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Joachim Lottmann
28.07.2002, 20:25
Ariane Sommer


"Hallo Bel-Ami! Ich habe Sie mir viel älter vorgestellt!"
Was für ein Entrée. Natürlich fand ich Ariane Sommer immer schon klasse. Aber als sie dann vor mir stand, im Café des Literaturhauses in der Fasanenstraße! Alles hatte ich erwartet, nur nicht, daß sie mich Bel-Ami nennen würde! Doch ich will der Reihe nach berichten. Jede Geschichte hat ihre ganz besondere Vorgeschichte, wußte schon Lukrez, und die von Ariane Sommer ist nicht nur besonders lang, sondern besonders einzigartig, ja verblüffend...
Als Pubertierender sah ich einmal nachts im Fernseher unter dem Bett den Film "Ekel" von Roman Polanski, in dem die blutjunge Cathérine Deneuve eine verhaltensgestörte, autistische Blondine spielt, in Schwarzweiß. Ich komme noch darauf zurück.
Am 19. Januar 1982, ich war nun schon ausgewachsen, erlebte ich den ersten und ganz sicher auch letzten epileptischen Anfall meines Lebens. Ich hatte mit einer jungen Frau, mit der ich einst die Schulbank "gedrückt" hatte, wie es so sinnig heißt (natürlich drückt man etwas ganz anderes), eine Woche lang nichtsexuellen Verkehr gehabt. Ich hatte sie immer morgens getroffen, in dieser Woche, dann waren wir spazieren gegangen, dann in die Museen (sie war kunstinteressiert, als Tochter eines großen deutschen Nachkriegsmalers), dann in die Cafés, dann wieder die Boulevards entlang (d.h. die Leopoldstraße in München herauf und herunter und wieder herauf), dann nach Hause, wo wir Alkohol tranken. Mein Ziel war es natürlich, mit der jungen Künstlerin zu schlafen. Wir hatten das nämlich schon auf dem Schulhof verabredet. Ich hatte sie damals gefragt: "Wenn ich keine Freundin hätt', gell, und Du amal keinen Freund... dann..." Sie nickte: "Dann gehn wir miteinander."
Und so war es gekommen. Meine Freundin Kirstin Ruge hatte mit mir Schluß gemacht, und der Maler Jan Philipp v. Bertheaux hatte mit ihr aus Standesgründen die Trennung vollziehen müssen, was ihm gewiß nicht leicht gefallen war. Wir waren also beide solo. Ich löste das alte Gelöbnis ein und fuhr von Hamburg, wo ich geboren war, nach München, wo ich zur Schule gegangen war mit besagter Dame. Sie empfing mich mit offenen Armen, wie sich denken läßt. In ihrem kleinen Zimmer in der Maxvorstadt tranken wir Alkohol. Sie war wirklich ein schönes Mädchen geworden, fast schon eine richtige Frau und gut entwickelt. Sie hatte herrliche, leicht nach außen stehende Titten, eine sehr helle Haut und fast weiße, langsträhnige, glatte und dichte Blondhaare, die ihr nervös ins Gesicht hingen und die sie immer wieder ebenso nervös wegpustete. Die Haare waren gefärbt, aber das waren die von Cathérine Deneuve auch (die von Ariane nicht). In der Schule, auf den Innentüren der Knabentoiletten, hatten einst eingekratzte Botschaften auf Eva Maria, so hieß die Schöne, aufmerksam gemacht: "Try Eva fast hand Maria", "Eva fast hand Maria rides best", und so weiter. Es gab an der Schule mehrere Mädchen mit diesen in Bayern häufigen Vornamen, aber ich glaubte, es könne nur meine hübsche Banknachbarin sein. Ein Fehler? Ich war jedenfalls nervlich beschädigt ins Bett gegangen, als mich Eva Maria am ersten Abend nicht angefaßt hatte. Auch ich hatte sie natürlich nicht angefaßt, so etwas muß in unserem Kulturkreis stets die Frau machen; das ist ihr kulturhistorisch verbrieftes Recht, alles andere zählt als Vergewaltigung. Nun, die vielen Stunden des Redens, Lachens und geistreich-belanglosen Scherzens hatten mein Nervenkostüm wundgescheuert. Ich bin normalerweise ein nervlich sehr stabiler Mensch. Ich könnte Jahre auf einer einsamen Insel durchhalten, ohne depressiv zu werden. Aber das Soziale strengt mich an. Etwas in mir fordert anschließend eine Kompensation in Form von körperlicher Wärme. Das muß gar nicht Sex sein, da Sex ebenfalls etwas Soziales ist und anstrengt. Nein, ich muß meinen armen, vom Kommunizieren wirr gewordenen und heißgelaufenes Kopf auf eine wohlwollende, üppige, am besten noch junge Brust betten. Am liebsten ist es mir, die Frau schläft schon, und ich höre ihren ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag. Das, nur das, zusammen mit der warmen, gut durchbluteten Haut, dem nachtwarmen Körper unter der gemeinsamen Decke, beruhigt mich und macht das grelle, sinnlose, uferlose Geplapper und Geschnatter des Tages vergessen. Die vielen "Meinungen", die keine sind, die ganze Verirrung und Fehlsteuerung eines jungen Menschen im Hoch- oder Spät- oder Postkapitalismus, diese ahnungslose Verzweiflung eines Gehirns ohne Bewußtsein... Welch ein Segen, wenn solch ein Geist endlich ruht und da nichts ist als ein blühender, aber gewissenhaft schlafender Frauenkörper.
Jedoch, es kam ja nicht dazu. Ich wurde am ersten Abend nach 14 1/2 Stunden der charmantesten Konversation nervlich erschöpft und mental zugrundegerichtet ins Hotel abgeschoben, und am zweiten Tag wiederholte sich der Ablauf. Auch am dritten. Ich zitterte schon, konnte keine Zigarette mehr halten, hatte brüllende Kopfschmerzen. Und wie das so ist, jeder kennt das ja: Je länger das "reizende Verhältnis" körperloser Zugeneigtheit andauerte, desto unmöglicher wurde es, die aufgebaute physische Sperrmauer zu durchbrechen. Am Ende des siebenten Tages rief ich verzweifelt, nein, ich konnte es nur noch flüstern, nein, nur röcheln: "Wollen wir jetzt nicht zusammen ins Bett gehen?"
Sie verstand nicht, was ich gesagt hatte. Ich glaube wirklich, sie zwang mich, den Satz zu wiederholen. Sie wich dann ruckartig einen halben Meter zurück und drehte dabei ihr Gesicht weg, stand dann auf, stand dann da im Raum auf ihren zwei strammen Beinen, irgendwie recht selbstbewußt. Sie sagte noch, obwohl sie gewiß fassungslos war: "Du... du meinst... ob ich dich als Mann will?!" Sie sprach das Wort Mann so seltsam aus, wie Martin Luther es getan hätte, wenn er über Mann und Waib gepredigt hätte. Als ich "Ja" sagte, geschah das Schrecklichste, was ich je erlebt habe. Eva Maria bekam einen hysterischen Lachkrampf. Das schreibt sich so einfach dahin, aber in echt ist es furchtbar. Noch heute höre ich manchmal dieses gekreischte Lachen, nachts, wenn ich alleine wach liege... Damals, in dieser Nacht vom 19. Auf den 20. Jänner 1982, vor über 20 Jahren also, bewegte ich mich rückwärts und angstgeschüttelt aus dem Zimmer, der dunklen Treppe entgegen, die ich Etage für Etage nach unten stürzte, ohne Jacke und Mantel. Auf der Plattform der ersten Etage erlitt ich den besagten Ausbruch von Epilepsie, den ich nicht weiter schildern will, um den Leser nicht zu verschrecken.
Hannelore Kohl ist bekanntlich an einer Krankheit namens Lichtallergie gestorben. Sie hat sich nicht gekillt, weil der Alte sie schlecht behandelte, wie der stern behauptete, nein. Sie ertrug das Licht nicht, und eines Tages wurde sie immun gegen das Gegenmittel (Aluminiumhydroxid), mußte immer im Keller bleiben, was auf die Dauer doof war. Die Parallele zu mir liegt auf der Hand: Das Soziale war für mich das Licht, gegen das ich allergisch war, und der ruhende, mir nichts Böses wollende junge Frauenkörper das Gegenmittel. Ein alter Frauenkörper oder auch ein Tier wirkten nicht, da ich mich vor beidem fürchtete. Alte Frauen gemahnten mich an meine Mutter, die den armen Vater so gequält hatte, und Tiere waren geistesgestört und übertrugen Krankheiten. Nur überirdisch blonde, kratzerfreie Engel brachten die optimale Wirkung, Wesen wie die somnambule Cathérine Deneuve von 1964 oder die zugekokste Ariane Sommer ohne Slip auf der Stretchlimo-Rückbank von 2002. Frauen auf Drogen waren sowieso gut. Wenn sie in die tiefen Kissen versanken und in die endlose Ferne des Dämmers... aber greifen wir nicht vor, bleiben wir bei Hannelore Kohl und meiner Lichtallergie. Diese Eva fast hand Maria hatte also einen Nervenzusammenbruch bei mir herbei geführt. Was bedeutete das? Ich konnte fortan anderthalb Jahre lang nicht allein sein, nachts nicht schlafen, nicht schreiben, nicht Geld verdienen, und ich befand mich die ganze Zeit in einem Zustand der Angst. Das war wirklich nicht schön. Meine Freunde halfen mir, doch tatsächlich wußte niemand, wie es wieder aufwärts gehen solle mit mir, am wenigsten ich. Damals war es noch nicht üblich, junge Leute zum Psychiater zu schicken. Man hielt Zustände wie meine für normale Erscheinungen einer Selbstfindungsphase. Da ich so kaputt war, gelang es mir nicht, Frauen für die Nacht aufzutreiben, schon gar keine blonden und auch keine mit schönen strammen Brüsten. Wenn ich es versuchte, dachten sie, ich wolle bloß mit ihnen ins Bett und wandten sich angeekelt ab (genau wie dieDeneuve in Ekel, daher der Titel). Also, sie dachten, ich wolle sie penetrieren. Sie waren besessen von dem Gedanken. Hätte ich gesagt, ich wolle bloß neben ihnen liegen während sie schlafen und das blöde Penetrieren mache ich bloß so nebenbei, hätten sie wieder hysterisch gelacht wie Eva Fasthand und mich in die nächste Bedrouille gebracht. Ich hatte also kein "Gegenmittel" mehr. Meine ratlosen Freunde nahmen mich auf Partys mit. Diedrich Diederichsen nahm mich JEDEN ABEND mit in eine Bar mit vielen Menschen. Mit anderen Worten: Obwohl ohne Gegenmittel, war ich mehr denn je dem ausgesetzt, was mir so zusetzte wie Hannelore Kohl das Licht: dem Sozialen. Die Folge war, daß ich fast ein Jahr lang immer kurz vor der Epilepsie und auch dem Selbstmord stand. Ich hatte mir selbst das Versprechen gegeben, genau ein Jahr lang durchzuhalten. Erst am 20. Januar 1983 wollte ich das Gift nehmen. Diese Überlegungen wurden irgendwie publik, und meine Freunde beschworen irgendein Mädchen, sich doch um Gottes Willen mit mir einzulassen. Na, so "irgendeins" war es nicht, es war schon blond, sehr blond sogar und gut bestückt. Vom 14. Dezember 1982 an hatte ich wieder mein "Gegenmittel". Aber es dauerte bis in den Sommer 83 hinein, bis ich wieder ein Gleichgewicht zwischen Geselligkeit und Ruhe fand, und bis ins Jahr 1986 hinein, bis ich wieder schreiben konnte. Mein zerfetztes Nervenkostüm mußte erst wieder zusammenwachsen, und das brauchte, wie man sieht, viele Jahre. Ich wurde auch nie wieder so nett und naiv wie vordem. Ich bedaure das sehr. Meine ungewöhnliche Art hatte man früher für kindsköpfig gehalten und "verrückt" (das Wort, das die einfachen Leute gebrauchen, wenn sie lustig meinen), nun jedoch hielten mich manche für "böse", womit sie meinten, daß sie mich nicht verstanden. Und da sie mich nicht verstanden, hatten sie Angst vor mir. Nicht nur Rainald Goetz, auch viele junge Frauen empfanden so, was es mir schwer machte, sie zu erobern. Ich fand das schade.
Ich will hier eines klarstellen: Es ist mir nie um Sex gegangen. Den Geschlechtsverkehr selbst finde ich oft langweilig. Also dann, wenn die Frau über dreißig ist, Frauenzeitschriften liest und "gut im Bett" sein will (und womöglich noch Glatze trägt und ein Tattoo am Oberschenkel, das mann "witzig" finden soll). Ich gebe zwar zu, daß mir nichts soviel Spaß gemacht hat wie das Vögeln mit der Superblondine Kirstin Ruge, woran ich heute noch seligen Auges und zu Tränen gerührt zurückdenke. Ja, ich kann mich an jedes einzelne Mal erinnern, an jede Sekunde, und es ist das einzige, weswegen mein Leben einen Sinn gehabt hat. Gut, das gebe ich ja alles zu. Aber was meine Nervenkrankheit anbelangt, so zählte der Sex überhaupt rein gar nicht. Es ging um die Nähe. Meine Mutter war überraschend gestorben, als ich sechs Monate alt war, und mein armer Vater hatte vergessen, einen Ersatz zu beschaffen. So erklärt sich das, um nur das Wichtigste zu nennen. Auch mein Vater mochte übrigens junge bzw. üppige Blondinen gern, weswegen er nach Bayern zog und dort ein Internat für Mädchen leitete. Zur Nachhilfe bei uns zu Hause erschienen ausschließlich wahre Busenwunder, sodaß meinem Bruder und mir die Ohren glühten, sobald wir nur die Tür aufmachten oder den Tee servierten. Papi hatte wirklich Geschmack, und ich verdankte ihm sogar jene so wichtige erste Freundin. Das war, als ich zum erstenmal auf eine Party eingeladen war und absolut kein einziges Mädchen wußte, praktisch nicht und theoretisch nicht, das ich fragen konnte mitzukommen. So wandte ich mich an Papi. Ich finde übrigens nicht, dass er Busenfetischist war. Das sah nur so aus. Er mochte eherdie Seelen jener armen Schülerinnen mit dem Sonderschicksal 'Objekt der Begierde', wofür sie nichts konnten. Jedenfalls teilte mir Vater in seiner wortkargen, pflichtbewußten Art mit, wo und wann ich das Mädchen treffen solle. Es handelte sich dann um ein blondes kleinwüchsiges Wesen mit derart überdimensionierten sekundären Geschlechtsmerkmalen, daß man sie im Zirkus hätte ausstellen können. Aber für mich war es gut, und wir teilten noch bis 1982 hinein das Bett, obwohl wir schon seit 1976 kein Paar mehr waren. Eine genial gute Konstruktion. Mein heutiger Nervenarzt kriegt feuchte Augen, wenn ich ihm davon erzähle...
Doch was ist nun mit Ariane Sommer? Vielleicht war schon ihr Nachname ein Wink des nahenden Schicksals. Denn im Sommer des Jahres 2002 "überschlugen" sich die Ereignisse, wie es im schlechten Deutsch heißt. Da war zunächst eine Frau, die hieß, äh, das sagen wir jetzt mal nicht, aber mit der war ich seit dem Mauerbau oder länger liiert, bis sie sich von mir trennte. Der Leser ahnt es: da bahnt sich eine Wiederholung an! Und in der Tat, ich schlief nachts wieder allein, und das gesellige Trinken mit Fremden brachte mich um. Gewitzt wie ich (geworden) war, sah ich mich nach etwas Neuem um. Papi war nun leider schon tot. Ich war auch keine 15 mehr (oder 28 und aussehend wie Victor Ward). Die jungen Mädchen liefen nun schon vor mir weg, bevor ich überhaupt etwas Unsittliches gesagt hatte. Seltsam war das. Die starke nervliche Anspannung ließ mich nun sehr schnell altern. Nach nur vier Wochen ohne "Gegenmittel" sah ich bereits zehn Jahre älter aus. Da ich beruflich erfolgreich war, gab es durchaus Frauen, die mit mir schlafen wollten. Und keine üblen Weiber, mein lieber Scholli! Starke Frauen, die tough waren, etwas geleistet hatten im Leben! Die Kinder waren aus dem Haus und das Tattoo am Oberschenkel war keineswegs weniger witzig als sonst immer! Da war jemang jung geblieben, wow! Und ich konnte nicht mithalten. Der Sex strengte mich an, brachte meinen Kreislauf durcheinander. Es war nicht direkt schlecht, aber ich bekam einfach Depressionen davon. Wegen der widerwärtigen Worte, die dabei gesprochen wurden? Oder weil dabei geschwiegen wurde? Oder beides, weil meistens geschwiegen wurde und wenn nicht, man Worte hörte wie "... weil, weißt du, du mußt dich selbst lieben, dann werden dich auch alle anderen lieben, denn es ist ja so, daß..." und das Herz einen jähen Ausfallschritt hin zum Herzinfarkt machte, weil man gar nicht mehr wußte, was man und in welcher Schärfe... ach, es lohnt nicht, darüber zu schreiben, es ginge auch am Thema vorbei. Das Thema heißt ja: Wie begegnete ich meiner Traumfrau Ariane Sommer! Und wir waren gerade im Frühsommer 2002, beim Durchlaufen diverser Kandidatinnen, sozusagen im Vorlauf. Um nicht zu langweilen, mache ich es kurz: Eine junge Ossi-Frau wurde mir von einem Schriftstellerkollegen empfohlen. Sie sei sehr sauber, meinte er, sehr reinlich, außerdem könne er sich für sie verbürgen. Im Osten heiratete man ja früher jung; er war mit ihr von 1988 bis 1999 verheiratet gewesen, dennoch zählte sie kaum 30 Jahre. Mit ihr hatte er seine größten Erfolge als DDR-Underground-Geheimtip gehabt, mit ihr war er einst aufgestiegen: das sprach doch, glaube ich wirklich, total für das Girl (Thomas Meinecke, ein anderer Kollege, sagt zu allen Schriftstellerfrauen immer "girl", wohl weil er aus Amerika kommt). Sie war auch sofort bereit, mich zum Freunde zu nehmen. Leider war sie von Natur aus unsicher. Sehr unsicher. Diese Eigenschaft definierte sie. Der Kollege und Ex-Mann sagte es mir gleich. Es sei schon immer ihr alles überschattendes Problem gewesen. Man habe jahrelang daran gearbeitet. Doch umsonst. Mehrere Therapien habe sie abgebrochen. Und in der Tat: das Mädchen sagte nichts vor lauter Unsicherheit. Ich mußte für zwei reden. Umso anstrengender war das sogenannte Soziale für mich in diesem Fall. Es war, als müsse Hannelore Kohl ihre Schwiegertochter im Hochsommer in die Türkei begleiten. Ich brannte schon am ersten Abend vollkommen aus. Als ich mich dann zu ihr legte, schlief sie nicht ein, sondern war immer noch unsicher. Sie weinte dabei. Sagte aber nicht, warum. Es war entsetzlich. Die ganze Nacht lag sie wach und weinte, während ich aus schierer Nervenüberreizung und Totalerschöpfung einschlief. Wir trafen uns noch fünf weitere Nächte, immer geschah dasselbe, ich mußte reden bis kurz vorm epileptischen Anfall. Da floh ich aus der Stadt und erholte mich bei meiner Ex-Frau. Gott sei Dank ging das noch. Aber sie kannte mich ja und wußte, was ich brauchte und wie arg es um mich stand. Dennoch wollte ich die Beziehung zur 'Unsicheren' nicht verloren geben, denn ich fand die Frau rührend in ihrer Schüchternheit. Ich mochte sie. Ich war fast schon ein bißchen verliebt in sie (na, wollen wir mal nicht übertreiben). Ich wollte weiter mit ihr zusammen sein, sie aber nicht sehen, weil mich das doch "nervlich so anstrengte", wir erinnern uns. Das war doch "Die Soziale Situation", wie ich es in meinem Tagebuch nannte und auch meinen Freunden mitteilte. Das Schlimme ist immer, dass es niemand glaubt. Spöttisch werde ich manchmal gefragt "Na, kommst du mit in 'Gosworth Park', oder ist das schon wieder 'Die Soziale Situation'?" Und ich kann dann nur schief lächeln. Sie ahnen ja nicht, wie ich energetisch ausblute bei sowas. Vor allem bei der 'Unsicheren' blutete ich aus, und so verlegte ich die Beziehung ins Virtuelle. Jeden Tag bekam sie von mir Briefe, Geschenke, Blumen per Boten, Bücher und so weiter, nur sehen wollte ich sie nicht. Da war ich wie Kafka bei Milena. Sie aber konnte sich auf dieses ganze Verhalten keinen Reim machen. Eines Tages eröffnete sie mir mit belegter Stimme, sie würde mich für verrückt halten. Also wirklich verrückt. Nicht abweichend im Verhalten, sondern richtig gaga. Wie jemand, der glaubt, Außerirdische zündeten sein Haus an, so gaga. Sie scherzte nicht. Es war ihre Art, sich mein widersprüchliches Beziehungsverhalten (von großer Liebe schreiben, aber nie präsent sein) zu erklären. Andere Frauen reagierten auf andere und nicht minder schreckliche Art. Eine Frau sagte mir nach acht Wochen vorwiegend virtueller Liebe, sie glaube, ich sei pervers. Also wirklich pervers. Ich hätte eine tote Frau im Bett und die Einzelteile einer weiteren im Kühlschrank - das habe sie geträumt. Ich konnte nur meinen Hut nehmen und mich empfehlen. Einige wenige unterstellten mir eine dubiose sexuelle Beziehung zu meiner Nichte, aber diese eigentlich naheliegende Erklärungsvariante war zu nachvollziehbar und nicht unheimlich genug. Man stelle sich vor, die Dorfbewohner von Oggersheim hätten von der Lichtallergie nichts gewußt: sie hätten diese Frau, die da immer nur im dunklen Keller ausharrte, unheimlich gefunden und ihr alle möglichen perversen und unheimlichen Dinge angedichtet. Im Laufe der Jahre wäre sie ins Abseits gerutscht. Wie ich. Doch forsch weiter in der Geschichte. Als nächstes kam, im Mai 2002, eine junge Musikerin in mein Leben, die ich wählte, da offenbar sie mich gewählt hatte. Sie spielte die Erste Geige bei den Berliner Philharmonikern, war Anfang 30 und verrückt nach mir, wie es zunächst schien. Seit dem dritten Lebensjahr übte sie täglich vierzehn Stunden auf der kostbaren (sehr teuren) Violine. Aufgewachsen war sie in einem Barockschloß. Sie war ein durch und durch prä-moderner Charakter, in dem extremen Maße, wie ich ein postmoderner Charakter war. Wir hatten ideengeschichtlich keinerlei gemeinsame Schnittmenge und konnten uns, wenn kein Dritter im Raume war, nicht verständigen. Sie war sehr blond, hatte große, kobalt-, nein preußisch-blaue Augen, und als ich sie fragte, ob wir nicht heiraten wollten, hatte sie ja gesagt. Sicherlich war es halb im Scherz gewesen, aber eben auch halb im Ernst. Das reichte mir. Sie hielt mich für einen großen Dichter, für einen heutigen Hugo von Hoffmannthal wahrscheinlich, einen göttlichen Verseschmied. Sie war noch Jungfrau. Der einzige Freund, den sie einmal gehabt hatte, war von ihr fortgeschickt worden. Hatte er sie geschlagen? Betrogen? Beides? War er Trinker gewesen? Homosexuell? Gemein? Unsensibel? Blöd? Nein, er hatte gegen irgendeine juristische Petitesse verstoßen, irgendeine Prinzipienreiterei war das gewesen von ihrer Seite aus, niemand hatte einen Schaden gehabt, ganz im Gegenteil: der Mann hatte ein Foto von ihr mit Geige, das er gemacht hatte, sie züchtig angezogen und ernst blickend, einem Freund mit Galerie überlassen, ohne sie zu fragen. Das war der Trennungsgrund. Daß er nicht vorher gefragt habe. Natürlich hätte sie ja gesagt, aber er habe nicht gefragt. Das regte sie noch Jahre später auf, diese Verletzung eines Prinzips. Fast täglich fing sie davon an, und jedem neuen Bekannten erzählte sie den "Skandal". Man kann sich gut vorstellen, wie solch eine Frau tot umfiele, erführe sie auch nur von einem Promille meiner Tabu- und Prinzipienverletzungen, die ich täglich und vorsätzlich beging! Ich blickte in einen Abgrund, denn sie glaubte inzwischen wirklich, wir würden heiraten. Selbst Ringe hatten wir schon getauscht. So versuchte ich einmal äußerst vorsichtig, sie in Bezug auf den "Skandal" endlich milde zu stimmen. Ich erfuhr, daß das strittige Foto wohl recht gelungen war, der Blickfang der Ausstellung gewesen und für 8.000 Mark verkauft worden war. Der Verlobte kaufte es sofort zurück (anstatt die Hochzeitsreise davon zu bezahlen), als er den Ärger merkte. Tja, nicht einmal der humorloseste Winkeladvokat hätte bei solch einer erfreulichen realen Lage mit einem Geschäftspartner gebrochen. Ich versuchte unendlich behutsam, die Lage des Verlobten zu erklären. Die Frau bewegte sich in dieser mehrstündigen Psychositzung nicht einen Millimeter. Sie war in ihrer Kompromißlosigkeit nicht nur gnadenlos, sondern unmenschlich. Übersetzt ins praktische Leben hieß das: sie war böse. Und zwar so spezifisch böse, wie es wohl nur die Nachkommen jener sein können, die ohne jegliche Gewissensbisse, aus Prinzip sozusagen, 55 Millionen Menschen um die Ecke brachten. "Was?! Sie haben eine Schraube achtlos weggeworfen? Das ist Wehrkraftzersetzung! Abführen und erschießen!!" Ich weiß, solche Vergleiche sind out. Ich stelle sie auch nicht an. Ich nicht. Nicht, weil ich es nicht meinen würde, sondern weil Nazi-Vergleiche einfach total verbraucht sind. Nein, die attraktive Geigerin (denn das war sie) hatte absolut nichts mit dem Dritten Reich zu tun, sie hatte ideengeschichtlich das Barock nie verlassen. Ich sage nur, daß gnadenlose Maßlosigkeit, Kompromißlosigkeit und Unverhältnismäßigkeit der Mittel bei ihr stärker ausgeprägt waren als später bei Freisler und Konsorten. Sie selbst nannte sich liebevoll einen "westfälischen Dickschädel". Es wird Männer in ihrem langen Leben gegeben haben, die das erst auch so sahen, sich verliebten, alles taten, alles versuchten, sich selbst dabei fast verloren - und doch nicht anderes bekamen als einen eisernen Schlag ins Gesicht. Würde ich einer von ihnen werden?
In Gesellschaft hatten wir wundervolle Erlebnisse, auch wenn mich das natürlich nervlich über alle Maßen und über jede Vorstellung, die sich ein normaler Mensch davon machen könnte, anstrengte. Wir begannen den Tag manchmal mit einer Wohltätigkeits-Matinée am Vormittag (sie spielte Geige), schüttelten Hände, machten small talk, wechselten dann zu einem Brunch bei befreundeten Musikern (sie spielte Geige), oder einer Geburtstags-Party in der ehemaligen Ossi-Theaterszene (sie spielte...), oder einem richtigen Konzertabend in der Staatsoper (sie...), der mit Kollegen, Librettisten und Verwandten in der Kantine ausklang. Danach fuhr ich sie nach Hause, nervlich schon das World Trade Center nach dem Anschlag. Ich fieberte der Nacht entgegen. Doch jedesmal, wenn ich die Treppen hochsprang, fragte sie befremdet, wieso ich mitginge. Ob ich vielleicht eine Intimität erzwingen wolle, die normalerweise niemals stattfände? Es kam stets zu äußerst häßlichen Szenen. Und immer wurde ich ungetröstet nach Hause geschickt, wo mich nur viele Valium ruhigstellen konnten.
Für sie war der Fall klar. Ich konnte mich sogar in sie hineinversetzen: Es war ein sogenannter großartiger Abend gewesen, war das nicht genug im aktuellen Stadium der Verlobung? Was wollte er denn noch, der unersättliche Herr Dichter? Einen Kuß? Nun, dann zeige er wenigstens Mut und raube einen! Das trüge ihm eine saftige Ohrfeige ein, würde aber als Pluspunkt gewertet werden. Ja, das Burgfräulein hätte ihn nur noch lieber nach solch einer schneidigen Tat... aber sein Ohr auf ihre unberührte Brust legen, zum schieren Pennen, oh mein Gott! Der Mann war ja unmöglich!!
Und so verlor ich sie wieder. Sie begriff, das einer, der sowas von ihr wollte, nicht v. Hoffmannsthal war, sondern ein niederträchtiger Schurke, der sich ins Schloß geschlichen hatte. Von einem Tag auf den anderen sprach sie kein Wort mehr mit mir, ohne sich zu erklären. Das war am 21. Juni des Jahres 2002, einem Freitag. Ich war schon wieder allein. Die Valium gingen mir aus, das Nervenkostüm war nach sieben Wochen Konversation über Mozart, Bach und Brahms bis auf den Stumpf niedergebrannt. Ich konnte nicht mehr schreiben. Meinen Freunden begann ich wieder leid zu tun, und sie nahmen mich zu Partys mit, wo ich weiter abfackelte. Es war ja die Zeit der Fußball Weltmeisterschaft, und die Freunde "kümmerten sich rührend" um mich. In großer Runde wurden die Spiele geguckt, mit viel Bier und Gelächter, immer auf niedrigstem Niveau, immer krachend lustig und derb, bis mir schwindlig wurde und ich fast vom Stuhl sank ins bewußtose Nichts. Nur das Endspiel war gut, das ein Freund von mir in einem italienischen Restaurant zelebrierte. Deutschland verlor, und das können sie immer gut, die Deutschen, verlieren. Mein mitfühlender Freund hatte mir vorher Beruhigungstabletten zugeschoben, und so ertrug ich diese "Soziale Situation" ohne den üblichen Nervenkollaps. Aber lange konnte es nicht mehr gutgehen mit mir. Denn ein weiteres Mal half mir die Ex-Frau nicht mehr. Ich schaffte mir zwei Haustiere an, wirklich intelligente Tiere, die mich gut verstanden, aber auch sie schliefen nachts lieber ohne mich. Es war zudem ein Paar, das sich sehr mochte. Bald würden sie Kinder haben.
Als nächstes kam eine Frau, über die ich nicht schreiben darf. Dieses Versprechen hatte ich ihr ziemlich am Anfang gegeben. Sie hatte nämlich vermutet, die Violinistin habe sich zurückgezogen, damit ich nicht über sie schreiben könne (ohne sie vorher gefragt zu haben!). Daraufhin wollte ich von der neuen Frau wissen, ob sie denn Angst vor so etwas habe. Als sie lachend bejahte, gab ich ihr das Versprechen. Ich kann daher über diesen Teil des Sommers nichts sagen und muß direkt zum Ariane-Teil übergehen, der damit begann, daß ich in einem alten Männermagazin Nacktfotos von ihr entdeckte, zufällig, beim Zahnarzt. Ich hatte noch niemals vorher eine solch geile Frau gesehen, nicht in Wirklichkeit, nicht im Film, nicht auf Fotos. Ich wußte: Diese geniale Schlampe mußte ich treffen!
Es war natürlich sehr einfach, sie zu treffen. Ich rief bei n-tv an, wo sie einmal beschäftigt gewesen war, wie mir ein Freund für solche Fälle, Christian Y Schmidt, gesteckt hatte. Ich ließ mir ein Video schicken, "Lebens Art" hieß die Sendung, die Ariane moderiert hatte. Das war zum Lachen schlecht. Ariane konnte überhaupt nicht moderieren. Es war, als würde der Fußballspieler Ballack versuchen, die Thomas Gottschalk Show zu machen. Im Abspann erfuhr ich den Namen ihres Managements, rief dort an. Der Manager nahm meine Nummer auf, und Ariane rief mich an. Ihre Stimme war viel netter, authentischer und somit erotischer als auf dem Video. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag. Ich fand, daß sie nicht hübsch lief, als sie mir im Literaturhaus entgegentrippelte, und daß sie überschminkt war, als sie vor mir stand. Ich bat sie, die fetten Crèmes auf der Toilette abzuwaschen, und danach gefiel sie mir besser. Sozusagen noch besser. Ich mußte ihr vorspielen, ein Interview mit ihr zu machen, und damit es mir leichter fiel, machte ich das dann wirklich. In der Süddeutschen Zeitung erschien tags darauf - es war zufällig die allerletzte Ausgabe der Berliner Seite, für die ich regelmäßig schrieb - folgendes kleine und gewöhnliche Feuilleton:
"Joachim Lottmanns Tagebuch. Über Ariane Sommer.
Man sagt, sie habe eine Männerstimme, die das Aufreizende ihres Körpers konterkariere. Man sagt, die Mädels aus 'baise-moi' seien harmlose Kaugummi-Kids, verglichen mit ihr. Und es heißt zum Beispiel über ihre morbiden Halbweltfotos in der 'GQ' (brutales junges Weib wartet schlecht gelaunt und ziemlich nackt und breitbeinig/langbeinig im Fond eines Maybach auf die nächste Line), sie wirke wie Zuhälter und Hure in einem. Falsch! Richtig dagegen: Ariane Sommer ist im Moment die erotischte Frau in Deutschland. Und: Zumindest ihr Lachen ist das eines Mannes. Deswegen versucht sie, es möglichst selten zu tun. Aber es gelingt ihr nicht. Es überkommt sie immer wieder, von tief unten her rollt es heran, ist nicht mehr zu unterdrücken, donnert los, und es wackeln die Wände im ganzen Lokal. Leute drehen sich um, Kellner kommen aus dem Tritt, Media-Agenten werden aufmerksam. Ganz klar: diese Frau will jeder kennenlernen. Und, nota bene: diese Frau ist der Magnet, um den weite Teile des Berliner Nachtlebens sich formieren. Sie hat als PR-Chefin den Club '90 Grad' zur skandalumwitterten Muß-Disco gemacht, an die selbst Edmund Stoiber nicht vorbei kommt, wenn er auf Jungwähler magnetisch wirken will wie ein charismatisch-jugendlicher Führer. Oder die Sache mit der Schießerei. Berliner Zeitungsleser rieben sich monatelang die Augen: waren Puff Daddy und Jennifer Lopez in der Stadt, mit Colt und Ballerei? Ging es so heiß her inzwischen, war man so sehr Metropole geworden? Im '90 Grad' wohl schon. Und plötzlich wollten alle dieses blonde Model haben: Harald Schmidt, die Bunte, ntv, die ZEIT, der Playboy. Und überall machte sie mit. Sie schreibt, dreht, moderiert, modelt und so weiter, hat ihre Kolumne, irgendwo immer ihren Sendeplatz (egal ob bei n-tv oder ONYX), bringt jetzt ihr Buch heraus und so weiter. Das wäre alles noch nichts Besonderes. Nein, sie bleibt weiter der Star im Nachtleben. Sie tanzt auf den Tischen, lacht dieses herausplatzende Männerlachen, bringt in Kuhfell-Hotpants und Over-knee-Stiefeln die Media-Manager um den kleinen Verstand. Keiner kennt so viele Partys, kennt so viele Hip People wie Ariane. Mit ihrem Adressbuch allein könnte Schröder die nächste Wahl doch noch gewinnen. Wer ist dieses Mädchen, das alle so mögen? Diese Kreuzung aus Sharon Stone, Brigitte Nielson und Charlize Theron? Sie ist, natürlich, eine Verbündete der Männer ("Den Barbiepuppen rasierte ich die Haare ab, spielte lieber mit Autos"), mit dem Körper einer Männerphantasie, nicht von dieser Welt, zu schön um wahr zu sein: groß, blond, schlank, gut gebaut. Ihr Blick sagt: Laß uns Pferde stehlen gehen, oder noch was Heißeres machen! Die Frauen verharren in ohnmächtiger Wut. Den Menschenkenner wird nicht verwundern, daß dieses enfant terrible, das vor Friede Springers Augen Matthias Döpfner den Kopf verdrehte, vor allem eines ist, of course: intelligent. Mit sechs Jahren lebte die Tochter eines deutschen Generalkonsuls in Indien, später in Sierra Leone / Afrika, dann auf Madagaskar. Onkel Theo, damals der große ZEIT-mastermind, hielt Verbindung zu ihr. Mit 15 kam sie ins Internat in den USA und erlebte, wie alle männlichen Mitschüler sie triezen, pieksen und ärgern wollten. Das Prinzip "Was sich liebt, das neckt sich" kannte sie nicht aus Afrika. Prompt schlug sie immer zurück, mit aller Kraft. "Ich habe immer alle Jungen verdroschen. Und ich hatte einen sehr festen Schlag", lacht sie. Seltsam: die Geschlagenen trugen ihre blauen Flecken wie Trophäen herum, machten weiter. Mit 16 der erste Apfelkorn. Als Model entdeckt wurde sie schon vorher. Die ersten Aufträge hatte sie mit 13. Sie wußte somit immer, was sie wert war, hatte es nie nötig, sich Cliquen anzuschließen. Selbst als 'Neue' im Internat blieb sie so lange um sich schlagender Außenseiter, bis die tonangebenden Cliquen ("die Coolness-Clique und die Computer-Clique") Arianes dress code übernahmen... Dann übersprang sie eine Klasse ("weil ich einfach in allen Belangen überlegen war"), machte bald Abitur und studierte Politologie. Nur noch ab und zu ein Modeljob, um die nächsten zehn Riesen fürs geliebte Studium abzugreifen. Klar hätte sie Supermodel werden können, doch bevorzugte sie es bei weitem, über Montesquieu und Proudhon zu debattieren ("Wozu die Fleischbeschau?"). Ihr neues Buch handelt denn auch von der 'Tugend'. All die vielen Ideen, die jetzt in "Mitte" geboren und umgesetzt werden, sind ja nichts wert, meint Ariane Sommer, wenn sie nicht Neben- oder Folgeprodukte der Tugend sind. Sie hält Berlin immer noch für the place to be, gleichwohl: Herzensbildung ist der Schlüssel zum Glück. Und Zivilcourage. Man mag das nicht glauben, wenn man in den Gazetten liest, was sie wieder angestellt hat (wieder mal bei Minus drei Grad nackt in eine Badewanne voller Mousse au chocolate gestiegen etc.), aber es macht Sinn: Solange du keinen Mitmenschen in seinen Gefühlen oder seiner Würde verletzt, darfst du alles. Jedenfalls wenn du es dir selbst ausgedacht hast und es wirklich willst. Deswegen kommt ihr bei Reality TV das Kotzen, und deswegen ist es o.k., wenn sie Brücken baut im Nachtleben, wenn sie Politik und Show Biz, Medien und Literatur, Cem Özdemir und Mister Hunziger zusammen führt. Zuletzt stürmte ein Lyriker mit Gedichten (Thema: "Schöne Ariane") auf sie zu, auf der Käfer-Terrasse im Reichstag. Sie hat ihn prompt zum Lady's Lunch mitgenommen und später ins rive gauche. "Berlin ist kreativ und boomt, egal zu welcher Weltwirtschaftskrise. Der Tanz auf dem Vulkan, darin haben wir Übung. Hier haben alle Hummeln im Hintern. Sehr viele Ideen wurden umgesetzt, weil es keine geschlossenen Kreise à la Hamburg oder München gab."
Ja, die Newcomer hatten es hier leicht, im Schröderstaat. Es war ihr Staat, ihre Stadt, ihre Dekade. Es war die Zeit der Ariane Sommer. Und wir alle können dereinst sagen: Kinder, wir sind dabei gewesen!"
Soweit mein kleiner Aufsatz, ein beispielloses Geschleime, das ich natürlich nur für sie und ihre Handynummer geschrieben hatte, die sie mir nun endlich gab. Wir sahen uns jetzt häufiger. Eines Tages, als ich mit meiner Nichte Hase vor einem Premierenkino auf Ariane wartete, die uns auf die VIP-Liste wuchten wollte, dachte ich, es wäre allmählich Zeit, sich das nervenaufreibende Eventgetue zu ersparen und lieber gleich den epileptischen Anfall hinzulegen. Ich sagte zu Hase, es gehe mir schlecht, ich müsse nach Hause.
"Zuviel Trubel hier, was?" sagte Hase mitfühlend. Da stand plötzlich Ariane hinter ihr. Hase jaulte:
"Jolo will schon wieder los, dem isses hier zu voll!"
Ariane fragte, was ich denn lieber wolle. Ich sagte, ich wolle nach Hause gehen und dort auf sie warten.
"Okay" sagte sie und drückte, nein schlug mir ihren Schlüssel in die Hand. Sie sagte dieses berlinerische Jugendlichen-Okay, bei dem das y so dämlich überdehnt und irgendwie fragend stehengelassen wird, also okäiiii... und ich stand verblüfft da, in der Hand den Wohnungsschlüssel von Ariane Sommer, der geilsten Frau der Welt! Wie gesagt, sie war ein Kumpeltyp, eine Verbündete der Männer, sie zickte nicht lange rum.
Sie kam, glaube ich, um zwei Uhr nachts. Am nächsten Tag wurde es drei, am dritten vier Uhr. Danach und seitdem pendelte es sich auf halb zwei Uhr ein. Sie legt sich neben mich, und da sie eine Frau ist, die schnarcht, merke ich meistens sehr schnell, daß sie schläft. Frauen, die schnarchen, sind nicht so fürchterlich und ekelerregend wie schnarchende Männer. Im Falle von Ariane kann ich sogar sagen: ich höre es gern.

joq
28.07.2002, 20:37
falscher Thread. Lesen muss ich es sowieso später.

klesk
28.07.2002, 20:43
ach, was solls.
(caradiert)

joq
28.07.2002, 21:53
Anko, bitte verschieben ins HöPa-Forum (und wenn Du Lust hast, mach gleich Absätze mit rein, an den richtigen Stellen). Danke!

Luca Brasi
28.07.2002, 23:35
Hilfe, ein Schriftsteller!

Tiffany Nudeldorf MD
28.07.2002, 23:55
Flache würden übrigens reichen (Absätze).

Ach ja:
Hofmannsthal, nicht Hoffmannsthal. Sagen Sie Ihr's bei Gelegenheit.

lacoste
29.07.2002, 01:44
Klesk, warum hast Du Dein Posting denn wegradiert??? Das war doch okay!

DrWelcome
29.07.2002, 02:18
Willkommen, Neuankömmling Lottmann!

Welcome newest member Lottmann!

________________
Dafür bin ich doch da!

Tristram Shandy
29.07.2002, 11:44
wer ist diese Frau, die alle so mögen?

Lieber Herr Lottmann,
wer ein Hirn hat, verachtet Ariane Sommer. Das ist keine originelle Meinung, sondern eine Tatsache: Kein Mensch kann diese Frau leiden.
Und Ihr "elendes Geschleime" in der SZ ist sogar mehr als ein Geschleime: Es ist das naive Aufsitzen der Selbstinszenierung von Frau Sommer ("mein Onkel Theo von der 'ZEIT', Diplomatentochter, Salem, Klasse übersprungen, 1,2 Abischnitt, blablabla"). Wirklich intelligente Menschen sondern solche Informationen nicht andauernd und ungefragt ab.

Hätten Sie nur ein wenig mehr Ahnung davon, wie die PR-Maschinerie der Yellow Press und der audiovisuellen Medien funktionieren (fragen Sie doch mal Ihren Freund Christian Y. Schmidt), wüssten Sie, was Frau Sommers naives 20er-Jahre-Erich-Kästner-Geschwätz von "Herzensbildung" und "Zivilcourage" wert ist: So viel wie ein Becher Mousse au chocolat mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum.

Wie verlogen ist denn das bitte: "Solange man keinen anderen verletzt, ist alles erlaubt".

Dieser kategorische Negativ entspringt doch einem BRAVO-Kleinmädchentraum von "Karriere" ("wiiieso? Ich tue doch keinem weh damit??? O.K. - ich finde es selber ja auch total beschissen, was ich mache, ich stehe ja mehr auf Herzensbildung und so - aber es muss sich ja keiner angucken...")

Ihre Frauenprobleme interessieren mich eigentlich nicht - aber was mich schon überrascht: wie naiv Sie sind in bezug auf Frauen. Ein wenig mehr Kaputtheit stünde Ihnen gut zu Gesicht.
Dann würden Sie nicht immer auf so billige, junge, naive, gerissene Flittchen hereinfallen. Sie sind ja sogar zu naiv für Blümchen oder Janin Reinhardt (leicht zu ergooglen).

P.S.: Noch ein Riesentipp für Sie - Ihr nächster Schwarm, wird Jeanette Biedermann (googlen Sie!!!) heißen. Das ist ein ganz ein heißer Feger!
Das mit dem Ficken wird aber schwer werden - aber das ist Ihnen ja auch nicht so wichtig...

DerCaptain
29.07.2002, 11:59
Hammer.
Der Lottmann wieder.
Irgendwo hinschmeissen, is ja Internet.
Aber schön zu lesen.
Der Lottmann. Tse, tse, tse.

hanswasheiri
29.07.2002, 13:26
Bitte Anko, stell das doch schnell mal an einen angemessenen Platz, damit das, was tristram begonnen hat, so richtig weitergehen kann, so macht das ja keine Art.

DerCaptain
29.07.2002, 15:06
Bist Du ein echtes Partyluder?

Dann verpass nicht Deine Chance, die nächste Jenny Elvers oder Ariane Sommer zu werden. Kein Scherz, Michael Ammer sucht jetzt zusammen mit einer grossen Boulevardzeitung und einem TV Sender ein brandneues Partyluder. Zehn Bewerberrinnen fliegen zusammen zur Superparty in ein Schloss, dort findet dann die Wahl statt, prominente Jury (ob Dieter auch dabei ist?) inklusive. Und dann wird, wie sich das für ein echtes Partyluder gehört, nackich im Champagner gebadet :-)

Das Ganze ist nichts für zarte Seelchen, soviel steht schonmal fest. Aber wer unseren Hamburger Partypromis wie Dieter Bohlen, Michael Ammer oder Ronald Schill immer schonmal einen Abend lang im Wollenberg auf dem Schoss sitzen wollte, bewirbt sich besser jetzt. Die Wahl findet am Wochenende vom 15.-17. März statt. Bewerbungen bitte an folgende Adresse:
Michael Ammer Events
Theodor-Storm-Strasse 1
21502 Geesthacht

Ach ja, neben dem perfekten Äusseren brauchts auch noch eine passende Story. Denn: "Es reicht nicht, wenn ein Hühnchen gackert. Es muss zumindest auch noch ein rosa Ei legen", O-Ton Ammer Events.

Lustiger Schmunzelhase
29.07.2002, 15:11
Hey, Julia hat Tristrams Paßwort gehackt! Wie find ich das denn!

Schmunzelnder Lusthase
29.07.2002, 15:13
GEIL!

DerCaptain
29.07.2002, 15:20
Habe mir erlaubt, diesen Strang umzutopfen.

Tristram Shandy
29.07.2002, 15:39
Halt's Maul, lustiger Schmunzelhase!

Und wenn mir jetzt einer kommt mit: Der Lottmann macht das doch alles extra, blabla, auch den Hoffmansthal statt Hofmannsthal, und schnappt sich auch extra immer so halbdebile Pseudoschönheiten wie Ariane Sommer und Sarah Wagenknecht, der wirft nur Nebelkerzen und du bist drauf reingefallen, blabla, dann laufe ich AMOK.

Ich kann es nicht oft genug betonen: Was zählt, ist der Text. Mich interessiert die Wirklichkeit nur bedingt.
Aber ein Text, der sich immer hinter ein "Hasch mich, du kriegst mich sowieso nicht" zurückzieht, fordert es ja nahezu ein, dass man ihn stellt. Zumindest dann, wenn er mit Echt-Namen aus der Kohlenstoffwelt operiert.

Auf Ariane Sommer einzuteufeln ist nicht juliamantelesk - es ist die verdammte Pflicht von jedem von uns!

Oder wisst Ihr immer noch nicht, was die Stunde geschlagen hat?
Den Fickfickern muss es an den Kragen gehen!
Es fängt oben an: Ron Sommer und Thomas Haffa hat es schon erwischt. Das reicht aber lange noch nicht. Man muss jeden von diesen Ärschen kriegen - bis runter zu Ariane Sommer.

HABT IHR DAS VERSTANDEN?

Lustiger Schmunzelhase
29.07.2002, 15:44
Hey! Der Lottmann wirft Nebelkerzen und Tristram ist drauf reingefallen! Tristram fällt auf Nebelkerzen rein! Nänä-nänänä! Nebelkerzen, Nebelkerzen!

Tristram Shandy
29.07.2002, 15:44
Kleiner Nachtrag: Auch solchen Texten (in den gleichen Koffer tue ich Houellebecq, Angot, Millet) MUSS es an den Kragen gehen.

Sie verstecken sich hinter ihren flottierenden Signifikanten, derer man nicht habhaft werden kann.

So wie sich der CEO hinter dem "Shareholder Value" und der "Performance" versteckt.
Man kann ihn nie persönlich verantwortlich machen.
Die Zeit ist aber jetzt vorbei!!!

Lottmann vertritt die Literatur des Neuen Marktes.
Bin mir sicher, dass er das nicht gerne hört - es ist aber die bittere Wahrheit.
Raus mit den CEOs, raus mit der Feigheitsliteratur!

Bettyford, es wieder Dschihad! Zeit für den Heiligen Fotzensalat. ich kämpfe gerne an vorderster Front!

Lustiger Schmunzelhase
29.07.2002, 15:52
Hey! Lottmann hat Tristrams Paßwort gehackt! Wie find ich das denn!

"Was du nicht begriffen hast, ist folgendes: Seit fünf Jahren ist es vorbei mit dem Changieren der Codes und der Identitäten. Das interessiert heute keinen mehr. Diese Spielchen mit der Wahrheit und den Irritationen. Ich weiß nicht, was das noch soll. Das macht das herrschende System inzwischen selber - und zwar viel besser, als du das je machtest. Und weil das herrschende System diese Spielchen inzwischen im Interesse genau dieses herrschenden Systems selber inszeniert, bist du plötzlich dabei und verdienst dein Geld damit, läßt dich bereitwillig einspannen, führst den Zug an, schreist Hurra für die Reaktion, schmeichelst dem Kaiser, duckst dich vor dem Kanzler."

(Diedrichsen zu Lottmann in "Ein hundertprozentiger Radikaler" von Joachim Lottmann, Magazin Der Rabe Nr. 57)

Schmunzelnder Lusthase
29.07.2002, 15:55
steht willkürlich um sich onanierend im Raum

Tristram Shandy
29.07.2002, 15:58
Ja, wie finde ich DAS denn?
Und ich schreibe mir einen Wolf. Na also.
Ich lese ja so intellektuelle Texte wie Diedrichsen nicht.
Ich lese ja immer nur die Bild-Zeitung.
Sollte ich vielleicht mal ändern...

Bartholmy
29.07.2002, 16:01
"A COCK and a BULL, said Yorick -- And one of the best of its kind, I ever heard."

Und bitte jetzt die "Wahlverwandtschaften" remixen, mit der Besetzung: H.Kohl, A.Sommer, H.v.Hofmannsthal, A.v.Droste-Hülshoff.

Tristram Shandy
29.07.2002, 16:05
A Cock and a Bull - ich sagte es an anderer Stelle schon - ich sollte nicht mehr Tristram Shandy sein. Ich werde jetzt Pamela Andrews...

Auch keine schöne Vorstellung...

Lustiger Schmunzelhase
29.07.2002, 16:27
steckt sich eine Möhre an, knickt lässig einen Löffel ab

Hat er miff jetff eigentliff ferfstanden oder mifferftanden?

Tristram Shandy
29.07.2002, 16:49
Ist doch eh' alles egal.

Herr Uffelmann
29.07.2002, 17:07
Auch ich habe mir die Mühe gemacht und mich durch den Lottmannschen Text gekämpft, am Ende fiel mir ein Satz ein, den meine Großmutter verwendete, wenn es ihr, bei Tisch, nicht geschmeckt hatte:

"Sind ja gute Sachen drin."

in diesem Sinne,

honz
29.07.2002, 18:19
Ich habe soeben der Königin telefonisch mitgeteilt, daß wir nicht heiraten werden, so panikartig erfasste mich die Furcht vor dem Verlust der Urteilsfähigkeit.

Der Bericht ist großartig. Ich nehme an, es der Trägheit in der heutigen Hitze geschuldet, daß der Text immer noch nicht gebläut ist, warum erkennt denn niemand eine wahre Perle?

Das man über Ariane Sommer schimpft gehört ja zum Mainstream, zum allgemeinverbindlichen guten Ton, ungefähr so, wie jeder sich ungestraft z.B. über Kaufhausgedudel als Lärmbelästigung im argh-Strang auskotzen darf.

Diesem Urteil hatte ich mich bis vor kurzen bedingunglos angeschlossen, das kalassische Mitläuferurteil, obwohl ich es besser wissen hätten können, denn Arianne Sommer ist genau das nicht, was Tristl oben ansprach, ein genau kalkuliertes Produkt der PR-Agenturen. Ariane Sommer ist Vermarkterin ihrer selbst, Vermarkterin einer Haltung verwirrter Intellektuellen, die irgendwie cool sein, wollen, geil sein wollen, elite sein und dabei bürgerlich bleiben wollen.

Deswegen ist sie pures Quotengift, ein Abschalter, denn sie verstört durch ihre Stimme, diese kalte Ödnis mehr, als sie durch harmlos geiles Geplappere an Symphatie gewinnen könnte. Funktioniert hat sie nur im Print, wo sie mit Grandezzafotos ihre ihr in den Mund geschrieben Lifestylehäppchen absondert, funktioniert hat das nur, wenn sie schwieg.

Ich kenne sie seit zwei Jahren vom Bildschirm, in echt sah ich sie allerdings das erste mal vor kurzen in dieser in-People Bar von Iris Berben in Berlin. Diese Bar wird tagtäglich von ungefähr 30-40 Versionen von Shawne Borer-Fielding nebst Begleitung besucht, dieser Botschaftsschlampe aus Texas, die es tatsächlich geschafft hat, dort hin zu kommen, wo Ariane Sommer immer hinwollte, nicht an die Spitze der Berliner Gesellschaft, sondern als role model ihre Generation. In diesem Geschnatter von Borer-Fielding Doubles aus Grunewald sah ich also neulich die Sommer sitzen, und ihre Erscheinung war so beeindruckend, daß ich tatsächlich stehen bleiben musste, um mir das anszuschauen. sie überstrahlt alle Umsitzenden ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Sie ist wesentlich größer als erwartet, sie sitzt bolzgerade ihrem Stuhl, perfektes goldnes Haar, einen makellosen, atemberaubenden Körper, dass Gesicht grotesk, bis zur Karikatuer geschminkt, aber dennoch lebhaft und dann diese tiefe Männerlachen, eine wirklich einzigartige Erscheinung.

DonDahlmann
29.07.2002, 19:08
Wegen Lottmann???

Beiweiss
29.07.2002, 19:26
Wen interessieren eigentlich solche banalen Eitelkeiten des Schriftstellers? Mich macht sowas immer nur müde, auch wenn ich Herrn Shandy's Reaktion durchaus verstehen kann.

@ DerCapitain: Hat ihr erstes Posting nicht ein m zuviel?

Bartholmy
29.07.2002, 19:46
"erstes Posting" kann gar nicht zu wenig "M" enthalten.

joq
29.07.2002, 21:41
Tristram: Middelhoff hat es auch erwischt. Endlich.

Ruebenkraut
29.07.2002, 22:08
Wenn das ein Kriterium ist:
Ich habe mich amüsiert bei dem Text.

bettyford
29.07.2002, 22:18
lottmann-texte sind, obwohl putzig geschrieben, immer so lang. ich habe ihn nur quergelesen. habe ich das richtig verstanden: "ich krieg keinen hoch und habe es so und so oft probiert und dann kam ariane sommer"?

auf die sommer kann man garnicht oft genug einteufeln. wie oft lief sie an mir im 90 grad vorbei, in tigertupfen gehuellt, obwohl das schon seit monaten out war und hupte ihren bass in jedes mikro, egal, ob von sat1 oder einer weddinger schuelerzeitung "ja, ich spreche 8 sprachen, oui, je parle huit langues..."
prada meinhoff haben mal bei freshmilk.de ein interview (http://www.freshmilk.de/rv/nacht/pmp90grad.ram) mit ihr gemacht, dass es ganz gut auf den punkt bringt: ariane sommer wird als erste an die wand gestellt, wenn die gutbeschmackten sich zu einer revolution erheben.

Ruebenkraut
29.07.2002, 22:23
betty, ungefähr so.

aber die sommer bringt ihn auch nicht hoch, weil sie erst abends spät kommt und dann schnarcht.

Aporie
29.07.2002, 23:31
honz hat geschafft, was diesem Lottmann-Text abgeht: Er führt einen mit jedem Abschnitt auf eine andere Fährte. Bei Lottmann (der auch anders kann)weiss man diesmal nach den ersten drei Sätzen, wo es lang geht, wo es lang wird und ob er lang wird.

Jessica
29.07.2002, 23:51
Es stimmt was Herr Lottmann über Ariane Sommer schreibt. Ich kenne sie. Wir haben zweimal gecatert bei einen Sommerfest. Manchmal kam sie ins Zelt nach hinten und hat genascht. Sie ist lieb. Ihre Stimme ist ein Hauch und sie hat zarte Haut. . Andrea sagt sie spricht wie ein Transe. Einmal war ihr Freund dabei, ein Riese. Sie haben sich kurz geküsst aber nur auf die Backen!

Jessica

Lotta Krach
29.07.2002, 23:54
"NUR" auf die Backen?
Jessica!!!

frosch2
30.07.2002, 00:00
Lotta!!!
Gleich kömmt der Kalauerbackpfeifenbär.

Lotta Krach
30.07.2002, 00:02
Nein, der hatte jetzt gerade mein Passwort geknackt.
(ICH jockel doch nicht!)

fielding melish
30.07.2002, 04:51
Ach ja, neben Ariane einschlafen. Das sind die trockenen Träume bayerischer prä-postmodernisten, die das namedropping noch als WIENER-Volontäre erlernt haben und nun fassungslos dem dritten Jahrtausend gegenüberstehen. Toitoitoi.

DrWelcome
30.07.2002, 09:40
Diagnose: Welcome!

frosch2
30.07.2002, 11:53
Von Ariane Sommer erzählt nur ein unbedeutendes Viertel der Geschichte. Sogar das übliche Promille meiner Lottmannreizwörter läßt sich schlucken. Es ist ein aufklärender Text über den reiferen Mann. (Welche Frau schreibt derartiges für Männer?) Soziale Anstrengung mit körperlicher Wärme einer ruhenden Frau kompensieren. Viele lieben das. Und tun es täglich gemeinsam auf dem gemütlichen Sofa vorm Fernseher.

„Wir hatten ideengeschichtlich keinerlei gemeinsame Schnittmenge und konnten uns, wenn kein Dritter im Raume war, nicht verständigen.“

Tristram Shandy
30.07.2002, 13:14
Nu reiß dich mal zusammen, Honz: Ariane Sommer ist bei Position unter Vertrag. Das ist keine kleine Agentur. Dass sie sich selbst auch "gut" vermarktet, spricht keinesfalls dagegen, dass sie ein Produkt der Fickficker-Branche ist.

Und dass es Mainstream ist, Ariane Sommer zu hassen, schrub ich ja schon ganz vorne ("keine originelle Meinung, sondern Tatsache"). Ja und? Man kann nicht oft genug darauf hinweisen.

Es ist mir egal, ob man ihr dadurch nur noch mehr Bedeutung zugesteht, als ihr zukommt. Ich habe keinen Bock mehr auf solche Aporien.

Ich will einfach nichts mehr über die blöde Tuss lesen müssen. Dass sie im Real Life attraktiv sein soll, ist Geschmackssache. Finde ich nicht. Ich finde sie sowohl im Real Life als auch im TV als auch in der "Gala" vulgär. Und zwar nicht auf eine geile Art vulgär, sondern auf eine ganz ungebrochen abstoßende Art.

honz
30.07.2002, 13:24
schon, aber darum geht es doch gar nicht.

Walter Schmidtchen
30.07.2002, 13:32
Herr Shandy, lesen Sie mal Posting Nr 42, eines über Ihrem. Ich weiss nämlich nicht ganz, worum Sie hier so einen Wind machen.
Ich kann solche langen Texte nicht am Bildschirm lesen, bis zur Hälfte habe ich mich durchgequält (weit und breit kein Wort von dieser Frau, die mir komplett unbekannt ist), und muss sagen, wenn ich nicht schon Agent von Lottmann wäre, mit dem, was ich las, würde ich es wieder werden wollen. Wieder und immer wieder.
Was mich auch noch interessiert: Was kommt eigentlich nach monster aus der Lagune, Adolf Hitler, Robert DeNiro und Salinger?
Und stehen die in irgendeinem Zusammenhang, sagen Sie etwas aus über die jeweiligen Verfassungen Tristram Shandys?

lacoste
30.07.2002, 13:40
Anko, wie wäre es mit einem "Alte-Säcke-unter-sich"-Forum?

Tristrams Handy
30.07.2002, 13:49
klingelt hektisch

Hey, geht mal ran! Die Erkenntnis ruft an!

Oh, falsch verbunden

Tristram Shandy
30.07.2002, 14:25
Man möge die Haltung in Lottmanns SZ-Geschleime bitte mit diesem Text vergleichen:



Ariane Sommer ist eine Frau mit vielen Gesichtern. Sie ist klug und sexy, trendiges Glamourgirl und intelligentes Luder. Die Wahl-Berlinerin hat ihre eigene Kolumne im „Playboy“, sie moderiert das Magazin „LebensArt“ bei n-tv, arbeitet als Schauspielerin („Die Kasachstan Lady“, Gastrolle in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“), und als Buchautorin begeistert sie mit ihrer „Benimm-Bibel“, dem ultimativen Ratgeber für Party-People, Szenegänger und alle, die es werden wollen. Ganz gleich, ob sie in Mousse au Chocolat badet oder nützliche Tipps zur Einstellung des „passenden“ Handy-Klingeltons gibt – was immer die Diplomatentochter macht, macht sie mit Stil. Selbst Late-Night-Talker Harald Schmidt wickelte sie mit ihrem natürlichen Charme spielend um den Finger. Dirty Harry bescheinigte ihr voller Bewunderung, sie habe die „Gabe zu polarisieren“. Tatsächlich wird Ariane Sommer von der Presse mal kritisch beäugt, mal voller Wohlwollen betrachtet. Doch eins steht fest: Die selbstbewusste Blondine ist in aller Munde.

Ariane Sommer wurde am 9. März 1977 in Bonn geboren. Dem Beruf des Vaters ist es zu verdanken, dass sie bereits als Kind in der Welt herum kam. Von 1982 bis 1986 lebte sie in Madrid und besuchte dort die Vor- und Grundschulklassen der Schweizer Schule. 1986 wechselte sie dann auf die Bonner Montessori-Schule, später besuchte sie das Friedrich-Ebert-Gymnasium in der ehemaligen Bundeshauptstadt. Ab 1990 lebte die Familie in den USA, wo Ariane in Miami auf die Gulliver Preparatory School und die Ransom Everglades Upper School ging. 1992 wechselte sie auf die renommierte Internatsschule Schloss Salem am Bodensee, an der sie 1995 ihr Abitur ablegte. Seit 1996 studiert sie Politische Wissenschaften am Otto-Suhr-Institut an der Freien Universität Berlin. Dank längerer Aufenthalte in Indien, Afrika, Spanien, der Schweiz und Amerika spricht Ariane Sommer fließend mehrere Sprachen.

Seit September 2000 schreibt die Nichte des ehemaligen Herausgebers der Wochenzeitung „Die Zeit“ Theo Sommer die Berliner Lifestyle/Nightlife-Kolumne für den „Playboy“. Und seit Anfang 2001 strahlt der Nachrichtensender n-tv samstags um 23.15 Uhr ihre Lifestyle-Sendung „LebensArt“ aus. Mit einer eigenen „Benimm-Bibel“ überbrückt die Trendsetterin und Lifestyle-Expertin „die Kluft zwischen der alten Etikette und dem Modern Way Of Life“ (Ariane Sommer: „Die Benimm-Bibel“, Argon-Verlag, 224 S., 34 DM).

Ariane Sommer kocht ausgesprochen gern. Sie selbst bezeichnet sich als „Saucen-Weltmeisterin“. Mit den wahren Genüssen des Lebens kennt sich diese Frau eben wie keine andere aus!
--------------------

Das ist fast eins-zu-eins. Und das ist der Pressetext ihrer Agentur.
Dieses affirmative Geschwätz ist, wie das von Lottmann, im Zweifelsfall schlimmer als das mainstreamige Einteufeln auf die Sommer.

Ich habe schon verstanden, dass es in dem Text nur am Rande um Frau Sommer geht. Aber ich sagte ja schon - diese verklemmte Frauen-Eros-Problematik interessiert mich nicht.
Insofern, Lacoste, ist ein Alte-Säcke-"Unter-Sich"-Forum überflüssig.

Walter: Nö. Der Avatarwechsel hat nix zu bedeuten. Ist wie Unterhosenwechseln. Dient der Abwechslung. Und manchmal der Hygiene. Den Hitler hast Du wahrscheinlich als einziger bemerkt. Den gab es nur 10 Minuten.

DerCaptain
30.07.2002, 14:56
Interessant. TAZ-Interview, 1 Jahr alt, aber dafür taucht auch noch unser Freund Wagner mit drin auf. (http://www.taz.de/pt/2001/08/27/a0094.nf/text)
Ich kann mir nicht helfen, das gefällt mir.

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Verona Feldbusch, Nadja Abdel Farrag und Ihnen?

Die sind dunkelhaarig.

Trevelyan
30.07.2002, 15:28
Was bin ich froh, daß ich nicht der einzige bin, der diese Frau nicht zu kennen scheint. Das ist aber, glaube ich, auch nicht dringend erforderlich.
Ich ergoogelte allerlei zum Thema "Luder" sowie dieses Abtörn-Foto:

AnnaO
30.07.2002, 15:36
Ich hab´heute wieder etwas gelernt, und zwar, dass es in Madrid eine Schweizer Schule gibt.

______________________________ _ _ _
Oh, Anna! Rot ist die Farbe meines grünen Vogels (http://home.t-online.de/home/Mackenthun/pappenh.htm)

Supatopcheckerbunny
30.07.2002, 15:40
So! Der Lottmann, das habe ich erkannt jetzt, der versteht etwas von Dialektik! Auf postmoderne Art! So wie Einstein Zeit verstehen konnte, versteht Lottmann postmoderne Dialektik! Er ist quasi in der Evolution schon ein bisschen weiter! So wie nur wenige Menschen, zum Beispiel wie ich! Darum habe ich auch den Text verstanden, während die Meisten ihn gar nicht verstehen können! Na ja! Aber jeder hat eigene Stärken und auch Schwächen! Ich habe auch so meine Schwachpunkte!

Wenn jetzt allerdings bald wieder Wahlen ins Haus stehen, ist mit Dialektik auf dem Stimmzettel auch nicht viel auszurichten! Da muss man sich schon entscheiden und eindeutig sein! Ihr unpolitischen Freds!

___________________________
Das ist nunmal meine Erkenntnis zu diesem Thema!

fielding melish
30.07.2002, 16:04
@ DerCaptain:
Danke für den schönen Link. Ariane ist der weibliche Westerwelle und umgekehrt. Beide haben's nötig, sonst Migräne.

Yvonne Caldenberg
30.07.2002, 23:23
Nur so: Gerade bemerke ich, dass sich der Text besser innen liest, nachts, bei Kunstlicht. Ich hatte heute den Ausdruck in der Sonne, draußen gelesen. Da langweilte mich das ein wenig (die hitze, das Licht, das Licht).
Jetzt nicht. Jetzt ist alles sehr gut.

Tristrams Gekreische geht ganz in sein eigenes Nichts zurück. Frosch2 hat es schon geschrieben: um Frau Sommer geht es fast gar nicht und da wo es um sie geht, geht es auch fast nicht um sie. Wenn Herr Shandy das nicht versteht, ... hm ... , fürchte ich, dass naturtrübe diskursive Reflexsäfte ihm die Perzeptionsknöpfchen verschleimt haben.
Gute Besserung.

bettyford
31.07.2002, 00:11
playmo (die playmobil-figur) bringt die sache auf den punkt:
(auszug)
playmo:
"lieber klein und aus plastik und fuer 4,99 im spielwarenhandel erhaeltlich, als gross, lebendig und frei und damit nix besseres anzufangen wissen, als beziehungsprobleme, depressionen und verspannungen zu haben."
beliebiger bloedmann:
"das siehst du falsch, playmo. ich stehe zu meinen beziehungsproblemen, verspannungen und depressionen, denn sie weisen mich darauf hin, dass mir noch einiges zur ganzheit fehlt. sie zeigen mir den weg und dafuer bin ich ihnen dankbar. depressionen sind warm. plastik ist kalt."
playmo:
"alter, am arsch isset ooch kalt"

hier beende ich den kleinen einblick in playmos welt, den wir dem grossen fil verdanken. warum ich ihn beende? weil playmo es wirklich optimal auf den punkt gebracht hat.

Herr Weber
31.07.2002, 00:14
Schon umgezogen, betty?

bettyford
31.07.2002, 00:17
jepp.

exkurs: das OCTOPUS tragegurtsystem ist unter allen handelsueblichen tragegurtsystemen das am kontroversesten diskutierte tragegurtsystem. eine tatsache, die endlich mal ausgesprochen werden muss, auch wenn das den herren da oben sicher nicht passen wird. verdammte tragegurtsystemmafia.

Herr Genista
31.07.2002, 00:21
Ist Playmo ein Lieber, Betty?

bettyford
31.07.2002, 00:28
playmo , ein lieber? da lach ich doch!

lacht

hahahaha.

playmo hasst mich und dich und niedliche kleine tiere, selbst wenn sie nur auf tierfutterpackungen niedlich abgebildet sind, es ist ihm egal, er hasst sie alle, er kann auch in zweidimensional hassen.
er ist ein fanatiker, der aus seiner playmo-burg auf passanten schiesst, je unschuldiger diese sind, desto besser. aber er bringts halt einfach auf den punkt.
"alter, am arsch isset ooch kalt."

genial.

koennte von mir sein.

Walter Schmidtchen
31.07.2002, 00:29
Vielen Dank nochmal, Frau Sterblich, dass Sie mir "Larry Potter" von Fil mitgebracht haben, ich weiss jetzt, wovon hier geredet wird.
Genista: Playmo ist ein Lieber letztlich, obwohl er eine Sau war, aber dank Potter ist er ein Lieber geworden

Yvonne Caldenberg
31.07.2002, 00:30
Betty ist verknallt in Larry Potter. Aber daraus wird nichts, Larry Potter hat Doris Schröder-Köpf in Ariane Sommer-Tubby verwandelt und onaniert jetzt nur noch über ihre Plastiköffnungen.

wanky-wanky

Walter Schmidtchen
31.07.2002, 00:38
Geile Abschweife endlich mal wieder, von Adriane Sommer, kurz Tristls Hass auf Lottmann, ungeschickt in einen Adriane Sommer Hass wattiert, um letztlich zu einer Art Legofigur zu kommen.
Das ist zB, was ich hier so mag an diesem Froschfotzenforum, ob elegant oder mit der Brechstange, nie weiss man, was kommt.
Ich bin nahe dran den Rest von Lottes geiler Schwafelung zu lesen.
Kann mir mal ein Lotteverächter erklären, warum Lotte keine so gute Literatur ist wie zB Dostojewski? Ich versteh das nicht

Tiffany Nudeldorf MD
31.07.2002, 00:49
Bitte

Ariane
Sommer
Loch
Rakete

- und alles in eine Geschichte, wenn möglich. Danke!

Yvonne Caldenberg
31.07.2002, 01:18
Ich verstehe es auch nicht. Lottmann ist Lottmann und Dostojewski dostojewskihaft kaputt, dieser Myschkin zum Beispiel - das ist doch fertig oder ich weiß auch nicht.

Wie ich hier erfahren habe, ist A.Sommer verwandt mit Theo Sommer anber das ist langweilig, ich weiß auch nur ungefähr wer das ist. Wäre es nicht schöner, wenn sie mit Ron Sommer verwandt wäre? zumindest als angeheiretete Kousine oder besser als gattin?

Besonders weil ich gerade erst las, dass Ron Sommer ausgerechnet auch noch Jude ist. Wozu sich doch Ariane Sommer als angeheiretet Alma Mahler-Werfel unserer Tage sehr gut machen würde. Welche Möglichkeiten, wer wird der nächste Gatte? Daniel Libeskind? Danach Ehe mit Jörg Haider, Xavier Naidoo, Ellen DeGeneres und Christian Kracht.

Und im Alter würde Lottmann die Autobiografie der multiplen Witwe ghostwriten.

Heaven.

Luca Brasi
31.07.2002, 01:30
Genauestens. Der einzige Unterschied zwischen Lottmann und dostojewski sind wahrscheinlich seine Spielschulden.

Yvonne Caldenberg
31.07.2002, 01:34
Dem kann abgeholfen werden. Schicken wir einfach Lottmann nach Baden-Baden oder Montecasino.
Der Rest schreibt sich von selbst.

Luca Brasi
31.07.2002, 01:38
Und vielleicht noch, dass der Vadder von Dostojewski in seinem Beisein von aufgebrachten Bauern totgekloppt wurde.

Sowas wirkt sich manchmal auf den Stil aus.

mischkin
31.07.2002, 02:08
Ich glaube sogar, dass die beste Begriffsbestimmung des Menschen folgende ist: ein undankbares Wesen auf zwei Beinen.

Lieber Goethe
31.07.2002, 04:48

Klede
31.07.2002, 05:11

Klingeltonk
31.07.2002, 10:35
Ich kann es eigentlich ganz gut leiden, wie Herr Lottmann die Wahrheit mit der Möglichkeit betrügt. Ich habe keine Ahnung, wie viel Absicht, Notwendigkeit, Zufall und Irrtum dahintersteckt, genau dieses genau hier zu erzählen. Es wirkt für mich komisch, tragisch, das zu erzählen, was gerade erst, Frau Sommer, frisch von allen vergessen wurde.

fabchief
31.07.2002, 12:54
Der Beitrag vom Goethe soll doch bitte gelöscht werden, so was gehört sich nicht unter höflichen Pappen.

Ariane Sommer selber ist gar nicht das Ärgerniss, es ist der Aufruhr der um sie gemacht wird, der mich zum Wahnsinn treibt.
Küken die sich für den Nabel der Welt halten, gibt es ja noch einige mehr.....
Ich habe aus Versehen mal in ihre Moderation des "eins Live Preises" gezappt, dort wurde mir klar, daß Frau Sommer eine einzige einzige einzige gekünstelte Luftblase ist, der keine weitere Beachtung beschert werden soll.

fabchief

Tristram Shandy
31.07.2002, 13:18
Klingelton spricht einen wichtigen Punkt an:

Auch ein Punkt, warum mir Lottmann-Texte so auf den Sack gehen - das intellektuelle Bemühen um "Welt", an der der Erzähler teilhaben möchte.

Mit jedem Wort aber tropft es aus dem Text: Der Autor hat keinen blassen Schimmer von Boulevardkultur, Jugendkultur, Hipness (Ariane S. war z.B. eigentlich schon komplett vergessen, zumindest aber seit ihrem "Wetten, Dass..."-Auftritt "mega-out", um in der Terminologie zu bleiben).

Ahnungslosigkeit allein wäre überhaupt nicht so schlimm, wenn man entweder die Finger von entsprechenden Themen ließe oder aus einer beobachtenden Distanz schreiben würde, die z.B. die eigene Ratlosigkeit thematisieren würde. Wie oben schon gesagt: Eine eigene Haltung dazu entwickeln würde.

Selbst eine oszillierende Nichthaltung (wie die angestrebte) zwischen Anziehung und Abneigung, Wahrheit und Fiktion, flottierenden Signifikanten und hingeworfenen Sinnhäppchen könnte ich akzeptieren.

Was ich nicht akzeptieren kann, ist diese aus Verlegenheit enstandene Nicht-Haltung. Weil man eindeutig nichts zur Populärkultur (nennen wir die Welt der BILD-Zeitung und das Universum junger Mädchen ruhig einmal so) zu sagen hat, nähert man sich ihr in einer devot-notgeilen Stimmung, die originell sein soll. In Wirklichkeit ist sie aber peinlich und zeugt von einem Selbstverständnis eines Menschen, dem diese Welt noch "Glamour" und "Sex" verheißt.

Solche Leute (zugegenermaßen weniger "articulated" als J.Lottmann) stehen nämlich an den Hinterausgängen der Produktionen, für die ich zu arbeiten pflag.
Weil sie dazugehören wollen. Wozu auch immer.

Dabei ist diese Welt, inclusive einer Ariane Sommer (ja, Frau Caldenberg, noch einmal: es geht in diesem Text nur metaphorisch um Ariane Sommer, ich habe das schon verstanden - so verklebt sind meine Synapsen nicht), so glamourös wie das Postscheckamt. Das ist nicht negativ gemeint, es ist ja immerhin meine Welt; eher ein Plädoyer für Selbstverständlichkeit.
Und mit einer dementsprechenden Selbstverständlichkeit sollte man Boulevard-Themen dann auch behandeln.
Jede andere Haltung zeugt mit jedem Satz von der völligen Kenntnisfreiheit zumindest des Erzählers.

Es sei denn, man schickt einen notgeilen alten Erzähler vor, bei dem es ganz wörtlich darum geht, junge Mädchen zu ficken. Aber auch hier sagte ich es oben schon: Dann interessiert mich das Thema nicht.

vir
31.07.2002, 15:31
Bis dieser Strang begann wusste ich auch nicht wer Ariane Sommer sein soll. Was mich am vorliegenden Text abstösst ist lediglich die unglaubwürdige, unbegründete und gespreizte Bernhardtsche Pose des an der Welt bwz. am 'Sozialen' leidens. Dazu kommt noch der doch recht pubertär-selbstgefällige Übertretungsstolz darauf, dass man 'Titten' und 'vögeln' schreibt, sich über die Oberweite sämtlicher Frauen und Mädchen auslässt und sich dabei für hinreissend post-PC hält. Ansonsten ist die Geschichte einfallsreich und kurzweilig.

honz
31.07.2002, 17:07
Post-PC, so what, das ist Stilmittel, genauso wie der Übertretungsstolz, man kann das mögen oder nicht, es ist auf alle Fälle sehr unterhaltsam, und, es ist das was Lottmann zu Lottmann macht. Er ist ganz nebenbei übrigens nicht Epigone, sondern einer der Urheber dieses Stils. Und man kann einem Schrifsteller nicht vorwerfen, seinen verdammten Stil nicht zu ändern, bloß weil ein paar verfickte SZ-Magazinleser alle halbe Jahre neuen Stoff brauchen, so wie jetzt alle mit diesen Lederturnsachuhen rumlaufen un in einem Jahr ist das auch wieder retro.

Aber darum geht es nicht. Wie man einem Autor bernhardsches gespreiztes Leiden am Sozialen und der Welt vorwerfen kann, ist mir schleierhaft, es ist die einzige moralische Haltung die ein Intellektueller haben kann, in diesem Sumpf der alles nivellierenden Massen.

Aber darum geht es auch nicht. Ich weiß nicht worum es geht, ich finde es nur spannend , wie hier jemand an die zentrale Frage der Menschheit heranmändert, und dennoch ratlos bleibt, an die Frage, was das ist zwischen Mann und Frau. Mann muss diesen Text lesen, dann nochmal "Deutsche Einheit", dazu auf alle Fälle diesen Text von Simplizius (http://www.alles-bonanza.net/forum/showthread.php?s=&postid=107444#post107444) , man wird damm vielleicht auch nicht mehr verstehen, aber möglicherweise gibt es ja auch gar nichts zu verstehen, nur zu ertragen, daran verzweifeln.

Irgendwer schrieb, Lottmann sei ein Romantiker, und das ist wahrscheinlich wahr.

bettyford
31.07.2002, 17:16
bernhardsches gespreiztes Leiden am Sozialen und der Welt

ich nenne das gerne das orientierungslose herumtorkeln. ich will ja nichts gesagt haben, denn der text ist in der tat kurzweilig, aber lottmannsche inhalte kann man, wuerde man einen strich mit ergebnissen darunter ziehen, getrost mit "ähhhh. ich, ähhhh.." zusammenfassen. manchmal ist der weg zum "ähhh" aber ganz ok beschrieben, deshalb will ich nichts...huch, jetzt habe ich ja doch was gesagt.

Lustiger Schmunzelhase
31.07.2002, 17:41
Ffade, er hat miff doff niff ferftanden.

DonDahlmann
31.07.2002, 17:54
Ich habe es immer noch nicht geschafft den Text zu lesen. Ich hab ihn sogar ausgedruckt, und dafür musste ich meinen Fernseher von der Druckerverpackung wuchten, Drucker auspacken, anschliessen, drucken, abklemmen, wieder einpacken, Fernseher draufstellen. Ich kann also schon behaupten, ich habe alles versucht.

Ich habe es trotzdem nicht geschafft, denn das orientierungslose herumtorkeln mit Worten, dass macht mich fertig. Da schlaf ich ein. Da ich ja bekanntermassen unter Schlafstörngen leide, habe ich auch schon versucht den Text zum Einschlafen zu lesen, was auch ganz gut klappte, aber dann träumte ich von einer Party auf einem Dach mit Juri, Lottmann, Lotta, Wucht, Holm, Porno und Torns Schwester. Vor allem von Lottmann, wie er auf einem Dach balancierte und dabei irgendwas aus irgendeinem Raben zitierte und die Wucht mit Bierdosen bewarf, die nur "Fick Dich, Lotze" meinte und Porno schaute in einen Kamin und kam lachend wieder, und meinte, da stehe alles voller Pisse, wir sollten doch jetzt mal in einen anderen Kamin pissen.
Ich bin dann wach geworden, weil ich laut "Lottmann, pass auf" brüllte, weil der mit seinen FlipFlops auf der äussersten Kante der Regenrinne rumturnte und die seine Arme schon kreisend die kommende Begegnung mit der Schwerkraft begrüßten. Ich meine, wie scheisse ist das denn für die Nachbarn, wenn da einer "Lottmann, pass auf" morgens um 5.oo Uhr brüllt. Sowas will ich nicht jede Nacht träumen, deswegen lass ich das jetzt mit Lottmann lesen. Was mir schon leid tut, denn wenn man ihn denn mal trifft, dann finde ich einen äußerst charmanten, freundlichen und kompetenten Beobachter.

bettyford
31.07.2002, 17:58
er ist zumindest der einzige mensch, den ich je in beigen leinenhosen mit weissen slippern auf einem fkk-strand traf.

Klede
31.07.2002, 17:59
Und was trug er?
________________________
Das war nicht ich! Es war Jockel! Er benutzte mein Gehirn!!!

Murmel
31.07.2002, 18:00
Zufällig vorher "Almost famous" gesehen?

bettyford
31.07.2002, 18:02
klede, UNARTIG!

DonDahlmann
31.07.2002, 18:20
Immerhin hat Frau Ford auch Herrn Wrobel nackt gesehen. Sie hat also gewisse Erfahrungen im Pappen-Nackt-Sehen.

bettyford
31.07.2002, 18:27
.

hanswasheiri
31.07.2002, 22:39
Posting 76 und 78 haben mich irgendwie an Dürk erinnert, wieso nur,wieso?

Walter Schmidtchen
01.08.2002, 01:15
Was ich an Lottus gut finde, ist, dass, man nie weiss, wer er ist. Bei Christian Kracht weiss man das, bei Stuckbarr, bei Goldt, bei Hüllebrech, bei Goetz, bei Thomas Bernhardt sowieso. Um nur mal ein paar Leute zu nennen, die mir grad einfallen.
Aber das scheint soviele Menschen scheinbar nervös zu machen, dass sie ihn nicht fassen können, ich find das nur amüsant, und hab damit keine Probleme. Mich interessiert Frau Sommer auch nicht, ich finde Lottes Texte nur komisch, und lache immer sehr. Und wenn man mal das Vergnügen hatte, ihn zu treffen, stellt man fest, was Don Dahlmann etwas weiter oben schon beschrieb, aber auch, dass er sehr gerne lacht, richtig jungmädchenhaft gackert.
Ich mag den Mann, ich mag seine Texte, ich mag sein komisches pseudochamäleonhafte Getue, aber das hab ich ja schon manchesmal erwähnt möglicherweise.
Es gibt ein wunderbares Foto, das irgendwer mal gemacht hat, von seinem Kühlschrankinhalt, selbst darüber hab ich sehr lachen müssen, und wenn Lottmann erfährt, dass man darüber lacht, wird er mitlachen. Und wenn er jetzt zB sagen schreiben würde: Schmidtchen, Du Sau, Du illoyale Froschfotze, würde ich lachen, und er würde mitlachen. wenn ich sagen würde: Oasis waren früher besser, würde er nicken, wenn ich aber sagen würde: Oasis sind immer wichtig, um den Blur- Gorillaz-Dreck niederzukeimen, würde er auch nicken, und dann würden wir lachen, weil uns weder das eine noch das andere interessiert.
Interessant finde ich, dass solche Leute wie Jockel1 und Tristram Shandy mit ihm Probleme haben, wo sie doch immer wieder gerne auf eine gute Pointe zusegeln, und nicht erkennen, dass Lottmann ein viel komischerer Autor ist, als zum Beispiel der von allen Seiten gehätschelte Thomas Kapielski (Fraglos ein komischer Autor, etwas arnoschmidtig meines Erachtens).
Franz Kafka (gilt als Chronist trüber Settings) ist während privater Lesungen vor Lachen unter den Tisch gerutscht.Ich hab Lottmann mal bei 2 Lesungen erlebt, bei der ersten saß er nur stumm am Tisch, ihm war das Konzept LESUNG zu grotesk, beim 2.x zwang ihn der anwesende Verlagschef zu lesen, und auch hier: Er konnte kaum Lesen, weil ihn seine Lachtränen kurzfristig erblinden ließen.
ich hab den Sommerartikel immer noch nicht gelesen, aber ich könnte mühelos vierhundert Stellen finden, die rasend komisch, gleichzeitig wiedersprüchlich, plump sind, im Kontext wieder komisch, sie werden Tristram Shandy oder Jockel1 nicht überzeugen, so wie ich ihre Kritik, oder die von Rainald Goetz ("lottmannhaft kaputt") nicht verstehen werde.
Für mich ist Lottmann näher an Andy Warhol, als sich Goetz das wünschen würde, dass er es ist.

Yvonne Caldenberg
01.08.2002, 01:23
Schmidtchen ich liebe dich. Walter.

Kann ich bitte einen Staubsauger patentieren auf den Namen "Tristram Shandy (aber hat nichts mit dem Roman zu tun, sondern saugt nur und frisst Dreck und spuckt ihn halb wiedergekäut in den Rummeinen-Eimer) - Dochdoch, lange Markennamen werden in Kürze der Hit sein, bestimmt.

DerCaptain
01.08.2002, 01:27
Könnte ich kurz meine Verbundenheit mit Tristl zum Ausdruck bringen? Ja? Danke.

Yvonne Caldenberg
01.08.2002, 01:36
Ja, ich glaube 'zum-Ausdruck-bringen' ist erlaubt.
Andererseits ist es sehr blöde, klar.
Aber wir sind ja tolerant hier, auch zu "Yep" und "Bruhaha" und "gnagnagna"-Postern. Die muss es auch geben, sonst kippte das Soziotop womöglich um (und wer wollte das aufwischen - anko sicher nicht).
Yep

DerCaptain
01.08.2002, 01:38
Suchen Sie Streit?

Stimmen
01.08.2002, 01:41
Das Komische ist, daß Schmidtchens Kritik genau so behämmert ist wie die von Shandy, nur in umgekehrt. Sich wahnsinnig was drauf einbilden, daß man alles uninteressant findet und alles zum Lachen, ist genauso hilflos wie dieses Metaebenen-Gehasse.

Yvonne Caldenberg
01.08.2002, 01:41
YEP

DerCaptain
01.08.2002, 01:42
OK.
Hier oder im Chat?

Walter Schmidtchen
01.08.2002, 01:47
Yvonnchen, das petz ich Ebbe!
Mann, Leutchen seid doch nicht so begriffsstutzig.
Bitte lest doch mal in Deutsche Einheit die Passage, wo der russische Dichter Wladimir Sorokin, die Leute nach seiner Lesung segnet, und sie auffordert in der Nacht mit ihm noch in den Mügglesee oder in einen der anderen verwanzten Seen Berlins geht, und alle mit Teerklumpen an der Haut und mit Schnittwunden an den Füßen, wegen der Glasscherben aus dem See kommen, und er als einziger unverwundet, ungeteert, wie ein Messias den Fluten entsteigt.
also wenn das nicht komisch ist, sag ich nie wieder: Stefan Raab war früher besser, obwohl ich stefan Raab noch nie gesehen habe

Walter Schmidtchen
01.08.2002, 02:01
Stimmen, ich find nicht alles uninterssant, ich schwelge ja auch in Kaputtheit, und finde Scheitern genauso reizvoll, weil das ja wohl offenbar mein Lebensinhalt geworden ist, wie ich seit ca 10 Jahren erkennen muss. Pech.
Ich kann halt nur nicht lachen mit dem konsensuellen Lachen, daruaf bilde ich mir nichts ein, das ist nun mal so. wenn ich Titanic lese, kann ich vielleicht über 2 prozent des Inhalts lachen, der Rest macht mich sprachlos

Stimmen
01.08.2002, 02:08
Ja, ok. Ich hab das auch nur geschrieben, um dich zu verletzen. Ich dachte, das gefällt dir wahrscheinlich.

Walter Schmidtchen
01.08.2002, 02:55
Natürlich, das ist mein Lebenskonzept.
Haue, um die Haue von meinem Dad zu kompensieren.

lacoste
01.08.2002, 03:30
Habt Ihr eigentlich alle einen Sockenschuss?

Lieber Goethe
01.08.2002, 04:57

Klede
01.08.2002, 05:26
Lacoste, stoer die beiden bitte nicht. Das sind zwei Maenner, die sich naeher kommen, zaghaft und doch bestimmt, auf jeden Fall sehr ruehrend. Stimmen, munkelt man, hat sich fuer den Moment des Umarmens schon eine Prefab Sprout CD gekauft, sich allerdings noch nicht getraut, sie zu spielen.

Seitdem ich Bettyford beobachtet habe, wie sie den Arm um Julia Mantels Schulter legte, halte ich alles fuer moeglich, auch warme Kuesse zwischen Schmidtchen und Stimmen.

Alle vier teilen sich uebrigens die Kaelte des Arsches, als auch (Dialektik!) Beziehungsprobleme, Verspannungen und Depressionen. Das sind nicht nur Gegensaetze, wie fil in Bettys Zitat vielleicht behauptet. Nein, es sind zwei Pole, die sich gegenseitig anziehen: Die Kaelte des Arsches und die Waerme der Depression. Ohne Kaelte keine Waerme, ohne Betty keine Julia, ohne Stimmen kein Schmidtchen.

Tristram Shandy
01.08.2002, 10:25
Schmidtchen, lustig ist ja O.K. - aber (wer hat's oben schon gesagt?), wenn man immer alles nur lustig findet, weil ja sowieso alles egal ist, ermüdet das auf Dauer und ist langweilig.
Mag sein, ich habe in den letzten zwei, drei Jahren eine Überdosis dieser lustigen Langeweile geschluckt und bin deshalb süchtig danach, ein wenig rumzumeinen. Frau Caldenberg hat da schon ganz recht.

Wenn ich, wie sie, die letzten Jahre vertrocknet wie eine alte Zitrone, schon von blauem Staub überzogen, in einer nicht frequentierten Buchhandlung oder einer Eiche-furnier-Uni-Bibliothek verbracht hätte, dann würde ich mich auch über den ein oder anderen intellektuellen Ausflug in die beliebige Welt des Boulevards freuen. Und Lottmann ist Boulevardliteratur.

Da, wo die Zeichen nichts bedeuten außer sich selbst, da lacht es sich vermeintlich entspannter. Man kann "ficken" sagen, aber nicht meinen, man kann "Ariane Sommer" schreiben, obwohl sie nicht "wirklich" stattfindet, man kann Oasis gut finden oder schlecht, man kann sich einen Spaß daraus machen, jeder Basis immer den Schemel unter den Füßen wegzutreten - ist ja alles nur Spaß.

Das war auch bis, na ja, sagen wir mal 2000, O.K. - aber dann kamen eben Stefan Raab oder Big Brother, die ebendieses System viel besser, viel perfekter, viel affirmativer und abgezockter vorgemacht haben als es Herr Lottmann jemals können wird.

Deshalb ist diese - literarische - Haltung soooo Nineties.
Frau Caldenberg, noch ihrer langsam mahlenden Universitätsmühle verhaftet, ist aber offensichtlich gerade erst in den Nineties angekommen und fängt gerade an, Derrida und Luhmann zu lesen. Nur zu! In zehn Jahren sind Sie dann auch einen Schritt weiter.
Dann habe ich vielleicht schon eine Meinung...

Schmidtchen, Du funktionierst ähnlich, nur milder. Außerdem bist Du natürlich Eighties... Aber das ist O.K.!

julia mantel
01.08.2002, 14:57
die frage ist doch eher wie sich lottmann selber sieht.
als abgehalfteter intellektueller, der sich mit schönen jungen pseudo-powerfrauen umgibt?
ich finde, daß ein bißchen eklig, ehrlich gesagt, diese sabbernde haltung eines alternden schriftstellers, der sich auf die jugend stürzt. warum tyrannisiert er uns mit seinen frauenproblemen?

Murmel
01.08.2002, 14:58
Juhu!

Stiller Gruebelbaer
01.08.2002, 15:00
grübelt auch

entweder .... oder .... vielleicht ... andererseits .... hmmm ...

grübelt und grübelt und grübelt

julia mantel
01.08.2002, 15:33
wißt ihr, was ich nicht verstehe... warum eigentlich hinz und kunz in die öffentlichkeit furzen muß, meint, daß jede dahergelaufene moderatorin ihr ganzes intimleben vor der presse ausbreitet.
joachim lottman verhält sich da ähnlich.
irgendwann gibt es fingernagelreste von ariane sommer zu verlosen oder sowas ähnliches. ich finde es schrecklich, daß man permanent mit diesen eitlen nichtsnutzen konfrontiert wird.

Ronnie Wood
01.08.2002, 16:17
hicks

honz
01.08.2002, 16:19
Ihr habt sicher schon bemerkt, daß ich neues Lieblingswort habe, es heißt Froschfotze, ich hätte es hier nicht weitererwähnt, aber Julia hat furzen gesagt, und dabei mußte ich unweigerlich Froschvotze sagen. Es kommt übrigens von SAchmittchen, in einer Steigerung: Froschvotzenforum.

Apropos Froschvotze: Tristl, es gibt ein paar Ausdrücke, die ich grundsätzlich vermeide, wenn ich jemanden beschimpfe: schlecht gefickt und vertrocknet, das ist einfach eine Frage des Stils.

Tristram Shandy
01.08.2002, 16:31
Finde ich beides schöne Ausdrücke.
Und in diesem Fall geht es nicht einmal um die reine Beleidigung, sondern es hat Sinn: Ich rede von der Haltung der 90er. Die ist mittlerweile vertrocknet und ihre Benutzer sind es auch.
Das hat gar nichts Sexuelles, und insofern ist das auch keine Frage des Stils, sondern eine von Tatsachen.

honz
01.08.2002, 16:40
du hast dich aber schon mal eleganter rausgewunden.

Tristram Shandy
01.08.2002, 16:41
Ich war ja auch früher besser.

Herr Cohn
01.08.2002, 17:02
Herr Lottmann sollte hier bald selber noch mal hineinschreiben, und zwar, warum er denn so einen wichtiglanglangen Text verfasst hat, in dem gar nichts steht.

julia mantel
01.08.2002, 17:08
was mich nur so ärgert, daß diese leute, die die öffentlichkeit bedienen, also nur für die schlagzeilen leben, wie zum beispiel jenny elvers, ja letztendlich doch mehr geld haben als unsereins.
die hat nie studiert und hat ausschließlich durch ihren selbstdarstellungsdrang und ihre mediengeilheit zum beispiel eine einladung zu "wetten daß" bekommen. ich finde daß unfair gegenüber leuten, die jahrelang hart arbeiten und versuchen gute sachen zu machen und dann doch nicht soweit kommen.
abgesehen davon, finde ich jenny elvers nicht mal sexy bzw. gutaussehend und trotzdem soll jetzt, soweit meine informationen stimmen, ihr leben verfilmt werden und sie taucht sogar in etablierten zeitschriften wie dem "spiegel" auf.
das ist irgendwie ungerecht, außerdem ärgert mich diese aufdringlichkeit der ariane sommers, naddels, jennys unseres landes.

Larry Erbs
01.08.2002, 17:11
Hat das Supatopcheckerbunny das Passwort von Julia Mantel geklaut?

Murmel
01.08.2002, 17:12
Julia, hst Du eigentlich eine Schwester, die in der Politik ist?

julia mantel
01.08.2002, 17:14
mein vater ist in der politik, das reicht.
(meine schwester ist die tollste schwester der welt...)

Murmel
01.08.2002, 17:17
Das glaube ich. Aber ich sah neulich eine junge Dame, etwas älter als Du, die hieß auch Mantel und sah Dir verdammt ähnlich. Da wunderte es mich in mir.

honz
01.08.2002, 17:20
Aufdringlichkeit, das ist es , da hast du denn Nagel voll auf den Kopf getroffen, Julia. Ich habe mal mit Jenny Elvers gesprochen, rein beruflich, deshalb kann ich hier nicht darüber reden, es ging um eine neue Show, und weißt du was sie mir gesagt hat? Sie trägt nix drunter! Kein Schlüpfer, kein Höschen, kein Slip. Blank! Dabei wollte ich das doch gar nicht wissen! Mein Chef hat mich dann aber gezwungen, es zu verraten, und dann war es am nächsten Tag SOOOO groß in allen Gazetten. Und das hat die extra gemacht, das kleine Luder, die hat das voll durchschaut.

Lustiger Schmunzelhase
01.08.2002, 17:37
Honz fällt einfach auch auf alles rein. Sag ich mal. Bevor Tristl es zu sagen vergißt.

julia mantel
01.08.2002, 17:55
ein freund von mir hat mal mit jenny elvers geschlafen, als sie noch frisch war. hat´s aber nur mir verraten...

Larry Erbs
01.08.2002, 18:01
Julia, ich weiss aus einem früheren Strang dass du auch schriftstellerische Ambitionen hast. Wäre es nicht die super challenge etwas über eine Powerfrau (ohnePseudo- )zu schreiben die einem sabbernden, abgehalfterten Intellektuellen die fernsehgeile Nixdrunterschlunze ausspannt und ihm mal so richtig zeigt wo der Presslufthammer hängt?
Das ganze verpackt in eine bissige Mediensatire und ohne Lottmannsche Metametastasen. Fein wär das.

klesk
01.08.2002, 18:02
wie jetzt, "frisch"? wie in "frischfleisch" oder wie in "frischer fisch"?

Walter Schmidtchen
01.08.2002, 18:04
Warum hat er denn mit Jenny Elvers geschlafen? War er müde?

Und Julia: Warum so einen riesengroßen Hass auf Alterssexualität?
Bist Du auch der Meinung, dass die verboten gehört?

Tristram Shandy
01.08.2002, 18:11
Ein Ex-Chef von mir hat auch mal mit Jenny Elvers geschlafen.
Das ist so etwas besonderes nicht.

Julia, zur Beruhigung: "On the long run" erwischt es sie alle.
Man muss nur Geduld haben. Sie zahlen alle teuer dafür.
Don't worry.

Lies mal in diesen Tagen englische Boulevardzeitungen. Da wird gerade die englische Jenny Elvers abgestraft. Ob zu Recht oder zu Unrecht - ich weiß es nicht. Die hat jedenfalls jetzt ein hartes Brot zu kauen...

Murmel
01.08.2002, 18:20
"Die Ex von Lauterbach" und "Mutter von BB-Alex Kind". Hui, das möchte man doch nicht sein. Irgendwann schlafen solche Medienprodukte dann mit Ex-Sportlern, die als Pappaufsteller in Baumärkten für Fließestrich, praktische Flanschensets oder Grillprodukte werben.

Ella L
01.08.2002, 18:23
Julia, deshalb arbeitet man doch, studiert, versucht sich, so gut wie möglich durchs leben zu schlagen:
um NICHT bei "wetten, dass ..." eingeladen zu werden, um NICHT sein leben auf der leinwand verfolgen zu dürfen, um NICHT als Jenny Elvers zu enden.

julia mantel
01.08.2002, 18:41
ja, natürlich, man will nicht so werden wie die.
aber, ein großes aber: man wird von diesen medienprodukten meiner meinung nach permanent abgelenkt.
auch ich gebe zu, ab und zu gala zu lesen. ich denke einfach diese "powermenschen" der unterhaltungsindustrie leben unbeschwerter, weil sie relativ dumm sind.

zu tex:
ich habe gar nichts gegen alterssexualtiät, im gegenteil.
aber es muß nicht so sabberig sein und nach jugendkult trachten.

hanswasheiri
01.08.2002, 19:06
Du, es steht Dir doch frei, auch ein Powermensch der Unterhaltungsindustrie zu werden. Du schaffst das!

'im Gegenteil' - du steht auf sowas?

julia mantel
01.08.2002, 19:17
ich denke halt und das sagt jeder halbwegs selbstreflektierende mensch, daß von diesen menschen nicht mehr viel übrig ist/bleibt: wichtig, wichtig auf irgendwelchen presseempfängen rumstehen, das privatleben an die öffentlichkeit zerren, gegenenfalls an sich rumoperieren lassen. nein danke!
aber es sieht von außen alles so einfach aus: rollen bekommen in irgendwelchen filmen, awards verleihen, interviews geben...der ganze hype eben.
aber wenn tristram, der sich auskennt, weil er in der branche ist, sagt, die zahlen alle einen preis dafür, wird´s schon stimmen.

Toni Bock
01.08.2002, 19:25
Oh, doch, es muss sabberig sein, dann wird es gut. Aber Altersexualität mit Ariane Sommer kann ich mir überhaupt nicht sabberig vorstellen. Ich denke da eher an Hochglanzsexualität, oder so etwas Reines, vielleicht eher an Intimspraywolkensexualität.
Aber wenn Lottmann jetzt wirklich mit der Sommer gepoppt hat, dann ist das ja etwas ganz besonderes, quasi etwas, womit man noch Jahre hausieren gehen kann. Es ist etwas Unglaubliches, etwas was auf meiner Ordensliste komplett fehlt. Es könnte ja auch nur ein Stilmittel sein, mit dem der Lottmann der Geschichte über seine Sexualität den richtigen Drive verpasst.
Aber dann wäre ja die ganze Diskussion hier total überflüssig, und damit lustig, hihi, total witzig. Honz, Sie treffen doch die Sommer abundzu, ich meine, rein beruflich. Könnten Sie dann nicht mal vorsichtig nachforschen, ob.....

Larry Erbs
01.08.2002, 19:28
Aber Julia, das ist doch auch wieder nur Medienwissen und Oberfläche. Auch die kaputteste medial verwurstete Partyömmse hat ihre tragischen Momente die in keiner Gala stehen, Tränen über einen Verlust und Seelennarben. Und weisst du etwa was für ein vielleicht kaputtes Leben so eine hatte bevor sie Nebenrolle bekam/Boris traf/Bohlen verliess? Und wenn so eine mal in der Nacht vor Alpträumen aufwacht und schnell ein paar Tabletten schluckt steht das auch nur dann in der Zeitung wenn sie zuviel davon genommen hat.

Stimmen
01.08.2002, 19:31
Ich verstehe das Trostspendende dieses Gedankens nicht: daß von den Elvers' und Sommers nicht viel übrig bleibt. Ich meine, von euch bleibt doch auch nichts übrig, Julia, Tristl. Oder hab ich da was nicht verstanden?

Tristram Shandy
01.08.2002, 19:33
Die Fallhöhe bei denen ist größer.

julia mantel
01.08.2002, 19:36
also mit den "ludern" will ich echt nicht tauschen.
für keine millionen der welt würde ich mit bohlen oder lauterbach poppen.
dieter bohlen ist für mich einer der abstoßendsten medienfiguren in deutschland, vielleicht noch gefolgt von diesem formel1-schuhmacher. solche männer könnte man mir auf den bauch binden.

Herr Genista
01.08.2002, 19:43
Mir auch.

Aber es ist doch eine Haßliebe, oder? Mir sind die alle egal, würde ich drüber nachdenken, fände ich sie eklig, tu ich aber meist nicht. Wieso diese Besessenheit?

Tristram Shandy
01.08.2002, 19:44
Hey, halt: Bohlen ist eine coole Sau. Schumacher erst recht.

Und von Poppen redet ja keiner.

@Genista: Also, meine Besessenheit ist natürlich beruflich bedingt.
Du bist besessen von Molekülen oder Atomen oder Zellen oder anderen Dingen, von denen ich nix verstehe.
Und ich von der "Unterhaltungsindustrie".

Und Julias kommt daher, dass sie auf dem Land lebt. Richtig, Julia?

honz
01.08.2002, 19:54
also ich würde Bohlen ja nicht so unterschätzen, mir hat Nadja mal gesagt, Dieter sei ne absolute Granate im Bett.

julia mantel
01.08.2002, 19:57
aber sein dummgelaber die ganze zeit und ein ekliger musiker ist er ja noch dazu, der kann sich ja gar nicht richtig ausdrücken
(verbal).

ps: "dumm fickt gut", halte ich übrigens für ein gerücht.

Frau H aus B
01.08.2002, 19:58
Ich habe mal ein Nacktfoto von Dieter Bohlen gesehen, Details auf Anfrage.

Yvonne Caldenberg
01.08.2002, 20:15
Äh Tristam, es freut mich ja, dass du mich für eine junge Studentin hältst. Aber ein bisschen älter bin ich schon und ein angefangenes Studium habe ich vor einigen Jahren angefangen und abgebrochen, wegen Irrelevanz.

Derrida und Luhmann? Hatten die auch etwas mit Jenny Elvers und Ariane Sommer? Und war Derrida nicht der Langweiler, dessen Bücher die Leute rumtragen und namedroppen, die ums verrecken ins Fernsehn oder in die Werbung wollen? Während Luhmann der ist, auf den die Technokratie-Azubis stehen? Ich weiß es nicht mehr so genau, aber mir war so. Es ist mir auch egal, habe so etwas einmal ein wenig gelesen und ein wenig wieder vergessen - wegen Irrelevanz.

Wenn du von 80er und 90er und vielleicht einmal 02er sein werden schreibst - das ist doch Buchstabensuppe aus Schleimbuchstaben: Schwachsinn, Oberschwachsinn, dümmster Dreck, Reflexfußzonenwickserei. Auf alles ein schlaues Label drauf 'Ah ja, ich verstehe, du bist Neopostrock. Interessant, aber ist das nicht etwas demodé?'
Sachen begreifen ist aber vielleicht doch mehr als eine Patience aus Assoziationen zu legen? Äußerungen mit den Bibliothekssigeln der Cultural Studies zu versehen ... äh, OKAY - aber würde man dann nicht besser Bibleothekar in einer Cultural Studies Bibliothek? (Lottmann? - File under eighties. Nächstes Buch).

Porno Iglesias
01.08.2002, 20:20
Übrigens ist Luhmann an Aids gestorben, das hatte er vom Sextourismus. Das glaubt jetzt KEINER, aber es stimmt. WIRKLICH!

Tristram Shandy
01.08.2002, 20:24
Luhmann? Der ist doch sein Lebtag nicht aus Bielefeld rausgekommen. Oder gilt ein Puff in Sennestadt vielleicht schon als Tourismusziel?
Das mit dem Sexttourismus war doch Foucault...

@Frau Caldenberg
Quote:
"Sachen begreifen ist aber vielleicht doch mehr als eine Patience aus Assoziationen zu legen?"

Was sollte es anderes sein, Ihrem Selbstverständnis nach?

Klede
01.08.2002, 20:33
Ich wuerde uebrigens fuer die Millionen der Welt mit einer ganzen Reihe Leute poppen, auch mit Lauterbach und Bohlen, vielleicht sogar auch mit Lottmann und Sommer.

noddyholder
01.08.2002, 20:33
Tristram, seit Du diesen böse blickenden Salinger als Bildchen hast, schreibst Du immer so ernst! Früher, als "Witzelidiot" (Copyright: Joachim Lottmann), warst Du irgendwie viel lustiger.

Herr Genista
01.08.2002, 20:36
Tristl, ich meinte Julias Grätsche zwischen dauerndem Räsonnieren über die Medienstars und ihre Bedingungen und ihrer Verachtung. Ich verachte das Kleinhirn ja auch nicht, obwohl es ein leichtlebiges Ding ist und von Verantwortung nichts wissen will. Aber mehr Zellen haben wollen als der ganze Kortex! Die Sau!

Die Einsortierung von Haltungen in Jahrzehnte ist aber doch total nineties, oder? Will sagen: ein schwebender Gedanke wird doch nicht dadurch eine Dummheit, daß er fünf Jahre später gelesen wird, und ihn zwischenzeitlich irgendwer auf den Hund herabsinken ließ.

Yvonne Caldenberg
01.08.2002, 20:44
Das mit dem AIDS hat Luhmann sicher nur getan, weil er sauer war, dass Foucault berühmter ist als er. Warum auch nicht?


"Sachen begreifen ist aber vielleicht doch mehr als eine Patience aus Assoziationen zu legen?"

Was sollte es anderes sein, Ihrem Selbstverständnis nach?


Tristram sieht wie ein Auto gegen einen Laternemast crasht.
Er interpretiert: 'Auto, das ist sehr Fifties, Sixties - Mobilitätsgesellschaft und so. Andererseits finden diese Rapper dicke neue Autos ganz geil, also nintiesmäßig ist es irgendwie cool. Andererseits sind die Ninties inzwischen vorbei. Heute sind wir wegen Globalisierung wieder ernsthaft und finden Individualverkehr nicht gut - besonders, da der Laternenmast doch ungefähr den community spirit früher Zeiten beschwört, bevor Individualismus sein unfriendly takeover machte. Und deswegen...'

Ich denke, es besteht ein, äh, Unterschied, ja, wie soll ich's ihnen erklären ... ein Unterschied wie zwischen "Wau-Wau" und "Hund" - und das ist der zwischen Assoziationszinnober und Verständnis. So ungefähr. Bildlich gesprochen, sie verstehen. Oder?

Tristram Shandy
01.08.2002, 20:46
@Genista:

Das nicht - aber der schwebende Gedanke steht in seinem ersten, theoretischen Reiz noch so unschuldig da. Plausibel, überzeugend, wissenschaftlich sexy. Man lässt sich darauf ein.

Dann erst wird er durch eine erstaunliche Beschleunigung in der Praxis brutal zuende gedacht und man sieht, welche Konsequenzen er zeitigt.

Wenn man dann immer noch auf der unschuldigen, theoretischen Schiene argumentiert, obwohl die Praxis längst in einer anderen Sprache schreit, sollte man seine Theorie überdenken.

Tristram Shandy
01.08.2002, 21:00
Ach, seufz, Frau Caldenberg. Die Einteilung in Dekaden, von mir aus, geschenkt, sind vorläufige und unbeholfene Hilfsmittel, um Denkmodelle zu klassifizieren.
Aber das hilft dabei, Kategorien zu begreifen und sich ihrer zu vergewissern, ihre Vorläufigkeit im Hinterkopf natürlich immer mitgedacht. Schubladendenken? Wohl dem, der von sich behaupten kann, er habe es nicht. Die Gefahr der Hybris allerdings erscheint mir groß.

Wie oft soll man relativieren, rechtfertigen ("Ja, ich weiß, man darf das so und so nicht sagen, aber ich mache es jetzt mal trotzdem... Die und die Kategorie ist so und so nicht haltbar, es ist ja alles nur vorläufig")?

Da gehe ich lieber mal das Risiko ein und bringe so nervöse Hupfdohlen wie Sie auf die Palme, indem ich illegitimerweise klassifiziere.

Das mit dem Sie-auf-die-Palme-bringen ist so schwierig ja anscheinend nicht, wo es doch schon passiert, wenn ich es nicht einmal beabsichtige.
Ich neige eigetlich nur zum Provozieren, wenn ich schlecht gelaunt bin.
Bei Ihnen macht es aber richtig Spaß.
Ich wüsste nur zu gern, woran das liegt...

joq
01.08.2002, 21:08
Eins muss man Lottmann lassen. Die von ihm eröffneten Stränge sind immer die schillerndsten. Man muss auch gar nicht über ihn urteilen, er ist "Pop" mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Hat übrigens neulich jemand diese ansonsten anstrengende Sendung POLYLUX gesehen, wo sie Stuckrad-Barre auf Medien"kater" gezeigt haben? Ich hab lang nicht mehr so gelacht. Das MUSS Satire gewesen sein. Wenn nicht, dann ist Stuck spätestens jetzt die allerärmste Sau unter der Sonne. Auch wenn er schöne Reportagen schreiben kann.

Tristram Shandy
01.08.2002, 21:12
Ben Stuck IST die allerärmste Sau unter der Sonne.

Aber Medienkater - das kann ich nachvollziehen.

Herr Cohn
01.08.2002, 22:36
Pop? Ist das nicht in erster Linie Musik? Dann müsste Einer von den Millionen, der Frau Spears oder Herrn Naidoo gern hört, auch Lottmann am Strand - nein, am Beach lesen. Und würde schon im ersten Absatz nichts verstehen, Kunststück. Ich glaube, Jockel, Lottmann ist doch kein Pop. Er versucht's ja 'anspruchsvoll'. Aber was will er? Und kann man das wirklich fragen?

DonDahlmann
01.08.2002, 23:03
Lottmann würde nie nie nie nie nie nie Pop schreiben. Er würde sich eher die Finger abhacken. Er wäre auch nicht gerne Pop. Warum soll er es auch sein?

So langsam wird die Sache lustig, denn wenn man so sieht, dann fickt er den Pop. Und zwar nicht nur in Form von Arianne Sommer, sondern gleich durch wenn nicht vier, so doch zumindest zwei Jahrzehnte.

Wie geil ist das denn?

Black Rose
01.08.2002, 23:19
.

Yvonne Caldenberg
02.08.2002, 01:47
Also, Hr. Shandy:


Da gehe ich lieber mal das Risiko ein und bringe so nervöse Hupfdohlen wie Sie auf die Palme, indem ich illegitimerweise klassifiziere.

Sie sagen ungefähr, sie hätten keine Ahnung. Sie sagen weiter, Leute (oder nur Frauen?), die ihnen widersprechen - ok, durchaus energisch widersprechen - nu ja, die sind halt hysterisch, kennt man ja.
Und ansonsten haben sie nur schlechte Laune, so ist das halt.

Wie wäre es da, mit einfach einmal Maulhalten-versuchen. Nichts tippen, einfach nur still sein, die Wohnung aufräumen, vielleicht staubsaugen, vielleicht nachdenken.

Gute Besserung auch.

DonDahlmann
02.08.2002, 02:00
Ich finde es schön wenn sich zwei Menschen begegnen, die nicht auf ihren Meinungen beharren, sich respektieren. Da glaubt doch wieder an das Gute.

Herr Cohn
02.08.2002, 02:09
Ah ja.

Yvonne Caldenberg
02.08.2002, 02:23
Herr Dahlmann glaubt an das Gute?

Warum fällt mir jetzt gerade wieder ein, dass heute auf der Straße das Guidomobil an mir vorbeifuhr?

Naja. Und es fuhr eben an mir vorbei. Und ich dachte nur 'Ah, das Guidomobil'. Ich dachte nicht 'Schade, dass ich gerade nicht meine Panzerfaust dabeihabe.' So ist das eben.

Trotzdem: Herr Dahlmann bekommt von mir den persönlichen Konsens-Schleimi verliehen. Nur so. Muss sein.
Hass trage ich nicht in mir, den werfe ich immer in diese Recycling-Tonnen, seien es Guido oder Don oder Tristram. Ihr seid schon ... was weiß ich, ok, eventuell, eher ja. Nur weniger Quatsch schreiben würde auch nicht schaden.

DonDahlmann
02.08.2002, 02:39
Es ist schön, daß Sie zu allem einen Rat haben. Es ist weniger schön, dass Sie sich von Ihren eigenen Ratschlüssen immer wieder ausnehmen.

DerCaptain
02.08.2002, 10:15
Der rennt doch hier mit offenem Hosenstall über die Ranch, davor habe ich Respekt.
Bitte? Mitleid kriegt man, wg. dieser ostentativen 'Kuck mal, wie kaputt ich bin'-Haltung.
Respekt? Wie krank ist das denn?

Tristram Shandy
02.08.2002, 10:52
Staubsaugen? Tut meine Frau.

Widersprechen? Sie pöbeln doch nur...
Wen das nicht Gewitterziegrigkeit ist, dannweiß ich auch nicht.

Wenn Sie es schon unbedingt geschlechtsspezifisch nehmen müssen: Jede idiotische Pöbelei von Frauen, auf die mit Kritik reagiert wird, zieht sich auf den Standpunkt zurück: frauenfeindlich.
Kennt man ja.

honz
02.08.2002, 11:13
Tristl, Mit "Gewitterziegigkeit" hattest du eben Dein volles Versagen bei "nervöser Hupfdohle" (voll 80-er, Schmidteinander) wieder ausgeglichen, jetzt bin ich mal gespannt, wie Du dich aus der Nummer mit der Frauenfeindlichkeit rausziehst.

Volkshochschule,Rhetorik I, für angehende DVU-ler oder Antifas: Ganz laut Scheisse schreien, und bevor es eine Antwort gibt, gleich hinterschieben, alle zu erwartenden Antworten seien scheissefeindlich.

lacoste
02.08.2002, 11:31
Hört auf, mich immer zu unterdrücken, Ihr blöden Matschos!!!

Herr Cohn
02.08.2002, 11:39
Ist das jetzt nicht Mitte-Eighties-Pop?

Tristram Shandy
02.08.2002, 12:00
Schmidteinander war 90er, honz!

Ich bin raus, mich langweilt.

Herr Weber
02.08.2002, 12:09
Hoffentlich fällt nie das Stichwort 60er........

bastifantasti
02.08.2002, 13:47
Das ist alles sehr unnütz.

Beiweiss
02.08.2002, 13:58
Yep!

Lenin
01.06.2004, 15:00
huhu!