-Türken in ihrem Act. Um ihre vorweihnachtlichen Auftritte aufzupeppen, wollten sie am Ende der Show Adventslieder singen und suchten noch einen fähigen Gitaristen, der sie in einem hellblauen Hasenkostüm begleiten würde. Das war das Mindeste, was ich für die beiden Prollclowns machen konnte.

Und so startete ich in die Nacht. Mein weißer Volvo 245 GL (http://home.c2i.net/amund/bild/volvoaction.jpg) glitt mit mir durch das Schneegestöber, hin zu jener Go-Kart-Bahn, wo die Senderbelegschaft schon wartete, mir für den gelungenen Start ihrer Show zu danken. Hier ein warmer Händedruck, dort ein Gläßchen Prosecco, darauf ein Bier und ab auf die ersten Qualifyingrunden. In meinem Team war die junge Sonya Kraus, der ich noch vor einem halben Jahr die Texte geschrieben hatte, mit denen sie die verschiedenen Ratebereiche mal witzig, mal hintergründig anmoderieren konnte.

Mir reichte die Zeit gerade noch, das gesamte Feld in die Schranken zu verweisen und eine elegante Bestzeit auf das Asphalt zu legen, bevor ich schon wieder in meinem Kombi zum nächsten Auftritt raste. Backstageeingang, rein in das Hasenkostüm, warten. Die verdammte Show hatte leicht Überlänge, die jungen Entertainer überzogen. Damit hatte ich nicht gerechnet, blieb aber porfessionell cool. Dann der Auftritt. Ich werde als „scharfes Bunny“ mit meinem Freund Max, der ein rotes Hasenkostüm trägt, auf die Bühne gebeten und rocke hart ab. „Oh Tannebaum“ in einer ulkigen Spaßversion. Das Publikum ist begeistert, die Show gerettet, der Weg der beiden Spaßkanonen eindeutig auf Erfolg ausgerichtet.

Zurück zum Go-Kart-Rennen. Meine Mannschaft hat den Vorteil der Poleposition nicht ausnutzen können und gurkt auf dem vierten Platz herum. In meiner Eile habe ich das Hasenkostüm angelassen und werde sofort auf die letzten zehn Runden geschickt. Es gelingt zwar, zwei Plätze gutzumachen, aber der führende Fahrer fährt einen sehr unvorsichtigen Stil, der auch andere gefährdet. Die Abgase seines Karts peitschen gegen mein Kostüm. Die Menschen sind begeistert ob des harten Zweikampfs. Nach einer Runde habe ich herausgefunden, wo ich überholen kann – direkt vor der ersten Schikane. Aber der Fahrer, ein Unterhaltungsredakteur, schneidet mir sehr unsportlich den Weg ab. Beinahe wäre es zu einem Unfall gekommen. Ich verzichte auf den Sieg und lasse ihn ziehen, da mir die Sicherheit der restlichen Beteiligten wichtiger ist als eine schnöde Goldmedallie.

Trotzdem werde ich natülich wieder gefeiert. Erneut habe ich gezeigt, dass man ganz vorne mitspielen kann, wenn man den richtigen Einsatz bringt. Gleichzeitig konnte ich auch noch darauf hinweisen, dass einem auf dem Weg an die Spitze nicht jedes Mittel recht sein darf und auch die Siegermannschaft kommt – bis auf jenen Redakteur – zu mir und schüttelt mir die hellblaue Pfote. Allen ist klar, wer an diesem Abend der eigentliche Gewinner ist.

Die nächsten Stunden laufen sehr angenehm. Es wird gescherzt, getanzt und geredet. Dazu trinken alle Prosecco, was mir jedoch nicht genügt. Ich bin gerade mit Hans, der Glücksradstimme, in ein Gespräch vertieft, als die Bedienung zu uns kommt und auf meinen Wunsch kommentarlos eine Flasche Champagner serviert. Momente später sitzen Produzenten, Abteilungsleiter des Senders und die Moderatoren des Flagschiffs von Kabel1 an unserem Tisch und schütten das edle Getränk in sich. Mich wiedert dieser respektlose Umgang mit einem so feinen Trank etwas an. Doch langsam legte sich auch über meine Seele ein sanfter Rausch, den ich mehr und mehr mit Bollinger nährte.

Zeit verging und Stunden flossen vorbei, die Runde wurde kleiner, bis ich zuletzt allein mit der charmanten Buchstabendreherin am Tisch saß. Sie erzählte von ihrem Haus in Frankfurt, das sie selbstständig ausbaute, ihrem Kampfhund Tito und ihrer Mutter, mit der sie zusammenwohnte, ich von meinem anstehenden Umzug nach Berlin. Neben uns stellte man schon die Stühle auf die Tische und so beschlossen wir mit einem Taxi in das Nachtcafe zu fahren, dem einzigen Club, der zu solch später Stunde in München noch anständige Cocktails servierte.

Was soll ich sagen? Ich trat in meinem hellblauen Kostüm in eine kleine Hochburg der Münchener Society, der Dummschwätzer und Nachtschwärmer, mit denen ich sonst so wenig zu tun hatte. An meiner Seite die angeschlagene Glücksfee, die mich, an einem Tisch angekommen, promt sitzen ließ und auf die Toilette verschwand. Dort blieb sie lange. Sehr lange. So lange, dass ich nach meinem ersten Gin Tonic eine andere Dame bemühte, doch einmal nach dem Rechten zu sehen. Sie kam zurück und erzählte mir, was geschehen war.

Die gute Frau Kraus lag dort unten vor einer Schüssel und kämpfte mit dem Champagner, der ihr mittlerweile, und das sage ich nun extra so scherzhaft, zum Hals heraushing. Sie reierte und übelte, spieh und kotzte, was das Zeug hielt. So zumindest wurde es mir erzählt. Ich ließ ihr ein Wasser bringen und setzte sie in ein Taxi, nachdem sie sich eine halbe Stunde später, zerzaust und fertig, wieder an den Tisch gehieft hatte. Ein gelungener Abend.

Wer nun deuten möchte, dass an jenem Abend irgendwelche erotischen Abenteuer beabsichtig gewesen wären, sei gescholten. Ich bin nicht so einer, der sich von jeder ins Bett ziehen lässt. Klar, Erfolg macht sexy, aber man muss sich nicht zur männlichen Hure machen. Es gibt auch Abende, an denen ein Mann und eine Frau einfach gemeinsam bis zum Abkotzen saufen können. Das war einer und ich bin Gott.

DerCaptain
09.10.2002, 13:40
Sei mal ehrlich, Murmelino, so von Witzelidiot zu Witzelidiot, an dem Abend entstand das Supertopcheckerbunny, gelle?

Murmel
09.10.2002, 13:41
Quatsch, das entstand erst Jahre später mit dem Bunny höchstpersönlich.

Edding Kaiser
09.10.2002, 13:49
Auf dem diesjährigen Oktoberfest, als man in Murmels Augen nur mehr noch das Weisse sah und seine Nackenmuskulatur zunehmend öfter den Dienst versagte, so dass ihm der Seiber direkt aufs Hemd rann, da wiederholte er mehr als ein dutzend Mal den Satz "Paparazzi-Forum aus Erster Hand - pah - ich kenn SO VIELE Prominente!" um gleich darauf wieder in einen milden Suffschlaf zu verfallen.

Warum ich das erzähle? Keine Ahnung.

U_Sterblich
09.10.2002, 13:53
Des Captains Einwurf vertehe ich überhaupt nicht. Cap, zufällig weiß ich genau, dass weder Murmel noch Sonja Kraus das Supatopcheckerbunny sind.

Klede
09.10.2002, 13:53
Oh weh, wenn das Julia Mantel das hier liest, was zum Glueck nicht sehr wahrscheinlich ist, da es ja nicht ihr eigener Strang ist, wird sie sich die Haare vor Neid, aeh, wie sagt man noch? Egal, sehr, sehr feine Geschichte. Bei Go-Carts faellt mir der sehr, sehr gute Film "The Royal Tenenbaums" ein, in dem auch Menschen in Go-Carts fahren, allerdings nicht im Hasenkostuem.

Sabeta
09.10.2002, 14:05
das ist jetzt der richtige ort, um mit einer urbanen legende aufzuräumen. schließlich ist gott in diesem strang anwesend und hat auch noch für das glücksrad getextet.
ist diese geschichte wahr, die seit jahren kursiert und von der jeder, der sie erzählt, behauptet, dass er, so wahr ihm gott helfe (dem anderen), diese glücksrad folge höchstselbst gesehen hat:

eine frau steht vor der buchstabenwand, die so aussieht:

D_R ZWE_ _ _EI_IGT DIE _ITTEL.

die frau ruft aufgeregt: „ich möchte lösen“ und löst mit:

DER ZWERG REINIGT DIE KITTEL.



ich muss das wissen! ist das wahr?

Murmel
09.10.2002, 14:13
Keine Ahnung. Ich schau den Schmarrn doch nicht.

Klede
09.10.2002, 14:15
Menschenverachtender Zynismus.

Die Loewen
09.10.2002, 14:19
Wettbewerb

DER ZWEIG LEIDIGT DIE MITTEL
Hm. Wer kann das besser?

U_Sterblich
09.10.2002, 14:22
Ihr Löwen könnt es zumindest gar nicht. I war doch schon drin.

joq
09.10.2002, 14:40
eine funkelnde schöne Geschichte. Aber hieß die Glücksradgewinnvorlesestimme nicht Holger Wolgast?

Murmel
09.10.2002, 14:45
Nee, das war Hans-Eckart Eckhardt. Berliner. Mit dem bin ich auch mal im "Master's Home" in München derb abgestürzt. Aber darüber Hülle ich die Mantel des Schweigens.

Publikum
09.10.2002, 14:52
wundert sich
Die Mantel des Schweigens? Julia schweigt doch garnicht.

Die Herzensbildung
09.10.2002, 15:37
Ich habe mich ja schon lange gefragt, wieso Murmel immer in diesem Hasenkostüm rumläuft. Jetzt weiß ich es. Danke.

joq
09.10.2002, 17:20
Es gab bei Glücksrad auch mal folgendes:

H _ _ _ a H _ _ _ a d _ e S c h _ _ e brennt.


Eine Mittfünfzigerin: Ich möchte lösen!
HEISSE HEISSA DIE SCHEUNE BRENNT.

Ich weinte.

Klede
10.10.2002, 01:05
Jetzt muss ich mir wohl Gedanken (http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,217446,00.html) machen.

slowtiger
11.10.2002, 10:52
Wie lange ist das her, da§ die Buchstaben von Maren Gilzer verdreht wurden? Da habe ich nŠmlich einmal GlŸcksrad gesehen. Was ist aus der Frau geworden? Einmal sah ich sie bei Feuerstein und Schmidt, auf das sich drehende Rad eines Messerwerfers gebunden, und ich wu§te, sie hatte ihre Bestimmung gefunden. Was macht sie heute? Wie sieht sie aus? Kann sie inzwischen sprechen?

infotronic
11.10.2002, 11:01
Die gebürtige Berlinerin Maren Gilzer, geboren 1964, errang ihre große Popularität durch jahrelange tägliche Präsenz in der Sat.1-Sendung "Das Glücksrad". Parallel dazu unternahm sie erste Schritte in die Schauspielerei: Seit 1994 nimmt sie regelmäßig Schauspielunterricht. 1996 hatte sie ihre erste Rolle in Dieter Wedels "Der Schattenmann". Es folgten Engagements in "Traumschiff", "Die Viersteins", "Comedy Factory", "OP ruft Dr. Bruckner", "alphateam", "Für alle Fälle Stefanie", "SOS. Barracuda II", "Hausmeister Krause", "Strandclique" und "Lukas - Eine Klasse für sich". Außerdem präsentierte sie im Sommer 1999 im MDR FERNSEHEN ihre erste eigene fünfteilige Comedy-Show mit dem Titel "Marens Glitzer-Show". Seit dem Start von "In aller Freundschaft" verkörpert sie die Krankenschwester Yvonne.

Maren Gilzer persönlich
Maren Gilzer wohnt am Stadtrand von Berlin. Ihre großen Hobbys: Mischlingshündin Frieda, ihr eigener Garten und ausgedehnte Spaziergänge in der Natur. Sie schwimmt gern und liebt das Skilaufen. Ihre Abendkleidung entwirft sie am liebsten selbst, genau so wie ihren Schmuck. Ihre Lieblingsfilme: "Eins, Zwei, Drei" von Billy Wilder, aber auch Science Fiction und historische Kostümfilme. Zwei große Frauen hat sich Maren Gilzer zum Vorbild genommen: Senta Berger und Michelle Pfeiffer. Ihr persönliches Motto: "Sei glücklich mit dem, was du hast. Wenn du mehr willst, musst du es dir verdienen. Jeder bekommt das, was er verdient.
31.05.2002

http://www.mdr.de/IT/1604-high.jpg

Avatar 'Frieda'

DerCaptain
11.10.2002, 11:03
Maren Gilzer heute bzw. Mitte 2002 (http://www.mdr.de/in-aller-freundschaft/stars/129352.html) - Offensichtlich arbeitslos. Mit Mischlingshund.

Lenin
11.10.2002, 13:26
"Jeder bekommt das, was er verdient." Das ist ganz schön mutig, wenn man bedenkt, dass es sinngemäß schon über einem KZ-Tor stand.

Tristram Shandy
11.10.2002, 14:45
Sabeta: Das ist tatsächlich passiert; ich habe diese Episode auch schon mal in irgendeinem Forum erzählt.

Sehr schön auch:

DER DICHTER ALFRED D_BLIN

Ich möchte lösen: Der Dichter Alfred Dublin!

@slowtiger: Maren Gilzer spielt die geile Nachbarin von "Hausmeister Krause".


Und Murmel ist zu beneiden: Rettet im Alleingang das Glücksrad, erfindet en passant Erkan und Stefan, zeigt der versammelten Medienmischpoke, wie man mit menschlichem Antlitz und sportlich um den Lorbeerzweig des Sieges ringt und rettet Sonya Kraus das Leben.
Schön, wenn man um seine Stärken weiß.

DerCaptain
11.10.2002, 14:52
Das ist noch viel mutiger, wenn man bedenkt, daß 'Suum cuique' von Marcus Tullius CICERO (03.01.106 - 07.12.43 v. Chr.) stammt.

Murmel
11.10.2002, 15:14
Tristram, manchmal sehe ich das alles auch ein wenig als Schwäche. Ich sollte auch mal an mich denken, sage ich mir dann, aber ich kann mich einfach nicht ändern. Merkwürdig, aber vermutlich auch okay so.

roger
11.10.2002, 18:53
murmel, die aussage deines letzten satzes des ersten beitrages ahnte ich schon, als ich den ersten satz des ersten absatzes diese stranges las.

warum passiert mir nie sowas?

honz
14.10.2002, 18:05
Das Nachtcafe hat ja nicht unbedingt die härteste Tür Münchens, aber immerhin, sie hat eine.

Nicht daß ich neidisch auf Murmel wäre wegen Sonja, ein wenig schon, aber was mich vor Neid zerfrisst ist, daß Murmel es in seinem hellblauen Häschenkostüm durch diese Türe geschafft hat, und ich in meinem Donald Duck Anzug nicht.

Wie einige vielleicht wissen, war ich mal Mitglied des wohl berümtestens Shanty-Chors der Welt, den "Blauen Jungs von Eckernförde". Wir gaben ein Benefizkonzert im Deutschen Museum für ein brasilianisches Kinderdorf, und mein damaliger Arbeitgeber flog uns 80 samt Kapelle mit einer Transall direkt dorthin. 80 Mann in 1. Geige, in original Matrosenkluft, mit den kratzenden dunkelblauen Schlaghosen mit dem gewagten aufklappbaren Vorderlatz für das kleine Geschäft zwischendurch, über die Donaldduckjacke mit blauem Latz am Kragen und der schwarzen Fliege an der tiefausgeschnittenen Brust bis hin zur Mütze mit den schwarzen Bändern, darüber die Seemannjacke aus dunkelblauem Filz, und Messingknöpfen, zweireihig.

Der Auftrag an meinen Freund Örgl lautete, mich um 20:45 am Seiteneingang des Museums abzuholen, und mir kommentgemäße münchnerische Abendkleidung mitzubringen, was er, wie es eigentlich vorauszusehen gewesen wäre, gewissenhaft nicht befolgte.

Es gibt wenige, die die Kunst der Demütigung wirklich beherrschen, die wissen, daß wahre Boshaftigkeit wie eine gute Pointe des richtigen Timings bedarf, und Örgl gehört zu diesen wenigen.

Freundschaften brechen auseinander, wenn der eine aus Überzeugung den Wehrdienst verweigert und der andere nicht. Andere wiederum reihen sich nahtlos in die endlosen Spiesserdiskussionen bei Weizen und selbstgedrehten Zigaretten ein und halten noch jahrzehnte später die Version "Pizza essen-Kino-Billardspielen-gehen für einen höchst gelungen Samstagabend. Örgl nicht. Örgl wartet ab, geniesst, und schweigt.

stu
18.10.2002, 11:12
das nachtcafé hat wohl eine harte türe. eisenhart. den ich stand da mal vor, mit einem kerl in den ich damals reinverliebt war, zwar nicht dolle, aber ein bisschen. und ich wollte da rein, mit dem mann. der typ war zwar im nachhinein betrachtet nicht gerade gold, aber er war ein yuppiekerlchen, und als solches eigentlich genau nachtcafé zielgruppe. und der hässliche türsteher sagte zu mir: ok mädchen, komm rein, aber dein kerl bleibt draussen.
schönen dank auch.

DREA
18.10.2002, 15:13
Während der Computermesse diese Woche haben sie dort Alles reingelassen, was nach Portemonnaie-Besitzer aussah. War nicht schön anzuschauen, das. Entfesselte Marketingmäuschen in Beige und Vertriebsmenschen, die sich ihre Krawatten zu 80er Musik vom eigenen Hals rissen und sie beim Tanz um die Taillen der Tussen legten...

rron
05.11.2002, 15:15
Die Tür im Nachtcafé ist noch härter geworden. Jetzt lassen sie dort überhaupt keinen mehr rein (http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/muenchen/muenchnerfreiheit/55367&datei=index.php). Bussi.

stu
05.11.2002, 16:19
das ist ja voll berlineske.

sascha keiner
06.11.2002, 00:55
Ein Artikel von "Ines Berber" in der Südeutschen? Handelt es sich um ein Pseudonym der obdachlosen "Iris Berben"? und die SZ ist jetzt so pleite, daß sie Straßenzeitung ist?

starlingM
06.01.2003, 19:51
Sehr geehrter Herr Claussen,

handelt es sich bei ihrem Freund Max etwa um den Mann, der letztes Jahr in der Ersten Liga in München mein Karfreitag gewesen ist? Das schrie er jedenfalls mir und dem restlichen Publikum an jenem hohen Feiertage immer wieder in die verblüfften Gesichter.
Ich kombiniere gerade Karfreitag - Ostern - rotes Bunnykostüm - Erkan+Stefan.
Ein begnadeter Entertainer jedenfalls, dem mit seiner Performance sein offensichtliches Vorhaben die anwesenden Jungbullen bis aufs Blut zu reizen so gut geglückt ist, dass nur wenig gefehlt hat und sein eigenes, nämlich Blut, wäre auf die Tanzfläche geflossen, nachdem er von den erbosten FridayNight Gästen vom Podium gezerrt worden war, die sich anscheinend in ihrem Vorhaben, nämlich Saufen, Abrocken und Bräute Aufreissen, empfindlich gestört sahen.
Wenn ers war, dann kann ich nur sagen: Schöne Freunde haben Sie da, mein Kompliment.

Murmel
06.01.2003, 20:11
Eben der.

julia mantel
06.01.2003, 20:16
ich habe neulich eine talk-show gesehen, in der sonya kraus eingeladen war. wahrscheinlich erzählt sie jedem dasselbe, dort hat sie nämlich gesagt:

"ja, ich habe mal gemodelt, aber ich bin auch handwerklich sehr geschickt."

der moderator:
"man sagt, sie hätten ihr eigenes haus selbst renoviert und eingerichtet."

sie:
"ja, so ist es. ich kann vom bohren bis zum schleifen alles selber machen."

kurzen grinsen ihrerseits.
danach tosender applaus aus dem publikum.

Raskolnikoff
06.01.2003, 20:59
ich habe frau kraus vor kurzem in der kantine gesehen. geiler arsch. es gab würstl mit pommes und irgendwas vegetarisches.

Murmel
07.01.2003, 12:34
Tja, habe ich Raskolnikoff zu spät auf meiner Ignore-Liste gehabt. Sehr ärgerlich.

stubenkueken
10.11.2003, 20:29
diese wunderbaren glücksradsätze. ich lach auch über jeden scheiß.
dazu: studio braun. der liebe gott ruft eine ältere dame an. sie kann einen abend mit ihm gewinnen wenn sie den folgenden satz richtig ergänzt.
gott: "lieber würzig mit vierzig als ranzig mit...
ältere dame: danzig"

DREA
10.11.2003, 21:21
Contenance, Kueken! Halten Sie an sich, Kindchen!