PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Burkhard, Jörg (in Heidelberg - als ich noch ein Ultrakurzwellenbub war)



Jessica
25.09.2002, 10:28
Vor zwei Wochen waren Mutti und ich am Wochenende in Heidelberg. Ihre Heimatstadt. Es ist immer viel los weil sie tausend Leute kennt. Wir schlafen immer bei Tante Jussara. Sie ist halb aus Brasilien.

Einmal haben wir Jörg Burkhard besucht der in Heidelberg sehr bekannt ist. Er ist Musiker und Schriftsteller.Er hat mir mal in ein Buch von ihm reingeschrieben: eine Widmung. Das Buch heisst: Als ich noch ein Ultrakurzwellenbub war. Es ist nicht wie andere Bücher man wird schwindlig beim Lesen. Jörg hatte ein großen Buchladen in Heidelberg wo Mutti lange gearbeitet hat. Da war ich noch nicht da. Jetzt macht er viel Musik, den Laden hat er nicht mehr.

Er guckte mich mit großen Augan an. Ah Jessica. Er lacht dann immer und dreht sich um einen selbst. Es kluckerte in der Wohnung wie in Zauberkesseln. Ich tanzte ein bischen vor wie Jörg. Im Hauptzimmer stand ein großer Aparrat mit Leuchten und Kabel ohne Enden. Vorne kamen Töne raus, es stieg nach oben wie alter Rauch. Gertrud kam mit Tee und Jörg fummelte an den Maschinen.
Überall stehen Bücher. Soviel hab ich nie gesehen. Die Musik lief die ganze Zeit. Jemand klopfte gegen Wände. Tante Jussara rief mein Handy an: Sag Jörg er soll das Brot mitbringen.
Dann haben wir uns in den dunklen Raum gesetzt wo Glühwürmchen klebten. Es waren Lautsprecher drin und ich sass in tiefen Sesseln. Mutti hat die Teekanne umgehauen. Alles klang wie Wald. Man hat gedacht die Tiere kommen aus Löchern. Aber es war nur Band. Dann Tröten wie vom Rummel. Jörg lachte die ganze Zeit und hat gesungen. Wir gingen wieder in das Hauptzimmer. Später sind wir runter auf die Straße weil es so heiß war in der Wohnung!

Jessica

Juergen Broemmer
27.09.2002, 12:28
Joerg Burkhard lebt in der Kurpfalz und hat einwandfreie Initialen, da muss ich ja wohl reagieren. Er stellt im ansonsten putzigen Heidelberg ueberzeugend den Untergrunddichter dar und hat sich in frueheren Jahren, wie oben bereits angedeutet, durch den Betrieb einer linken Buchhandlung verdient gemacht. Der Laden war stets gut sortiert, sowohl was starken linksradikalen Tobak als auch sonstige unverkaeufliche Literaten betraf.

Von Mannheim aus musste man jedenfalls immer wieder zu Burkhard pilgern wenn man den richtigen Stoff suchte, da das entsprechende Mannheimer Unternehmen nur “Linkes und Schoenes” im Angebot hatte. Unvergessen bleibt mir die Einfuehrung meines 4jaehrigen unwuerdigen Neffen in die Welt des linken Buchhandels. Im Burkhardschen Ladengeschaeft erspaehte das Kind das Modell eines Polizeiautos (vermutlich ein Produkt aus dem Hause des damals unvermeidlichen Seyfried) und kraehte peinlich begeistert “Polizei, Polizei”. Burkhard zeigte Verstaendnis fuer die infantile Obsession und ist mir dadurch irgendwie ans Herz gewachsen.

Nach dem Bankrott des Buchladens machte er dann Reden mit sogenannten Performances. Burkhard hieb mit Schlagzeugstoecken auf Autolenker ein, die durch Bastelelektronik zu Quellen akkustischer Scheusslichkeiten umgebaut waren. Dazu trug er Selbstgedichtetes unterschiedlicher Qualitaet vor. Insgesamt ein sympathischer Quatsch, dem aber die durchaus zustehende Beachtung verwehrt geblieben ist.

Herr Cohn
27.09.2002, 12:53
Herr Broemmer, Sie haben Jessicas Geschichte nicht gelesen? Sowas von schade. Naja, dafür verstehen Sie etwas von linksradikalem Tobak, auch 'ne Vorliebe.

Jessica, vielen Dank für Ihre Geschichte. Sie ist sehr schön. Das meine ich wirklich. Sie steckt voller Glühwürmchen. Wenn ich sie lese, stecke ich in tiefen Sesseln.

Frau H aus B
27.09.2002, 15:29
Lassen Sie den Unfug, Herr Cohn.

Jessica
27.09.2002, 16:17
an Herr Cohn:

Danke! Ihre Sachen lese ich auch oft, sie haben Herz! Machen sie bitte weiter auch wenn viele ihnen auf die Muscheln hauen!

an Jürgen Brömmer: Alles stimmt was sie schreiben!

Jessica

Juergen Broemmer
27.09.2002, 16:25
Aus einer Besprechung der "WochenZeitung":

"Doch Burkhards Hauptattacke gilt der deutschen Sprache – als schändete er mit ihrem Leib die ganze schwere Geschichte Deutschlands."

Und insofern geht's in diesem Strang auch ganz mit rechten Dingen zu.

Aporie
27.09.2002, 23:05
Selbstverständlich ist das eine schöne Geschichte, hingemalt in subtiler Mischmasch-Technik und mit preziösen Metaphern verziert. Aber die eigentliche Erfindung ist die Kunstfigur Jessica.

Mein Problem ist ja, dass ich dahinter Lottmann vermute.

Frau H aus B
27.09.2002, 23:12
Wieso ist das ein Problem?

Aporie
28.09.2002, 00:00
Weil´s mir keiner glaubt.

Frau H aus B
28.09.2002, 00:26
Huch, wer soll es denn sonst sein? Etwa eine neunjährige, von Mutti zur Kinderarbeit gezwungene Nymphe mit dem Sprachduktus eines fünfzigjährigen Mannes, der eine Fünfjährige imitiert? Ich mag die Jessica-Geschichten nicht. Sie erinnern mich immer an das Zeug, das Leute aus der Perspektive ihres Hundes oder ihrer Katze schreiben.

Edding Kaiser
28.09.2002, 00:37
*


Lob-Stern für HausB.

rron
28.09.2002, 00:42
Komm chatten, Luise!

Ja, du heißt nicht so, aber es klingt irgendwie besser. ich will ab sofort nur noch phonetoästhetisch schreiben.

Edding Kaiser
28.09.2002, 00:45
Welches Stück, rron? Na? NA!?

rron
28.09.2002, 00:49
Ich sag jetzt nichts über die Schaukel, Tobler, sonst disst mich Maki.

Edding Kaiser
28.09.2002, 00:51
Ich habe nach dem Stücktitel gefragt, Drückeberger!

rron
28.09.2002, 00:55
Nein, ich komm nicht mit Dir auf der Schaukel, blonder Hans. Nicht, ehe wir ehelichen.
Bemerkt man schon die Phonetoästhetik?

Edding Kaiser
28.09.2002, 01:01
Na, das will ich mal gelten lassen.

(Banause!)

U_Sterblich
28.09.2002, 02:25
Strangbewertung: so mittel

Angelika Maisch
28.09.2002, 02:46
Sind aber Brömmer drin.

rron
28.09.2002, 02:55
Sind auch Tobler drin, Undankbare!

Angelika Maisch
28.09.2002, 03:00
ja und noch alle Andern. Ist halt der Seltenheitsfaktor.
schämt sich ein bischen.
Aber dein Phonetoesthätisch, das ist schon ganz hübsch.
Weiter so!

rron
28.09.2002, 03:27
Ich hab den Herrn Brömmer ja auch so fest lieb!

Ererbte Ernte!- Entnervte Erben! Ends aller Enden! Erlebniserdbeerenernte! Entgehe der Erdbebenerbenerdbeerenerlebnisernte!

Das war phonetoästhetisch.

Aporie
28.09.2002, 11:45
Was haben Frau H. und Herr T. gemeinsam?

Einen Hänger im Roggen.

Juergen Broemmer
30.09.2002, 00:41
Die Erklaerungsseite (http://kinderportal.anti-kinderporno.de/Erklaerungen.htm)

"...vielleicht fühlst Du Dich auch irgendwie wohl bei so einem Erwachsenen, weil da endlich einer ist, der Dich scheinbar auf eine ganz besondere Art und Weise lieb hat - nur - solche Erwachsenen haben Dich nicht besonders lieb - solche Erwachsenen haben nur sich selber besonders lieb, auch wenn sie Dir immer wieder sagen, dass sie Dich sehr lieb haben oder sie sagen, sie machen das doch nur, weil es für Dich das Beste ist ..."

Die Wucht
30.09.2002, 00:53
Jessica, sag dem Onkel, der Dich schreibt doch mal, dass die hier (http://www.komkon.de/ahomepage/aahtm/index.html) mit ihm reden, wenn er Hilfe braucht.

slowtiger
30.09.2002, 16:02
Photonenteetisch?