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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bechtel, Aleksandra (auf Lauxens Plüschcouch)



Beiweiss
25.07.2002, 15:30
In meiner Jugend, so zwischen 20 und 25, war ich gern und gern gesehener Gast im Pink Schampaigne, einer wundervoll diversen Bar in Kölns Friesenviertel.

Ging man zur rechten Zeit hin, war die Bar ein schönes gesellschaftliches Panoptikum der Stadt Köln.
Leichte Mädchen kamen nach getaner Arbeit noch auf einen Absacker vorbei. Schwere Jungs versuchten, mit Ihren Revolvern anwesende Mädchen zu beeindrucken. (Naja, einer hat's mal versucht. Die Polizei kam. Ich fühlte mich dann besser). Alles Strandgut, welches die Nacht überlebt hatte, traf sich ab 3.00 Uhr im schönen rosa Licht. Viele jung verliebte Pärchen waren auch dabei, wild knutschend wie früher mit 16. Alle waren voll. Die Musik war laut. Es war ein schönes Beieinander.

Ging man zur falschen Zeit hin, war die Bar die häßliche Fratze der Medienstadt Köln.
Eines Abends waren wir aus unerfindlichen Gründen schon früh da, um 12 schätze ich. Natürlich war niemand da bis auf Barfly und ein Pärchen, dass sich in der Ecke lümmelte. Wir langweilten uns ein wenig; so begannen die Blicke zu wandern, und da Barfly ein besoffener Typ Mitte 50 war, blieb nur das Pärchen. Ein junges blondes Mädchen, stark frisiert wie Autos aus Bottrop, und ein widerlicher alter Sack. Der Typ war quasi die Definition von widerlicher alter Sack. Blau getönte Brille, Dreitagebart, Sacko mit unpassender, zu enger Hose. Mein Begleiter, der einer ausgesprochen willenlosen Blondfixierung erlegen ist, begann sofort durch rythmisches Zucken mit den Augenbrauen Interesse und Sympathie zu signalisieren. Alter Mann und Junges Mädchen plus Junger Mann gibt Junger Mann und Junges Mädchen plus Alter Mann, so sein Kalkül.

Alltag in Köln. Nichts Neues auf den Gipfeln der Verzweiflung.

Während ich so höflich zurückhaltend rüberlugte fiel mir auf, dass es sich um Aleksandra Bechtel handelte. Der Mann war Herr Rainer Laux, seines Zeichens Oberekel und Produzent von Big Brother, wie ich später erfuhr. Tuscheltuschel. Ihm war es gestattet, das junge Mädchen zu herzen, zu umarmen, zu betatschen. Niemals jedoch ließ sich das blonde Ding küssen. Herr Laux reckte seinen angedickten Körper, zog und zerrte, er spitzte und schürzte die Lippen, doch er küsste stets nur Haare oder Tisch. Eine Stunde dauerte dieser merkwürdige Ringkampf, der zunehmend verbissener geführt wurde. Dann gingen die beiden, weil schon die ersten Gäste kamen und man sich seiner bedeutenden Stellung in der Gesellschaft bewußt zu sein schien. Ausserdem stand der Start der zweiten Staffel kurz bevor.

So enden die Dinge: Big Brother: abgesetzt. Pink Schampaigne: verraten und verkauft. Ich: naja, so halt. Nummer zwei davon ist wirklich schade.

DerCaptain
25.07.2002, 15:39
Ich möchte sofort Produzent werden!
Nein. Quatsch. Nochmal.
Ich bin Produzent. Wer ins Fernseh will, soll mich anpnen. Suche gerade dringend Moderatorinnen.
Männer und Murmel Clausen zwecklos

Edding Kaiser
25.07.2002, 15:43
Raffiniert, hier am Ende der Geschichte zwei Namen zu droppen.
Ich mein´s gar nicht so, ich mein´s ganz anders.
Schöner Einstieg.

Herr Uffelmann
25.07.2002, 15:44
Herr Laux ist echt eine so arme Wurst,
ich bin froh das es noch Produzenten wie den Captain gibt.
Schöne Geschichte Beiweiss, mit Schmackes!

DerCaptain
25.07.2002, 16:00
Tobler, dachte ich auch gleich. Der Zwang, ordentlich die Namen in den Titel einzutragen, nimmt eine schöne Pointe vorweg. Aber schön finde ich es schon, daß man sich auch heute noch hochficken kann. Und wenns nur zu BigBrother reicht.
Uffel, schleimen zwecklos, ich suche nur Moderatorinnen

Goodwill
25.07.2002, 16:47
Wer so einen Text produziert, so zwischen knuspi und extrem gut, ist gern gesehener Gast im Höpap-Forum, einem wundervoll diversen Dingsbums in der Gegend um Digital Village.

vir
25.07.2002, 17:01
Ja, ich finds auch gut.

Zwei Fragen: Ist 'stark frisiert wie Autos aus Bottrop' von Ihnen? Auch wenn nicht, schöner Vergleich. Und schrieb sich der Laden wirklich 'Schampaigne'? Dann ist es allein deshalb schade, dass es ihn nicht mehr gibt.

Beiweiss
25.07.2002, 17:06
Zwei Jas für Herrn Virchow!

Der Laden fiel leider der Spekulationssucht zum Opfer. Man wollte ihn irgendwann zu einer schicken Neonbar mit Schirmchendrinks aufmotzen. Da ist dann natürlich keiner mehr hingegangen. Ich frage mich, wo all die Leute eigentlich heute um 5 Uhr morgens Zeit investieren.

Beiweiss
25.07.2002, 17:10
Goodwill,
so sehr ich mich über Ihre nette Einladung freue: Ich kann kein höpap-Forum ausmachen. worum geht es denn dort und was kann ich beitragen?

Wären diese kryptischen Bezeichnungen nicht ein so schönes Instrument für Behaglichkeit und Absnobben, man sollte ein neues Wörterbuch herausbringen (Verlag a-b.n).

Klede
25.07.2002, 17:13
Beiweiss, Sie sind im HoePap Forum, mittendrin. Keine Angst. Hoefliche Paparazzi steht da ganz oben, unter den bunten Kaestchen. Den Rest koennen Sie hier (http://www.alles-bonanza.net/forum/showthread.php?s=&threadid=12620) nachlesen. Sehr schoene Geschichte, uebrigens.

Frau H aus B
25.07.2002, 17:18
Dieses Wörterbuch gibt es längst, es nennt sich Forum-ABC. Bitte hier entlang (http://www.alles-bonanza.net/forum/showthread.php?threadid=12620). "Höpap-Forum" wird dort zwar nicht erklärt, aber wer so schöne Geschichten schreibt wie Sie , Beiweiss, sollte ohne Weiteres in der Lage sein, diese überaus kryptische Bezeichnung zu entschlüsseln. Nur Mut!

Hoppla, Klede war schneller.

Beiweiss
25.07.2002, 17:23
Ja, daran lags wahrscheinlich, dass ich mittendrin stand! Trotzdem ziemlich dösig von mir. Ich hielt das für eine Einladung in einen anderen Zweig.
Das Forum ABC werde ich jetzt gleich mal studieren gehen, vorher noch einen Liter Kaffee gegen die Dösigkeit.