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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auster, Paul



Verena127
19.08.2002, 15:15
Lange bevor es sowas wie das literarische Fräuleinwunder gab und sich die männlichen Pendants von Kulturgroupies vor Mojo-Club und Muffathalle auflauern ließen, hat der deutsche Verlag von Paul Auster bereits verstanden, wie der perfekte Werbeträger für Paul Austers Bücher aussieht: wie Paul Auster nämlich. Der Mann sieht seit jeher exakt so aus wie das Sexsymbol der denkenden bzw. lesenden Frau, und seine mittlerweile ergrauten Schläfen haben das nicht vermindert, im Gegenteil. Ich sah Paul Auster vor etwa drei Jahren, wie er elastischen Schrittes die Stufen zu einem merkwürdigen Gemeindesaal am Prospect Park in Brooklyn hinaufeilte, um aus einem ebenfalls merkwürdigen Buch zu lesen, nämlich „Timbuktu“. Um es kurz zu machen: Paul Auster hat mich äußerlich nicht enttäuscht, das Buch aber schon und seine Frau noch viel mehr. Siri Hustvedt ist ein kaugummikauendes blondiertes leicht gealtertes Mädchen, das umgekehrt leider überhaupt nicht so aussieht wie das Sexsymbol des denkenden Mannes. Seither frage ich mich, ob Paule nicht doch lieber in Frankreich hätte bleiben und Selbstmordgedanken nachhängen sollen. Aber dann wäre die Menschheit ja nie zu seinem schönen Klappentextfoto gekommen. Und die anderen Bücher, von Timbuktu mal abgesehen, waren ja auch nicht schlecht.

Aporie
19.08.2002, 15:54
Doch, alle sind schlecht. Aber Ihre Geschichte gefällt mir.

julia mantel
19.08.2002, 16:12
paul auster wird hierzulande total überschätzt.
mir haben die bücher von seiner frau, siri hustvedt, um längen besser gefallen.

Verena127
19.08.2002, 16:14
Das bringt mich auf die Frage, ob man grundsätzlich von der Attraktivität eines Autors auf die Qualität seiner Bücher schließen kann. Unterhaltsam wär's, wenn das Verhältnis immer umgekehrt proportional wäre wie z.B. bei Stucki v. Stuckrad-Barre: Kleine Mädchen tragen sein Bild in der Brieftasche, seine Texte wird in 10 Jahren keiner mehr lesen. Leider stimmt das nicht immer. Auch der schönes Paule Auster kann schöne Bücher schreiben (dochdoch). Dito z.B. der Ex-Bachmannpreisträger Michael Lentz, der auch nicht wirklich unattraktiv ist. Ich kann das beurteilen, denn er war mal mein Nachbar. Selbst in der nun wirklich unscheinbaren U-Bahn-Station Thalkirchen, wo man sich ab und an traf, sah er noch ausgesprochen vorteilhaft aus. Leider kann man auch nicht sagen, dass hässliche Schreiber grundsätzlich tolle Literatur produzieren. Wie man es dreht und wendet: das Leben ist nicht gerecht.

Klede
19.08.2002, 16:19
Die Hustvedt ist auch sehr sexy, nicht nur fuer Kopfmenschen. Gelesen habe ich nichts von ihr, seit ich sah, dass sie eine Essaysammlung mit dem Titel "Yonder" geschrieben hat, in dem ein Essay "Plea for Eros" heisst. Ausserdem interessiert sie sich laut amazon fuer "words that wobble", und das ist nun schon wieder so ein schoener Bloedsinn, dass ich sie vielleicht doch lesen sollte. Schoene Geschichte uebrigens, ich will das Loben nicht vergessen.

honz
19.08.2002, 16:20
Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Klingeltonk
19.08.2002, 16:27
Immerhin haben schöne Schreiber die Chance, andere Geschichten zu schreiben als die häßlichen Schreiber, und umgekehrt. Zum Glück ist das fast nirgendwo unwichtiger. Faszinierend ist natürlich, daß es einerseits Sexsymbole für die „denkende bzw. lesende Frau“ geben soll und andererseits Sexsymbole für den „denkenden Mann“. Dieses Schlaugeile kann ich mir allerdings nicht so recht vorstellen.

Goodwill
19.08.2002, 16:51
Mit den Augen eines Mannes betrachtet, war Ingeborg Bachmann eine Schreckschraube. Marieluise Fleisser hätte nie den Titel der Miss Ingolstadt errungen. Hilde Domin hat es zu einer Altersschönheit gebracht, Agatha Christie auch, Ingrid Noll nicht. Elfriede Jelinek, Thea Dorn, Judith Hermann und Alexa Henning von Lange sehen dringend interessant aus. Joanne K. Rowling hat leider den Brillengeschmack, den sie hat. Die junge Francoise Sagan sah whow aus. Und so weiter...
Man könnte sich genau so gut fragen, ob Linkshänder besser schreiben, als Rechtshänder, oder warum es unter den Literaten soviele Trinker gibt. Schöne Menschen haben es immer und überall einen Tick leichter, als bucklige Kropfträger. So what?

Aporie
19.08.2002, 16:58
Die Lektoren deutscher Verlage haben nur noch ein Kriterium: "jung-schön-Frau-schreibt". Dafür lassen sie sogar die Schreibfehler in den Manuskripten stehen.

Verena127
19.08.2002, 17:03
auch nicht mehr so richtig, seitdem frau casati mit lautem HEY! eine bauchlandung hingelegt hat. und die sieht ja nun mal gut aus, auch durch die neidischen augen einer mit-frau ;-).

Aporie
19.08.2002, 18:42
Wer ist Frau Casati? Nicht die Marchesa Luisa, die mit der Bauchlandung.

AnnaO
19.08.2002, 18:44
Das habe ich mich auch gefragt und dann das da (http://www.perlentaucher.de/buch/7368.html) gefunden.

Aporie
19.08.2002, 19:09
Nanu Verena, was soll jetzt Ihr Einwand? Sagte ich doch.

Verena127
20.08.2002, 11:06
Aporie: Rebecca Casati = jung = schön = wichtige Frauenzeitschriftenredakteurin = erfolgreiche Autorin - genau diese Gleichung ging eben nicht auf. Die Dame hatte eine nicht üble Idee (Typ vögelt sich einmal durchs Alphabet), machte daraus einen mittelmäßigen Roman, und der liegt bleischwer in den Regalen. Deshalb sind so einige Verlage wohl etwas vom Autorencasting abgekommen und setzen wieder ein bissken mehr auf Inhalte. Hab ich mich jetzt klarer ausgedrückt? Hoffe doch sehr.

Aporie
20.08.2002, 12:03
Aha! Und Frau Casati ist jetzt der Markstein in der neueren deutschen Verlagsgeschichte und initiiert den turn around zur literarischen Qualität?

Die Kriterien in der deutschen Literaturszene sind doch nur eine blasse Kopie der Schlagerfuzziszene, in der Arschbackenzeigen wichtiger ist als mit den Stimmbändern brillieren. Das wird noch eine ganze Weile so weitergehen. Auch Frau Casati wird daran nichts ändern. Schliesslich hat sie ja einen Verlag gefunden, der trotzdem dankbar zugriff.

hanswasheiri
20.08.2002, 13:35
eine nicht üble Idee: Typ vögelt sich einmal durchs Alphabet

BRUAH! Ich sterbe!

Was bitteschön wäre dann eine üble Idee? Ein Typ vögelt sich durchs kleine Einmaleins?

Aporie
20.08.2002, 14:17
Guck lieber in den Briefkasten, statt Dich hier in Deinem Wunschdenken zu baden. Es geht um das Abendessen mit Angelika, Sabine, rron und Tobler.

lacoste
20.08.2002, 14:21
Anna, Bella, Chrissie und Dorette,
Erna, Finchen, Gitti und Janette
- Hannelore, Ina, Katja, Lena -
Margot, Nina, Olga, Verena...
Quertia, Rosalia und Zerlinette...
Ach, ich liebte alle durch von A bis Zett!
Doch SO eine fand ich noch nie,
Wie SIE...
Wie SIE!!!
Malvine, ach Malvine,
Du bist wie eine Biene,
Du kehrst bei jeder Blume ein,
und schleckst der Blüten Honigseim,
Malvine, ach Malvine,
Du bist wie eine Biene,
Naht man sich Dir von weitem bloß
Dann fliegst Du los!

(Leon Jessel, Schwarzwaldmädel)

slowtiger
20.08.2002, 14:34
Ahem. Was, bitteschön, sagt mir diese Geschichte? Was sagt sie über Paul? Doch wohl nichts. Ergraute Schläfen hat jeder. Was macht ein Sexsymbol aus? Was machte den Gemeindesaal denn so merkwürdig? Behauptungen, das alles nur. Nee, keine schöne Geschichte.

Herr Weber
20.08.2002, 14:34
HURRA!!! So schön singt nur eine!!!


Zu Rebecca Casati: Sie schreibt vielleicht unter anderem auch für eine Frauenzeitschrift. Vor allem schrieb oder schreibt sie aber fürs SZ-Magazin. Und zwar sehr gut, wie ich finde. Ihr Roman krankt daran, dass da eine Frau einen Ich-Roman aus Männersicht schreibt. Deshalb ist ja auch das neueste Buch von Nick Hornby nur ein unnötiger Abklatsch seiner drei ersten Bücher. Er schreibt nämlich aus der Sicht einer Frau. Und sowas klappt irgendwie nicht. Das ist ja gerade so, als würde ein Mann hier im Forum unter einem Frauennamen posten!!

honz
20.08.2002, 15:34
Es gibt ein sehr gutes Buch von einer Frau in Männerperspektive, und zwar von Doris Dörrie: "Was machen wir jetzt." Hätt ich gar nicht gedacht.

hanswasheiri
20.08.2002, 16:24
Das ist doch nur etwa so, wie wenn ein Mann ohne Haare einen Frauenavatar mit langen blonden Haaren mit sich rumschleppt.