stu
25.07.2002, 16:15
Meinen Freund Yorck kenne ich seit meinem ersten Monat in Berlin. Wir lernten uns bei einem Picknick im Treptower Park kennen, und unterhielten uns gleich sehr gut. Worüber weiss ich nicht mehr, denn ich war ziemlich bekifft, wie so oft in diesem Sommer. Ich gab Yorck meine Telefonnummer, und wir verabredeten uns im Café M. Auf dem Weg dahin fiel mir auf, dass ich mich nicht mehr im Detail daran erinnern konnte, wie Yorck aussah. Größer als ich und dunkelhaarig –damit würde ich nicht weit kommen. Schließlich ist sowieso jeder größer als ich, und dunkelhaarig auch jeder zweite.
Etwas verunsichert kam ich im Café M. an, bestellte an der Bar einen Kaffee, und kramte in meiner großen gelben Handtasche nach einer Zigarette. Hey, sagte der Mann neben mir, da bist Du ja. Als er mir Feuer gab, zeigte er stolz auf seine farbverschmierten Hände. -Hab den ganzen Tag gestrichen. Ich lächelte freundlich, obwohl ich ihn nicht zweifelfrei als Yorck identifizieren konnte, und wollte gerade mit ihm nach draußen gehen, als mir Yorck von einem Tisch weiter hinten zuwinkte. Dort tranken wir dann, es wurde Abend, und wir fingen an durch Berlin zu laufen.
Und so verbrachten wir dann den Rest des Sommers. Café, Bar, später Club. Yorck zeigte mir kreuz und quer jeden Laden in der Stadt, und ich folgte ihm – egal wohin– mir gefiel es sowieso überall. Wir tranken, saßen in den Drahtbäumen vom Arkanoa, auf den Holzstufen des Blumenladens, zwischen den Kacheln des Pansonic, und sprachen über Berlin, über das unglücklich in andere verliebt sein, über Musik und natürlich darüber wo wir als nächstes hinlaufen würden. Den ganzen Abend rumsitzen, das schien unvorstellbar, damals.
Mittlerweile sind Yorck und ich alt geworden, oder zumindestens so etwas ähnliches. Als ich ihn letzten Montag traf, waren wir zu faul um irgendwo hinzulaufen. Wir saßen in seiner Wohnung, tranken Wein, und bewegten uns nicht mehr als nötig. Es war eine schöne Nacht, man konnte durchs Fenster einen großen Mond sehen, und als ich später mein Fahrrad nahm um zurück nach Mitte zu fahren, bemerkte ich dass andere die Nacht zum Spazierengehen nutzten. Als ich von der Lindenstrasse in die Kochstrasse einbog, sah ich keinen geringeren als Herrn Reinecke vor mir die Strasse überqueren. Ich erkannte ihn sofort an seinem grazilen Gang, und seinem orange glänzenden Fell. Und auch wenn ich keine Entschuldigung dafür habe: Ich paparazzte ihn auf das Unhöflichste. Ich stieg vom Fahrrad, um ihn mit offenem Mund anzustarren. Er blieb irritiert stehen, guckte mich direkt an, wobei ihm eine Maus lässig aus dem Mundwinkel hing. Doch bevor ich mich zu noch größeren Peinlichkeiten hinreißen lies, stolzierte er davon, und verschwand schräg gegenüber des Axel-Springer Gebäudes unter einem Busch.
Etwas verunsichert kam ich im Café M. an, bestellte an der Bar einen Kaffee, und kramte in meiner großen gelben Handtasche nach einer Zigarette. Hey, sagte der Mann neben mir, da bist Du ja. Als er mir Feuer gab, zeigte er stolz auf seine farbverschmierten Hände. -Hab den ganzen Tag gestrichen. Ich lächelte freundlich, obwohl ich ihn nicht zweifelfrei als Yorck identifizieren konnte, und wollte gerade mit ihm nach draußen gehen, als mir Yorck von einem Tisch weiter hinten zuwinkte. Dort tranken wir dann, es wurde Abend, und wir fingen an durch Berlin zu laufen.
Und so verbrachten wir dann den Rest des Sommers. Café, Bar, später Club. Yorck zeigte mir kreuz und quer jeden Laden in der Stadt, und ich folgte ihm – egal wohin– mir gefiel es sowieso überall. Wir tranken, saßen in den Drahtbäumen vom Arkanoa, auf den Holzstufen des Blumenladens, zwischen den Kacheln des Pansonic, und sprachen über Berlin, über das unglücklich in andere verliebt sein, über Musik und natürlich darüber wo wir als nächstes hinlaufen würden. Den ganzen Abend rumsitzen, das schien unvorstellbar, damals.
Mittlerweile sind Yorck und ich alt geworden, oder zumindestens so etwas ähnliches. Als ich ihn letzten Montag traf, waren wir zu faul um irgendwo hinzulaufen. Wir saßen in seiner Wohnung, tranken Wein, und bewegten uns nicht mehr als nötig. Es war eine schöne Nacht, man konnte durchs Fenster einen großen Mond sehen, und als ich später mein Fahrrad nahm um zurück nach Mitte zu fahren, bemerkte ich dass andere die Nacht zum Spazierengehen nutzten. Als ich von der Lindenstrasse in die Kochstrasse einbog, sah ich keinen geringeren als Herrn Reinecke vor mir die Strasse überqueren. Ich erkannte ihn sofort an seinem grazilen Gang, und seinem orange glänzenden Fell. Und auch wenn ich keine Entschuldigung dafür habe: Ich paparazzte ihn auf das Unhöflichste. Ich stieg vom Fahrrad, um ihn mit offenem Mund anzustarren. Er blieb irritiert stehen, guckte mich direkt an, wobei ihm eine Maus lässig aus dem Mundwinkel hing. Doch bevor ich mich zu noch größeren Peinlichkeiten hinreißen lies, stolzierte er davon, und verschwand schräg gegenüber des Axel-Springer Gebäudes unter einem Busch.