MC Hausmacherleberwurscht
29.05.2002, 18:53
Ein windiger, viel zu kalter Mai-Tag neigt sich der Dämmerung. Auf dem Johannes-Brahms-Platz vor der Hamburger Musikhalle huschen die Leute umher, halten sich ihre Mäntel zu, weil der Wind sie ihnen vom Körper zu reißen droht.
Der NDR-Chor samt Orchester tritt in der Musikhalle auf und vor den Eingängen hat sich das übliche Kulturpublikum versammelt. Lehrer und höhere Angestellte verbeißen sich vor dem ersten Gong in käseüberschmurgelte Laugenstangen aus dem ungepflegten Weidenkorb eines Studenten, der sich mit dem Verkauf der potentiellen Salmonellenträger sein Philosophie-Studium ergaunert.
Zum kulinarischen Amoklauf spielen ein paar zwangsheitere Orchestermusiker aus St. Peterburg russische Weisen, oder das, was Deutsche als russische Weisen bezeichnen. Die Euros klingeln in ihren Balalaika-Koffern.
In gehörigem Abstand von dieser unwürdigen Szenerie, gleich neben dem Brahms-Denkmal, schaut ein Herr unendlich elegant auf seine Armbanduhr. Er lässt den linken Arm kurz nach vorne gleiten, die Manchette samt Knopf offenbart sich und darunter eine zierliche Uhr. Er wartet. Das möchte er aber nicht unter Laugenstangen und Lehrern tun. Also wartet er abseits.
Es ist der Krawattenmann 1983 Wilhelm Wieben. Der scharfe Wind streift ergebnislos an ihm vorbei, weil er keine Angriffsfläche findet.
Das jahrelange Lesen der Nachrichten in der Tagesschau hat erkennbare Schäden hinterlassen. Wieben hat einen Unterleib, doch er wirkt im Vergleich zum Torso unterrepräsentiert, kleiner und schmächtiger. Wieben wird zum Kopf hin breiter. Die Krawatte sitzt selbstredend tiptop im perfekt auf den Leib Geschneiderten.
Wiebens Kopf ist unwirklich. Es ist wie bei den kleinen grünen Männchen vom Mars in Tim Burtons "Mars Attacks", nur das die Männchen einen Helm aus Glas tragen. Wieben trägt einen aus Haaren. Die Frisur sitzt so perfekt, so in Ehren ergraut, man könnte einen Teewagen dagegenhauen und es würde sich kein Härchen krümmen.
Jede Falte seines höhnensonnenverbrannten Gesichtes scheint von versierten Gesichtsfaltenexperten verlegt worden zu sein. es ist beeindruckend.
Der letzte Grandseigneur der Tagesschau - beerbt von einer schwulen Pausbacke, die uns glauben machen will, eine wohlproportionierte Schlagersängerin gepoppt zu haben - schreitet langsam dem Eingang der Musikhalle entgegen. Er hatte niemanden erwartet. Er hatte nur gewartet. Auf das der Plebs endlich den Eingang freigebe. Es ist zwei Minuten vor Acht. Der letzte Gong ist längst verhallt.
Der NDR-Chor samt Orchester tritt in der Musikhalle auf und vor den Eingängen hat sich das übliche Kulturpublikum versammelt. Lehrer und höhere Angestellte verbeißen sich vor dem ersten Gong in käseüberschmurgelte Laugenstangen aus dem ungepflegten Weidenkorb eines Studenten, der sich mit dem Verkauf der potentiellen Salmonellenträger sein Philosophie-Studium ergaunert.
Zum kulinarischen Amoklauf spielen ein paar zwangsheitere Orchestermusiker aus St. Peterburg russische Weisen, oder das, was Deutsche als russische Weisen bezeichnen. Die Euros klingeln in ihren Balalaika-Koffern.
In gehörigem Abstand von dieser unwürdigen Szenerie, gleich neben dem Brahms-Denkmal, schaut ein Herr unendlich elegant auf seine Armbanduhr. Er lässt den linken Arm kurz nach vorne gleiten, die Manchette samt Knopf offenbart sich und darunter eine zierliche Uhr. Er wartet. Das möchte er aber nicht unter Laugenstangen und Lehrern tun. Also wartet er abseits.
Es ist der Krawattenmann 1983 Wilhelm Wieben. Der scharfe Wind streift ergebnislos an ihm vorbei, weil er keine Angriffsfläche findet.
Das jahrelange Lesen der Nachrichten in der Tagesschau hat erkennbare Schäden hinterlassen. Wieben hat einen Unterleib, doch er wirkt im Vergleich zum Torso unterrepräsentiert, kleiner und schmächtiger. Wieben wird zum Kopf hin breiter. Die Krawatte sitzt selbstredend tiptop im perfekt auf den Leib Geschneiderten.
Wiebens Kopf ist unwirklich. Es ist wie bei den kleinen grünen Männchen vom Mars in Tim Burtons "Mars Attacks", nur das die Männchen einen Helm aus Glas tragen. Wieben trägt einen aus Haaren. Die Frisur sitzt so perfekt, so in Ehren ergraut, man könnte einen Teewagen dagegenhauen und es würde sich kein Härchen krümmen.
Jede Falte seines höhnensonnenverbrannten Gesichtes scheint von versierten Gesichtsfaltenexperten verlegt worden zu sein. es ist beeindruckend.
Der letzte Grandseigneur der Tagesschau - beerbt von einer schwulen Pausbacke, die uns glauben machen will, eine wohlproportionierte Schlagersängerin gepoppt zu haben - schreitet langsam dem Eingang der Musikhalle entgegen. Er hatte niemanden erwartet. Er hatte nur gewartet. Auf das der Plebs endlich den Eingang freigebe. Es ist zwei Minuten vor Acht. Der letzte Gong ist längst verhallt.