dj saldo
22.05.2002, 21:26
Neulich begab es sich, dass ich die einzige lebendige, über die Stadtgrenzen meiner Geburtsstadt Wesel hinaus bekannte Person zu treffen: Dolly Buster. Wesel, dass muß dazu gesagt werden, hat kein leichtes Schicksal. Im Krieg nahezu völlig zerstört und zudem etwas unentschieden zwischen Ruhgebiet und Niederrhein vergessen, das Stadtbild von einer gewissen, eher unscheinbaren Ödnis geprägt und der einzige Stolz der Stadt ist das neue Preussenmuseum. Neben Konrad Duden, der nämlich in Wesel, genauer gesagt im "Konrad-Duden-Schloss", welches sich noch genauer gesagt in Lackhausen, einem kleinen Vorort, befindet, wo sich bezeichnenderweise auch eine Lackfabrik befindet (Lacke aus Lackhausen!!!), das Licht der Welt erblickte und einem gewissen "Andreas Vesalius", dessen historisches Vermächtnis mir nicht zur Gänze geläufig ist, sowie den "Schillschen Soldaten", die sich durch heldenhaftes Tun im Kriege hervorgetan haben, hat Wesel keine berühmten Stadtkinder. Abgesehen natürlich von dem Bürgermeister von Wesel, der jedoch nur im dämlichen Echotest "Esel" heißt, in Wirklichkeit mal Volker Haubitz hieß und mein Musiklehrer war, was dazu führte, dass der Musikunterricht oft ausfiel, was aber ein ganz anderes Thema ist!
Das Konrad-Duden-Schloss wurde natürlich erst nach Dudens Geburt, vermutlich sogar erst sehr viel später nach dem berühmten Sohne benannt. Bevor es vor ein paar Jahren als Hotel & Restaurant umgebaut wurde, hat es lange Zeit eine eher düstere Vergangenheit als stadtbekanntes und vertuscheltes Bordell gefristet, ein Umstand, der in der Weseler Stadtchronik so explizit nicht erwähnt wird. Dafür wurde aber meine ehemalige Schule nach ihm benannt. Zu der Zeit in den 80´er Jahren, im Zuge von "Unser Dorf soll schöner werden", als es üblich wurde, alles schöner und toller zu machen, wurde meine Schule, die bis dahin einfach "Gymmi Nord" hieß (was uns allen eigentlich gereicht hatte, um uns von "Gymmi Mitte" zu unterscheiden, welches dann zum "Andres Vesalius Gymnasium" wurde) auf "Konrad-Duden-Gymnasium" getauft. Findige Chronisten haben hernach eine 650 jährige Historie unserer Schule zusammengezimmert. Natürlich gab es dann eine 650 Jahr Feier und eine Urkunde für alle Schüler.
Doch zurück zu Dolly, der ich in meiner Jugend nie, wie so viele meiner damaligen Mitschülerinnen, bei Hugendubel, dem ersten Hause am Platze in Sachen Damenunterwäsche beim Erwerben ebensolcher begenen konnte. Damals, auf dem Schulhof vom "Gymmi Nord", später "Konrad-Duden-Gymnasium", war das natürlich erwähnenswert.
Dolly besuchte ich jedenfalls in ihrer Firma DBM - Ich vermute Dolly Buster Media oder so.... Angesiedelt einer dieser unschönen Flachdachfertigbauen, wie sie in Gewerbegebieten auf dem Lande so üblich sind. Die Empfangsdame führt mich freundlich mich in einen Aufenthaltsraum, der mir im ersten Moment die Schuhe auszieht. American Diner´s Stil. Eine Bar, Spiegel an der Wand, Barhocker. Schwarz, Rot und Chrom sind die vorherrschenden Farben. An einer Wand drei einarmige Banditen, vermutlich Originale aus Las Vegas. Eine echte Wurlitzer und zwei abgeschnittene Caddilac Cabriolet Heckteile mit integriertem Kunstleder Sofa. Eines der beiden ist, wie ich etwas später entdecke, auch eine Wurlitzer Jukebox. Respekt. An der Wand eine art Warhol-Dolly-Buster - Art Deco. Gegenüber eine Plastikpuppe (weiblich), angetan mit einem roten Glibberfummel. Kein Tageslicht, nur Neon. Geschmacklich alles in allem bedenklich.
Und dann die Krönung des Arrangements: Auf dem Tresen eine Batterie von Konditorhandwerk: Eine große Schwarzwälderkirschtore, eine Käse-Sahnetorte und eine riesen Platte mit allerlei "Teilchen". Es war ein Wochentag, 10 Uhr morgens. Ich staune und warte.
Da kommt Dino himself! Der große Dino Baumberger, gleichsam der Bernd Eichinger der Pornoprobranche. Er kurrt mich etwas missmutig an, ob ich das gewesen sei, der da gerade so über den Hof gebrettert sei. Beim nächsten Mal solle ich doch bitte etwas langsamer fahren. Wegen der Hunde. Klar, die Hunde... Die bewachen ja auch die riesige Lagerhalle, in der sich die Videos bis unter die Decke stapeln. Die Tür zum Lager geht von dem Warteraum ab. Hatte ich vergessen zu erwähnen. Ich gelobe Besserung. Unterdessen hat sich Dino, angetan mit einer braunen Strickweste, vor der Kuchenbar aufgebaut, und betrachtet stirnrunzelnd das Angebot. Um die Stimmung zwischen uns etwas zu versöhnen, überlege ich mir einen kleinen Smalltalk-Beitrag. Ich bemerke freundlich, dass ich angesichts der Uhrzeit den süßen Verlockungen des Konditorhandwerkes noch widerstehen könne. Dino hat unterdessen eine Wahl getroffen, und platziert ein beachtliches Stück Schwarzwälderkirschtorte auf seinem Teller und murmelt versöhnlich: "Ich nicht. Schlechter Charakter. Warscheinlich." Ich schmunzel höflich.
Dolly kam dann etwas später. Ich fand sie eloquent und nett. Ausserdem hat sie das Navigationssystem viel besser verstanden als ich. Sie hat mir die Fotos ihrer drei Boxer auf dem Display ihres Handy gezeigt.
Das Konrad-Duden-Schloss wurde natürlich erst nach Dudens Geburt, vermutlich sogar erst sehr viel später nach dem berühmten Sohne benannt. Bevor es vor ein paar Jahren als Hotel & Restaurant umgebaut wurde, hat es lange Zeit eine eher düstere Vergangenheit als stadtbekanntes und vertuscheltes Bordell gefristet, ein Umstand, der in der Weseler Stadtchronik so explizit nicht erwähnt wird. Dafür wurde aber meine ehemalige Schule nach ihm benannt. Zu der Zeit in den 80´er Jahren, im Zuge von "Unser Dorf soll schöner werden", als es üblich wurde, alles schöner und toller zu machen, wurde meine Schule, die bis dahin einfach "Gymmi Nord" hieß (was uns allen eigentlich gereicht hatte, um uns von "Gymmi Mitte" zu unterscheiden, welches dann zum "Andres Vesalius Gymnasium" wurde) auf "Konrad-Duden-Gymnasium" getauft. Findige Chronisten haben hernach eine 650 jährige Historie unserer Schule zusammengezimmert. Natürlich gab es dann eine 650 Jahr Feier und eine Urkunde für alle Schüler.
Doch zurück zu Dolly, der ich in meiner Jugend nie, wie so viele meiner damaligen Mitschülerinnen, bei Hugendubel, dem ersten Hause am Platze in Sachen Damenunterwäsche beim Erwerben ebensolcher begenen konnte. Damals, auf dem Schulhof vom "Gymmi Nord", später "Konrad-Duden-Gymnasium", war das natürlich erwähnenswert.
Dolly besuchte ich jedenfalls in ihrer Firma DBM - Ich vermute Dolly Buster Media oder so.... Angesiedelt einer dieser unschönen Flachdachfertigbauen, wie sie in Gewerbegebieten auf dem Lande so üblich sind. Die Empfangsdame führt mich freundlich mich in einen Aufenthaltsraum, der mir im ersten Moment die Schuhe auszieht. American Diner´s Stil. Eine Bar, Spiegel an der Wand, Barhocker. Schwarz, Rot und Chrom sind die vorherrschenden Farben. An einer Wand drei einarmige Banditen, vermutlich Originale aus Las Vegas. Eine echte Wurlitzer und zwei abgeschnittene Caddilac Cabriolet Heckteile mit integriertem Kunstleder Sofa. Eines der beiden ist, wie ich etwas später entdecke, auch eine Wurlitzer Jukebox. Respekt. An der Wand eine art Warhol-Dolly-Buster - Art Deco. Gegenüber eine Plastikpuppe (weiblich), angetan mit einem roten Glibberfummel. Kein Tageslicht, nur Neon. Geschmacklich alles in allem bedenklich.
Und dann die Krönung des Arrangements: Auf dem Tresen eine Batterie von Konditorhandwerk: Eine große Schwarzwälderkirschtore, eine Käse-Sahnetorte und eine riesen Platte mit allerlei "Teilchen". Es war ein Wochentag, 10 Uhr morgens. Ich staune und warte.
Da kommt Dino himself! Der große Dino Baumberger, gleichsam der Bernd Eichinger der Pornoprobranche. Er kurrt mich etwas missmutig an, ob ich das gewesen sei, der da gerade so über den Hof gebrettert sei. Beim nächsten Mal solle ich doch bitte etwas langsamer fahren. Wegen der Hunde. Klar, die Hunde... Die bewachen ja auch die riesige Lagerhalle, in der sich die Videos bis unter die Decke stapeln. Die Tür zum Lager geht von dem Warteraum ab. Hatte ich vergessen zu erwähnen. Ich gelobe Besserung. Unterdessen hat sich Dino, angetan mit einer braunen Strickweste, vor der Kuchenbar aufgebaut, und betrachtet stirnrunzelnd das Angebot. Um die Stimmung zwischen uns etwas zu versöhnen, überlege ich mir einen kleinen Smalltalk-Beitrag. Ich bemerke freundlich, dass ich angesichts der Uhrzeit den süßen Verlockungen des Konditorhandwerkes noch widerstehen könne. Dino hat unterdessen eine Wahl getroffen, und platziert ein beachtliches Stück Schwarzwälderkirschtorte auf seinem Teller und murmelt versöhnlich: "Ich nicht. Schlechter Charakter. Warscheinlich." Ich schmunzel höflich.
Dolly kam dann etwas später. Ich fand sie eloquent und nett. Ausserdem hat sie das Navigationssystem viel besser verstanden als ich. Sie hat mir die Fotos ihrer drei Boxer auf dem Display ihres Handy gezeigt.