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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Blobel, Guenther (geht mit seinen Hunden spazieren)



Sensenbach
19.05.2002, 02:11
Diese Universität ist ein eigener kleiner Mikrokosmos, eigentlich muss man das Gelände gar nicht verlassen. Zum Frühstück und zum Mittagessen gehe ich in die Cafeteria, abends erkunde ich den Faculty-Club und versuche Billard zu spielen. Dort stellt mir der Bartender schon bald automatisch ein Beck's auf den Tresen.
Als ich mich vom Faculty-Club auf den Heimweg mache es ist schon spät, aber es ist ein herrlich warmer Sommerabend. Die Blätter der Platanen rauschen über meinen Kopf und das Bier hat meine gute Laune wohltuend verstärkt. Ausserdem habe ich gerade gelernt was 'Scheisse' auf japanisch heisst. Japaner verlieren nicht gern beim Billard !
Die beiden grossen Hunde halten direkt auf mich zu, ich bleibe erschrocken stehen und denke 'Scheisse' auf japanisch. Es sind zwei 'Golden Retriever', die harmloseste Hunderasse der Welt. Ohne von mir Notiz zu nehmen sprinten sie an mir vorbei. In einigem Abstand folgt der Hundehalter, als er an mir vorbeigeht nickt er mir lächelnd zu.
Ich schaue ihm nach, seine weissen Haare scheinen zu leuchten. Er geht etwas steif, vielleicht ein Hueftleiden.
Guenther Blobel, Nobelpreis fuer Physiologie, 1999. Ein wirklich cooler Ort !

Herr Cohn
19.05.2002, 02:26
Danke, Sensenbach! Ich mag Geschichten, in denen rauschende Platanen, Scheiße auf japanisch und ein weißhaariger Wissenschaftler vorkommen.

O de Cologne
19.05.2002, 04:36
Eine schöne, runde, kleine Geschichte. Prima.
Was heisst denn bitte Scheisse? Und wie heissen solch coole Orte? Das Fehlen dieser Angaben in der Geschichte fand ich angenehm zurückhaltend.
Aber jetzt: Raus mit der Sprache!

Naja, okay, New York steht im Profil ... aber der Rest! Sagen!

Sensenbach
19.05.2002, 18:34
Danke ! Jetzt habe ich keine Angst mehr.

@O de Cologne: Ich kann leider keine Lautschrift. Aber wenn sich die Japaner beim Billard so richtig ärgern sagen sie etwas wie "Tschi-Ko-Tschooh", dabei wird je nach Grad der Entrüstung die Betonung auf die letzte Silbe gelegt. Ich hoffe ich habe eventuell anwesende Japanologen nicht vor den Kopf gestossen. Übrigens können sich inzwischen einige Japaner auch auf deutsch ärgern.
So geschehen ist diese Begegnung im Sommer letzten Jahres an der Rockefeller University in New York.

Aporie
19.05.2002, 19:38
Da macht uns doch endlich einer vor, wie man kurz und gut schreibt. Auch wenn es dann Fußnoten braucht. Und dass die nicht im Text vorkommen, ist erst noch besser.

Allen zum Lesen empfohlen, die - wie ich - zu lange Geschichten schreiben.

zoegernitz
19.05.2002, 20:11
chikusho ist eine art verschärfte version von kuso (scheisse). hat auf unübersetzbare weise irgendwas mit tieren und shintoismus oder buddhismus zu tun.