Trittin, Jürgen (hält den Verkehr auf)

[Brotwurst]

Am Samstag vor der Wahl erledigten mein Liebster und ich die ueblichen Wochenendeinkaeufe. Wir waren gerade wieder zurueck, standen im Hausflur und warteten auf den Lift, als ich mich - an Spaetfolgen des Freitags laborierend - erschoepft gegen eine Wand lehnte und auf die Strasse blickte. Da stand ein Mann. Am Samstag Vormittag mitten auf einer Hauptverkehrsstrasse. Wah, den kenn' ich doch! "Du Schatz, da ist, aeh, fuck, das ist ... ich kenn den doch, da ist ... TRITTIN! Genau. Da steht Trittin auf der Strasse, vor unserer Haustuer."
Er stand hinter einem silberfarbenen Volvo und machte sich am Heck zu schaffen. Sehr gross und bekleidet mit einem schicken grauen Anzug. Als er sich in den Kofferraum hineinbeugte, fielen seine Haare ueber die Stirn und ich musste sofort an die Frauen mit den wunderschoenen, seidig glaenzenden Haaren aus der Shampoowerbung denken. Begriffe wie Vitalitaet und Spannkraft schossen mir durch den Kopf. Tolle Haare, muss man sagen.
Er foerderte eine kleine Tasche zutage. Akten, dachte ich. Ein Tag vor der Wahl, hundertprozentig wichtige Unterlagen!
Stattdessen pfriemelte er einen Apfel heraus, anschliessend noch eine Broetchentuete und schloss den Kofferraum. Die Ampel hatte inzwischen schon zum zweiten Mal auf rot gewechselt. Seltsamerweise kein Hupkonzert im Hintergrund. Aha, Politiker muesst' ma halt sein. Der Fahrer rueckte an die vorderste Position an der roten Ampel auf und er spazierte gemaechlich mit Apfel im Mund hinterher und stieg auf der Beifahrerseite ein.

[Yvonne Caldenberg]

"Volvo: Apfelbrötchen an roter Ampel verursachen kein Hupkonzert".

Vielleicht wäre das einmal ein wirklich guter Werbeslogan. Verkaufen?

[Frau Rossi]

Den Trittin sah ich auch mal, und zwar kurz nach der vorletzten Wahl. Da stattete er Bamberg einen Besuch ab und durchschritt das alte Rathaus, ein Brückengebäude aus dem Rokoko, durch das man gleichzeitig hindurch, aber auch darüber gehen kann. Ich saß mit einem Freund an einem Café vor dem Rathaus mit dem Rücken zum Geschehen. Als der Freund en passant meinte, daß da "der Trittin" liefe, dachte ich erstmal daran, daß der Freund es auf den Rest meines Kuchens abgesehen hatte, den er mir im dem Moment, in dem ich mich umdrehte, vom Teller schnappen würde, so daß ich erst einen zaghaften Schulterblick wagte, dann kam es zu dem aus Theater und Film bekannten und beliebten "Doubletake".
Da lief tatsächlich Trittin, elastisch, groß, sehr gutaussehend, die anderen Anzugträger, von denen er eingerahmt wurde, überragte er um Haupteslänge, sein Lächeln jungenhaft und überaus sympatisch.
Keiner schien einen Anzug besser zur Geltung bringen zu können als er, in diesem Fall war es eine Kombination mit Weste aus hellem Sommerleinen, bestimmt aus dem Hess Natur Versand.

Hätte ich damals einen Stift zur Hand gehabt, hätte ich ihm schnell einen Zettel zugesteckt, auf den ich "Atomausstieg nicht vergessen!" geschrieben hätte. Dann wären wir jetzt vielleicht schon draußen!

[Peter Bean]

Hätte ich damals einen Stift zur Hand gehabt, hätte ich ihm schnell einen Zettel zugesteckt, auf den ich "Atomausstieg nicht vergessen!" geschrieben hätte. Dann wären wir jetzt vielleicht schon draußen!
Wo draussen? Aus dem Knast? Raus aus dem Cafe?
Was habt ihr eigentlich alle gegen die deutschen Atomkraftwerke?Ist doch schön sauber der Strom.
Atomkraft? Ja, bitte!

Trittin sieht aber wirklich elegant und gut aus, der arrogante Arsch.

[Goodwill]

Achtung, es geht mit einer Binse los: In Berlin sieht man ja ständig Polit-Prominenz.
Aber manchmal stimmt es eben. Als meine Cousine mal zu Besuch war, wollte sie auch. Allerdings kann man sowas nicht planen. Wir sind also an einem Sommersamstag zu einem Promi-Markt, rein auf Verdacht. Ein bißchen ging es uns auch ums Gemüse fürs Abendessen, und um Brot und Käsesachen. Gleich am ersten Wurstgrill blieben wir hängen. Ein ungeheuer entspannender Vormittag war gerade im Begriff sich in einen lauen Mittag zu verwandeln. Der Senf war prima. Da bekam meine Cousine plötzlich so rote Flecken im Gesicht. “Ist das nicht der Joschka Fischer da drüben? Der mit der Kappe?" Er war ´s: der Außenminister, von Kopf bis Fuß im Superschlabber-Freizeit-Look, plauschte mit ein paar Leuten, die ihn erkannt hatten und gesellte sich dann zu einer Frau, mit der er wohl die weitere Shoppingstrategie besprach. Meine Cousine hätte jetzt gerne einen Fotoapparat gehabt. Da tauchte Jürgen Trittin in der Menge auf; sehr cool in blauer Jeansjacke, auch in Begleitung einer Frau. Er kaufte gerade eine Wassermelone. Das Bedürfnis nach einem Fotoapparat wuchs kurzfristig ins Unermessliche. Trittin schlenderte weiter und passierte uns so knapp, dass er meiner Cousine ins Genick atmete. Gleich würde er Fischer begegnen. Jetzt! Die müssen sich doch sehen! Und? Im Abstand von zwei Metern ging Trittin an Fischer vorbei. Grußlos. Beide wirkten so, als ob sie sich nicht bemerkt hätten, oder als ob sie sich stumm hassen würden. Der Freund meiner Cousine kaufte dann am selben Stand wie Trittin eine Wassermelone und abends stellten wir fest, dass sie ganz exquisit schmeckte.

[Frau Rossi]

Fischer haßt Trittin bestimmt weil er, wie wir Franken sagen "a langa Seidn hat" (eine lange Seite hat), was bedeutet, daß Trittin kiloweise Konfekt futtern kann, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen, während sich das bei Fischer gleich auf die Hüften und den Bauch legen würde.

Trittin haßt wiederum Fischer, weil er selbst gerne Außenminister geworden wäre. Dann müßte er nämlich nicht mehr die PC-Anzüge aus dem Hess Natur- oder Waschbärenversand kaufen und könnte in Hugo Boss gewandet eine noch bessere Figur abgeben als so schon.

Bestimmt ist das der Grund. Ich habe das im Gefühl.

[Mma Vuyo]

Aaach! Endlich Gleichgesinnte! Endlich andere Leute, die sich auch dazu bekennen, den Trittin gutaussehend zu finden! Ich habe das nämlich im Freundeskreis mal fallengelassen, dass ich finde, der hat was, und wurde fürchterlich verlacht. Ich glaube ja, dass Trittin und Fischer sich hassen, weil Trittin auch läuft, aber nicht so ein Aufhebens darum und schon gar kein Buch daraus macht. Das mit dem Rennen hat mir ein anderer Promi erzählt, der begnadete Moderator und Heiratsschwindler Jörg Thadeusz, ein ganz zauberhafter Mann.