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Reno Schmittchen
17.07.2002, 13:43
Ich bin von Beruf Dachdecker...


Der folgende Brief eines
Dachdeckers ist an die SU-
V A (Schweizerische Unfall
Versicherungs-Anstalt) ge-
richtet und beschreibt die
Folgender einer "unüber-
legten Handlung".

In Beantwortung Ihrer Bitte
um zusätzliche Informatio-
nen möchte ich Ihnen fol-
gendes mitteilen:

Bei Frage 3 des Unfallbe-
richtes habe ich "ungeplan-
tes Handeln" als Ursache
meines Unfalls angegeben.
Sie baten mich dies genauer
zu beschreiben, was ich
hiermit tun möchte.

Ich bin von Beruf Dachdek-
ker. Am Tag des Unfalles
arbeitete ich allein auf dem
Dach eines sechsstöckigen
Neubaus. Als ich mit meiner
Arbeit fertig war, hatte ich
etwa 250 kg Ziegel übrig. Da
ich sie nicht die Treppe hin-
unter tragen wollte, ent-
schied ich mich dafür, sie in
einer Tonne an der Außen-
seite des Gebäudes hinun-
terzulassen, die an einem
Seil befestigt war, das über
eine Rolle lief. Ich band also
das Seil unten auf der Erde
fest, ging auf das Dach und
belud die Tonne.

Dann ging ich wieder nach
unten und band das Seil los.
Ich hielt es fest, um die 250
kg Ziegel langsam herunter-
gelassen. Wenn Sie Ihre Frage 11 des Unfallbericht-
Formulars nachlesen, wer-
den Sie feststellen, dass
mein damaliges Körperge-
wicht etwa 75 kg betrug.

Da ich sehr überrascht war,
als ich plötzlich den Boden
unter den Füßen verlor und
aufwärts gezogen wurde,
verlor ich meine Geistesge-
genwart und vergaß das Seil
loszulassen. Ich glaube ich
muss hier nicht sagen, dass
ich mit immer größerer Ge-
schwindigkeit am Gebäude
hinauf gezogen wurde. Etwa
im Bereich des dritten Stok-
kes traf ich die Tonne, die
von oben kam. Dies erklärt
den Schädelbruch und das
gebrochene Schlüsselbein.
Nur geringfügig abgebremst
setzte ich meinen Aufstieg
fort und hielt nicht an, bevor
die Finger meiner Hand mit
den vorderen Fingergliedern
in die Rolle gequetscht wa-
ren. Glücklicherweise behielt
ich meine Geistesgegenwart
und hielt mich trotz des
Schmerzes mit aller Kraft
am Seil fest. Jedoch schlug
die Tonne etwa zur gleichen
Zeit unten auf dem Boden
auf und der Boden sprang
aus der Tonne heraus.

Ohne das Gewicht der Zie-
gel wog die Tonne nun etwa
25 kg. Ich beziehe mich an
dieser Stelle wieder auf
mein in Frage 11 angege-
benes Körpergewicht von 75
kg. Wie Sie sich vorstellen
können, begann ich nun
einen schnellen Abstieg. In
der Höhe des dritten Stok-
kes traf ich wieder auf die
von unten kommende Ton-
ne. Daraus ergaben sich die
beiden gebrochenen Knö-
chel und die Abschürfungen
an meinen Beinen und meinem Unterleib. Der Zusammenstoß mit der Tonne verzögerte meinen Fall, so
dass meine Verletzungen
beim Aufprall auf dem Zie-
gelhaufen gering ausfielen
und so brach ich mir nur drei
Wirbel. Ich bedaure es je-
doch, Ihnen mitteilen zu
müssen, dass ich, als ich da
auf dem Ziegelhaufen lag
und die leere Tonne sechs
Stockwerke über mir sah,
nochmals meine Geistesge-
genwart verlor!

Ich ließ das Seil los, womit
die Tonne diesmal unge-
bremst herunter kam, mir
drei Zähne ausschlug und
das Nasenbein brach.

le_reptile
17.07.2002, 13:50
mensch reno, der stand ja so ähnlich schon mitte der 70er in meinem englischbuch. natürlich nicht in der schweizer version.

Lenin
17.07.2002, 13:53
Wer den Dachschaden hat, muss sich um die Ziegel sorgen!

fabchief
23.07.2002, 17:39
Der Text ist mehr oder weniger von dem Song abgekupfert, den mein Kumpel Pat Cooksey vor Jahrzehnten als "the sick note" veröffentlicht hat. Mittlerweile wird der Song von den Dubliners und allen möglichen Folkhelden gesungen und gehört zum irischen Standardrepertoire.

Da sind die Lyrics (http://www.patcooksey.com/lyrics-sicknote.shtml)

fabchief

D. John
05.08.2002, 14:05
Aua.